Diese Arbeit befasst sich zunächst mit der Frage, wie der Begriff der Stellvertretung bei Thomas Hobbes zu verstehen ist und vergleicht dies mit dem modernen deutschen Stellvertretungsrecht nach dem BGB. Anschließend wird der Zusammenhang von Stellvertretung und Staatswesen bei Hobbes dargelegt, um dann die Bedeutung der Autorisierung des Souveräns für seine Vertragstheorie zu erläutern. Zuletzt zeigt die Arbeit die Unzulänglichkeiten der Vertrags- und Staatskonstruktion nach Hobbes auf und endet mit einer Schlussbetrachtung zu Autorität und politischer Mach
Die Frage nach legitimer Autorität, welche soziale Organisationsformen und politisches Handeln rechtfertigen kann, spielt seit jeher eine zentrale Rolle in Rechtsphilosophie und politischer Philosophie. Alle modernen Staaten beanspruchen Autorität über ihre Bürger, was für Green als wesentliches Merkmal zur Unterscheidung von Staaten und bloßen „Räuberbanden“ gilt. Politik kann nach Wolff als Ausübung von Staatsgewalt und als Versuch, auf diese Ausübung Einfluss zu nehmen, definiert werden. Staat sei demnach eine Personengruppe, welche innerhalb eines vorgegebenen Territoriums die höchste Autorität über eine bestimme Einwohnerschaft habe.
Obwohl Thomas Hobbes gemeinhin nicht als Repräsentationstheoretiker angesehen wird, ist die Konzeption von Stellvertretung und Autorisierung des Souveräns auch ein wesentliches Kernelement seiner Gesellschaftsvertragstheorie. Die Grundbedingungen von Autorenschaft, Stellvertretung und Autorisierung erläutert Hobbes in Kapitel XVI seines Hauptwerks, dem Leviathan. Dieses Kapitel scheint auf den ersten Blick nichts zur Substanz und Kontinuität von Hobbes’ Argumentation in den Kapiteln XIII, XIV, XV, XVII und XVIII beizutragen und daher nach Gauthier als „somewhat irrelevant appendix or addendum“. Trotz der Kürze des Kapitels bereitet es bei genauerer Betrachtung jedoch die terminologische und theoretische Grundlage für die Entstehung des Staatswesens sowie die Legitimierung eines Herrschaftsrechts des Souveräns als autorisiertem Stellvertreter. Damit ist es von wesentlicher Bedeutung für die politische Theorie von Thomas Hobbes. Zudem expliziert Kapitel XVI des Leviathan Hobbes’ Sicht auf die menschliche Natur und die Bedingungen für eine aktive Teilnahme am Staatswesen.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung: Autorität und Autorisierung als Voraussetzungen für eine legitime Herrschaftsform
- B. Von Personen, Autoren und der Stellvertretung von Dingen - zu Kapitel XVI des Leviathan
- I. Grundbegriffe der Stellvertretung nach Thomas Hobbes
- II. Vergleich mit dem deutschen Stellvertretungsrecht aus moderner Perspektive
- III. Die Maske des Schauspielers
- C. Stellvertretung und Staatswesen
- I. Die Einheit des Staatswesens - Einheit des Vertreters, nicht des Vertretenen
- II. Die Fähigkeit zu Autorenschaft und Autorisierung als Grundbedingung für eine aktive Staatsbürgerschaft
- D. Bedeutung des Ermächtigungsakts für die Vertragskonstruktion nach Thomas Hobbes
- I. Die Autorisierung des Souveräns - Genese eines politischen Herrschaftsrechts
- II. Fingierte Autorenschaft als Widerlegung des Unrechtsarguments
- III. Ein Vertretungsrecht ohne korrespondierende einklagbare Pflichten
- E. Unzulänglichkeiten der Hobbes'schen Vertretungs- und Staatstheorie
- I. Unbeschränkte und unwiderrufliche Blankovollmacht
- II. Normative Grenzen jeder legitimen Herrschaft?
- F. Schlussbetrachtung: Autorität und politische Macht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Frage der Stellvertretung, Repräsentation und Autorisierung in der Vertragstheorie von Thomas Hobbes. Im Mittelpunkt steht dabei die Analyse, wie Hobbes die Entstehung einer legitimen Herrschaft im Rahmen einer Gesellschaftsordnung konstruiert und welche Rolle die Autorisierung und Stellvertretung dabei spielen.
- Die Rolle von Stellvertretung und Autorisierung in der Staatsbildung nach Hobbes
- Der Einfluss der Hobbes'schen Theorie auf moderne Konzepte der Repräsentation
- Die Bedeutung der Autorisierung für die Legitimation politischer Macht
- Die Verbindung von Staatsgewalt und individueller Autonomie im Denken von Hobbes
- Kritikpunkte an der Hobbes'schen Theorie der Stellvertretung und Autorisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Autorität und Autorisierung als Voraussetzungen für eine legitime Herrschaftsform ein. Anschließend werden die Grundbegriffe der Stellvertretung nach Thomas Hobbes vorgestellt und mit dem deutschen Stellvertretungsrecht aus moderner Perspektive verglichen.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird die Rolle der Stellvertretung im Staatswesen beleuchtet, wobei die Einheit des Staatswesens und die Fähigkeit zu Autorenschaft und Autorisierung als Grundbedingung für eine aktive Staatsbürgerschaft im Vordergrund stehen.
Darüber hinaus wird die Bedeutung des Ermächtigungsakts für die Vertragskonstruktion nach Hobbes analysiert. Dabei wird die Autorisierung des Souveräns, die Genese eines politischen Herrschaftsrechts und die fingierte Autorenschaft als Widerlegung des Unrechtsarguments betrachtet.
Abschließend werden Unzulänglichkeiten der Hobbes'schen Vertretungs- und Staatstheorie, wie beispielsweise die unbeschränkte und unwiderrufliche Blankovollmacht, kritisch beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Schlüsselbegriffe Stellvertretung, Repräsentation, Autorisierung, Vertragstheorie, Staatswesen, Legitimation, politische Macht, Souveränität und Autonomie im Kontext der politischen Philosophie von Thomas Hobbes.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2015, Stellvertretung, Repräsentation und Autorisierung in der Vertragstheorie von Thomas Hobbes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446966