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Hausarbeit (Hauptseminar), 2018
17 Seiten, Note: 1,0
1. Einleitung
2. Zur Novelle ,,Im Nachbarhause links“
2.1 Sachanalyse
2.2 Epoche ,,Realismus“
3. Didaktische Überlegungen
3.1 Literaturdidaktik in der Schule
3.2 Themenschwerpunkte Sekundarstufe II
3.3 Zielsetzung der Konzeption
4. Methodische Überlegungen
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Was mich hauptsächlich beherrscht – und das verschlingt alles andere –, das ist der Ekel, einer Gesellschaft von Kreaturen anzugehören, die außer den übrigen ihnen von der Natur auferlegten Funktionen des Futtersuchens, der Fortpflanzung usw. auch die mit elementarischer Stumpfheit befolgt, sich von Zeit zu Zeit gegenseitig zu vertilgen. Das Bestehen der Welt beruht darauf, daß alles sich gegenseitig frißt, oder vielmehr das Mächtigere immer das Schwächere; den Menschen als den Mächtigsten vermag keines zu fressen; also frißt er sich selbst, und zwar im Urzustand buchstäblich (…). (Theodor Storm, 03.08.1870 in einem Brief an seinen Sohn).
Das Zitat aus einem Brief vom 03.08.1870 an seinen Sohn Ernst macht deutlich, dass die Weltsicht Theodor Storms von dem neuen Gesellschaftsbild geprägt war. Er weist auf die Entwicklung der Gesellschaft hin, die die Starken fördert und die Schwachen eliminiert.
In einem weiteren Zitat, das am 14.08.1883 in Storms Notizen ,,Was der Tag gibt“ festgehalten wurde, verdeutlicht er seine Meinung über die Gesellschaft erneut.
,,Ich habe eben einer Spinne zugesehen, wie sie eine kleine zappelnde Fliege einwickelte und anbiß, und begreife aufs Neue immer wieder nicht, wie denkgeschulte Menschen die Erschaffung dieser grausamen Welt einem alliierenden und barmherzigen Gotte zuschreiben können Oder ist das mit der Spinne etwa nur eine Verirrung von der Natur und nicht diese selbst und sollten die Spinnen eigentlich auch Vegetarier sein?- Freilich der Mensch sitzt am Ende bequem genug und kann sich allerlei schöne Gedanken machen, d.h. soweit er sich nicht selbst frißt.“
Die Novelle ,,Im Nachbarhause links“ von Theodor Storm ist laut Fritz Böttger ein ,,Meilenstein auf der Straße der verlorenen Illusion“ (Böttger, 1959: 278). Damit vertritt er die Meinung, dass Theodor Storm in seinen Werken, die ab 1870 entstanden, deutlich machen möchte, wie enttäuscht er über die Entwicklungen der Gesellschaft nach Gründung des Deutschen Reiches ist. Diese Enttäuschung wird zugleich in den anfangs aufgeführten Zitaten deutlich. Storm wollte eine Gesellschaft zum Nutzen aller Individuen, die von Bauern und Bürgern getragen wird. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung war die Idee des ,,Volksstaates“ jedoch hinüber, so dass Storm, geprägt von dem Unmut seiner persönlichen Lebensumstände, von der gesellschaftlichen Entwicklung enttäuscht wurde (vgl. Böttger, 1959). Diese Enttäuschung verdeutlicht er in einigen seiner Novellen. Diese Novelle werden auch als ,,Desillusionierungsnovellen“ bezeichnetet. Neben ,,Carsten Curator“, ,,Draußen im Heidedorf“, ,,Hans und Heinz Kirch“ und ,,Waldwinkel“ gehört auch ,,Im Nachbarhause links“ dazu.
In folgender Ausarbeitung geht es um die Novelle ,,Im Nachbarhause links“ und dessen Bedeutung für die Literaturdidaktik in der Schule. Exemplarisch wird anhand der Novelle von Theodor Storm eine Unterrichtskonzeption aufgezeigt, die sich auf eine Unterrichtseinheit zum Thema Realismus im Deutschunterricht der Oberstufe bezieht. Dabei wird geprüft, welche Bedeutung die Lektüre für den Deutschunterricht hat und inwiefern sie thematisiert werden kann. Die Unterrichtskonzeption bezieht sich auf die Kernkompetenzen und Lernziele der aktuellen Fachanforderungen des Landes Schleswig-Holsteins.
Zunächst wird noch einmal kurz der historische Hintergrund der Novelle dargestellt, bevor eine Sachanalyse diesem folgt. Anschließend wird auf die Literaturdidaktik in der Schule eingegangen und es werden didaktische Überlegungen aufgestellt. An dieser Stelle werden auch angestrebte Lernziele und Kernkompetenzen der Sekundarstufe II erläutert. Abschließend folgen methodische Überlegungen zur Umsetzung in der Schule und ein umfassendes Fazit.
Die Novelle ,,Im Nachbarhause links“ ist 1875 entstanden und wird, wie bereits in der Einleitung erwähnt, zu den Desillusionsnovellen Storms gezählt. Storm besaß eine liberale Weltanschauung und wollte eine Gesellschaft, die frei und zum Nutzen aller Bürger war. Im 19. Jahrhundert gab es viele Veränderungen in Deutschland, so dass das Jahrhundert vor allem aufgrund der vielen Entwicklungen auch als „langes 19. Jh.“ beschrieben wird.
Die industrielle Revolution setzte ein, das Streben nach Partizipation an der Politik wurde immer deutlicher und mit der Märzrevolution im Jahre 1848 wurden die Grundrechte ausgerufen. Die Gesellschaft musste sich mit einem immer größer werdenden wirtschaftlichen Wachstum und gegenüberstehenden sozialen Missständen auseinandersetzen (vgl. Müller, 2009).
Dies widersprach der Weltanschauung Storms, der seine Enttäuschung über die gesellschaftlichen Entwicklungen in seinen Erzählungen zum Ausdruck brachte. Nachdem 1867 die Provinz Schleswig-Holstein unter der Verwaltung Preußens entstand, musste auch Storm, der Landvogt in Husum war, eigene persönliche Veränderungen spüren. Die eigenen persönlichen Umstände sowie die Entwicklungen in seiner Heimat unter preußischer Herrschaft führten ihn zur religiösen, politischen und humanitären Desillusionierung (vgl. Böttger,1959). In der Novelle ,,Im Nachbarhause links“ brachte er seinen Unmut über die gesellschaftlichen Entwicklungen zum Ausdruck.
Die Novelle ,,Im Nachbarhause links“ von Theodor Storm handelt von einer Beziehung zwischen einem Stadtsekretär und einer alten, verwitweten Dame, die im Besitz eines großen Vermögens ist.
Bereits der Einstieg in die Geschichte macht deutlich, dass es sich um eine besondere Geschichte handelt. Storm macht ganz bewusst auf das Ende der Geschichte aufmerksam und rückt die Hauptfigur in ein besonderes Licht. So beginnt Storm mit der Aussage
,‚Wenn du es h ören willst‘, sagte mein Freund [...]. Aber die Heldin meiner Geschichte ist nicht gar zu anziehend; auch ist es eigentlich keine Geschichte, sondern nur etwa der Schluß einer solchen. ,,Danke es“, versetzte ich, ,,unserer heutigen Novellisitik, daß mir das letzte jedenfalls besonders angenehm erscheint.“ So?- Nun also!“ (S. 995).
Erst nach diesem einleitenden Satz wird der Erzähler deutlich. Ein Stadtsekretär erzählt die Geschichte 30 Jahre später. Zunächst wird das Setting beschrieben und es wird das erste Mal Bezug zum Titel genommen, indem von zwei ungleichen Nachbarn, dem rechten und dem linken Haus, erzählt wird. In diesen Zusammenhang verwendet der Erzähler für das rechte Haus durchweg positive konnotierte Wörter, wie beispielsweise ,,sauber gehalten“, ,,lustige Kinderstimmen“, ,,blühende Blumen“. Das linke, Richtung Norden liegende Haus beschreibt er im Gegensatz dazu mit eher negativen Ausdrücken: ,,ein hohes düsteres Gebäude“, ,,graues Spinngewebe“, ,,gänzlich abgeblättert“ oder ,,wie in Todesschweigen“ (S. 995). Dem Leser wird bereits eine Abneigung gegenüber dem linken Haus vermittelt und, ohne die Hauptfigur zu kennen, nimmt der Leser eine gewisse Annahme über die Bewohnerin des Hauses ein.
Anschließend wird die Bewohnerin des linken Hauses kurz vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine ,,uralte Witwe“ mit dem Namen Jansen, die abgeschottet und selbstversorgend in dem Haus wohnt. Auch wenn die anderen Nachbarn die Witwe verspotten, gelingt es dem Stadtsekretär ihr gegenüber relativ unvoreingenommen zu sein. Trotzdem er es mehrfach versuchte, an ihrer Haustür zu klopfen, wurde er nie hereingebeten.
Bei einem zufälligen Treffen im Garten bei der Obsternte kommt es zur ersten ernsthaften Begegnung des Stadtsekretärs mit der Witwe. Auch der Leser erfährt in diesem Moment das erste Mal etwas mehr über Frau Jansen (S. 997). Der Stadtsekretär erblickt den verwucherten Garten des Nachbarhauses und im Gegensatz dazu eine ,,zusammen- gekrümmte Frauengestalt“ mit ehemals sehr teurer und modischer Kleidung.
Gleichzeitig beobachtet er, dass Frau Jansen sich gänzlich selbst versorgt und in ihrem Unkraut im Garten die Obsternte erledigt. In diesem Moment kommt es zur ersten Kontaktaufnahme der beiden Hauptpersonen. Als die Witwe feststellt, dass der Stadtsekretär sie beobachtet, reagiert sie mit einem ,,Knicks im strengsten Stil“ (S. 999). Anschließend erhielten der Stadtsekretär und seine Frau in den nächsten Tagen nach Empfehlung von Frau Jansen einen Korb voller Birnen aus ihrer Ernte.
Anschließend folgt eine Rückblende in die Kindheit des Sekretärs, indem von einer Jugendliebe des Großvaters erzählt wird. Dabei wird deutlich, dass die Jugendliebe bereits im jungen Alter im Besitz zahlreicher Schätze war. ,, (…), und ich durfte dann mit ihr den goldenen Schatz besehen, den sie aus der Blechbüchse in ihrem Schoß geschüttet hatte.“ (S.1000). Sein Großvater besaß gegensätzlich nur einen Holzschrank voller ,,Erinnerungsstücke“ (S.1000).
Im Anschluss an die Rückblende macht der Stadtsekretär sich auf den Weg, das alte Haus des Großvaters zu finden. Bei der Suche findet er jedoch nur das alte Haus der Jugendliebe, auf dessen Veranda ein ausgestopfter Hai hängt. In diesem Zusammenhang können Rückschlüsse bezüglich der Vergänglichkeit und des gesellschaftlichen Wandels gezogen werden. Das alte Haus des Großvaters mit seinen Erinnerungsschätzen ist in der heutigen Welt nichts mehr wert, so dass auf dem Grundstück ein neues Haus errichtet wurde. Im Gegensatz dazu steht das Haus der reichen Nachbarin noch. Der ausgestopfte Hai kann als das Überlebenszeichen der materiellen Umstände angesehen werden.
Zum ersten richtigen Zusammentreffen der Hauptfiguren kommt es anschließend nach einem Schwächeanfall der alten Witwe. Als Stadtsekretär soll er auf rein geschäftlicher Ebene untersuchen, ob die Frau noch als zurechnungsfähig angesehen werden kann (S.1008). Bei einem Gespräch wird das materialistische Denken von Frau Jansen deutlich. Sie kümmert sich nur um ihr Erbe, ihr Geld und dessen Schutz. Aus Angst, als unzurechnungsfähig erklärt zu werden und nicht mehr über ihr Vermögen verwalten zu können, überschreibt sie dem Stadtsekretär ihr gesamtes Vermögen. , ,Nein“, sagte sie dann, ,,Sie sind ein junger Mann; aber ich weiß es, Sie werden ein armes altes Weib nicht hintergehen.“ (S.1009).
In diesem Abschnitt wird erneut der Begriff des Zauberers erwähnt. Dabei hinterfragt der Stadtsekretär sich selbst, ob es etwas mit dem Zauberer zu tun hatte, wie er bereits auch schon von einem seiner anderen Nachbarn betitelt wurde. Es gelang ihm Kontakt zu Frau Jansen aufzunehmen, was in der Vergangenheit keiner anderen Person gelungen ist. Zudem überschreibt sie ihm ihren gesamten Besitz.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wird deutlich, dass der Zauber etwas mit dem Aussehen und der Ähnlichkeit zu seinem Großvater zu tun hatte. Nur aufgrund der Äußerlichkeiten und der Ähnlichkeit kann der Stadtsekretär eine Beziehung zu Frau Jansen aufbauen. Es wird deutlich, dass es sich bei der zuvor erwähnten Jugendliebe des Großvaters um eben genau diese Frau gehandelt habe und die Äußerlichkeiten Frau Jansen an den Großvater erinnern.
Zum Abschluss der Novelle möchte Frau Jansen dann doch ihr Vermögen an ihre Nichte vererben, damit diese nicht unter Stand heiratet (S. 1015). Dies ist erneut ein Zeichen dafür, wie wichtig Frau Jansen ihr Vermögen und das gesellschaftliche Ansehen ist. Obwohl im 19. Jahrhundert das Ständesystem abgeschafft wird, hat es für Frau Jansen immer noch eine besondere Bedeutung.
Auf den ersten Blick wird deutlich, dass Storm mit Frau Jansen eine Figur gewählt hat, die in der Gesellschaft einen Außenseiter darstellte. Im gleichen Atemzug spiegelt aber genau dieser Außenseiter besondere Merkmale der Gesellschaft wider. Frau Jansen lebt allein mit ihrem Geld und Besitz in ihrem Haus und ist dabei von jeglichem sozialen Leben abgeschottet. Die Witwe kann als Produkt der ökonomischen Gesellschaftsform des Jahrhundertendes angesehen werden. Storm kritisiert damit die gesellschaftliche Entwicklung, in der wirtschaftlicher Erfolg über den sozialen und menschlichen Beziehungen steht. Die Entwicklung dazu, dass der Gesellschaft Reichtum und Besitz wichtiger erscheint als menschliche Beziehungen. Den kapitalistischen Entwicklungen werden Familie und Freunde zum Opfer (vgl. Tschorn, 1978).
Zum Ende der Geschichte gelingt es Frau Jansen dann doch nicht, ihr Vermögen an ihre Nichte zu vererben. Sie stirbt noch in der Nacht vor der Änderung des Testaments. Storms klares Meinungsbild bezüglich der kapitalistischen Gesellschaft wird hier deutlich, da es der Hauptfigur am Ende nicht gelingt, ihren Willen zu erreichen.
,,Literatur ist immer von bestimmten Entstehungsbedingungen abhängig. Deren historische Koordinaten versucht man in Arbeiten zur Literaturgeschichte zu fixieren und zu erforschen. Es gibt zahlreiche Literaturgeschichten (…), die solches leisten und dadurch nur die Spitze eines Eisbergs sind, da sie nur einen Bruchteil der veröffentlichten literarischen Texte berücksichtigen können.“ (Neuhaus, 2009:128)
Literaturgeschichte wird in der Regel in Epochen eingeteilt. Diese Epochen können jedoch nicht klar eingegrenzt und voneinander unterschieden werden. Es handelt sich hierbei nur um ein Raster, um einen allgemeinen Überblick zu erhalten. Besonders für Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, bezüglich der Epochen nicht in ,,Schubladen“ zu denken, sondern eher ,,themen- und problemzentriert“ zu arbeiten. So ist häufig auch von Strömungen oder Richtungen die Rede.
,,Der Realismus ist eigentlich ein Idealismus, insofern er vom Autor verlangt, bestimmte soziale wie ästhetische Grenzen einzuhalten und mit der kritischen Darstellung des bürgerlichen Alltags auch gleich Ideen und Anregungen zur positiven Veränderung mitzuliefern.“ (Neuhaus, 2009: 155-156).
Theodor Fontane beschrieb den Realismus in seinem Aufsatz von 1853 ,,Unsere lyrische und epische Poesie seit 1848“ mit den Worten ,,Was unsere Zeit nach allen Seiten hin charakterisiert, das ist ihr Realismus“. Dabei macht er auch klar, was Realismus nicht bedeutet: ,,Vor allen Dingen verstehen wir nicht darunter das nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am wenigsten seines Elends und seiner Schattenseiten“ (Fontane, S. 42). Bei den Textsorten handelt es sich vor allem um Novellen, Balladen und Romane. Neben Theodor Fontane gehören Gottfried Keller, Adalbert Stifter, Wilhelm Raabe, Conrad Ferdinand Meyer und Theodor Storm zu den wichtigsten Realisten (vgl. Neuhaus, 2009). Im Realismus wird sich vor allem mit der Situation des Bürgertums auseinandergesetzt. Mit den Motiven der Kontraste, der Symbolik und der Ironie spielt der Anspruch und die Wirklichkeit eine entscheidende Rolle (ebd.).
Die Novelle ,,Im Nachbarhause links“ spiegelt einige dieser Merkmale wider. Die Kritik an der gesellschaftlichen Entwicklung wird mit der Darstellung einer kapitalistischen Hauptfigur und deren einsamen, isolierten Leben im Kontrast zu der ihrigen Nachbarschaft dargestellt. Das düstere Nachbarhause links gilt dabei als Symbolik für die Charaktereigenschaften der Hauptfigur Jansen. Die Ironie ergibt sich aus dem Kontrast der vergangenen und heutigen Zeit. Es wird deutlich, dass im Laufe der Zeit sich diese Eigenschaften durchsetzen konnten und menschliche Beziehungen und soziale Eigenschaft immer mehr in Hintergrund gerückt werden.
Die Novelle ,,Im Nachbarhause links“ von Theodor Storm kann in der Sekundarstufe II Anwendung finden. Der Deutschunterricht in der Oberstufe baut auf den erworbenen Kompetenzen der Sekundarstufe I auf. Dabei wird zwischen verschiedenen Halbjahresthemen unterschieden, die thematisiert werden sollten und die für die abschließende Abiturprüfung relevant sind. Das Fach Deutsch hat das Ziel, dass sich Schülerinnen und Schüler ,,mit dem Einfluss von Literatur, Sprache, Kommunikation und Medien auf ihr Bild von Wirklichkeit“ auseinandersetzen (Ministerium für Schule und Berufsbildung, 2014: 48).
Es wird zwischen den Kompetenzbereichen ,,Lesen“, ,,Schreiben“, ,,Sprechen und Zuhören“, ,,Sich mit Literatur und Medien auseinandersetzen“ und ,,Sprache und Sprachgebrauch reflektieren“ unterschieden. Sowohl die prozessbezogenen Kompetenzen (Lesen, Schreiben, Sprechen und Zuhören) als auch die domänenspezifischen Bereiche sollten in jedem Halbjahresthema integriert werden. Eines der wichtigsten Ziele ist es, die Lesekompetenz weiterzuentwickeln, die ,,als die Fähigkeit, Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“ definiert wird (ebd.).
Weitere Ziele sind die Handlungs- und Kritikfähigkeit bezüglich Literatur und Medien zu verbessern, den bewussten Sprachgebrauch und einen reflektieren Umgang mit Sprache zu schulen sowie zur Teilhabe am kulturell-literarischen Leben beizutragen. Schülerinnen und Schüler entwickeln Gesprächskompetenz und ein literaturgeschichtliches und ästhetisches Bewusstsein. In der Sekundarstufe II wird vor allem die Argumentations- und Reflexionsfähigkeit und der bewusste Umgang mit Sprache für die Teilhabe an Gesellschaft und Kultur gestärkt (ebd.).
Swantje Ehlers (2016) beschreibt Literaturdidaktik in ihrem Buch ,,Literaturdidaktik- Eine Einführung“ wie folgt:
Literaturdidaktik ist die Wissenschaft vom Lehren und Lernen von Literatur und literarischen Erzählmedien im institutionellen Rahmen von Schule, die Literatur und Erzählmedien unter dem Aspekt ihres Bildungswertes für Schüler und ihrer Lehr- und Lernbarkeit betrachtet.
(Ehlers, 2016: 13).
Dabei befasst sich Literaturdidaktik zudem mit der Funktion von Literatur im schulischen und außerschulischen Kontext sowie mit dem Wandel bezüglich veränderter Medienwelten. Die Literaturdidaktik begründet, welches Wissen über Epochen, Medien, Gattungen oder Autoren im schulischen Rahmen vermittelt werden sollte und welche Themen und Kenntnisse für bestimmte Bildungsziele von Bedeutung sind. Weiterhin prüft die Literaturdidaktik wie Lese- und Interpretationsfähigkeiten von Schülerinnen und Schüler in den verschiedenen Altersklassen geschult und erlernt werden können (vgl. Ehlers, 2016).
Eine weitere Aufgabe besteht darin, Konzepte zur Literaturvermittlung zu entwerfen, diese in der Praxis zu prüfen und curriculare Vorgaben zu entwickeln. Dabei wird untersucht, welche Methoden für , ,die Ausbildung von literar-ästhetischen und hermeneutischen Kompetenzen“ effektiv sind und ,, welche Lernwege geeignet sind, um Schüler an Texte und Medien heranzuführen und Neugierde und Interesse zu wecken“ (ebd).
Des Weiteren befasst sich die Literaturdidaktik in der Sekundarstufe II mit unterschiedlichen Schlüsselfragen. Hierbei geht es beispielsweise um die Stofffülle, welche in der Vergangenheit immer wieder zur Diskussion führte. Der Unterricht in der Oberstufe ist in allen Bundesländern mit dem Ziel des Abiturs aufgebaut und orientiert sich somit an länderübergreifenden Prämissen und Anforderungen. Heute steht vor allem der , ,literarhistorische Kursus mit seinen schematischen Einblicken in Epochen oder Epochenumbrüchen“ (Kämpfer, Van den Boogaart, 2016: 142) im Fokus. Zudem nehmen Kontextualisierungsvorgaben, wie Ausrichtung auf Intermedialität oder Interkulturalität einen immer größeren Stellenwert ein (vgl. Frederkind u.a. 2013).
Eine weitere Schlüsselfrage ist laut Kämpfer und Van den Boogaart (2016), ob fachliche Unterrichtsziele oder erzieherische Anliegen den Literaturunterricht dominieren sollten. Dabei geht es vor allem um erzieherische Anliegen, die in der Historie und Tradition begründet sind und durch Literatur vermittelt werden. In diesem Zusammenhang kann auch eine weitere Schlüsselfrage betrachtet werden und zwar, ob es einen Literaturkanon geben sollte. Es wird immer wieder darüber diskutiert, ob es bestimmte Werke gibt, die jeder Abiturient gelesen haben sollte, und ob besonders Literatur gelesen werden muss, die privat keinen Stellenwert einnimmt und nur im Rahmen der Schule Anwendung finden kann (ebd.:144). Die KMK-Bildungsstandards legen zumindest fest, dass Abiturienten einen literaturhistorischen Kursus hinter sich gebracht haben, der mindestens vom 18. bis ins 21. Jahrhundert reicht.
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