Bei der Beschäftigung mit Legenden stößt man unweigerlich auf die unterschiedlichsten Begriffsbestimmungen in den verschiedensten Wissenschaften und im Alltag. Der Ursprung des Wortes liegt im Lateinischen "legere" und dessen abgeleiteten Gerundiv "legenda", was "das zu Lesende" bedeutet.
Bei darauf folgenden Forschungen stößt man im religiösen und im literarischen Bereich unmittelbar auf die Heiligenlegenden der katholischen Kirche. Diese christlich katholische Form der Legende ist die Darstellung der Lebensgeschichte oder die Beschreibung einiger Passagen aus dem Leben eines Heiligen. Im weitesten Sinne ist theologisch dabei von Bedeutung, dass die Erzählung von einer von Gott begnadete Person handelt, die als historisch bezeugt gilt. Wegen dieses Anspruchs an Authentizität soll die Heiligenlegende den Leser bzw. Hörer zu einem gottgefälligen Leben anregen. Diese Funktionalität wird im nächsten Kapitel ausführlicher analysiert, da diese Form der Legende primär den Fokus dieser Arbeit bildet. Im ersten Teil gehe ich im Detail auf die Heiligenlegende ein, um diese zweiten Teil die herausgefilterten Merkmale auf Vladimir Nabokovs Roman Pnin zu beziehen. Dabei wird sich zeigen, dass Pnin eine Figur mit den Eigenschaften eines Heiligen ist und der Roman durchaus als Legende des 20. Jahrhunderts betrachtet werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Legende in der Literaturwissenschaft
- Verschiedene Legendentheorien
- Die literarische Heiligenlegende
- Allgemeine Begriffsbestimmung
- Werkrelevante Merkmale
- Nabokovs Pnin
- Der Autor und sein Werk
- Pnin - ein von Gott begnadeter Heiliger?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die literarische Heiligenlegende im Kontext der Literaturwissenschaft zu beleuchten und diese auf Vladimir Nabokovs Roman "Pnin" anzuwenden. Es soll untersucht werden, inwieweit Pnin als eine Figur mit Heiligenattributen interpretiert werden kann und ob der Roman als Legende des 20. Jahrhunderts eingestuft werden kann.
- Entwicklung des Legendenbegriffs in der Literaturwissenschaft
- Merkmale der literarischen Heiligenlegende
- Charakterisierung der Figur Pnin in Nabokovs Roman
- Analyse von Pnin als mögliche Legende des 20. Jahrhunderts
- Verbindung von literarischen und religiösen Elementen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Legendenbegriffs in verschiedenen Wissenschaften und im Alltag heraus und führt in die Thematik der Heiligenlegende als Grundlage der Arbeit ein.
Das erste Kapitel widmet sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Begriff "Legende". Es werden verschiedene Legendentheorien von Hermann Usener, Wilhelm Wundt, Hippolyte Delehaye, Heinrich Günther, Günther Müller, André Jolles und Hellmut Rosenfeld vorgestellt, die die Entwicklung des Legendenbegriffs in der Literaturwissenschaft verdeutlichen.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der literarischen Heiligenlegende. Es werden die allgemeine Begriffsbestimmung und die werkrelevanten Merkmale dieser Legendenform analysiert, um eine Grundlage für die Anwendung auf Nabokovs Roman "Pnin" zu schaffen.
Das dritte Kapitel betrachtet Nabokovs Roman "Pnin" und die Figur Pnin im Kontext der Heiligenlegende. Es werden sowohl der Autor und sein Werk als auch Pnin als mögliche Figur mit Heiligenattributen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Heiligenlegende, Literaturwissenschaft, Gattungsforschung, Vladimir Nabokov, Pnin, 20. Jahrhundert, Religiosität, Heiliger, Wunder, Imitatio, Authentizität, Gottbegnadet
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- Diana Riege (Author), 2003, Das Legendäre des Pnins in Nabokovs gleichnamigen Roman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44658