Die pädagogische Eignung von Populärliteratur für den Unterricht

Was kann "Harry Potter" zu unserer Schulbildung beitragen?


Hausarbeit, 2017

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Warum überhaupt Populärliteratur?

1. Was ist eigentlich Populärliteratur?

2. Die Potter – Pädagogik
2.1 Der literarische Wert
2.2 Die emotionalen Werte

3. Harry Potter aus christlicher Sicht

3.1 Christliche Symbolik in Harry Potter

4. Geschlechter Rollen in Harry Potter

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Warum überhaupt Populärliteratur?

Mein Leben lang habe ich sehr viel gelesen. Gerade zu meiner Schulzeit habe ich Bücher regelrecht verschlungen. 1200 Seiten in drei Tagen? Überhaupt kein Problem, wenn es nur das richtige Buch war. Und genau hier liegt der Knackpunkt. Das „richtigen Buch“. Ich konnte mich nie wirklich für unsere Schullektüre begeistern. „Woyzeck“, „Tauben im Gras“, „Effie Briest“, alles alte Titel bei denen mir, aufgrund des Schreibstils und der nahezu Unmöglichkeit einer Identifikation mit den Charakteren, ein Schauder über den Rücken läuft. Und noch schlimmer, bis zur 9. Klasse haben wir keinerlei Bücher gelesen.

In allen bisher da gewesenen Pisa Studien haben wir in der Rubrik Lesekompetenz immer ungefähr im Mittelfeld abgeschnitten. Sowohl 2009[1], als auch 2015[2] waren wir knapp über dem Durchschnitt. Im Jahr 2015 mit einer Abweichung von +16 Punkten deutlicher, als im Jahr 2009, wo die Abweichung zu vernachlässigen ist.

Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschland, im Bezug auf die Lesekompetenz, immer noch viel Luft nach oben hat. Woran aber liegt das?

Meine Theorie ist, dass gerade in der heutigen, sehr technisch medialen Zeit, Kinder und Jugendliche immer weniger lesen. Ein Blick ins Internet oder auf den Handybildschirm ist meist attraktiver und kurzweiliger, als ein Blick ins Buch. In Folge dessen schöpft auch unsere Sprach- und Lesekompetenz nicht ihr volles Potenzial aus. Es ist u.a. die Aufgabe der Institution Schule, diese Kompetenz zu steigern und auszubilden und Sie versucht dies leider häufig mit Lektüre, die ich nur als mäßig spannend bezeichnen kann. Da ist ein Blick in die Zusammenfassung deutlich reizvoller, als Wolfgang Koeppens 105 teiliges Mosaik in „Tauben im Gras“ zusammenzusetzen und dessen, stets wechselnden, Sprachstil zu ertragen. Mir ist wohl bewusst, dass diese Werke sowohl literarisch, als auch intellektuell meist sehr hochwertig und deren Autoren Größen sind, wie man sie heute nur selten noch findet. Dennoch ist das, was wie ein sehr hartes Urteil meinerseits klingt, meiner Ansicht nach der Grund dafür, weswegen Schüler lieber zum Lektürenschlüssel, statt zum eigentlich Buch greifen.

Heißt das jetzt, dass Kinder und Jugendliche im Grunde nicht mehr lesen, da jede andere Form der medialen Unterhaltung interessanter ist? Nein! Bücher wie z.B. die Harry Potter Reihe haben heute weit über 500 Millionen verkaufte Exemplare[3] und gelten bei Jung und Alt als Welthit. Es gibt sie also noch, die Bücher, die die Menschen fesseln und in ihren Bann ziehen. Für mich stellen sich also folgende Fragen: Wäre es nicht sinnvoll Populärliteratur mit in den Unterricht einzubeziehen? Dient Harry Potter wirklich nur der Unterhaltung oder kann die Geschichte sogar wichtige Werte und Kompetenzen an unsere Schüler vermitteln? Diese Fragen sind nicht unumstrittenen und in folgenden Untersuchungen möchte ich versuchen, ihnen mit Hilfe der Meinungen von Experten und eigenen Rückschlüssen auf den Grund zu gehen. Zuerst einmal möchte ich daher klären, was eigentlich Populärliteratur ist und was sie ausmacht. Anschließend betrachte ich die Harry Potter Bücher aus dem Blickwinkel seiner literarischen und emotionalen Wertigkeit für die Schüler. Außerdem werde ich hier einige Pro und Kontra Meinungen in Augenschein nehmen und abwägen. Im nächsten Teil meiner Hausarbeit recherchiere ich über religiöse Aspekte in der Buchreihe und achte dabei besonders auf die christliche Symbolik und die christliche Wertvorstellung. Diesen Betrachtungspunkt erlaube ich mir, da Religion in der Pädagogik und auch in der Schule eine nicht unerhebliche Rolle spielt und sie maßgeblich beeinflusst. In einer letzten Untersuchung beziehe ich mich auf das immer noch aktuelle Thema, des Kampfes der Geschlechterrollen und versuche herauszufinden, was Harry Potter zu dem Thema beitragen und den Schülern vermitteln kann. Zu guter Letzt ziehe ich aus allen gewonnen Informationen mein Resümee und beantworte meine zuvor formulierten Fragen.

1. Was ist eigentlich Populärliteratur?

Christian Huck beschreibt in seinem Aufsatz, dass der Begriff in sich schon widersprüchlich zu sein schiene, da Literatur, alleine schon aufgrund seiner Schriftlichkeit, im Gegensatz zum Populären stehe. Er formuliert weiterhin, dass die Populärliteratur scheinbar nur ein Verfallsprodukt der wahren Literatur sei und auch, dass die Massenmedien suggerieren, dass die Schrift einer bedrohten, aber besseren Kultur angehöre[4].

Wie auch Christian Huck es im weiteren Verlauf seiner Arbeit getan hat, würde auch ich dieser Aussage widersprechen. Nur weil etwas populär, also bei den großen Massen bekannt und beliebt ist, ist es nicht gleichbedeutend mit einer literarischen Nichtwertigkeit. Nur weil ein Buch, statt große kognitive Leistungen zu fordern, emotionale Tiefe und Einbindung bietet, ist es nicht direkt minderwertig. Rudolf Helmstetter stellt in seinem Definitions Ansatz heraus, dass sich populär nicht von popularis, vom Volk ausgehend, ableiten lasse.

„Populäres kann es erst geben, wenn Populationen als ganze – und zugleich die Individuen als einzelne – adressiert werden können und dann auch permanent adressiert werden, oder genauer und historisch argumentiert: Populäres jenseits tribaler, lokaler, ständischer und territorialer Grenzen gibt es erst seit und mit der Instituierung gesellschaftsweiter Öffentlichkeiten, die neue Formen der Erreichbarkeit und Adressierbarkeit der Gesellschaft (und ihrer Bevölkerung) mit sich bringen.“[5]

Der Begriff „populär“ ist also im Laufe der Globalisierung immer größer geworden und umfasst nun die gesamte moderne Welt. Zudem richtet sich die Populärliteratur also sowohl an das ganze Volk, als auch an jede einzelne Person. Das ist so zu verstehen, dass, da das geschriebene Wort an sich keinen direkten Adressaten hat und sich sein Publikum erst suchen muss, es zuerst jeden Leser, als Individuum, ansprechen will. Damit es aber jedes Individuum ansprechen kann, muss es als Voraussetzung dafür, erst allen Teilen der Gesellschaft zugänglich sein.

Christian Huck führt jetzt noch einige Merkmale auf, mit Hilfe derer man Populärliteratur erkennen kann. Diese allerdings alle aufzugreifen, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Deswegen habe ich mir exemplarisch das Merkmal des Alltagsrealismus herausgesucht. Huck beschreibt, dass man Populärliteratur gut an einer alltäglichen Sprechweise erkennen könne, da sie schließlich alle gesellschaftlichen Teile ansprechen wolle. Durch diesen alltäglichen Sprachgebrauch käme es zu einem „Realitätseffekt“, der die Grenze zwischen Realem und Fiktionalem verwischen und vertuschen würde. Das bedeutet, dass so fantastisch und unrealistisch die Welt im Buch auch sein mag, durch den Schreibstil, unterstützt von einer in sich geschlossenen Logik und vielleicht sogar bekannten Schauplätzen, scheint es, als könne diese Welt tatsächlich existieren und sei nur einen Schritt von uns entfernt.[6]

Populärliteratur definiert sich also nicht nur durch die Verbreitung seiner Selbst, sondern auch durch den Inhalt. So abwegig die Geschichte auch sein mag, eine Identifikation mit den Charakteren ist immer möglich, da für reichlich Anknüpfungspunkte gesorgt ist. Meiner Ansicht nach, ist gerade diese Identifikationsmöglichkeit, der Schlüssel zu einem befriedigendem Leseerlebnis.

2. Die Potter – Pädagogik

Bei weiteren Recherchen zu meinem Thema, stieß ich im Internet auf diesen Begriff: Die „Potter-Pädagogik“. Meistens verwendet von lautstarken Kritikern der Selbigen. Ich fand heraus, dass am 12. Juni 2008 im Stadtcafe der Autostadt Wolfsburg eine Expertendiskussion unter folgendem Titel stattfand: „Harry Potter – Held der modernen Pädagogik?“ Leider war es mir nicht möglich eine offizielle Aufzeichnung der Diskussion zu finden. Ich fand aber eine Zusammenfassung von Stephanie Dorer, einer kleineren Autorin, die einige Aufsätze für Sammelwerke verfasst hat (z.B.: Dorer, Stephanie (2008): Fanfiction – Eine alternative Erzählkultur. In: Ritter, Herman; u.a. (Hrsg.): Malfuria – Jahrbuch zur Fantasy 2008. Darmstadt, S. 123-146.).

[...]


[1] Pisa Studie 2009, https://www.oecd.org/pisa/pisaproducts/46619755.pdf, 2009.

[2] Pisa Studie 2015, https://www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie/PISA_2015_Zusammenfassung.pdf, 2016.

[3] HNA, https://www.hna.de/politik/bestseller-von-der-bibel-bis-harry-potter-2250374.html, 21.03.2012.

[4] Vgl. Huck, Christian: Was ist Populärliteratur? Oder doch eher, wann ist Populärliteratur?, in: Lüdeke, Roger (Hrsg.):
Kommunikation im Populären: Interdisziplinäre Perspektiven auf ein ganzheitliches Phänomen, Berlin 2011, S. 43-66.

[5] Helmstetter, Rudolf: Der Geschmack der Gesellschaft, in: Huck, Christian und Zorn, Carsten (Hrsg.): Das Populäre der Gesellschaft – Systemtheorie und Populärkultur, Wiesbaden 2007, S. 44-72.

[6] Vgl. Huck, Christian: Was ist Populärliteratur? Oder doch eher, wann ist Populärliteratur?, in: Lüdeke, Roger (Hrsg.):
Kommunikation im Populären: Interdisziplinäre Perspektiven auf ein ganzheitliches Phänomen, Berlin 2011, S. 43-66.

[7] Vgl. Dorer, Stephanie: „Harry Potter – Held der moderenen Pädagogik?“, http://www.hannohirrim.de/texte/HP-Diskussion-WOB.pdf, 12.06.2008.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die pädagogische Eignung von Populärliteratur für den Unterricht
Untertitel
Was kann "Harry Potter" zu unserer Schulbildung beitragen?
Hochschule
Universität Osnabrück
Veranstaltung
Pädagogische Dimensionen von Kinder- und Jugendliteratur
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
18
Katalognummer
V446663
ISBN (eBook)
9783668825901
ISBN (Buch)
9783668825918
Sprache
Deutsch
Schlagworte
eignung, populärliteratur, unterricht, harry, potter, schulbildung, lesekompetenz
Arbeit zitieren
Nico May-Johann (Autor:in), 2017, Die pädagogische Eignung von Populärliteratur für den Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446663

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