Der Klimawandel in der Arktis und die Erschließung von Rohstoffen


Seminararbeit, 2017

25 Seiten, Note: 13


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Die Arktis im Wandel der Zeit-Vom Niemandsland zum Pulverfass

2 Die Abgrenzung der Arktis

3 Klimawandel: Rückgang des Eises und die dadurch entstehenden wirtschaftlichen Möglichkeiten

4 Ressourcen werden zu Reserven
4.1 Gebietsansprüche
4.1.1 Seerechtsübereinkommen
4.1.2 Arktischer Rat
4.1.3 Multilaterale Konventionen
4.2 Mögliche Militarisierung in der Arktis
4.2.1 Beteiligte Staaten
4.2.2 Mögliche Neuauflage des kalten Krieges

5 Der Einfluss des Ressourcenabbaus auf die indigenen Völker (Sacchalin-2Projekt)

6 Umweltschutz in der Arktis

1 Die Arktis im Wandel der Zeit-Vom Niemandsland zum Pulverfass

Die Arktis ist für die meisten Menschen nur ein fernes und vermeintlich wirtschaftlich uninteressantes Gebiet, doch wie die restliche Welt befindet sich auch die Arktis in ei­nem enormen Wandlungsprozess: Zwar strahlte das ewige Eis der Polkappen unse­rer Erde schon immer eine enorme Anziehungskraft auf die meisten Abenteurer und Entdecker aus aber auch wirtschaftliches Interesse in Form von Walfang und Pelz­handel gehören - vor allem in Grönland - zur Geschichte der Region1. Doch die Auf­merksamkeit und Faszination der Forscher heute erregt das Nordpolargebiet auf eine ganz andere und viel bedeutendere Weise. Die ersten Expeditionen, welche unge­fähr Ende des 19. Jahrhunderts starteten, waren noch von Erfolg und Ruhm getrie­ben, so dass ein regelrechter Wettlauf zum nördlichsten Punkt der Erde entstand - viele mussten allerdings dies mit ihrem Leben bezahlen. Der Sieger blieb allerdings bis heute ungeklärt, denn nachdem 1909 der US-Amerikaner Robert Peary behaup­tete, als erster Mensch den Nordpol erreicht zu haben verkündete, ein weiterer US-Amerikaner, Frederick Albert Cook, sogar schon ein Jahr früher das Unmögliche ge­schafft zu haben. Doch ob er diese Herausforderung tatsächlich meisterte ist auf­grund fehlender Dokumente ungewiss2. Seit das Polareis allerdings seine Ewigkeit zu verlieren scheint, starten Forschungsreisen, wie zum Beispiel die russische Expe­dition „Artika 2007“3, nur noch mit dem untergeordneten Ziel sich dadurch mit Erfolg rühmen zu können. Stattdessen wollen Forscher nun die verborgenen Schätze des Gebiets finden: Neben Silber, Zink, Diamanten, Gold und weiteren kostbaren Boden­schätzen dieser Art werden von den meisten Wissenschaftlern knapp ein Fünftel der weltweit vorhandenen Öl- und Gasvorkommen unter dem Eis vermutet4. Doch diese vielen Ressourcen in mitten des hoch fragilen Ökosystems der Arktis bringen nicht nur heikle politische und umwelttechnische Themen auf, sondern bedürfen auch ei­ner höchst komplexen Logistik.

Laut einigen Experten, wie zum Beispiel dem britischen Militärexperten der Zeitschrift „Jane´s Intelligence Review“, wäre sogar eine erneute Militarisierung des Nordpolar­gebiets möglich, so dass dieser Konflikt zu einer Neuauflage des Kalten Kriegs füh­ren könnte.5

2 Die Abgrenzung der Arktis

Auf die Frage welche Gebiete zur Arktis gezählt werden, gibt es noch immer keine allgemein gültige Definition. Während früher eine Eingrenzung der Arktis als Gebiet nördlich des arktischen Polarkreises gängig war, wird heute das Gebiet nach einem vegetationsgeographischen oder klimatischen Ansatz eingegrenzt.

Der vegetationsgeografische Ansatz bezieht sich auf die nördliche Baumgrenze, so­dass zur Arktis diejenigen Landgebiete gehören, in denen nur noch Tundra existiert. Im Vergleich dazu wurde beim klimatischen Ansatz die 10°-Juli-Isotherme als Grenze festgelegt. Diese stellt eine imaginäre Linie nördliche derer Gebiete dar, in denen selbst im wärmsten Monat des Jahres im jährlichen Durchschnitt die monatliche Mit­teltemperatur unter 10°C liegt. Allerdings stimmen diese beiden Definitionen Flächen technisch relativ gut überein, sodass demnach das arktische Gebiet etwa 20 Millio­nen Quadratkilometer misst.6 In der unten eingefügte Karte (Abb. 1) wurde die Arktis mit Hilfe der Zehn-Grad-Isotherme (rote Linie) begrenzt, aber auch der nördliche Po­larkreis und die einzelnen Vegetationszonen sind gekennzeichnet, so dass die unter­schiedliche Gebietseinteilung gut veranschaulicht wird. Auch kann man erkennen, dass dadurch große Teile der Anrainerstaaten, Russland, USA, Kanada, Norwegen, Island und Grönland (Dänemark) zum arktischen Gebiet gehören. Dies rechtfertigt, gemäß des Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen, ihre jeweiligen An­sprüche auf die küstennahen Gebiete des Nordpolarmeers. Die Arktis ist also ein von den Küsten der Anrainerstaaten umgebenes, größtenteils maritimes Gebiet, welches sich über rund zwanzig Millionen Quadratkilometer erstreckt.

Der Teil aber, der von den meisten Menschen als „Arktis“ angesehen wird, erfasst nur das Meeresbecken zwischen den einzelnen Anrainern. Diese nahezu vegetationslo­se Zone ist im Winter, während der Polarnacht, in der die Sonne auch tagsüber unter dem Horizont verborgen bleibt, von einer dicken Eisschicht bedeckt, die im Sommer früher nur teilweise aber mittlerweile immer weiter aufbricht.7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Gehring, Wiebke u.a. (2008): Diercke- Weltatlas, S.238

3 Klimawandel: Rückgang des Eises und die dadurch entstehenden wirtschaftlichen Möglichkeiten

Das arktische Klima ist vor allem durch die starken Schwankungen der Sonnenein­strahlung, die das Phänomen der Polarnacht und des Polartages mit sich bringen, geprägt. Durch die Strahlungsbedingungen, welche in der Polarnacht herrschen, ent­stehen die charakteristischen langen und extrem kalten Winter, in denen die Tempe­raturen meist bei ungefähr -30°C liegen. Doch auch in den Sommern, die meist nur einen bis dreieinhalb Monate andauern, kommt es lediglich zu Durchschnittstemperaturen von maximal 15°C plus. In beiden Jahreszeiten werden allerdings nur geringe Niederschläge gemessen, sodass sich in der Arktis meist nur eine Schneedecke von 10 bis 50 cm bildet.8

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Bauske Thomas u.a. (2009): Geographie Oberstufe 11, S.70

In den letzten Jahrzehnten kam es jedoch zu einem enormen Temperaturanstieg: Die Durchschnittstemperatur in der Arktis ist in den letzten 50 Jahren um fast 4°C gestie­gen!9 Dieser extreme Anstieg diente den Forschern als eine Art Frühwarnsystem für den Klimawandel, denn aufgrund von einigen Faktoren steigen die Luft- und Wasser­temperaturen in der Arktis deutlich schneller als im globalen Durchschnitt. Unter an­derem werden durch das schwindende Eis immer noch mehr dunkle Oberflächen freigelegt, welche die Sonneneinstrahlung nicht mehr reflektieren können, sondern diese absorbieren, was dann wiederum durch eine erhöhte Temperatur und dem da­mit verbundenen Rückgang des Eises zu einer positiven Rückkopplung führt.

Ein weiterer negativer Effekt der freigewordenen Meeresflächen, ist der erleichterte Wärmeaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre, da aufgrund der fehlenden Iso­lationswirkung des Eises leichter Wärmeenergie übertragen werden kann. Zudem besteht in der Arktis - genau wie in der Antarktis – die Problematik das durch eine vergleichsweise dünne, sich dadurch schneller erhitzende, Atmosphäre zusätzlich eine fortlaufende Erwärmung antrieben wird10.Unter weiterem Antrieb dieser Natur­phänomene führte der allgemeine Klimawandel dazu, dass sich alleine schon zwi­schen 1993 und 2013 ein Rückgang der Eisdecke um rund 20% beobachten lies11. Durch diese rasante Dezimierung stehen sich die verheerenden Folgen für das fragi­le Ökosystem, die Infrastruktur und Industrie der Arktis und damit auch die Lebens­grundlage der dort lebenden Völker und der eventuell mögliche riesengroße Profit durch die Erschließung von zahlreichen Rohstoffen, auf die sich diese Arbeit konzen­trieren wird, und neuen Handelswegen gegenüber. So kommt es, dass, während die Umweltschützer versuchen den Untergang dieser Eislandschaft zu verhindern, sich die Großmächte für den zweiten „Wettlauf“ zum Nordpol aufrüsten.

4 Ressourcen werden zu Reserven

Anders als in der Antarktis wurde in der Arktis schon auf die Erschließung von Roh­stoffen gesetzt. Vor allem in Russland, Kanada und Grönland, der größten Eiswüste des Nordpolargebiets, wurde schon vor einigen Jahren begonnen kostbare Stoffe zu fördern. Aufgrund der Lage, der schwierigen Abbaumodalitäten und den daraus re­sultierenden hohen Kosten, handelte es sich hierbei noch um vergleichsweise gerin­ge Mengen, seltener Mineralien wie Phosphat, Nickel, Eisenerz, Aluminium, Kupfer und Uran aber auch schon einen nicht unbedeutenden Teil an Erdöl und -gas.12 13 Zu­sätzlich könnten nun aber Ressourcen, also Vorkommen, die bislang keinen Profit durch Förderung möglich machten, zu rentabel abbaubaren Rohstoff Vorkommen werden und somit als sogenannte Reserven fungieren.14

Dies ist in erster Linie auf den Klimawandel und die damit schwindende Packeisflä­che zurück zu führen. Schon bald könnte also die Erwärmung die Förderung arkti­scher Rohstoffe, allen voran Erdöl und -gas, immens erleichtern, sodass man teilwei­se auch schon heute von ihnen profitieren kann.

Rund „16 Prozent der weltweiten Erdöl-“15 und „ca. 30 Prozent der weltweiten Erdgas­reserven“16 sollen sich laut des amerikanischen „Geological Survey“ unter dem Eis befinden: ein „9-Billionen-Doller-Schatz“17. Doch grundsätzlich ist zu beachten, dass hierbei nicht nur die Ökonomie, sondern auch die Ökologie eine wichtige Rolle spie­len sollte, denn in dem sensiblen Ökosystem der Arktis hätte eine Ölkatastrophe, wie die im Golf von Mexiko 2010, weitaus verheerendere Folgen. Sichtbar wurde dies 1989 als ein Öltanker vor Alaska auf Grund lief und so 2000 Kilometer Küste ver­seuchte18. Diese Katastrophe brachte den Tod von 250.000 Seevögeln und tausen­den anderen Tierarten, unter anderem Wale und Seeotter, mit sich. Hinzu kommt, dass auch die Fischbestände sich selbst 25 Jahre später noch nicht vollständig erholt haben. Entgegen aller Warnungen der Umweltschützer, haben die Anrainer allerdings trotzdem begonnen, nachdem sie die Region jahrzehntelang den indigenen Völkern überlassen haben, ihre Ansprüche auf die kostbaren Gebiete nicht nur gültig zu ma­chen, sondern auch zu erweitern.

4.1 Gebietsansprüche

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Ludwig, Michael (2010): Nato-gefährdetes Ökosystem

„Der Nordpol gehörte [...] allen und keinem zu gleich“19, so beschreibt Christoph Seid­ler in seinem Buch „Arktisches Monopoly“ die bis dato geltenden Gebietsansprüche in der Arktis prägnant. Aber wie genau kommt er auf diese Aussage? Dies ist leicht beantwortet: Es ist durch die geografische Lage bedingt, denn dadurch, dass der größte Teil der Arktis ein zugefrorener Ozean ist, sind die Gebietsansprüche zwar, wie in Abb. 3 oben dargestellt, hinsichtlich des Gewässers in Küstennähe weitestge­hend geklärt, der Rest ist jedoch noch bis heute internationales Territorium. So kommt es, dass jeder der fünf Staaten, die an das Nordpolarmeer grenzen, begon­nen haben zu versuchen sich ihre jeweiligen Ansprüche zu sichern und diese sogar durch spezielle Anträge zu erweitern. Die Anrainerstaaten stehen also schon in den Startlöchern für einen zweiten Wettlauf zum Nordpol. Dies wurde besonders deutlich, als Russland 2007 eine Landesflagge am Meeresboden des geografischen Nordpols setzte. Das hatte zwar völkerrechtlich kaum Bedeutung, doch eine große Medien­wirksamkeit lässt sich nicht abstreiten, sodass die Absetzung der Flagge ein deutli­ches „Signal nationalstaatlichen Anspruchsdenkens“20 darstellte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde über den Rohstoffkonflikt in der Nordpolarregion in fast jedem Beitrag der Medienwelt heftig diskutiert und spekuliert. Große Aufmerksamkeit lag dabei auf den einzelnen Gremien der arktischen Politik.

[...]


1 Vgl. Frühlauf, Markus (2013): Welt 2, S.153

2 Vgl. Seidler, Christoph (2009): Arktisches Monopoly, S.18+19

3 Vgl. Seidler, Christoph (2009): Arktisches Monopoly, S. 34

4 Vgl. Richter, Wolfgang (2018): Wirtschaftsregion Arktis – Chance oder Risi­ko?

5 Vgl. Seidler, Christoph (2009): Arktisches Monopoly, S.266

6 Goudie, Andrew (2008): Physische Geographie: Eine Einführung, S.144 ff.

7 Vgl. Bartsch, Golo M. (2015): Zukunftsraum Arktis, S.1

8 Vgl. Bauske Thomas u.a. (2009): Geographie Oberstufe 11, S.71

9 Vgl. Bartsch, Golo M. (2015): Zukunftsraum Arktis, S.5

10 Broich, Ulrike; Faller, Cornelia und Zetsche, Sabine (2005): Klimawandel

in der Arktis (ein Resümee des ACIA/-Berichts), S.7

11 Vgl. Frühlauf, Markus (2013): Welt 2, S.137

12 Vgl. Frühlauf, Markus (2013): Welt 2, S.153

13 Vgl. Bartsch, Golo M. (2015): Zukunftsraum Arktis, S.13 und 14

14 Vgl. Bauske Thomas u.a. (2009): Geographie Oberstufe 11, S.100

15 Umwelt Bundesamt (Hrsg.) (2016): Geologie und Ressourcen der Arktis (wörtliches Zitat)

16 Umwelt Bundesamt (Hrsg.) (2016): Geologie und Ressourcen der Arktis (wörtliches Zitat)

17 Balzer, Sebastian; Hosp, Gerald und Theurer, Marcus (2011): Der 9-Billio­nen-Dollar-Schatz unter dem Eis (wörtliches Zitat)

18 Vgl. Frühlauf, Markus (2013): Welt 2, S.149

19 Seidler, Christoph (2009): Arktisches Monopoly, S.8 (wörtliches Zitat)

20 Bartsch, Golo M. (2015): Zukunftsraum Arktis, S.10 (wörtliches Zitat)

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Der Klimawandel in der Arktis und die Erschließung von Rohstoffen
Hochschule
Max-Planck-Gymnasium München
Note
13
Autor
Jahr
2017
Seiten
25
Katalognummer
V448173
ISBN (eBook)
9783668836440
ISBN (Buch)
9783668836457
Sprache
Deutsch
Schlagworte
klimawandel, Arktis, Rohstoffe, Neuauflage kalter Krieg
Arbeit zitieren
Mira Pölzer (Autor:in), 2017, Der Klimawandel in der Arktis und die Erschließung von Rohstoffen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/448173

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