Sprachdidaktik als ein Anwendungsbereich der Textlinguistik


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gegenstand der Textlinguistik
2.1. Texte als Untersuchungsgegenstand
2.2. Betrachtungsperspektiven von Texten

3. Angewandte Textlinguistik
3.1. Textlinguistik und Sprachdidaktik
3.1.1. Muttersprachendidaktik
3.1.1.1. Textlinguistik und muttersprachliche Textproduktion
3.1.1.2. Textlinguistik und muttersprachliche Lesekompetenz
3.1.2. Fremdsprachendidaktik
3.1.2.1. Textlinguistik und fremdsprachliche Textproduktion
3.1.2.2. Textlinguistik und fremdsprachliche Textrezeption
3.2. Weitere Anwendungsbereiche
3.2.1. Der Einfluss der Textlinguistik auf die Übersetzungswissenschaft und die Kontrastive Linguistik
3.2.2. Textlinguistik und Literaturwissenschaft

4. Ausblick

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Jede wissenschaftliche Disziplin hat Bezugswissenschaften, aus denen sie für ihre eigenen Arbeit relevant erscheinende Analysegegenstände, Verfahren und Erkenntnisse entnimmt.[1] Mit Texten als Forschungsgegenstand beschäftigen sich zahlreiche Wissenschaftsdisziplinen, um sie zu erhalten, weiterzugeben, zu deuten und um Erkenntnisse zu gewinnen, dabei haben die verschiedenen Bereiche unterschiedliche Interessen an Texten.[2] So werden auch textlinguistische Überlegungen in ein interdisziplinäres Pro-blemfeld integriert und für praxisorientierte Anwendungsbereiche, wie z.B. die Analyse von Pressetexten, Untersuchungen der Textplanung, und das Textverstehen von Nachrichten genutzt. Die Sprachdidaktik stellt einen weiteren, meiner Meinung nach sehr wichtigen Anwendungsbereich der textlinguistischen Forschungserkenntnisse dar[3]. Laut Beaugrande und Dressler könnten die praktisch relevanten Verwendungen von Erkenntnissen der textlinguistischen Forschung einige Bücher füllen. Sie nennen die folgenden Gebiete als Bereiche in denen Texte entweder ein Untersuchungsobjekt oder ein Forschungsinstrument darstellen: Kognitionswissenschaft, Soziologie, Anthropologie, therapeutische Psychologie, Sprachtherapie, Literaturwissenschaft, Übersetzungswissenschaft, Kontrastive Linguistik, Fremdsprachendidaktik und Computerwissenschaft.[4]

Die Textlinguistik kann laut Sowinski als eine theoretische Disziplin der Sprachwissenschaft. angesehen werden, der sich verschiedene Anwendungsbereiche zuordnen lassen. Er spricht von der sogenannten Angewandten Textlinguistik[5] Diese Arbeit soll einen Einblick in einige Anwendungsmöglichkeiten textlinguistischer Forschungsergebnisse in ausgewählten Bereichen, insbesondere auf dem Gebiet der Sprachdidaktik geben.

2. Gegenstand der Textlinguistik

„Seit den 60er Jahren entwickelte sich die Textlinguistik zu einer relativ selbstständigen Disziplin und weitete sich zu einem interdisziplinären Forschungsfeld aus. Auch bei ganz verschiedenen Forschungsschwerpunkten stehen außer dem Text selbst Textkohärenz und Textsorte[6] im Mittelpunkt der Untersuchungen.“[7] Auf dem Forschungsgebiet der Textlinguistik werden Strukturierungs- und Formulierungsvarianten von Textganzheiten untersucht und eigene Beschreibungsmodelle dafür entwickelt.[8]

2.1. Texte als Untersuchungsgegenstand

Der Hauptuntersuchungsgegenstand dieser Überlegungen ist der Text selbst als komplexe Ganzheit mit seiner Oberflächenstrukturierung, z.B. durch kohäsive Beziehungen, Strukturierungs- und Formulierungsmuster und seiner Bedeutung. Texte sind in übergreifende Interaktionszusammenhänge eingebettet, z.B. die Einbindung von Texten in Diskurse. Sie sind von grundlegender Bedeutung für die Existenz menschlicher Gesellschaft, denn mit ihrer Hilfe können gesellschaftliche Beziehungen konstituiert werden. Heinemann und Viehweger sprechen von sprachlicher Kommunikation durch Texte und somit vom Text als einem „fundamentalen gesellschaftlichen Faktum“. Die Fähigkeit mit häufigen Textklassen aktiv bzw. passiv umgehen zu können ist daher Voraussetzung dafür, dass jedes Mitglied einer Gesellschaft sprachlich kommunikativ tätig sein kann.[9]

2.2. Betrachtungsperspektiven von Texten

Der Untersuchungsgegenstand Text wird in der Literatur aus grammatischen, semantischen, kognitiven und pragmatisch-kommunikativen Perspektiven betrachtet. In den meisten Grammatikdarstellungen werden Texte als linguistische Einheiten ignoriert, da deren interaktionales Funktionieren schwer in Regeln zu fassen ist. Jeder Text besteht zwar aus grammatischen Elementen, die auch notwendig zum Textverstehen sind, aber das Wesen von Texten ist nicht auf grammatische Phänomene zurückführbar. Bedeutungen und Informationen, die durch Wörter, Sätze und Texte transponiert werden, sind wichtiger als grammatische Strukturen. Die Bedeutungen von Wörtern werden vom Rezipienten identifiziert und kontextuiert. Sie sind beim Erfassen von Satzinhalten von wichtiger Bedeutung; diese wiederum sind zu Teil-Text-Bedeutungen gebündelt. Ein Text ist dann vom Rezipienten verstanden, wenn er den inneren Zusammenhang der Teil-Text-Bedeutungen und somit das Textthema und den Textsinn erschlossen hat. Ohne semantische Bedeutungen wären Texte ohne Sinn, aber Texte bestehen nicht nur aus semantischen Aspekten, denn Texte von gleicher Form und Bedeutung können in der praktischen Kommunikation in unterschiedlichen Weisen funktionieren. Somit werden die pragmatisch-kommunikativen Basisfaktoren als grundlegend für Texte in jeder Beziehung angesehen. Jedem Text liegt ein kommunikativer Anlass bzw. eine Kommunikationsaufgabe zugrunde. Die spezifische Intention, die durch einen an einen Partner gerichteten Text realisiert werden soll, ergibt sich aus der Motivation des Handelnden. Von entscheidender Bedeutung für das Zustandekommen von Textstrukturen und Textformulierungen ist also die pragmatische Eingebettetheit von Texten. Kognitive Faktoren spielen bei der Konstitution und der Interpretation von Texten zwar auch eine Rolle, aber dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich die Textlinguistik mit neuronalen Grundlagen der Kognition sowie mit Prozessen der Speicherung und Aktivierung von Kenntnissystemen befassen müsste. Diese Fragestellungen sind Gegenstand der kognitiven Linguistik und der kognitiven Psychologie.[10]

3. Angewandte Textlinguistik

Lange Zeit wurden linguistische Theorien und Modelle erstellt, um abstrakte innersprachliche Überlegungen zur Beschreibung von Sprachstrukturen zu erstellen. Zu selten wurde gefragt, ob und wie diese Theorien und Modelle für andere Wissenschaftsdisziplinen genutzt werden bzw. ob und wie sie zur Entwicklung sprachlicher Fertigkeiten in der Gesellschaft beitragen können.[11] So gibt es, neben den verschiedenen theoretischen Bereichen der Sprachwissenschaft Disziplinen, die die Erkenntnisse der theoretischen Sprachwissenschaft in bestimmten linguistischen Anwendungsbereichen zugrunde legen und auf ihre Anwendbarkeit hin untersuchen. Auch dem Bereich der Textlinguistik können verschiedene Anwendungsbereiche zugeordnet werden. Sowinski spricht hier von der sogenannten Angewandten Textlinguistik.[12]

Auf dem Gebiet der angewandten Textlinguistik stehen vor allem didaktische Probleme im Vordergrund So werden in den Bereichen der Sprachdidaktik, also der schulischen Vermittlung von Mutter- und Fremdsprache, Ergebnisse aus der textlinguistischen Forschung genutzt. Als einige weitere Anwendungsgebiete, auf die die Textlinguistik Einfluss nimmt, werden bei Brinker/Antos/Heinemann/Sager folgende genannt: Übersetzungswissenschaft, kontrastive Linguistik, Informatik, Bibliothekswissenschaft, Journalismus, Ratgeberliteratur, praktische Verständlichkeitsforschung, und Informationswesen. Zusätzlich dazu erwähnen Beaugrande/Dressler noch die Kognitionswissenschaft, die Soziologie und Anthropologie.[13]

3.1. Textlinguistik und Sprachdidaktik

Die Sprachdidaktik wird, wie bereits erwähnt, in der Literatur als eines der wichtigsten Anwendungsgebiete der textlinguistischen Forschung angesehen, denn obwohl wir unser Wissen aus verschiedenen Quellen beziehen, wird der Großteil unseres Wissens durch Texte erworben. Texte sind für den Unterricht also von großer Bedeutung. Allerdings müssen sie für den Einsatz im Unterricht nach bestimmten Grundsätzen gestaltet sein und auch pädagogische Prinzipien erfüllen. Im Sprachunterricht werden Texte eingesetzt, um vor allem die Sprachkompetenz, sowohl die grammatische als auch die kommunikative Kompetenz, zu fördern. Dafür werden einmal authentische Texte, die für die Erklärung bestimmter grammatischer, stilistischer, sprachkultureller u.a. Aspekte geeignet sind und didaktische Texte, mit denen sprachliche Phänomene und diesen zugrunde liegenden Regularitäten verdeutlicht werden sollen, eingesetzt.

[...]


[1] Vgl. Hüllen, Fremdsprachendidaktik, 1988, S. 105

[2] Vgl. Sowinski, Textlinguistik, 1983, S. 11

[3] Vgl. Schoenke, Textlinguistik im deutschsprachigen Raum, 2000, S. 10

[4] Vgl. Beaugrande/Dressler, Einführung, 1981, S.216

[5] Vgl. Sowinski, Textlinguistik, 1983, S. 125

[6] Ausführliche Erläuterungen zu den Begriffen Text, Textkohärenz, Textsorte in: Beaugrande/Dressler, Einführung in die Textlinguistik, 1981, S. 1-14

[7] Schoenke, Textlinguistik, 2000, S. 123

[8] Vgl. Heinemann/Viehweger, Textlinguistik Einführung, 1991, S.15f

[9] Vgl. Heinemann/Viehweger, Textlinguistik Einführung, 1991, S. 18

[10] Vgl. Heinemann/Heinemann, Grundlagen, 2002, S. 242-246

[11] Vgl.Beaugrande/Dressler, Einführung, 1981, S.216

[12] Vgl.Sowinski, Textlinguistik, 1983, S. 125

[13] Vgl.Beaugrande/Dressler, Einführung, 1981, S. 216

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Details

Titel
Sprachdidaktik als ein Anwendungsbereich der Textlinguistik
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Anglistik)
Veranstaltung
Textlinguistik
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V44541
ISBN (eBook)
9783638421195
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprachdidaktik, Anwendungsbereich, Textlinguistik
Arbeit zitieren
Nadja Hennig (Autor:in), 2005, Sprachdidaktik als ein Anwendungsbereich der Textlinguistik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44541

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