Die vorliegende Diplomarbeit setzt sich mit dem Thema: „Großeltern als Ersatzeltern für Kinder aus Scheidungsfamilien“ auseinander. In dieser Arbeit schildere ich, wie die Großeltern fördernd, aber auch hemmend auf die Entwicklung ihres Enkelkindes einwirken. Da ich selbst nach der
Scheidung meiner Eltern, d. h. ab dem zweiten Lebensjahr, bei meinen Großeltern aufgewachsen bin, habe ich persönlich ein großes Interesse an der Ausarbeitung dieses Themenkomplexes. Großeltern können aus den unterschiedlichsten Beweggründen heraus die Ersatzelternfunktion für ihre Enkelkinder übernehmen. Diese Arbeit fokussiert primär den Aspekt der elterlichen Trennung oder Scheidung. Dieses Ereignis ist keineswegs unitär, sondern markiert Prozesse vielfältiger Veränderungen, die lange vor dem endgültigen Trennungsentschluss der Eltern eingesetzt haben und die kindliche Entwicklung stark beeinflussen. In dieser Arbeit wird das Ziel verfolgt aufzuzeigen, dass Großeltern Kinder in ihrer Entwicklung entscheidend fördern und ihnen seelische Unterstützung und Sicherheit, insbesondere in familiären Krisenzeiten bieten können. Die vorliegende Arbeit setzt sich auch mit der Problematik des mit der Scheidung einhergehenden Identifikationsobjektverlustes für das Kind auseinander. Mit dem Trennungsereignis schränkt sich der Kontakt zu mindestens einer Bezugsperson für das Kind ein oder ist in seltenen Fällen fast gar nicht vorhanden. Dabei wird erörtert, dass Großeltern ebenso für ihre Enkel in etwa gleichwertige Identifikationsinstanzen darstellen können. Auf der anderen Seite werden auch problematische Aspekte bei der Enkelkinderziehung durch die Großeltern thematisiert. Die Grundlage der Arbeit besteht aus der Tatsache, dass sich jährlich rund 200 000 Ehepaare scheiden lassen und dadurch ca. 100 000 Kinder pro Jahr zu Scheidungswaisen werden (siehe Diagramm 2 und 3 im Anhang). Dieser Gesichtspunkt lässt nach- vollziehen, warum die stärkere Einbindung der Großeltern in den familiären Kontext notwendig ist. Großeltern stellen eine wichtige Quelle des Vertrauens und der Zuneigung dar und können dem Kind als partnerschaftliches Vorbild dienen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Großelternrolle und wichtige Einflussfaktoren
- 2.1 Die Rolle der Großeltern
- 2.2 Die Geschichte der Großelternrolle
- 2.3 Alter und Altern
- 2.3.1 Das Alter und Geschlecht der Großeltern
- 2.3.2 Das Alter der Enkelkinder
- 2.3.3 Der Einfluss des Kontaktes und der räumlichen Distanz
- 2.3.4 Verwandtschaftslinie
- 2.3.5 Die Großeltern-Eltern-Beziehung
- 2.4 Quadrangulation
- 3. Großeltern und Enkelkinder
- 3.1 Die Bedeutung der Großelternschaft für Großeltern und Enkelkinder
- 3.2 Stile und Typen der Großelternschaft
- 3.3 Funktionen der Großeltern
- 4. Das Trauma Scheidung
- 4.1 Gründe für den Anstieg der Scheidungszahlen
- 4.2 Wie Kinder die Scheidung der Eltern erleben
- 4.2.1 Die Vorscheidungs- oder Ambivalenzphase
- 4.2.2 Die Scheidungsphase
- 4.2.3 Die Nachscheidungsphase
- 4.3 Altersspezifische Reaktionen von Kindern auf Trennung und Scheidung
- 4.4 Unterschiedliche Scheidungsreaktionen bei Kindern und Jugendlichen
- 5. Psychische Folgen von Trennung und Scheidung für Kinder
- 5.1 Langzeitfolgen der Scheidung bei Kindern
- 5.1.1 Aggressionen
- 5.1.2 Selbstwertgefühl
- 5.1.3 Geschlechtsidentität
- 5.1.4 Probleme in Partnerschaften
- 5.1.5 Probleme in der Adoleszenz
- 5.2 Chancen für Scheidungskinder
- 6. Großeltern als Ersatzeltern in familiären Krisenzeiten
- 6.1 Großeltern als Bezugspersonen
- 6.2 Großeltern als Ersatzeltern
- 6.3 Erziehungsleistungen durch die Großeltern
- 6.3.1 Großeltern verkörpern Geschichtlichkeit
- 6.3.2 Die Vermittlung vom Altern und Sterben
- 6.3.3 Großeltern fördern die Entwicklung der Enkelkinder
- 6.4 Problematische Aspekte bei der Erziehung durch die Großeltern
- 7. Konsequenzen für die Soziale Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Rolle von Großeltern als Ersatzeltern für Kinder aus Scheidungsfamilien. Das Ziel ist aufzuzeigen, wie Großeltern die Entwicklung ihrer Enkelkinder sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. Die Arbeit betrachtet die Großelternrolle im Kontext von Scheidung, analysiert die Auswirkungen der Scheidung auf Kinder und beleuchtet die Leistungen und Herausforderungen der Großeltern in dieser Situation.
- Die Großelternrolle und ihre Einflussfaktoren
- Die Auswirkungen der Scheidung auf Kinder
- Die Bedeutung der Großeltern für Kinder aus Scheidungsfamilien
- Die Erziehungsleistungen von Großeltern
- Herausforderungen und problematische Aspekte der Großelternerziehung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Diplomarbeit ein und beschreibt den persönlichen Hintergrund der Autorin, die selbst bei ihren Großeltern nach der Scheidung ihrer Eltern aufgewachsen ist. Sie benennt die jährlich hohe Anzahl an Scheidungen und die daraus resultierende Notwendigkeit, die Rolle der Großeltern in solchen Familienkrisen zu untersuchen. Die Arbeit fokussiert sich auf die unterstützende, aber auch potenziell problematische Rolle von Großeltern als Bezugspersonen für Kinder aus Scheidungsfamilien. Die Autorin kündigt die Dreiteilung der Arbeit an, welche die Großelternrolle, die Auswirkungen der Scheidung auf Kinder und die Leistungen der Großeltern in Krisenzeiten umfasst.
2. Die Großelternrolle und wichtige Einflussfaktoren: Dieses Kapitel beleuchtet umfassend die Großelternrolle, ihre historische Entwicklung und die Faktoren, die ihre Ausgestaltung beeinflussen. Es untersucht die Beziehung zwischen Großeltern und Eltern, die Bedeutung der Großelternschaft für beide Seiten, sowie verschiedene Stile und Funktionen der Großelternschaft. Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der komplexen Dynamiken, die in Großfamilien mit oder ohne Scheidungssituationen existieren können. Die verschiedenen Unterkapitel betrachten Alter, Geschlecht, räumliche Distanz und Verwandtschaftslinie als entscheidende Faktoren.
3. Großeltern und Enkelkinder: Dieser Abschnitt vertieft die Bedeutung der Beziehung zwischen Großeltern und Enkelkindern. Er analysiert die verschiedenen Rollen und Funktionen, die Großeltern einnehmen können, und untersucht die positiven Auswirkungen dieser Beziehung auf die Entwicklung der Enkelkinder. Das Kapitel hebt die gegenseitige Bereicherung der Beziehung hervor und skizziert, wie diese Beziehung die Lebensqualität beider Generationen positiv beeinflusst. Unterschiedliche Großelternstile werden hier detaillierter beleuchtet.
4. Das Trauma Scheidung: Dieses Kapitel analysiert die steigenden Scheidungszahlen und die Auswirkungen der elterlichen Trennung auf Kinder. Es beschreibt die verschiedenen Phasen der Scheidungserfahrung aus der kindlichen Perspektive – von der Vor- über die Scheidungs- bis hin zur Nachscheidungsphase – und betrachtet alters- und geschlechtsspezifische Reaktionen auf die Trennung. Das Kapitel verdeutlicht die emotionalen und psychischen Belastungen, denen Kinder ausgesetzt sind und setzt somit die Basis für das Verständnis der Bedeutung der Großelternrolle in solchen Situationen.
5. Psychische Folgen von Trennung und Scheidung für Kinder: Aufbauend auf Kapitel 4 wird hier tiefgreifend auf die langfristigen psychischen Folgen der Scheidung für Kinder eingegangen. Das Kapitel beleuchtet potentielle Auswirkungen wie Aggressionen, Beeinträchtigungen des Selbstwertgefühls, Probleme in der Geschlechtsidentität, Partnerschafts- und Adoleszenzprobleme. Es wird aber auch betont, dass Scheidungen nicht zwangsläufig negative Langzeitfolgen haben müssen, und die Chancen für Scheidungskinder hervorgehoben.
6. Großeltern als Ersatzeltern in familiären Krisenzeiten: Das zentrale Kapitel der Arbeit untersucht die Rolle der Großeltern als Bezugspersonen und Ersatzeltern in Scheidungssituationen. Es analysiert die Erziehungsleistungen der Großeltern, besonders ihre Rolle in der Entwicklungsförderung des Kindes, einschließlich der Vermittlung von geschichtlichem Kontext, des Themas Altern und Sterben. Der Fokus liegt sowohl auf den positiven Beiträgen als auch auf den potentiellen Herausforderungen und problematischen Aspekten, die sich aus der Übernahme dieser Rolle ergeben können.
Schlüsselwörter
Großelternrolle, Scheidung, Scheidungskinder, Enkelkinder, Familienstrukturen, Entwicklungsförderung, psychische Folgen, Erziehungsleistungen, Bezugspersonen, Ersatzeltern, Familienkrisen, soziale Arbeit.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Großeltern als Ersatzeltern in Scheidungsfamilien
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Rolle von Großeltern als Ersatzeltern für Kinder aus Scheidungsfamilien. Sie analysiert die Auswirkungen der Scheidung auf Kinder und beleuchtet die Leistungen und Herausforderungen der Großeltern in dieser Situation, sowohl positiv als auch negativ.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Großelternrolle und ihre Einflussfaktoren, die Auswirkungen der Scheidung auf Kinder, die Bedeutung der Großeltern für Kinder aus Scheidungsfamilien, die Erziehungsleistungen von Großeltern, sowie die Herausforderungen und problematischen Aspekte der Großelternerziehung. Sie umfasst die historische Entwicklung der Großelternrolle, verschiedene Großelternstile und die psychischen Folgen von Trennung und Scheidung für Kinder.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert: Einleitung, Die Großelternrolle und wichtige Einflussfaktoren, Großeltern und Enkelkinder, Das Trauma Scheidung, Psychische Folgen von Trennung und Scheidung für Kinder, Großeltern als Ersatzeltern in familiären Krisenzeiten und Konsequenzen für die Soziale Arbeit. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt des Themas und baut auf den vorherigen Kapiteln auf.
Welche Faktoren beeinflussen die Großelternrolle?
Die Ausgestaltung der Großelternrolle wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter das Alter und Geschlecht der Großeltern und Enkelkinder, die räumliche Distanz, die Verwandtschaftslinie und die Beziehung zwischen Großeltern und Eltern. Die Arbeit analysiert diese Faktoren detailliert.
Welche Auswirkungen hat die Scheidung auf Kinder?
Die Scheidung der Eltern kann gravierende Auswirkungen auf Kinder haben. Die Arbeit beschreibt die verschiedenen Phasen der Scheidungserfahrung (Vorscheidung, Scheidung, Nachscheidung), alters- und geschlechtsspezifische Reaktionen und langfristige psychische Folgen wie Aggressionen, Beeinträchtigungen des Selbstwertgefühls, Probleme in der Geschlechtsidentität und Partnerschaftsprobleme. Es wird jedoch auch auf die Chancen für Scheidungskinder eingegangen.
Welche Rolle spielen Großeltern in Scheidungsfamilien?
Großeltern können in Scheidungsfamilien eine wichtige Rolle als Bezugspersonen und sogar als Ersatzeltern übernehmen. Die Arbeit untersucht die Erziehungsleistungen der Großeltern, ihre Unterstützung in der Entwicklungsförderung der Enkelkinder und die Vermittlung von wichtigen Aspekten wie Geschichte, Altern und Sterben. Sie beleuchtet aber auch die Herausforderungen und potenziellen Probleme, die mit dieser Rolle verbunden sind.
Welche Konsequenzen ergeben sich für die Soziale Arbeit?
Das letzte Kapitel der Arbeit diskutiert die Konsequenzen der Erkenntnisse für die Soziale Arbeit. Es wird jedoch nicht im Detail in der Zusammenfassung der Kapitel beschrieben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Großelternrolle, Scheidung, Scheidungskinder, Enkelkinder, Familienstrukturen, Entwicklungsförderung, psychische Folgen, Erziehungsleistungen, Bezugspersonen, Ersatzeltern, Familienkrisen, soziale Arbeit.
Wie ist der persönliche Hintergrund der Autorin?
Die Autorin ist selbst bei ihren Großeltern nach der Scheidung ihrer Eltern aufgewachsen. Dieser persönliche Hintergrund hat sie zu der Wahl dieses Themas für ihre Diplomarbeit motiviert.
- Arbeit zitieren
- Nadine Hahn (Autor:in), 2005, Großeltern als Ersatzeltern für Kinder aus Scheidungsfamilien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44596