EU-Osterweiterung - Folgen für Deutschland


Studienarbeit, 2005

32 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Eckdaten und wirtschaftliche Ausgangsbestände
2.1. Auflagen an die neuen Mitgliedsländer

3. Außenhandel mit den neuen Mitgliedsländern

4. Kapitalmarkt
4.1. Direktinvestitionen in den neuen Mitgliedsländern = Kapitalflucht?
4.2. Verlagerung von Produktionsprozessen

5. Gütermarkt
5.1. Lohnkostendruck und Konkurrenz durch Billiganbieter

6. Arbeitsmarkt
6.1. Öffnung der Arbeitsmärkte = Masseneinwanderung billiger Arbeitskräfte?
6.2. Effekte der Migration auf den Arbeitsmarkt

7. Anhang

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Einkommensniveaus in den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern 2002

Tabelle 2: Produktionsniveaus des verarbeitenden Gewerbes 1999

Tabelle 3: Löhne der EU – Beitrittsländer im Vergleich

Tabelle 4: Handelsbilanzsalden Deutschlands mit ausgewählten Ländern Mittel- und Osteuropas

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Deutsche Direktinvestitionen in Mittel- und Osteuropa

Abbildung 2: Anteile in % an allen Direktinvestitionen

Abbildung 3: Motive für den Aufbau von Produktionsstätten im Ausland

1. Einleitung

Am 01. Mai 2004 vollzog die EU die vierte Erweiterung seit ihrer Gründung als Europäische Wirtschaftsunion 1957. Bei keiner der vorhergehenden Erweiterungen traten so viele Länder gleichzeitig bei wie bei dieser. Da auch Mittel- und Osteuropäische Länder aufgenommen wurden, also relativ arme Volkswirtschaften, stellt sich diese Erweiterung als beträchtliche Herausforderung für alle beteiligten Länder sowie die europäische Union als Ganzes dar.

Mit der Aufnahme von Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, der Slowakei, Slowenien, der Tschechischen Republik, Ungarn und dem griechischen Teil von Zypern ist die Zahl der EU – Mitgliedsstaaten auf 25 gestiegen. Zugleich nahm die Bevölkerung der EU um rund 74 Millionen Menschen zu.

Die größte Herausforderung liegt vermutlich in der Integration von Staaten, die sich in ihrer Geschichte, ihrer wirtschaftlichen Entwicklung sowie ihrer Wirtschaftsstruktur deutlich von den bisherigen EU – Mitgliedern unterscheiden. Des Weiteren differenzieren sich die neuen Mitglieder sehr stark im Preis- und Lohnniveau von den bisherigen EU – Staaten.

Aufgrund der geografischen Nähe Deutschlands zu den Mittel- und Osteuropäischen Staaten wird die Erweiterung nach Osten hierzulande sowohl von der Öffentlichkeit als auch von Vertretern in Politik und Wirtschaft ambivalent bewertet. Es mischen sich teilweise eher diffuse Ängste mit realistischen Einschätzungen der Probleme und bilden ein nur sehr schwer zu überschauendes Gemenge von Befürchtungen. Eine repräsentative Umfrage der Konrad – Adenauer – Stiftung aus dem Jahr 2004 ergab, das 59 % der Deutschen eine negative Haltung zur EU – Osterweiterung haben.

Es werden einerseits Wirtschaftswachstum und Wohlfahrtsgewinne für Deutschland prognostiziert, andererseits wird aber auch von Kapitalflucht und Marktverdrängung Deutscher Unternehmen durch Billigkonkurrenz aus dem Osten gesprochen. Ganz zu schweigen von Prophezeiungen, das Deutschland nach Aussetzen der Freizügigkeit von Zuwandererströmen förmlich überrannt werden wird.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit eben diesen Ängsten und Befürchtungen, die in der Bevölkerung immer wieder neu geschürt werden, speziell in Bezug auf den Kapital-, den Güter- und den Arbeitsmarkt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Entwicklung des Außenhandels, welche erheblichen Einfluss auf diese drei Märkte nimmt.

Besonders kritisch wurde auch die Situation von Klein- und Mittelständischen Unternehmen, gerade in den Grenzgebieten zu Polen und der Tschechischen Republik bewertet, da diese in anderen Betrachtungen größtenteils außer Acht gelassen werden.

Bei der Erstellung dieser Arbeit wurde vor allem auf eine einfache Darstellung sowie allgemeine Verständlichkeit geachtet. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und der besseren Darstellung von Zusammenhängen wurden wichtige Tabellen und Abbildungen an entsprechender Stelle direkt in den Text eingefügt.

2. Eckdaten und wirtschaftliche Ausgangsbestände

Seit der EU – Osterweiterung umfasst die Europäische Union 25 Mitglieder mit insgesamt 450 Millionen Einwohnern. Mit den Beitrittsländern wächst die Zahl der Erwerbstätigen (Arbeitnehmer und Selbständige) um 29 Millionen. Der überwiegende Teil kommt aus Polen (rd. 14 Millionen), Tschechien (rd. 5 Millionen) und Ungarn (rd. 4 Millionen). Die Arbeitslosigkeit ist liegt Polen mit knapp 20 %, in der Slowakei mit etwa 19 %, in Litauen und Lettland mit je 13 %, in Estland mit 9 % über dem Durchschnitt der EU - in allen anderen Beitrittsländern liegt die Arbeitslosigkeit niedriger als in der EU. Die Beitrittsländer weisen ein niedrigeres wirtschaftliches Entwicklungsniveau als die meisten derzeitigen Mitgliedsländer der EU auf. Das lässt sich auch am Einkommens- und Produktivitätsniveau festmachen. Die gesamtwirtschaftlichen Einkommensunterschiede zwischen Beitrittsländern und den bisherigen Mitgliedsländern der EU sind beträchtlich. Nimmt man als Maßstab den Kaufkraftstandart, dann liegt das Pro – Kopf – Einkommen (Bruttoinlandsprodukt je Einwohner) in den neuen Mitgliedsländern in einer Spannweite von ca. 35 % (Lettland) bis ca. 74 % (Slowenien) des EU - Standards. Nimmt man den das Einkommensniveau in Euro statt in Kaufkraftstandards, stellt sich die relative Position der Beitrittsländer deutlich schlechter dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Einkommensniveaus in den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern 2002

(Quelle: EU, SVR 2003/2004)

Diesem niedrigen Einkommensniveau entspricht aber auch ein niedrigeres Produktivitätsniveau. Für das verarbeitende Gewerbe hat das Institut für Wirtschaftsforschung (IWH), Halle, folgende Niveaus der Arbeitsproduktivität ermittelt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Produktionsniveaus des verarbeitenden Gewerbes 1999

(Quelle: Wirtschaft im Wandel, 3/2003; IWH)

Die neuen Mitgliedsländer erreichen allenfalls das Produktivitätsniveau von Griechenland und Portugal. Vor dem Hintergrund der Produktivitätsunterschiede müssen auch die erheblichen Differenzen zwischen den Durchschnittslöhnen der Beitrittsländer und denen in Deutschland gesehen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Löhne der EU - Beitrittsländer im Vergleich

(Quelle: Handelsblatt 03.12.2003)

2.1. Auflagen an die neuen Mitgliedsländer

Um einen reibungslosen Handel und Warenverkehr zu gewährleisten, sind die neuen Mitgliedsländer zur Übernahme der Binnenmarktregeln verpflichtet und müssen alle bestehenden Regelungen in der EU („acquis communitaire“ = gemeinschaftlicher Besitzstand) übernehmen. Speziell im wirtschaftlichen Bereich bedeutet dies, dass alle Regelungen des Binnenmarktes umgesetzt sein müssen. Das heißt:

- Abschaffung sämtlicher tarifärer (Zölle) sowie nicht tarifärer (z.B. Auflagen bei Im- und Export) Handelshemmnisse
- Übernahme der einheitlichen Außenzölle der EU
- Gewährung der vollständigen Freizügigkeit für Arbeit, Kapital und Waren
- Übernahme einer gemeinsamen Wettbewerbs- und Beihilfepolitik
- Abschaffung von Kontrollen an zukünftigen EU – Binnengrenzen

Mit dem Beitritt zur EU sind die neuen Mitgliedsstaaten jedoch nicht gleichzeitig automatisch Mitglieder der Europäischen Währungsunion. Bis zur Erfüllung der Eurokriterien bleibt in diesen Staaten die Landeswährung das gesetzliche Zahlungsmittel.

3. Außenhandel mit den neuen Mitgliedsländern

Die Liberalisierung des Außenhandels mit den Beitrittsländern in Mittel- und Osteuropa hat bereits in den 90er Jahren begonnen. Bereits ab diesem Zeitpunkt haben sich die deutschen Handelsbeziehungen mit den neuen EU – Ländern erheblich intensiviert. In diesen Volkswirtschaften entstand auf der einen Seite ein hoher Importbedarf an „Westwaren“, vor allem an Investitionsgütern, die für die Transformation der ehemals sozialistischen Planwirtschaften in Marktwirtschaften benötigt wurden. Andererseits boten diese Länder Kostenvorteile bei der Produktion, insbesondere von Vorprodukten. Sie wurden somit zu attraktiven neuen Produktionsstandorten innerhalb der Wertschöpfungsketten deutscher Unternehmen.

Innerhalb der „alten“ EU ist Deutschland der wichtigste Handelspartner der neuen Mitgliedsländer Im Durchschnitt der Jahre 1993 bis 2003 machten die deutschen Ausfuhren etwa 40 % der gesamten EU – Exporte in die neuen Mitgliedsstaaten aus.

In diesem Zeitraum vervierfachte sich der deutsche Außenhandel mit den Beitrittsländern. Damit bezog Deutschland im Jahr 2003 bereits über 10 % seiner Einfuhren aus den Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropäischer Länder. Aber auch für die deutsche Exportwirtschaft spielen diese neuen Absatzmärkte eine enorme Rolle. Mittlerweile gehen dorthin ca. 9 % der deutschen Exporte. Vier Fünftel des deutschen Außenhandels entfallen auf die drei größten Beitrittsländer Polen, die Tschechische Republik und Ungarn. Der Export und Import von Waren und Dienstleistungen mit den neuen EU – Länder gestaltet sich für die gesamte Deutsche Wirtschaft als vorteilhaft: Deutschland exportiert mehr Produkte in die Beitrittsländer als von dort bezogen wird. Dieser Überschuss hat sich in den letzten Jahren abgeschwächt, jedoch ist der Handelsbilanzsaldo immer noch positiv (siehe Tabelle 4: Handelsbilanzsalden Deutschlands mit ausgewählten Ländern Mittel- und Osteuropas). Die in Tabelle 4 zu findenden Salden beziehen sich auf die Gesamtwirtschaft.

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Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
EU-Osterweiterung - Folgen für Deutschland
Hochschule
Hochschule Zittau/Görlitz; Standort Görlitz
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
32
Katalognummer
V44739
ISBN (eBook)
9783638422796
ISBN (Buch)
9783638657679
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
EU-Osterweiterung, Folgen, Deutschland
Arbeit zitieren
Katja Rothemund (Autor:in), 2005, EU-Osterweiterung - Folgen für Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44739

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