Pädagogisch Tätige sehen sich häufig mit antisemitischen Haltungen konfrontiert, die als Bestandteil einer (selbst-)ethnisierenden Gruppenidentität angesehen werden. Im Diskurs um soziale Benachteiligung und vermeintlichen Bezug auf den Nahostkonflikt laufen sie reaktiv häufig Gefahr, diese Konstruktionen zu bestätigen.
Diese Bachelorarbeit der Sozialpädagogik zeigt auf der Basis eines strukturorientierten Antisemitismusbegriffs den Zusammenhang zwischen Ideologie und Kollektivkonstruktion auf, sowie die unter Berufskollegen vorhandene Neigung, Jugendliche mit bestimmtem Migrationshintergrund für die Repräsentation der eigenen Weltsicht zu instrumentalisieren. Ebenso die Notwendigkeit, gerade im antisemitismuskritischen Sinne stattdessen den eigentlichen pädagogischen Auftrag zu verfolgen: den subjektiven Handlungsspielraum des Individuums zu erweitern, durch eine Herauslösung aus kollektiven Zwängen.
Die bisherige Fachdiskussion zu Antisemitismus unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund wird hinreichend zusammengefasst und durch Auszüge aus einem Experteninterview, sowie ein Fallbeispiel ergänzt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Bestandsaufnahme
- 3. Antisemitismus
- 3.1 Antisemitismus und Islamismus
- 3.2 Islamismus und Antiimperialismus
- 4. Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen
- 4.1.1 „Neuer“ oder „Klassischer Antisemitismus“?
- 4.1.2 Kollektivkonstruktionen
- 4.1.3 Israelbezogener Antisemitismus
- 4.1.4 Externe Indoktrination
- 4.1.5 Zusammenfassung
- 4.2 Problematische pädagogische Haltungen und Interventionen
- 5. Interventionen
- 5.1 Förderung der Ambiguitätstoleranz - Ansätze der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA)
- 5.1.2 Zusammenfassung des Interviews
- 5.2 Das Nahost-Projekt an der „Problemschule“
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen des Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen in Deutschland. Sie analysiert die Entstehung und Verbreitung antisemitischer Haltungen in dieser Gruppe und untersucht die Rolle von Kollektivkonstruktionen und externen Einflüssen. Darüber hinaus werden pädagogische Interventionen und Bildungsarbeit beleuchtet, die dazu beitragen können, Antisemitismus zu bekämpfen und die Ambiguitätstoleranz zu fördern.
- Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen
- Kollektivkonstruktionen und ihre Rolle bei der Entstehung antisemitischer Haltungen
- Externe Einflüsse und Indoktrination
- Pädagogische Interventionen und Bildungsarbeit zur Bekämpfung von Antisemitismus
- Ambiguitätstoleranz als wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt das Thema Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen in den Kontext der deutschen Geschichte und aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Sie erläutert die Bedeutung von Kollektivkonstruktionen und die Notwendigkeit, antisemitische Haltungen zu verstehen und zu bekämpfen.
- Kapitel 2: Die Bestandsaufnahme beleuchtet die Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und untersucht den Wandel in der Wahrnehmung des Phänomens, insbesondere im Kontext der „2. Intifada“.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Antisemitismus im Kontext des Islamismus und betrachtet die komplexen Zusammenhänge zwischen beiden Phänomenen.
- Kapitel 4: Der Fokus liegt auf dem Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen und analysiert die Gründe für dessen Entstehung. Es werden verschiedene Formen des Antisemitismus, darunter „Neuer“ und „Klassischer Antisemitismus“, sowie die Rolle von Kollektivkonstruktionen, Israelbezogenem Antisemitismus und externen Indoktrinationen untersucht.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen Interventionen zur Bekämpfung des Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen. Es stellt die Arbeit der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) vor und erläutert die Bedeutung der Ambiguitätstoleranz. Außerdem wird ein Nahost-Projekt an einer Berliner Schule vorgestellt.
Schlüsselwörter
Antisemitismus, muslimische Jugendliche, Kollektivkonstruktionen, Islamismus, Antiimperialismus, Israelbezogener Antisemitismus, externe Indoktrination, pädagogische Interventionen, Bildungsarbeit, Ambiguitätstoleranz, Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA), Nahost-Projekt.
- Arbeit zitieren
- Simon Kullmann (Autor:in), 2018, Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen. Überlegungen zu problematischen Kollektivkonstruktionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/445659