Die Förderung von sozialemotionalen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen in inklusiven Wohngruppen

Ein Erfahrungsbericht


Ausarbeitung, 2016

43 Seiten, Note: 1,0

Susanne S. (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Kindliche Entwicklung
1.1 Persönlichkeitsbereich Emotionen
1.2 Die Rolle der Bindungen
1.3 Bild vom Kind
1.4 Erziehung - Erziehungsstile
1.5 Rolle des Erziehers
1.6 Hilfen zur Erziehung, HzE

2. Die Wohngruppe in der Kinder- und Jugendfürsorge.
2.1 Die Bewohner der Wohngruppe – ein Steckbrief.
2.2 Gruppendynamik
2.3 Erziehungsarbeiten der stationären Hilfe zur Erziehung
2.3.1 Strukturarbeit:
2.3.2 Beziehungsarbeit
2.3.3 Motivation und Begeisterung für das Lernen

3 Die Arbeit in der Wohngruppe
3.1 Mein Ansatz – Dialoge in Achtsamkeit
3.2 Mut und Motivation zum Lesen
3.3 Mut und Motivation zum Tuschemalen (Gestalten)
3.4 Mut und Begeisterung zum darstellenden Spiel - Die Theater AG entsteht

4. Theaterprojekt: „Helden wie wir“ - Organisatorisches und Absprachen
4.1 Der Beginn der Theater- AG
4.2 .Inhalte der Übungsstunden, Planungen
4.2 Inhalte der Übungsstunden, Planungen
4.3 Reflexion der Theaterarbeit

5 Reflexion und Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Eidesstattliche Erklärung

8. Anhang

Einleitung

„Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Sie sind die Söhne und Töchter

der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.“

Khalil Gibrans, libanesisch-amerikanischer Dichter (1893-1931)

Gibran Khalil sagt in seinem Zitat, dass Kinder niemandem gehören. Er sagt auch, dass ein Mensch im Leben nach all dem strebt, was ihn ausmacht.

Wenn ein Kind in seinem Umfeld in Liebe und Geborgenheit aufwächst, steht diesem Streben nichts im Wege, da Eltern, die ihr Kind in Liebe und Wertschätzung fördern und fordern, es in ein auf das von Kind erwünschtes Maß in seinem Wesen gedeihen lassen.

Aber nicht allen Kindern ist ein liebevolles, vertrauliches Umfeld gegeben, wenn sie auf die Welt kommen. Manche Kinder haben mit ihrem ersten Atemzug, wenn sie das Licht der Welt erblicken, alles andere als Sicherheit, Liebe und Geborgenheit.

Wie verunsichert mag sich ein Mensch fühlen, wenn seine grundlegende Gefühle und sein Wesen psychischer, physischer und emotionaler Gewalt von Seiten des Umfeldes ausgeliefert war?

In mir tat sich der Wunsch auf, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, die keine Liebe in Geborgenheit von ihrem unmittelbaren Umfeld erfahren haben.

Während meiner berufsbegleitenden Ausbildung zur Erzieherin habe ich beschlossen für und mit Kindern und Jugendlichen in der Hilfe zur Erziehung im Wohnheim zu arbeiten. Ich betreute während meiner Ausbildung sechs Kinder und Jugendliche im Alter von 11-18 Jahren der stationären Jugendwohngruppe in Heiligensee.

Die Grundlage meiner Arbeit ist es, die Kinder und Jugendliche dahingehend zu fördern, dass sie ihren Selbstwert annehmen lernen und somit in der Lage sind, Achtsamkeit zu geben. Denn ein achtsamer Mensch, verhält sich im alltäglichen Miteinander angemessen und ist gewappnet für ein selbständiges Leben. In meiner Arbeit möchte ich auf die Bedeutsamkeit der Selbstwirksamkeit des Kindes und des Jugendlichen in der Hilfe zur Erziehung (HzE) eingehen und auf die Vorbildrolle des Erziehers auf der Grundlage meiner Projektarbeit: „Vom Bilderbuch zum Theaterstück: Helden wie wir“, das in das Revue-Programm zum 50. Jubiläum aufgenommen und aufgeführt wurde. Ziel meiner Arbeit mit den Kindern ist es, ihre sozialemotionalen Fähigkeiten zu fördern. Meine These lautet, dass sich Beziehungen und vor allem der Umgang mit Emotionen durch eine zielgerichtete Beschäftigung verändern können.

Zur Veranschaulichung habe ich im Anhang das Lernarrangement zu meinem Projekt, die Arbeiten und Bilder aus der Praxis mit und für die Kinder, die Gruppenregeln und die Arbeitsergebnisse aus der Arbeit mit den Jugendlichen bereitgestellt.

Einleitend werde ich die Begriffe Fähigkeit und Kompetenz für die vorliegende Arbeit definieren. Darauf bauen die unterschiedlichen Vorstellungen vom Bild des Kindes auf, die uns gegenwärtig begegnen, sowie meine Darstellung bezüglich der Erziehung und der Rolle des Erziehers in Bezug auf die Arbeit in der Hilfe zur Erziehung im stationären Bereich.

1 Kindliche Entwicklung

Die Entwicklung eines Menschen ist ein lebenslanger Prozess. Insbesondere wird in der Kindheitsphase vor Geburt bis zum Vorschulalter das Grundgerüst für seine motorische, kognitive, sprachliche, geistige und sozialemotionale Fähigkeit gelegt, mit dem der junge Mensch durch sein Leben geht. Die Voraussetzung für ein gelungenes Miteinander in der Gesellschaft ist eine intakte Wechselbeziehung zu seinem unmittelbaren Umfeld, die dem Kind Sicherheit und Vertrautheit geben, selbst bei Niederlagen. Denn es hat gelernt auf Strategien zurückzugreifen auch schlechte Zeiten zu meistern. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln sich im Prozess der Entwicklung durch die Wechselwirkung zwischen Kind und Umfeld (vgl. Hüther, S. 168/169) und werden dann zu Kompetenzen. Die Kompetenz erschließt sich als eine Grundlage von entwickelten sozialemotionalen Fähigkeiten.

1.1 Persönlichkeitsbereich Emotionen

Emotionen (vgl. Carolyn Saarni in: Kein Kinderkram, S. 205) sind hier als kurzlebige vorübergehende Gefühlszustände und als Reaktion auf äußere Ereignisse zu verstehen. Sie sind für die sozialemotionale Entwicklung eines Menschen grundlegend für ein gelingendes Leben in der Gesellschaft.

Die Förderung emotionaler Fähigkeiten findet entwicklungspsychologisch betrachtet von den 2.- 5. Lebensjahren eines Kindes statt. Soziale und emotionale Fähigkeiten sind eng verknüpft, da sie bestimmen, wie gut wir mit den eigenen Emotionen und mit den Wünschen und Emotionen anderer umgehen können, wenn es beispielsweise darum geht, soziale Konflikte zu „meistern“. Beide Fähigkeiten sind eine wichtige Entwicklungsaufgabe der Vorschulzeit und sie sind Basis für ein „gesundes Leben in der Gesellschaft“. Ein Baby steht mit seiner Mutter, ehe es spricht, um sich mitzuteilen, in einer emotionalen Bindung, einem Urvertrauen (vgl. Erikson, in: Pädagogisches Handeln professionalisieren, Handwerk und Technik Hamburg, 3. Aufl. 2014, S.176). Wird dieses Urvertrauen auch von der Mutter erwidert, so fühlt sich das kleine Menschenwesen beschützt und sein Leben ist in Sicherheit geborgen.

1.2 Die Rolle der Bindungen

Die Bindung eines Kindes zu seiner unmittelbaren Bezugsperson ist das emotionale Band, das beispielsweise Mutter und Kind im Leben zugrunde liegt. Bindungserfahrungen sind unterschiedlich und sie haben bereits ab dem ersten Lebensjahr großen Einfluss für die weitere Entwicklung eines Kindes. Hier lernt das Kind, in wie weit es sich auf seine erste Bezugsperson (beispielsweise Mutter) verlassen kann. Die Psychologen Mary Ainsworth und John Bowlby stellten fest, dass früheste Bindungserfahrungen das Fundament für die sozialemotionale Entwicklung eines Menschen sind. Sie sind ausschlaggebend für die späteren Beziehungen eines Menschen zu Gleichaltrigen oder zu seinen Partnern und zu den eigenen Kindern. Ainsworth entwickelte vier Bindungstypen[1]

1.3 Bild vom Kind

Kinder sind im rechtlichen Sinne <…> „alle Menschen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben“[2].

Kinder und Jugendliche sind junge, heranwachsende Menschen, die sich in den ersten beiden Dekaden ihres Lebens körperlich, geistig, kognitiv, moralisch entwickeln. (vgl. Entwicklungspsychologie - die Entwicklungsstufen Eriksons in: Böcher, S. 225). Der Heranwachsende durchläuft mehrere Stufen in seiner Persönlichkeitsentwicklung während des Anpassungsprozesses zu seinem Umfeld. So geht es ab Geburt um Urvertrauen und Urmisstrauen mit der unmittelbaren Bezugsperson, die im besten Fall zu einer gesunden Bindung führen. In der Pubertät tut sich dem Heranwachsenden die Sinnfrage auf und je nachdem, wie sehr seine Persönlichkeit gestärkt ist, erkennt der junge Mensch seine Identität.

Besonders durch die neurobiologische Wissenschaft erfahren wir heutzutage umso mehr über die Meilensteine der frühkindlichen Entwicklung. Im Gegensatz zu vor 50 Jahren wissen wir, dass ein Baby bereits mit 4 Monaten fremde Sprachen von seiner eigenen unterscheidet und wir wissen, dass es mit sechs Monaten bereits Gut von Böse[3] unterscheiden kann:

Im Versuch sehen sechs Monate alte Babys drei Sequenzen auf einem Video. In der ersten Sequenz ist ein gelbes Männlein, das einen Hügel hinaufrollt. Sequenz zwei: selbe Situation: Das gelbe Männlein rollt den Hügel mühsam hinauf. Ganz oben ist ein grünes

Männlein, das dem gelben Männlein hilft. Dritte Sequenz: wie in Sequenz eins, nur diesmal wartet oben ein blaues Männlein, das das gelbe Männlein herunterstößt. Die Babys haben nach den Sequenzen das grüne und das blaue Männlein vor sich. Ergebnis: JEDES Baby griff nach dem grünen Männlein.

Als die Babys ein Jahr alt waren, wurden die Sequenzen wiederholt und einige griffen auch nach dem blauen Männlein, d.h. Sie haben mittlerweile durch ihre Umwelt gelernt, auch böse zu sein. Welches Bild von Kindern haben wir?

Betrachten wir die Geschichte der Kindheit, so tun sich je nach Epoche und Kulturraum verschiedene Bilder hervor. Zwei davon sind gegenwärtig präsent:

Das Kind als Wesen voller Makel begegnet uns seit dem Mittelalter und hat auch gegenwärtig in vielen Köpfen noch Bestand. Das Kind wird hier in seinem Wesen als unvollkommen aufgefasst und müsse zu Anstand und Vernunft erzogen werden[4].

Das Bild vom Kind als vollkommenes Wesen ab Geburt entdeckte Fröbel im 19. Jahrhundert durch seine Beobachtungen und Arbeit mit Kindern. Er erkannte, dass in ihnen ab Geburt bereits alles angelegt ist, was sie ausmacht. Fröbel[5] hatte Erkenntnisse zum Bild vom Kind, die bei seinen Zeitgenossen im 19. Jahrhundert nicht immer auf Zustimmung stießen. Gerlad Hüther bejaht und bestätigt diese Beobachtung und Erkenntnis Fröbels aus der Sicht der modernen Neurobiologie und sagt, dass jedes Kind, das auf die Welt kommt, in seinem ganzen Wesen in seinen Anlagen bereits komplett ist. Es ist die Wechselbeziehung zu seiner Umwelt, die es in seinem Werden durch Erziehung fördert oder bricht. Ein Vertreter dieses Bildes ist der Neurobiologe Gerald Hüther. (vgl. Hüther, S. 38,39)

Jeder Mensch hat seine persönliche und soziokulturelle Prägung[6] aus seiner Zeit und aus seinem Umfeld, was alle Unterschiede im Lebensstil und persönlicher Haltung begründet.

Das Bild vom Kind voller Makel (vgl., in Lloyd de Mause, S. 21) schließe ich m.E. aus, da das Baby folglich, wie in der beschriebenen Babystudie mit sechs Monaten von vorne herein böse denken könnte und hätte dann auch nach dem blauen Männlein gegriffen, welches das gelbe Männlein, zurückwirft.

Für die Entwicklung der Kinder ist auch die Sicherung ihrer Bedürfnisse auschlaggebend:

Abraham A. Maslow (vgl. Böcher, S.409) entwickelte die Bedürfnis - Pyramide, deren Basis - Stufe die Gewährleistung von körperlichen Grundbedürfnissen, wie beispielsweise essen, trinken und schlafen sind. Darauf baut sich die Sicherheit eines Kindes auf, gefolgt von den Stufen sozialen Bedürfnissen und sozialen Anerkennung. Dies sind grundlegende Aspekte, ohne die keine Selbstverwirklichung der Persönlichkeit stattfinden kann. Deshalb spricht Maslow hier von Defizit-Bedürfnissen. Sind diese Stufen für das Kind garantiert, folgen die Stufen der Wachstumsbedürfnisse, wie die Stufe der Selbstverwirklichung und die Stufe der Transzendenz, in der der Mensch sich mit Fragestellungen befasst, die außerhalb seines Selbst liegen.

Das Kind kommt in seinen Anlagen vollkommen auf die Welt. Je nachdem, wie sich die Beziehung / Wechselwirkung zu seiner Umwelt gestaltet, kommen diese zur vollen Entfaltung oder auch nicht. Dies ist der Aspekt, der mit Wechselwirkung zur Umwelt Erziehung meint.)

1.4 Erziehung - Erziehungsstile

Wenn wir erziehen, wenden wir bewusst oder auch unbewusst Erziehungsstile[7] an. Diese variieren von der autoritären Form, bei der Kinder stark reglementiert werden mit wenig Raum für Selbstbestimmung unter Bestrafungen bei Nichterfüllen der Anforderungen. Oder, die Erziehende handeln nach dem Laissez-faire Erziehungsstil und überlassen die Kinder sich selber und greifen erst ein, wenn es nicht mehr anders geht. Die letztere Hauptrichtung von Erziehungsstil beschreibt den demokratischen Stil, bei dem Kinder und Erziehende Entscheidungen in gemeinsamen Absprachen treffen. Lob und Tadel sind demnach stets sachbezogen. Der demokratische Erziehungsstil ist in unserem System in dem wir leben, wünschenswert. Erziehung versteht sich gegenwärtig als ein Fördern und Fordern des Kindes mit Empathie, Wertschätzung, Akzeptanz, Toleranz und Authentizität. In unserer Gesellschaft soll ein Kind ein vollmündiger Bürger unseres demokratischen Staates werden[8].

Das BGB definiert Erziehung[9] „als eine Pflicht der Eltern, das Kind zu seinem Wohle zu erziehen“. In erster Instanz sind es die Eltern, die i.d.R. als erste, unmittelbare Bezugspersonen für die Kindeserziehung zum Wohle ihres Kindes verantwortlich sind. Das heißt, sie entscheiden, wie sie erziehen (Erziehungsstile) und sie entscheiden über das, was sie als das „ Wohl“ ihres Kindes erachten, sofern sie sich dessen bewusst sind. In zweiter Instanz sind es die Erzieher, die für die Entwicklung des Kindes von den Eltern und vom Staat beauftragt sind. Sie orientieren sich am Bildungsprogramm ihres Bundeslandes und begegnen mit ihrer Haltung den Kindern und deren Eltern, mit denen sie in Kooperation stehen. Wie steht es um die Rolle des Erziehers, wenn es um die Erziehung von Kindern bzw. von Jugendlichen geht?

1.5 Rolle des Erziehers

Ein Erzieher gibt den zu Erziehenden Form. Bereits seit der Antike gibt es Überlieferungen, über die Eigenschaften von Erzieher. Waren es in der Antike Werte und Tugenden, die vermittelt wurden, so bekam im Mittelalter die Kirche großen Einfluss auf Erziehung. Sie hatte das Monopol in der Vermittlung für fachliches Wissen an Bürgerschulen. Ab 1789 verstand man Erziehung als eine Art Lehre für soziales Handeln. Ende des 19. Jh. Resultierte aus der Industrialisierung, wonach Kinder noch gezüchtigt wurden, die Reformpädagogik. Erstmals wurden Kinder von Pädagogen wie, Steiner, Pestalozzi und Montessori als Individuen betrachtet, dessen Fähigkeiten gefördert werden sollten.

Als Erzieher unterscheiden wir die Entwicklungsaufgaben zwischen Kinder und Jugendliche:

So gilt für die Erziehung von Kindern sie in ihrer grundlegenden physischen, geistigen, sprachlichen und sozialen Entwicklung zu fördern. Hygiene und Nahrungsaufnahme werden noch erlernt. Sie befinden sich in der frühkindlichen Lebensphase, in der ihre Anlagen ausgebildet und geprägt werden durch die Interaktion mit ihrem unmittelbaren Umfeld, wie z.B. Eltern und Erzieher. Hier hat der Erzieher stärker den Fokus auf die Förderung grundlegender Fähigkeiten, denn die Jüngsten sind in den jeweiligen Entwicklungsbereichen noch nicht selbständig (Toilettengang, Nahrungsaufnahme, gemeinsames Spiel, motorisches Geschick, Umgang miteinander, Sprache, Selbstwirksamkeit)

Jugendliche im frühen und mittleren Jugendalter, befinden sich im Übergang von ´nicht mehr Kind sein, aber auch noch nicht erwachsen sein`: ihr Grundlegendes Vermögen an sprachlichen, geistigen, motorischen und sozialen Fähigkeiten ist so entwickelt, dass sie nach immer mehr Eigenverantwortung und Selbständigkeit bzw. nach einer zunehmenden Unabhängigkeit vom Elternhaus streben.

Der Erzieher muss sie hier in ihrer Identität stärken, für sie da sein, in Wertschätzung klare Linien geben. Die Jugendlichen brauchen eine Basis, mit der sie in Interaktion mit ihren Peers im interkulturellen, sozialen Zusammenspiel ihre Erfahrungen sammeln können und sie brauchen Raum für ihre Identitätsentwicklung und für ihre biologische Veränderung. Das bedeutet für den Erzieher, dass er einen fast ebenbürtigen Gesprächspartner vor sich hat, der nicht bevormundet und reglementiert werden will, sondern, der einen aufmerksamen, einfühlsamen und kritischen Zuhörer haben möchte.

In der Arbeit als Erzieher ist die Authentizität ein sehr wichtiger Aspekt. Authentisch zu sein, bedeutet, dass man sich in seinem Wesen sehr gut kennt bzw. in sich stimmig, „echt“ ist. Andernfalls ist es unmöglich „klar und stimmig“ zu agieren. Das heißt, ich kann den Kindern nicht etwas glaubhaft machen, wenn ich selber dazu anders denke.

Ist man in sich stimmig (kongruent zu dem, was man sagt) und echt, (authentisch), dann ist alles glaubwürdig in den Augen der Kinder. Ihre Sinne sind anfangs ungetrübt und sie durchschauen sehr schnell, ob ein Erzieher glaubwürdig ist oder nicht.

Ein Erzieher sollte m.E. mit seiner Empathie die Gefühle eines Kindes ganzheitlich erfassen und verstehen, ohne sich in diesen zu verlieren.

Überdies muss er fähig sein, aus der Perspektive des Kindes die Welt sehen zu können. Nebst Strukturarbeit muss auch eine positive Beziehungsarbeit so gestaltet sein, dass Kinder und Jugendliche sich ernstgenommen, sicher und geborgen fühlen und sie dennoch Freiraum genug für ihre persönliche Entwicklung haben.

[...]


[1] BINDUNGSTYPEN: Bindungstyp A=unsicher vermeidend, B=sicher gebunden, C=unsicher ambivalent, D=desorganisiert (Vgl. Bindungstheorien, Mary Ainsworth/ Bolby in Böcher, S. 179, 180, und: Kein Kinderkram!“, S. 83-93)

[2] DEFINITION KIND: https://www.kinderrechtskonvention.info/kind-3401/, 11.10.2016, 13.57,§ 1, und § 2 BGB

[3] BABYSTUDIE: (vgl. Hüther):www.youtube.de Denkwerk Zukunft, Vortrag: „Glücksgefühle“ https://www.youtube.com/watch?v=zW1U-JUl7tg, Stelle: 7:17 bis 8:40, 24.03.2014, 17:28

[4] LLOYD DE MAUSE: Hört ihr die Kinder weinen, Suhrkamp Verlag 1994, 8. Auflage, S. 24

[5] FRÖBEL: 19. Jh. Erkannte ebenfalls das Kind als vollkommen in seiner Anlage. Aus Menscherziehung, 1829, S. 3, in Im Kind ist also alles angelegt. Fröbel spricht in diesem Zusammenhang oft von derEntwickelung: „<…>Es ist alles schon da, es muss nur entwickelt werden, auseinandergewickelt, entfaltet werden.“

[6] SOZIOKULTURELL: „Unter Soziokultur versteht man die Summe aus allen kulturellen, sozialen und politischen Interessen und Bedürfnissen einer Gesellschaft beziehungsweise einer gesellschaftlichen Gruppe.<…>“ nach Hermann Glaser, 1970, http://www.soziokultur.de/bsz/node/17, 19.10.16, 18:03.

[7] ERZIEHUNGSSTIL: Der Psychologe Kurt Lewin unterschied diese drei Richtungen von Erziehungsstile. Erziehungsstile haben Einfluss auf Verhaltensmuster. Ein Erziehungsstil, ist ein Verhaltensmuster, die ein Erziehender bevorzugt, in: Kein Kinderkram, S.77f.

[8] ERZIEHUNGSZIELE: „Die Ziele des Berliner Bildungsprogrammes gründen auf Grundwerten und Grundrechten einer demokratisch verfassten Gesellschaft“. Berliner Bildungsprogramm, 2014, S. 27.

[9] ERZIEHUNG: vgl. BGB, vgl. (BREZINKA 1974,S. 98). „Als Erziehung werden soziale Handlungen bezeichnet, durch die Menschen <... > versuchen, das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder seine als wertvoll beurteilten Komponenten zu erhalten.“

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Details

Titel
Die Förderung von sozialemotionalen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen in inklusiven Wohngruppen
Untertitel
Ein Erfahrungsbericht
Veranstaltung
Theaterpädagogik
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
43
Katalognummer
V446513
ISBN (eBook)
9783668829381
ISBN (Buch)
9783668829398
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Inklusion, Förderung, Achtsamkeit, Selbstwert, Selbstwirksamkeit
Arbeit zitieren
Susanne S. (Autor:in), 2016, Die Förderung von sozialemotionalen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen in inklusiven Wohngruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446513

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