Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Poetik des genauen Blicks im Werk Wilhelm Genazinos.
Eine Beschäftigung mit der Poetik des genauen Wahrnehmens bei Genazino führt unweigerlich zu der Frage nach der Bedeutung dieser Technik. Warum legt Genazino einen solchen Wert auf das Schauen?
Die Dreierkonstellation aus Gesellschaft, Individualisierung und Ästhetik soll im Rahmen dieser Magisterarbeit genauer untersucht werden. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass die oben erwähnte Distanzierung in Genazinos Büchern bis 1989 noch nicht gelingt.
Es muss also untersucht werden, in wie fern sich die Protagonisten vor und nach 1989 durch ihre Wahrnehmung unterschiedlich in der Gesellschaft positionieren und wie sich die Wahrnehmung der jeweiligen Protagonisten voneinander unterscheidet. Außerdem soll geklärt werden, welche anderen Aspekte (Erzählsituation, die Beziehungen der Figuren, insbesondere zu Frauen, die Einstellung zu Arbeit etc.) Aufschluss über die Positionierung der Figur in der Gesellschaft geben können.
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- II Theorie der Wahrnehmung
- 1. „Der gedehnte Blick“
- 1.1 Die „Ästhetik der Nachhaltigkeit“
- 1.2 Kinder und der gedehnte Blick
- 2. „Das Exil der Blicke“: Individualisierung durch Wahrnehmung
- 3. „Abstand gibt es nicht im Sonderangebot“: Abweichung (→ Individualisierung) durch ästhetische Opposition
- 1. „Der gedehnte Blick“
- III Werkanalyse
- 1. Fremde Kämpfe (1984)
- 1.1 Ausgangssituation
- 1.2 Erzählsituation
- 1.3 Wahrnehmung
- 1.4 Raum: Der getriebene Fußgänger in der Stadt
- 1.5 Pescheks Ausstieg aus der Gesellschaft
- 1.5.1 Abkehr durch kindliches Verhalten bei Peschek
- 1.5.2 Abkehr durch Kriminalität (vs. Verankerung in der Welt durch Arbeit)
- 1.5.3 Wohnungseinbruch
- 1.5.4 Peschek und die Anderen
- 1.5.4.1 Pescheks Beziehung zu Dagmar
- 1.5.4.2 Die Anderen
- 1.6 Alternativen der Abweichung
- 1.6.1 Ideal: Leben als Künstler
- 1.6.2 Leben als Künstler: gescheitert (Kunstmaler Hirrlinger)
- 1.7 Symbole für Individualisierung bzw. Kollektivismus
- 1.7.1 Der Traum vom Zugverpassen
- 1.7.2 Mäuse
- 1.7.3 Vögel
- 1.7.4 Wohnsituation
- 2. Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz (1989)
- 2.1 Ausgangssituation
- 2.2 Erzählsituation
- 2.3 Wahrnehmung
- 2.3.1 Beobachten vs. Schauen
- 2.3.2 Beobachtungsexperimente
- 2.4 Raum: Der schweifende Fußgänger
- 2.5 Individuum und Gesellschaft
- 2.5.1 Private Opposition: Flucht/Reise als vorübergehender Ausbruch aus der Gesellschaft
- 2.5.2 Gesa und W
- 2.5.3 Epiphanie: Verrücktheit oder Selbstbegnadigung; der Künstler in der Gesellschaft
- 2.5.4 Symbole für Individualisierung bzw. Kollektivismus
- 2.5.4.1 Züge
- 2.5.4.2 Vögel
- 2.5.4.3 Schuhe
- 2.5.4.4 Kleidung
- 2.5.4.5 Wohnsituation
- 3. Ein Regenschirm für diesen Tag (2001)
- 3.1 Ausgangssituation
- 3.2 Erzählsituation
- 3.3 Wahrnehmung
- 3.3.1 Beobachten
- 3.3.2 Urlaub vom Sehen
- 3.4 Raum: Der urbane Fußgänger
- 3.5 Individuum und Gesellschaft
- 3.5.1 Grundeinstellung des Protagonisten
- 3.5.2 Die innere Genehmigung
- 3.5.3 Arbeit
- 3.5.4 Die Gesamtmerkwürdigkeit des Lebens
- 3.5.5 Wahn als Ausflucht
- 3.5.6 Die Beziehungen des Protagonisten
- 3.5.6.1 Die Frauen: Lisa und Susanne
- 3.5.6.2 Die Anderen
- 3.5.6.3 Himmelsbach, der Fotograf (Fast-Scheitern vs. Scheitern)
- 3.5.7 Individualität vs. Erlebnisproletariat
- 3.5.8 Epiphanie: Der Junge auf dem Balkon
- 3.5.9 Symbol: Schuhe
- 1. Fremde Kämpfe (1984)
- IV Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit der Poetik des genauen Blicks im Werk Wilhelm Genazinos. Die Arbeit untersucht, wie das Sehen als Mittel zur Individualisierung im Spannungsfeld zwischen Gesellschaft und Ästhetik fungiert.
- Das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft in Genazinos Werken
- Die Rolle der Wahrnehmung in der individuellen Gestaltung der Lebenswirklichkeit
- Die Bedeutung der Ästhetik als Mittel zur Distanzierung von der Gesellschaft
- Die Veränderung der Wahrnehmungstechniken und ihre Auswirkungen auf die Protagonisten
- Die Verwendung von Symbolen in Genazinos Werken, um Individualisierung und Kollektivismus darzustellen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit untersucht zunächst Genazinos theoretische Überlegungen zur Wahrnehmung. Im Anschluss erfolgt eine Analyse der Romane „Fremde Kämpfe“ (1984), „Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz“ (1989) und „Ein Regenschirm für diesen Tag“ (2001).
- Kapitel 1: Fremde Kämpfe (1984)
Dieses Kapitel analysiert die Wahrnehmungstechniken des Protagonisten Wolf Peschek und seine Versuche, sich von der Gesellschaft abzugrenzen. Es werden seine Strategien der Abkehr und die Begrenztheit seiner Möglichkeiten in dieser frühen Phase von Genazinos Werk beleuchtet.
- Kapitel 2: Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz (1989)
In diesem Kapitel wird die veränderte Wahrnehmung des Protagonisten und seine beginnende Fähigkeit zur Individualisierung untersucht. Der Fokus liegt auf der Entwicklung seiner Selbstwahrnehmung und seiner Beziehung zur Gesellschaft.
- Kapitel 3: Ein Regenschirm für diesen Tag (2001)
Dieses Kapitel analysiert die fortgeschrittene Wahrnehmungstechnik des Protagonisten und seine bewusste Distanzierung von der Gesellschaft. Es werden seine Beziehungen, seine Strategien der Abgrenzung und seine Suche nach Bedeutung in der modernen Welt untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Wahrnehmung, Individualisierung, Gesellschaft, Ästhetik, Distanzierung, Symbolismus und die poetischen Techniken Wilhelm Genazinos.
- Quote paper
- Sara Schumann (Author), 2005, Die Poetik des genauen Blicks im Werk Wilhelm Genazinos, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/447037