StoryCorps ist eine amerikaweite Initiative, Bürger zu motivieren, sich gegenseitig zu interviewen und die Erinnerungen auf Band aufzuzeichnen, die dann im Folklife Center der Library of Congress in Washington archiviert werden. Gegründet wurde das Projekt von MacArthur-Preisträger David Isay im Rahmen seiner vielfach ausgezeichneten gemeinnützigen Aufnahmefirma Sound Portraits Production (SPP), die seit 1994 die Stimmen sonst eher vernachlässigter Bevölkerungskreise einer breiten Öffentlichkeit in Rundfunksendungen und Publikationen vorstellt. Dabei werden soziale, erzieherische, kulturelle und künstlerische Elemente verbunden.
Auf Grund der Dimension der Aufwertung dessen, was der durchschnittliche Bürger aus seinem Leben zu erzählen hat, fügt sich StoryCorps thematisch in das diesjährige Thema „Empowerment. Strengthening people“ von USABLE ein. Es ist dringend, auch in Deutschland in einer historisch so bedeutsamen Phase wie der jetzigen die Erfahrungen und Erinnerungen der verschiedenen Generationen nicht verloren gehen zu lassen. Deutschland befindet sich an einem entscheidenden Schnittpunkt der Geschichte, der mit Hilfe eines flächendeckenden Oral-History-Projekts auf breiter Ebene festgehalten werden sollte, bevor die das Bewusstsein für die historische Einmaligkeit der Zeitenwende nach der Wiedervereinigung verloren geht. Deutschsein und deutsche Identität haben sich gewandelt, neu geformt und auch wieder an alten Traditionen festgehalten.
Eine integrative Methode wie StoryCorps könnte Menschen in weiten Teilen Deutschlands auf demokratische Weise in die Lage versetzen, ihre eigenen Geschichten innerhalb der Familie oder dem Freundeskreis zu erfassen und künftigen Generationen zu übermitteln. Das Interesse an ihren Lebensgeschichten und die damit verbundene Anerkennung schafft eine soziale Aufwertung, die sich in positiven emotionalen Erfahrungen ausdrückt. Das Wichtig-genommen und Gehört-werden ist ein menschliches Grundbedürfnis, das mit diesem Projekt gefördert werden und dem Ignorieren breiter Bevölkerungskreise entgegenwirken kann. Dazu zählt auch das befriedigende Gefühl, durch die Archivierung der eigenen Lebensgeschichte für eine spätere Verwendung einen Beitrag zur Mitgestaltung der Zukunft zu leisten.
Ich freue mich sehr, das Projekt StoryCorps der Körberstiftung im Folgenden näher zu beschreiben, es zu bewerten und Vorschläge für eine Implementierung in Deutschland zu unterbreiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- I. Beschreibung des Projekts StoryCorps von David Isay
- II. Bewertung und Kritik des vorgeschlagenen Projekts
- 1. Kritische Anmerkungen und Vorschläge zur Modifizierung
- a) Kulturelle Unterschiede
- b) Mögliche Vorbehalte
- c) Kritische Punkte des Modells StoryCorps
- 2. Warum kann Deutschland von StoryCorps profitieren?
- 3. Das innovative Element für Deutschlands Erinnerung
- 1. Kritische Anmerkungen und Vorschläge zur Modifizierung
- III. Plan der Umsetzung
- a) Ein deutscher Name
- b) Projektleitung
- c) Finanzierung des Projekts und Zeitrahmen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert das amerikanische Projekt StoryCorps, das Erinnerungen von „gewöhnlichen“ Menschen in Tonaufnahmen festhält. Ziel ist es, die Eignung dieses Modells für eine demokratische Erinnerungskultur in Deutschland zu bewerten und ein Konzept für eine Implementierung zu entwickeln.
- Die Bedeutung von Oral History und deren Rolle in der Gestaltung von kollektiver Erinnerung
- Das Empowerment von „gewöhnlichen“ Menschen durch die Präsentation ihrer persönlichen Geschichten
- Die Relevanz von intergenerationalem Dialog und dem Austausch von Erfahrungen
- Kulturelle Unterschiede und Herausforderungen bei der Adaption eines US-amerikanischen Modells auf Deutschland
- Die demokratische Dimension von StoryCorps und seine potenzielle Wirkung auf die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Autorin stellt das Projekt StoryCorps vor und erklärt ihren persönlichen Bezug zu Oral History-Projekten. Sie hebt die zeitgeschichtliche Relevanz von StoryCorps und dessen innovative Methode hervor.
- I. Beschreibung des Projekts StoryCorps von David Isay: Das Projekt wird detailliert dargestellt, einschließlich der Mission, der Methodik und der zentralen Elemente, wie der Fokus auf „gewöhnliche“ Menschen und die technische Unterstützung bei der Durchführung der Interviews. Die soziale und humane Dimension von StoryCorps und dessen Einbindung in die „Empowerment. Strengthening people“-Thematik des USABLE-Wettbewerbs wird betont.
- II. Bewertung und Kritik des vorgeschlagenen Projekts: Die Autorin analysiert die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Deutschland und diskutiert mögliche Vorbehalte gegen das Projekt. Kritische Punkte des StoryCorps-Modells werden angesprochen und gleichzeitig Argumente für die Übertragbarkeit auf Deutschland vorgebracht. Das innovative Element von StoryCorps für Deutschlands Erinnerungskultur wird dargestellt.
- III. Plan der Umsetzung: Die Autorin skizziert die wichtigsten Aspekte einer deutschen Umsetzung von StoryCorps, einschließlich Namensfindung, Projektleitung und Finanzierung.
Schlüsselwörter
StoryCorps, Oral History, Erinnerungskultur, demokratische Prozesse, Empowerment, intergenerative Kommunikation, Transatlantische Zusammenarbeit, kulturelle Unterschiede, Deutschland, USA.
- Quote paper
- Dr. phil. Irmtraud Eve Burianek (Author), 2008, Wer ist erinnerungswürdig in Deutschland? Ein Beitrag zur Implementierung eines demokratischen Erinnerungsprojekts nach dem Modell "StoryCorps", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/445260