m Vergleich zum Griechischen – der Muttersprache der Autorin dieser Hausarbeit -, ist die deutsche Sprache durch die häufigere Verwendung des Passivs gekennzeichnet. Innerhalb der deutschen Gegenwartssprache jedoch sind Aktiv und Passiv in Texten ungleich verteilt. Im Durchschnitt entfallen etwa 93% der finiten Verforme auf das Aktiv im Gegensatz zu den 7% des Passivs. Aufgrund dieser Verteilung kann man das Aktiv als Erst- und das Passiv als Zweitform bezeichnen, ohne dass diese Betrachtungsweise ein abwertendes Urteil über die Wichtigkeit des Passivs zu bedeuten hat (Duden 1998:172f.).
Dementsprechend ist das Thema dieser Arbeit die Darstellung der Bildung und Funktion des Passivs im Deutschen als eines von den fünf verbalen Merkmalen, hinsichtlich derer ein Verb im Deutschen gekennzeichnet ist, und seine Unterscheidung in hauptsächlich drei Formen - Vorgangs-, Zustands- und Rezipientenpassiv -, deren Gemeinsamkeit die Verwendung des Partizips Perfekt (Part. II) ist.
Dazu lassen sich noch Gefüge wie „lassen + sich + Infinitiv“, „sein + zu + Infinitiv“, bestimmte Verben in Verbindung mit einem Nomen actionis - die Funktionsverbgefüge - Verbaladjektive mit Endung auf – bar und –lich und „reflexive Konstruktionen“ wie „sich bewegen“ zu passivähnlichen Konstruktionen rechnen (Askedal 1987:22ff.). Dieselben Konstruktionen werden in Duden – Grammatik (1998) als Konkurrenzformen des Vorgangspassivs erwähnt.
Interessant und umstritten ist in der Literatur die Lage des Rezipientenpassivs, das von Hentschel und Weydt (1995) als „leidig“ charakterisiert wurde. Im Jahre 1971 rechnete Brinker die Konstruktion mit „bekommen + Part. II“ zu den „…bisher nicht erfassten verbalen Fügungen…“. Mittlerweile wird das Rezipientenpassiv von einigen Sprachwissenschaftlern als eine Passivform anerkannt, von anderen Sprachwissenschaftlern jedoch nicht. Haider (1984:33) bringt als Gegenargument die eigenständige Semantik seiner „Hilfsverben“ bekommen, kriegen, erhalten, deshalb werden die Partizipien prädikativ bzw. adverbial erklärt und nicht als Teil der Passivkonstruktionen betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Genera verbi und Passiv
- Auswirkung des Passivs auf den Inhalt eines Satzes
- Vorgangspassiv
- Das unpersönliche Passiv
- Das Reflexivpassiv
- Zustandspassiv
- Rezipientenpassiv
- Weitere Möglichkeiten, „passivische“ Sehweise auszudrücken
- lassen sich + Infinitiv
- sein + zu + Infinitiv
- bleiben-Passiv
- Funktionsverben mit einem „Nomen actionis“
- Reflexive Konstruktionen mit unpersönlichem Subjekt
- Auf -bar und -lich endende Adjektive
- Abgrenzung des Zustandspassivs von Kopulakonstruktion
- Rezipientenpassiv oder prädikatives bzw. adverbiales Prädikat?
- Haider: Partizip II als adjektivisches bzw. adverbiales Prädikat
- Wagener und Reis: bekommen - Passiv als regelhafte Passivform
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der Darstellung der Bildung und Funktion des Passivs im Deutschen, eines von fünf verbalen Merkmalen, die ein Verb kennzeichnen. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung in die drei Hauptformen: Vorgangspassiv, Zustandspassiv und Rezipientenpassiv, die alle das Partizip Perfekt (Part. II) verwenden. Neben diesen Formen werden auch Konstruktionen, die dem Passiv ähneln, betrachtet, beispielsweise „lassen + sich + Infinitiv“, „sein + zu + Infinitiv“, Funktionsverbgefüge mit „Nomen actionis“, Adjektive mit Endungen auf „-bar“ und „-lich“, sowie reflexive Konstruktionen.
- Die Bedeutung des Passivs in der deutschen Sprache
- Die Unterscheidung zwischen Vorgangspassiv, Zustandspassiv und Rezipientenpassiv
- Die Analyse passivischer Konstruktionen und ihrer Beziehung zu den traditionellen Passivformen
- Die umstrittene Position des Rezipientenpassivs
- Die Rolle des Passivs in fachwissenschaftlichen und alltäglichen Texten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und beleuchtet die Unterschiede in der Verwendung von Aktiv und Passiv im Deutschen. Sie skizziert die Hauptthemen der Arbeit, insbesondere die Unterscheidung der Passivformen und die Diskussion um alternative „passivische“ Konstruktionen.
Das erste Kapitel definiert das Passiv als ein Genus verbi und erläutert seine drei Hauptformen: Vorgangspassiv, Zustandspassiv und Rezipientenpassiv. Die unterschiedliche Bildung dieser Formen und ihre Auswirkungen auf den Inhalt eines Satzes werden untersucht.
Das zweite Kapitel widmet sich alternativen Konstruktionen, die in ihrer Funktion dem Passiv ähneln, wie „lassen + sich + Infinitiv“, „sein + zu + Infinitiv“, Funktionsverbgefüge mit „Nomen actionis“, Adjektive mit Endungen auf „-bar“ und „-lich“, sowie reflexive Konstruktionen. Die Verhältnisse dieser Konstruktionen zu den traditionellen Passivformen werden diskutiert.
Das dritte Kapitel beleuchtet die Abgrenzung des Zustandspassivs von Kopulakonstruktionen, die unterschiedliche Funktion und Bedeutung dieser Konstruktionen werden hervorgehoben.
Das vierte Kapitel widmet sich der umstrittenen Position des Rezipientenpassivs. Die unterschiedlichen Ansätze und Interpretationen verschiedener Sprachwissenschaftler bezüglich dieser Konstruktion werden vorgestellt und diskutiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind das deutsche Passiv, seine verschiedenen Formen und die Abgrenzung von passivischen Konstruktionen. Die Hauptunterschiede zwischen Vorgangspassiv, Zustandspassiv und Rezipientenpassiv werden beleuchtet. Die Arbeit untersucht auch die Funktion des Passivs in verschiedenen Textsorten sowie die Position des Rezipientenpassivs innerhalb der Sprachwissenschaft.
- Quote paper
- Eleni Rigaki (Author), 2005, Welche Konstruktionen sind zum deutschen Passiv zu rechnen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44633