Die Kindheit im Mittelalter im Hinblick auf die These der elterlichen Gleichgültigkeit


Hausarbeit, 2018

13 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Zur Themenstellung
1.1 Einleitung
1.2 Forschungsstand

2. Das Mittelalter
2.1 Mittelalterliches Gesellschaftsleben
2.2 Mittelalterliche Lebensphasen der Kindheit

3 Eltem-Kind-Beziehung in der Epoche des Mittelalter
3.1 Elterliche Gleichgültigkeit nach Philippe Ariès
3.2 Shulamith Shahars Ausführungen als Einwand gegen Ariès

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Zur Themenstellung

1.1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Kindheit im Mittelalter und der These Philippe Ariès’, bei welcher er davon ausgeht, dass diese Lebensphase zur Zeit des Mittelalters bedeutungslos bzw. nicht vorhanden war. Es wird auf die Eltern­Kind-Beziehung in dieser Epoche eingegangen, mit dem Ziel herauszuarbeiten, ob die Elternschaft im Mittelalter von Gleichgültigkeit geprägt war, wie Ariès behauptet.

Da das Thema der Kindheit im Mittelalter ein sehr großes und breit gefächertes Feld darstellt, kann dies in einer Hausarbeit kaum ausreichend beleuchtet werden. Daher werden einzelne Aspekte ausgewählt, auf welche im Verlauf der Arbeit näher eingegangen wird. Die Darstellungen beginnen mit einer groben Skizzierung des Lebens und den vorherrschenden Gegebenheiten zur Zeit des Mittelalters, um das Thema der Kindheit in dieser Epoche besser einordnen zu können. Im Anschluß daran folgt eine Einteilung der Lebensphasen der mittelalterlichen Kindheit, was als Grundlage für die damalige Auffassung von Kindheit dienen soll.

Der Hauptteil widmet sich der elterlichen Gleichgültigkeit, wobei die Thesen von Philippe Ariès genauer betrachtet und dargestellt werden. Um herauszuarbeiten, ob die Gleichgültigkeit tatsächlich vorhanden war oder diese These durch andere historische Quellen zumindest abgeschwächt werden kann, wird ein Werk der Autorin Shulamith Shahar herangezogen, welches ebenfalls auf mittelalterliche Quellen zum Thema Kindheit zurückgreift. Die vorliegende Arbeit nutzt die Ausführungen Shahars als Grundlage für die Diskussion der Thesen von Ariès.

1.2 Forschungsstand

Da das Mittelalter eine längst vergangene Epoche darstellt und in der damaligen Zeit die Fähigkeit des Schreibens keine Selbstverständlichkeit war, ist die Quellenlage unzureichend. Die Menschen, welche des Schreibens mächtig waren, traf man häufig nur bei den Klerikern, also dem kirchlichen Nachwuchs und nicht beim normalen Volk an. Aufgrund dessen ist anzumerken, dass Textquellen aus der damaligen Zeit selten das reale Leben der unteren Schichten darstellten. Um dennoch das Alltagsleben der mittleren und unteren Schichten darzustellen, dienten Sachüberreste wie Z.B. bildliche Darstellungen und generelle Spuren menschlichen Lebens.[1]

Des Weiteren ist generell zu beachten, dass das Hinzuziehen derart alter Textquellen ein Risiko mit sich bringt, da unklar ist, ob diese Texte überhaupt gelesen und verbreitet wurden und nicht jahrhundertelang unbeachtet in einem Keller verstaubten. Viele Autoren waren zudem Männer und keine Väter, weshalb deren Schriften überwiegend normativen Charakter aufweisen.[2]

Als Haupt- und Pionierwerk zum Thema Kindheit im Mittelalter ist Philippe Ariès’ Werk ״Geschichte der Kindheit“ von 1978 anzusehen, in welchem er unter Einbeziehung zahlreicher historischer Quellen die Geschichte und Entwicklung von der mittelalterlichen zur modemen Kindheit darlegt. Mittlerweile existieren weitere Werke von Autoren wie Shulamith Shahar, welche ebenfalls unter Einbeziehung historischer Schilderungen, einige von Ariès Thesen zu widerlegen scheinen. Shahar nutzt in ihrem Werk überlieferte Beschreibungen aus der Zeit des Mittelalters, um die verschiedenen Lebensphasen der Kindheit im Mittelalter und die generelle Erziehung der Kinder in dieser Epoche darzustellen.[3]

Zum besseren Verständnis der Epoche des Mittelalters wird zunächst das Mittelalter und dessen gesellschaftliche Zustände allgemein skizziert.

2. Das Mittelalter

2.1 Mittelalterliches Gesellschaftsleben

Um sich mit dem Leben und dem Alltag im Mittelalter zu beschäftigen, ist es zunächst sinnvoll diese Epoche zu definieren und deren Gesellschaft zu betrachten:

״Die Gelehrten des 16. Jhd. hielten die tausendjährige Geschichte vor ihrer Zeit für ein "barbarisches Jahrtausend", das in ihren Augen rückständig, freudlos, ungebildet und fortschrittsfeindlich war. Sie qualifizierten diese Zeit von 500 - 1500 mit der Bezeichnung "media aetas - Epoche in der Mitte", um sie damit deutlich vom Altertum und ihrer eigenen Zeit, der Neuzeit, abzugrenzen.“[4]

In der mittelalterlichen Gesellschaft war eine Unterscheidung in Herrschende und Dienende grundlegend. Zu herrschenden Schicht gehörten der hohe und niedrige Adel, sowie die hohen Geistlichen. Die Schicht der ״Diener“ setzte sich aus Bauern und der ländlichen Bevölkerung zusammen, welche 90% der Gesamtbevölkerung ausmachten. Im Mittelalter waren nur die Männer rechts-, geschäfts- und vermögensiahig und sie verwalteten die Besitztümer ihrer Gattinnen und Kinder. Im Falle einer echten Notlage, stand es den Männern zu, ihre Familienangehörigen zu verkaufen und, falls berechtigte Gründe Vorlagen, zu töten.[5]

Hauptaufgabe einer Frau im Mittelalter war es, einen gesunden, möglichst männlichen Nachkommen zu gebären. Die Frau hatte ihrem Ehemann gegenüber vollständig ergeben zu sein. Kam es zum Ehebruch einer Frau, hatte der Mann das Recht sie zu töten, während der Mann die Möglichkeit besaß, zu mehreren anderen Frauen sexuelle Kontakte zu pflegen.[6]

Kinder traten im Mittelalter im Alter von sieben Jahren in den handwerklichen Arbeitsprozess ein und wurden Knechte, Lehrlinge und Mägde. War ein siebenjähriges Kind Waise, musste es von diesem Zeitpunkt an für sich selbst sorgen. Nur die Mädchen wurden zur Vorbereitung auf ihr zukünftiges Eheleben länger in den Familien behalten.

Vor allem bei der adligen Gesellschaft wurden Söhne, welche für das Militär untauglich schienen und Töchter, welche man nicht verheiraten konnte, ausgesetzt oder einem Kloster übergeben.

Einige Eltern bestimmten auch eines oder mehrere ihrer Kinder für das Mönchs- oder Nonnenleben, weil sie hofften, dass diese dann für das Glück ihrer gesamten Familie beteten.[7]

Die Kindersterblichkeit war im Mittelalter sehr hoch. Nicht nur direkt nach der Geburt, sondem auch in den weiteren ersten Lebensmonaten. Historisch-demographischer Quellen ist zu entnehmen, dass etwa 200 bis 300 von 1000 Kindern starben und von den überlebenden Kindern nur etwa 500 das fünfte Lebensjahr erreichten. Viele von ihnen starben auf Grund von Hunger und Mangelernährung.[8]

Weiterhin charakteristisch für die Zeit des Mittelalters sind die schlechten hygienischen Verhältnisse und die unter anderem damit verbundene Pest. Es kam zu mehreren großen Pestausbrüchen, welche über die gesamte Zeit des Mittelalters wüteten. Millionen Menschen starben und ein Großteil der mittelalterlichen Bevölkerung wurde ausgelöscht.[9]

Im Folgenden geht die vorliegende Arbeit auf die Entwicklungsphasen ein, welche zur Zeit des Mittelalters die Kindheit kennzeichneten.

[...]


[1] vgl. Arnold 1986, s. 444

[2] ebd.

[3] Shahar 1991, s. 7

[4] Vogt-Lüerssen 2006, s. 5

[5] vgl. Vogt-Lüerssen 2006, s. 25

[6] vgl. Vogt-Lüerssen 2006, s. 107

[7] vgl. Vogt-Lüerssen 2006, s. 107

[8] vgl. Shahar 1991, s. 178

[9] ebd.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Kindheit im Mittelalter im Hinblick auf die These der elterlichen Gleichgültigkeit
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Note
1,7
Jahr
2018
Seiten
13
Katalognummer
V446973
ISBN (eBook)
9783668830226
ISBN (Buch)
9783668830233
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aries, Mittelalter, Kindheit, elterliche Gleichgültigkeit, Kindheit im Mittelalter
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Die Kindheit im Mittelalter im Hinblick auf die These der elterlichen Gleichgültigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446973

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