Bläserklassen. Eine empirische Studie


Examensarbeit, 2005

87 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Musikunterricht als „Bläserklasse“

III. Vorüberlegungen und Vorbereitung der empirischen Studie, Entwicklung von Hypothesen und Fragebögen für Schüler und Lehrer

IV. Durchführung der empirischen Studie: Datenerhebung, Hospitationsprotokolle

V. Auswertung der Fragebögen

VI. Bewertung

VII. Literaturverzeichnis

Einleitung

„Der Beitrag der Musikpädagogik zur Persönlichkeitsbildung kann meines Erachtens nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wir müssen möglichst vielen jungen Menschen den Zugang zum aktiven Musizieren eröffnen. Leider wird der musischen Erziehung in und außerhalb der Schule eine nicht allzu hohe Priorität gegeben ”1

Die „frühzeitige musikalische Erziehung [fördert] Intelligenz, Sozialverhalten und schulische Leistung und [gibt] damit letzlich der Entfaltung der Humanität Raum. Musik und Musizieren leisten so einen entscheidenden Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.”2

„Wer in der Erziehung der Kinder und Jugendlichen die musische Erziehung vernachlässigt, muss sich nicht wundern, wenn kaltherzige, brutale Charaktere dabei herauskommen Ich bin ja sehr dafür, dass jedes Kind einen Zugang zum Computer hat, aber vielleicht wäre es auch gut, wenn jedes Kind einen Zugang zu einem Musikinstrument hätte!”3

Wohl jeder Musikpädagoge wird den drei hier zitierten Politikern uneinge- schränkt zustimmen. Er wird sie aber auch fragen, warum diesen großartigen Plädoyers bislang nicht die dringend angesagten politischen Entscheidungen gefolgt sind, die es den Schulen ermöglichen würden, der Bedeutung des Musik- unterrichtes optimal Rechnung zu tragen - und das trotz der offenbar und selten genug anzutreffenden parteiübergreifenden Übereinstimmung!

Aber verbirgt sich hinter der Notwendigkeit, diese Probleme zu diskutieren nicht auch die Erkenntnis: Das Fach Musik an den Schulen ist in der Krise! So sieht es zumindest Altbundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog, wenn er sagt: „Darum versäume ich in diesem Zusammenhang nie, warnend auf den in den letzten Jahrzehnten stetig darbenden Musikunterricht an unseren Schulen hinzuweisen. Wenn wir einschlafen lassen, was da an Potenzial vorhanden ist, dann sägen wir an dem Kreativitätsast, auf dem wir alle miteinander sitzen.“4

Nun soll hier nicht über die politischen Notwendigkeiten für einen gut funk- tionierenden Musikunterricht lamentiert, sondern das Zitat von Prof. Dr. Roman Herzog eher mit einem großen Maß an pädagogischer Selbstkritik bedacht wer- den. Liegt doch die Qualität des Musikunterrichtes sehr oft auch aufgrund man- gelndem Engagement und nicht ausreichender Kompetenz des Lehrers im Argen. Folgende Beobachtungen während meiner Unterrichtshospitationen im Rahmen der schulpraktischen Studien beschreiben einen durchaus unbefriedigend zu nen- nenden Musikunterricht - sie sind natürlich nicht allgemeingültig, aber, so ist zumindest anzunehmen, auch nicht gerade selten in ähnlicher Form anzutreffen.

- Vier Seiten eines Musikbuches über das Thema „Aufnahmetechnik“ dienten zur Einführung in „Schallplatte“ (1. Stunde) und „CD“ (2. Stunde). Der im Musikbuch abgedruckte Text wurde vorgelesen, der Lehrer versuchte anschlie- ßend den nicht leicht verständlichen Text zu erläutern, in der jeweiligen Folgestunde wurde das Verständnis bei den Schülern abgefragt.
- Zum „Muntermachen“ der Klasse in der ersten Stunde am Montagmorgen lud der Musiklehrer ein zum Mitsingen. Er legte eine CD mit dem Lied „In the Jungle“ auf, das er in der letzten Stunde vorgestellt hatte. Es sang niemand mit, auch der Lehrer nicht!
- An einer Realschule erhielt die Frage, weshalb denn nur in der 5. und 6. Klasse und dann erst wieder in der 10. Klasse unterrichtet würde, folgende Antwort: „Die Jugendlichen haben während der Pubertät keine Lust auf Musik. Den Stress, sie dann zu unterrichten, tun wir uns nicht an. In Klasse 10 sind es die- jenigen, die das Fach gewählt haben, da geht es dann wieder!“
- Notenkunde: Den Schülern der 5. und 6. Klasse wurden ausführlich die Positionen der Noten c’ bis g’ im Violinschlüssel erklärt. Ein Instrument wurde dafür nicht benötigt.
- Die Teilnehmer der „Bläserklasse“, die allerdings nicht als Klassenunterricht sondern als freiwillige AG in den Nachmittagsstunden durchgeführt wurde, haben offensichtlich nicht sehr viel Spaß. Der fachfremd eingesetzte Lehrer ist zwar engagiert, kann das Ensemble aber nicht in der erforderlichen Qualität betreuen. Der Ablauf des Unterrichtes ist sehr unkonzentriert und ineffizient, offensichtliche spiel- und haltungstechnische Fehler von Schülern werden nicht korrigiert.

Im Sportunterricht würde niemand auf die Idee kommen, Theoriestunden zur Regelkunde des Fußballspiels oder eine Einführung in die Techniken des Bodenturnens zu geben. Zumindest nicht ohne Verbindung der Theorie mit der Praxis auf dem Fußballplatz oder in der Sporthalle.

Warum macht man das im Musikunterricht? Die berechtigte Forderung von Herrn Weiß, jungen Menschen Zugang zum aktiven Musizieren zu eröffnen, wäre in allen vier genannten Beispielen ohne Schwierigkeiten und ohne nennenswerten Aufwand zu realisieren gewesen.

- In der Musiktechnikstunde könnte man beispielsweise den Schülern aufgeben, zu Hause einmal zu überprüfen, ob es noch Schallplatten gibt oder sie bitten, ihre Lieblings-CD mitzubringen. Vielleicht gäbe es auch etwas aufzunehmen - z. B. ein gemeinsam einstudiertes Lied. In diesem Zusammenhang könnte man die technischen Details beim Bespielen einer CD besprechen.
- Einem Musiklehrer, der selber nicht mitsingt, gehört meines Erachtens die Berechtigung zum Unterrichten des Faches Musik aberkannt! Bei dem Lied „In the Jungle“ wäre es zudem ein Leichtes gewesen, die Kinder über den Gesang hinaus zum Instrumentalspiel anzuhalten. Das Lied hat einfache Harmonien und lustige, eingängige Rhythmen - bestens geeignet für instrumentale und tänzerische Aktivitäten.
- Betrachtet man den großen Andrang, den Musikschulen und Amateurorchester bei Kindern und Jugendlichen verzeichnen, mutet eine solche Äußerung gera- dezu als Armutszeugnis eines hilflosen Lehrers an. Gerade Jugendliche in der Pubertät, die intensiv ihre Körperlichkeit entdecken, mögen Aktion mit Bewegung, Tanz und Musik und sind sehr gut für aktives Musizieren zu begeis- tern, wenn es denn durch den Lehrer mit der notwendigen Sensibilität erfolgt. Die Kritik an dieser Stelle bedarf allerdings der Einschränkung, da viele Lehr- pläne den Musikunterricht in den genannten Klassen nicht vorsehen.
- Vokabeln muss man lernen, wenn man sich in einer Fremdsprache unterhalten möchte. Niemand lernt Vokabeln einer Sprache, die er nicht sprechen möchte. Notenkenntnisse braucht derjenige, der nicht aktiv musiziert, überhaupt nicht. Könnte man durch spielerische Übungen das Notenlesenlernen erleichtern (Beispiel: Wörter bilden mit den Musikbuchstaben5, siehe auch Graphik auf Seite 7), stellt sich die Frage, warum nicht gerade zu diesem Thema aktiv musi- ziert wird! Man könnte ja zumindest auf dem Klavier verschiedene Töne vor- spielen um zu zeigen, dass - sinnvollerweise - ein hoher Ton im Notensystem weiter oben steht als ein tiefer Ton. Noch viel besser wäre es, Schüler, die ein Instrument spielen, zu bitten, dieses der Klasse vorzustellen. Ein Lied spielen las- sen, Noten zeigen lassen - und schon ist die Notwendig- keit einer Noten- schrift für alle Schüler nachvoll- ziehbar. Mögli- cherweise wird durch das Beispiel des Mitschülers sogar das Inter- Auch so kann man das Lesen von Noten erlernen! esse geweckt, sel- ber ein Instrument spielen zu wollen!
- Glaubt man, dass das „aktive Musikmachen“ größte Bedeutung hat für einen erfolgreichen und effizienten Musikunterricht, so gilt - zurückzuführen auf meine Arbeit als Instrumentallehrer - mein besonderes Interesse dem Thema „Klassenmusizieren” bzw. dem „Musikunterricht als Bläserklasse“.

Anknüpfend an das letzte Beispiel wird daher im Rahmen dieser Staatsarbeit die Idee der „Bläserklasse“ vorgestellt. Eine empirische Studie an verschiedenen Schulen soll Ergebnisse liefern zu der Frage, wie erfolgreich diese Art des Musik- unterrichtes Schüler zu dem von Herrn Weiß geforderten „aktiven Musizieren“ motivieren kann.

Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird während der dieser Ausführungen das generische Maskulinum verwendet. Die Formulierung „Schüler“ und „Lehrer“ schließt immer die jeweilige weibliche Form mit ein, sofern dies nicht ausdrücklich anders gesagt wird.

II. Musikunterricht als „Bläserklasse“

Wenn alle Schüler einer Klasse ein Orchesterblasinstrument spielen, bilden sie eine sogenannte Bläserklasse. Es handelt sich dabei um eine Unterrichtsform, in der „jede Schülerin und jeder Schüler ein Orchesterblasinstrument systematisch erlernt und damit von Anfang an im Klassenverband musiziert”.6

Die Idee: Der aktiv handelnde Musikunterricht

Die hier vorgestellte Idee der Bläserklasse geht zurück auf ein amerikani- sches Vorbild, das die Akademie für Musikpädagogik e. V. Mainz nach eigener Aussage 1990 in Deutschland eingeführt hat.7 Sie verwendet die Formulierung „Klassenmusizieren mit Blasinstrumenten”, im Folgenden „Bläserklasse“ genannt. Die folgenden Ausführungen berufen sich im wesentlichen auf das „Klassenmusizieren-Handbuch” von Franz-Josef Schwarz8 sowie die Schilderungen von Joachim Schall9, der in einem persönlichen Gespräch aus seinen Erfahrungen berichtete.

In der Regel wird eine Bläserklasse durchgeführt als zweijähriges Projekt in den Klassen 5 und 6 an den allgemeinbildenden Schulen. Empfohlen wird auch ein früherer Beginn, nämlich bereits in der 3. und 4. Klasse der Primarstufe, was hier jedoch keine weitere Beachtung finden wird.

Die Arbeit mit einer Bläserklasse „... hat viele Facetten. Manche Lehrer schätzen sie wegen ihrer überzeugenden musikalischen Erfolge, andere wegen ihrer Motivationskraft - die nicht nur dem Musizieren zugute kommt. Ganz gleich, aus welchen Gründen man das Richtige tut: Die Bläserklasse eignet sich wie kein anderes Mittel, um Interesse und Freude an der Musik zu wecken und dauerhaft zu erhalten; daher der Erfolg dieses Unterrichtskonzepts.”10

Die St. Anna-Realschule aus Stadtlohn stimmt dieser Meinung zu, sie beschreibt die Bläserklasse - dort „Orchesterspiel im Klassenverband” genannt - als eine „neue Lernmethode, die den Musikunterricht in Schulen lebendig und interessant gestaltet.”11 An dieser Schule geht man davon aus, dass „alle Kinder fähig sind, das Spielen eines Orchesterinstrumentes zu erlernen, die gewonnenen Fähigkeiten beim gemeinsamen Orchesterspiel im Klassenverband anzuwenden, um so aktiv handelnd die Unterrichtsinhalte des Faches Musik mitzugestalten und musikalische Kommunikation zu ermöglichen.”12

Orchester- oder Bigbandarbeit

Im Laufe von zwei Jahren findet der Musikunterricht in Form von Orchesterarbeit statt. Alle Schüler erlernen dabei in zwei - eventuell auch drei - wöchentlichen Unterrichtsstunden ein Blasinstrument oder Schlagzeug, die Besetzung eines sinfonischen Blasorchesters (mit oder ohne Schlagzeug) oder einer Bigband soll als Vorbild dienen.

Vorkenntnisse werden nicht benötigt, alle Schüler können „bei null” anfan- gen. Alle spielen von Anfang an im Ensemble, und zwar nur im Ensemble! Eine weitere bzw. parallel dazu durchgeführte Instrumentalausbildung in Form von Einzel- oder Kleingruppenunterricht ist nicht vorgesehen und, nach Aussage von Joachim Schall, nicht notwendig. Sie ist aber willkommen und auch sinnvoll.

Die Bläserarbeit sollte nach Möglichkeit in den höheren Klassen fortgesetzt werden. Der Abschluss der Klassenmusizierprojektes am Ende der 6. Klasse geht dann über in weitere Bläserklassen oder in an der Schule bestehende Ensembles. Es sollen alle Schüler weiterhin aktiv musizieren, spätestens jetzt wird ein zusätzlicher Einzel- oder Kleingruppenunterricht bei einem Instrumentallehrer vorgeschrieben. Die Schulen sollen diesen Unterricht selber gestalten oder sich der Mithilfe der ortsansässigen Musikschule, falls vorhanden, oder Musikvereinen bedienen, vorgeschlagen wird auch, Musikstudenten der Hochschule oder pädagogischen Hochschule für diese Arbeit einzusetzen.

Die Qualifikation des betreuenden Lehrers und das „Teamteaching“

Der Unterricht wird durchgeführt nach dem Motto „One class - one teacher”, also: ein Lehrer betreut eine Klasse von ca. 30 Schülern. Der Instrumentalpäda- goge betrachtet das Fehlen eines zusätzlichen Einzel- bzw. Kleingruppenunter- richtes kritisch. Kann ein Lehrer eine Gruppe von 10 oder gar mehr Schülern, die alle das gleiche Instrument lernen wollen, mit genügender Aufmerksamkeit und Individualität betreuen? Aber nicht nur das - der Musiklehrer muss ja sämtliche Instrumente, die in der Klasse besetzt sind, unterrichten können! Das soll mög- lich sein?

Nach Auskunft von Joachim Schall kann ein Lehrer diese Arbeit leisten, wenn er entsprechend ausgebildet ist. In seinen Seminaren, die er bundesweit zum Thema Klassenmusizieren durchführt, ist die Instrumentalausbildung ein Schwerpunkt. Natürlich reichen theoretische Kenntnisse nicht aus, die Lehrer müssen in diesen Seminaren alle Instrumente selber zu spielen lernen. Der Trompeter unterrichtet dabei den Klarinettisten, dafür zeigt der Klarinettist dem Trompeter die Tücken seines Instrumentes. Ein sehr hoher Anspruch! Gefordert werden schließlich spielerische Fähigkeiten für Querflöte, Klarinette, Saxophon, Trompete, Posaune, Horn, Tuba und Schlagzeug, vielleicht auch noch für Oboe, Fagott und Euphonium.

Joachim Schall berichtet aus seiner Erfahrung, dass ein einzelner Lehrer sehr wohl die Vielzahl der Schüler betreuen kann. Schnell erkenne man, ob ein Schüler den bläsertechnischen Anforderungen genüge oder nicht. Den in dieser Hinsicht schwächeren Schülern lasse man eine intensivere Zuwendung zukommen. Möglich ist das Unterrichten einer kleineren Schülergruppe, während der Rest mit anderen Aufgaben bzw. Eigenarbeit bedacht wird.

Optimal wäre es natürlich, so Schall weiter, wenn die Schule den Unterricht nach dem System des „Teamteaching” durchführen würde. Hier teilen sich zwei Lehrer die Betreuung der Klasse. Nach Möglichkeit solle einer von beiden Blech- und der andere Holzbläser sein. Das würde eine deutlich intensivere und individu- ellere Betreuung der Schüler ermöglichen. Je nach Stundentafel - zwei oder drei Musikstunden wöchentlich - könnte eine Stunde als Registerprobe durchgeführt werden. Oder ein Lehrer kümmert sich in Form von Einzel- oder Kleingruppen- unterricht um Schüler mit Schwierigkeiten auf ihren Instrumenten, während der andere mit dem Rest der Klasse arbeitet.

Die Zusammensetzung des Ensembles - Verteilung der Instrumente

Es wird Wert gelegt auf eine ausgewogene Besetzung. Dazu gibt es ein Auswahlverfahren. In den ersten Stunden werden den Schülern alle Instrumente vorgestellt und sie dürfen die Instrumente, an denen sie Interesse haben, auspro- bieren. Am Ende der Probenphase haben sie drei Instrumente nach der gewünsch- ten Präferenz zu benennen. Der Lehrer entscheidet dann aufgrund dieser Angabe und den Bedürfnissen, alle Instrumentengruppen ausgewogen zu besetzen, wel- cher Schüler welches Instrument bekommt. Jeder Schüler erhält in jedem Fall eines der drei von ihm genannten Instrumente. Der Lehrer nutzt das Ausprobieren der Schüler dazu, diese beim Spiel zu beobachten und erkennt dabei Stärken und Schwächen für bestimmte Instrumente, diese Beobachtungen fließen ein in die Entscheidung, welches Instrument der jeweilige Schüler bekommt. Die Fähigkeit des Pädagogen ist gefragt, auch die unpopulären Instrumente in der Weise zu besetzen, dass alle Schüler das Gefühl haben, schon selber die Entscheidung für ihre Instrumente getroffen zu haben.

6 Flöten -1Oboe -6Klarinetten -2Altsaxophone -1Tenorsaxophon - 3Waldhörner -3Tenorhörner -4Trompeten -4Posaunen -1Fagott -2Tuben.

Nach Wunsch gibt es zusätzlich einen Spieler für das Drumset; alle Mitglie- der der Klasse sollen nach Bedarf für Percussioninstrumente eingesetzt werden.

Das Projekt-Netz der Beteiligten14

Wenn ein Musiklehrer eine Bläserklasse an seiner Schule einrichten will, so leistet er, das muss man wohl so sehen, zur Zeit noch Pionierarbeit. Da sich die Kultusministerien und Schulaufsichtsbehörden noch recht bedeckt halten im Hinblick auf Initiierung und Unterstützung von Bläserklassen, ist deren

Das Klassenmusizieren Handbuch gibt für eine aus 30 Schülern bestehende Klasse folgendes dem Sinfonischen Blasorchester nachempfundene Besetzungs- beispiel:[13]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Graphik von Winfried Osthues, er verwendet für die Bläserklasse den Ausdruck „Orchesterklasse“. (Abdruck mit seiner freundlichen Genehmigung)

Einrichtung auf Eigeninitiative von vom erfolgversprechenden Konzept überzeugten Lehrern angewiesen.

Die hier abgedruckte Graphik von Winfried Osthues15 beschreibt als Mittelpunkt aller Überlegungen die Kinder und darüberhinaus überaus treffend die Vielschichtigkeit dieser Arbeit, die weit über die eigentliche Unterrichtsplanung hinaus geht und die Vielzahl der Beteiligten, deren wohlwollende Mithilfe vonnö- ten ist. Und vor allem müssen sie alle erst davon überzeugt werden, dass der pädagogische Nutzen auf jeden Fall den so großen zeitlichen wie finanziellen Aufwand rechtfertigt.

Ein aufgeschlossener Schulträger sollte leicht zu überzeugen sein. Die Auswirkungen auf die in der Bläserklasse musizierenden Schüler im Hinblick auf Persönlichkeitsentwicklung, Motivation, allgemeine Leistungsfähigkeit und Sozialverhalten sind nun einmal sehr positiv und dürften kaum ernsthaft bestrit- ten werden. Wohlwollend wird man Auftritten der Bläserklasse gegenüber stehen

- eine bessere öffentliche Darstellung der ortsansässigen Schule ist kaum denkbar. Sind die finanziellen Spielräume wahrscheinlich in den meisten Fällen sehr begrenzt, so sollte die Mithilfe zur Schaffung guter Rahmenbedingungen gerne geleistet werden.

Schulleitung, Stundenplaner/Raumplaner,

Musikkollegen/ Fachkonferenz, Grundschulen

Ohne eine wohlwollende Unterstützung der Schulleitung geht wie bei ande- ren größeren Schulprojekten gar nichts. Überzeugungsarbeit wird nötig sein. Die Auswirkungen auf den Schulalltag sind umfassend. Die Stundenplanung muss z. B. zusätzliche Unterrichtsstunden für die Vorbereitung von größeren Auftritten mög- lich machen, was nicht immer die Zustimmung von Lehrerkollegen finden wird. Diese stehen nämlich in der Öffentlichkeit oft außen vor, denn ausschließlich der Musiklehrer mit seiner Bläserklasse wird die Lorbeeren ernten. Geeignete Räumlichkeiten müssen zur Verfügung stehen bzw. erst noch geschaffen werden. Musikkollegen müssen zur aktiven Mitarbeit bereit sein und die Fachkonferenz die erforderlichen Entscheidungen treffen.

Die Grundschulen, aus denen sich die Schülerschaft rekrutiert, können im Vorfeld zur Bewerbung der Bläserklassenidee genutzt werden, vorbereitender Musikunterricht kann auch dort bereits geleistet werden.

Förderverein/Sponsoren und Förderer/Banken

Recht hohe Kosten verursacht der Klassensatz an Instrumenten, der zunächst beschafft werden muss. Findet das Klassenmusizieren in der 5. und 6. Klasse statt, so sind zwei Klassensätze zu finanzieren, im dritten Jahr geben die Schüler die dann in der Regel noch funktionsfähigen Instrumente weiter an die nachfolgenden Generationen. Alle Schüler zahlen eine monatliche Miete und ab der 7. Klasse ist die Beschaffung eines eigenen Instrumentes vorgeschrieben.

Die Kosten für eine komplette Instrumentenausstattung einer Bläserklasse (siehe Beispiel auf Seite 13) betragen etwa 30.000 Euro. Bei einer monatlichen Instrumentenmiete von 15 Euro pro Schüler dauert es doch einige Jahre, bis die Investition refinanziert ist.

Weitere Kosten entstehen: Notenmaterial, Notenständer, Schlagzeug und Perkussion-Instrumente... Die Liste sinnvoller und notwendiger Utensilien kann beliebig erweitert werden.

Man wird kaum ohne Sponsoren und Förderer auskommen können. Viele Schulen gründen eigene Fördervereine, um die Gelder zu beschaffen. Banken sind besonders wichtige da finanzkräftige Förderer, die zudem zinsgünstige Kredite gewähren können.

Musikfachhandel

Die enge Zusammenarbeit mit einem Musikfachhandel ist anzustreben. Ganze Klassensätze bei einem Händler gekauft bringen einen ordentlichen Rabatt und auch die Pflege, Wartung und Reparatur der Instrumente erfordern einen kom- petenten Partner.

Der 1962 gegründete „Bundesverband der Deutschen Musikinstrumentenhersteller e. V.“ (BDMH) hat „zur Förderung des instrumentalen Musizierens vor einigen Jahren eine eigene Fördergesellschaft eingerichtet, u. a. zur Unterstützung öffentlicher Schulen bei der Anschaffung von Musikinstrumenten.“16 Eine Kontaktaufnahme wird in jedem Fall lohnenswert sein.

Presse

Eine gute lokale Pressearbeit hilft, das Bläserklassenprojekt publik zu machen. Die Darstellung in der Öffentlichkeit ist wichtig, und auch Sponsoren finden sich gerne in der Presse wieder!

Eltern

Überzeugungsarbeit wird vor allem auch bei den Eltern zu leisten sein, deren Unterstützung ganz besonders wichtig ist.

Sie werden zu einem nicht unerheblichen Maße finanzielle Beiträge leisten müssen. Neben der monatlichen Instrumentenmiete ist natürlich auch der Instrumentalunterricht zu bezahlen, so er denn bereits in der 5. und 6. Klasse angeboten oder sogar vorgeschrieben wird.

Wenn ein Kind die Tuba spielt, ist dies wohl nur durch einen elterlichen Fahrdienst möglich, soll das Kind auch zu Hause auf seinem Instrument üben können. Zusätzliche Schuleinsätze durch Auftritte der Bläserklassen erfordern die Bereitschaft, private Planungen unter Umständen auch am Wochenende mit der schulischen Veranstaltung zu koordinieren.

Ein ganz entscheidender Aspekt ist die Unterstützung der Eltern beim häus- lichen Üben. Das Erlernen eines Blasinstrumentes erfordert einen enorm großen zeitlichen Einsatz des Kindes. Ulrich Mahler untersuchte 1990 die „wichtige Rolle der Eltern bei der Instrumentalausbildung ihrer Kinder”. So kommt er zu der Erkenntnis, dass „die Übeanleitung des Lehrers ... in den meisten Fällen einer behutsamen, einfühlsamen elterlichen Unterstützung” bedarf. Schließlich ist rich- tiges Üben eine „komplexe Tätigkeit mit vielerlei Voraussetzungen: Motiviertheit, Selbstvertrauen, Konzentrationsfähigkeit, Geduld, Disziplin”.17 Eine empirische Studie über den „Abbruch der Instrumentalausbildung an Musikschulen” kommt zu dem Ergebnis: „Bei der Gruppe der erfolgreichen Instrumentalschüler legten 43% der Eltern Wert auf ... Üben, dagegen waren es nur 19% bei den Abbrechern“18. Die Autoren des hier zitierten Aufsatzes gehen zudem von „förderlichen Bedingungen aus, wenn Musik und Musizieren im Familien- und Freundeskreis einen hohen Stellenwert einnimmt”.19

Instrumentallehrer/Musikhochschule

Gibt es neben dem Bläserklassenunterricht einen zusätzlichen Unterricht in Form von instrumentalem Einzel- oder Kleingruppenunterricht, so wird dieses kaum von den Lehrern der Schule geleistet werden können. Instrumentallehrer von Musikschulen kommen in Frage, aber auch ortsansässige Musikvereine. Diese dürften im Hinblick auf ihre eigene Nachwuchsarbeit sehr interessiert sein an einer Zusammenarbeit mit den Bläserklassen der Schule.

In der Graphik von Winfried Osthues taucht auch die Musikhochschule auf. Die Zusammenarbeit mit Musikstudenten mit einem Blasinstrument als Hauptins- trument stellt eine weitere interessante Alternative beim Instrumentalunterricht dar.

Musikunterricht als Bläserklasse - rechnet sich der große Aufwand?

Die Idee der Bläserklasse scheint ein geeignetes Mittel zu sein, um der Bedeutung des Musikunterrichtes an den allgemein bildenden Schulen gerecht zu werden, ihm aus seiner Krise heraus zu helfen und den in der Einleitung von hochrangigen Politikern geforderten da so wichtigen Zugang für Jugendliche zum aktiven Musizieren zu ermöglichen.

Aber wie ist die Realität an den Schulen? Dazu soll die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte empirische Studie hilfreiche Ergebnisse liefern.

III. Vorüberlegungen und Vorbereitung der empirischen Studie, Entwicklung von Hypothesen und Fragebögen für Schüler und Lehrer

Mit Hilfe einer empirischen Studie soll die Situation der Bläserklassen an den Schulen betrachtet werden. Ich möchte an ausgewählten Schulen aus Münster und einem Umkreis von etwa 50 Kilometern hospitieren. Fragebögen für Lehrer und Schüler sollen helfen, die Ergebnisse der Hospitation zu untermauern.

Die Untersuchung wird ausgearbeitet und durchgeführt auf Grundlage des „Detailschema für die Projektierung einer empirischen Untersuchung nach Werner Stangl“20. Die dort genannten detaillierten Vorgaben werden dem Umfang der beabsichtigten Studie angepasst bzw. modifiziert.

Vorentscheidungen und Projektisierung

Im Rahmen des in der Ausbildung zum Lehramt in der Sekundarstufe 1 durchzuführenden Blockpraktikums hatte ich eine Schule gewählt, die mit einer Bläserklasse arbeitet. Aufgrund langjähriger Erfahrung als Blasorchesterdirigent, Chorleiter und Instrumentalausbilder konnte ich dieser Bläserarbeit keine gute Beurteilung geben. Daraus resultierte die Idee, sich empirisch mit dem Thema „Bläserklasse“ zu beschäftigen mit dem Ziel, herauszufinden, ob mit diesem recht neuen Konzept ein erfolgreicher Musikunterricht möglich ist oder ob das negati- ve Beispiel an dieser Schule die Arbeit als Bläserklasse insgesamt repräsentiert.

Eine vorläufige Fragestellung ergibt sich aus der in Kapitel 2 vorgestellten Idee zur Bläserklassenarbeit der Akademie für Musikpädagogik e.V.. Arbeiten die Schulen nach diesem Konzept? Wie erfolgreich tun sie es und mit welchen Problemen haben sie sich auseinander zu setzen?

Konkreter soll die Untersuchung an folgenden Fragen festgemacht werden:

1. Wie engagiert arbeiten die Schüler in ihrer Bläserklasse?
2. Wie hoch ist die fachliche und pädagogische Kompetenz des Lehrers und wie groß sind ihre Auswirkungen auf den Erfolg der Arbeit der Bläserklasse?
3. Wie sehr findet die Arbeit die Unterstützung durch die Schulleitung? Wie gut sind die Arbeitsbedingungen vor Ort (z.B. Ausstattung der Klasse, verfügba- res Instrumentarium, geeignete Probenräume?
4. Wie ist die Einstellung zur Bläserklasse bei den Lehrerkollegen und bei den

Eltern und findet die Arbeit auch Anerkennung und Förderung durch die Öffentlichkeit?

Die Untersuchungsergebnisse werden insbesondere durch die Hospitation an den Schulen erzielt. Sofern es mehrere Bläserklassen an einer Schule gibt und diese von unterschiedlichen Pädagogen unterrichtet werden, soll in jedem Fall bei jedem der Pädagogen hospitiert werden.

Unterstützend für die Resultate der Hospitationen sollen Fragebögen für Schüler und Lehrer helfen, die dort gesammelten Eindrücke zu untermauern oder zu widerlegen.

Der Fragebogen für die Schüler ist kurz gehalten, so dass sie am Ende der besuchten Stunde ca. 10 Minuten zur Bearbeitung benötigen. Der Fragebogen für Lehrer ist umfangreicher! Die Teilnehmer werden gebeten, nach der Hospitation den Fragebeogen innerhalb einer Woche bearbeitet zurückzugeben.

[...]


1 zitiert am 23.03.2005 aus http://www.musikpaedagogik.de/ - Hyperlink „Statements“: Gerald Weiß, Mitglied des Deutschen Bundestages, Staatssekretär a.D. (CDU/CSU), leider fehlt eine Angabe darüber, wann, wo und in welchem Zusammenhang diese Aussage gemacht wurde.

2 siehe 1: Christian Wulff in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, auch hier fehlt eine Angabe darüber, wann, wo und in welchem Zusammenhang diese Aussage gemacht wurde.

3 siehe 1: Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) in der Debatte über Anträge gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt im Deutschen Bundestag am 30.03.2001, seine Äußerung erhielt den spontanen Applaus aller Anwesenden.

4 siehe 1: Altbundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog, leider fehlt eine Angabe darüber, wann, wo und in welchem Zusammenhang diese Aussage gemacht wurde.

5 aus: Hören, lesen & spielen, Schule für Tenorhorn, Band 1, Seite 29

6. zitiert am 29.03.2005 aus: http://www.blaeserklasse.de/BKL_System.pdf, S. 1, YAMAHA als Betreiber die- ser Webseite verwendet dabei die Schreibweise „BläserKlasse”.

7. Natürlich hat es Klassenmusizieren schon vorher gegeben. Man denke nur an den Musikunterricht in den 60er und 70er Jahren, wenn für alle Schüler das Mitbringen einer Blockflöte verpflichtend war und gemeinsam gesungen und gespielt wurde. Ob es also möglicherweise vorher auch schon Bläserklassen gegeben hat, die nach dem amerikanischen oder einem ähnlichen Vorbild gearbeitet haben, kann nicht ausgeschlossen werden; diese Frage ist für die Ausführungen hier aber auch nicht von Bedeutung.

8. aus F.-J. Schwarz: Klassenmusizieren Handbuch, herausgegeben für die Akademie für Musikpädagogik e. V., Wiesbaden, 1999. Der Autor Franz-Josef Schwarz studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Buchwesen. Promotion zum Dr. phil. 1992; anschließend betriebswirtschaftliche Weiterbildung und Ausbildung zum Psychotherapeuten. Seit 1986 Dozent und Lehrbeauftragter für Musikgeschichte, Methodik wissenschaftlichen Arbeitens und Musikbibliografie an Universität und Konservatorium Mainz. Seit 1989 Erfahrungen mit dem Klassenmusizieren, zunächst als Leiter eines Forschungsvorhabens, seit 1990 Geschäftsführer der o. g. Musikakademie.

9. Joachim Schall ist Musiklehrer am Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen und dort im Bereich Klassen- musizieren sehr engagiert. Er gehörte zur ersten Gruppe, die im Jahr 1990 die hier beschriebene Bläserklassenarbeit kennenlernte. Er unterrichtet seit 1993 eigene Musikklassen (er hat an der Schule nicht nur Bläser- sondern auch Streicherklassen) und ist seit 1995 als Dozent für die Musikakademie Mainz bundesweit tätig, er leitet dort Seminare für Musiklehrer zum Thema Klassenmusizieren. Das Gespräch mit Joachim Schall fand statt am 04.03.2005.

10. aus: Klassenmusizieren Handbuch, S. 4

11. und 12. aus: Regina Frenker u.a.: 100 Jahre St.-Anna-Realschule, S. 88

13. aus: Klassenmusizieren Handbuch, S. 49

14. Formulierung von Winfried Osthues, Musiklehrer am Maria-Sybilla-Merian Gymnasium in Telgte und dort engagierter Verfechter der Arbeit mit der Bläserklasse.

15. s. Fußnote 14

16. aus: Klassenmusizieren Handbuch, S. 83

17. aus Ulrich Mahlert: Dir wichtige Rolle der Eltern bei der Instumentalausbildung ihrer Kinder, Üben und Musizieren, 02/1990, S. 73

18. aus Werner Jünger, Roland Merkel, Hans Rectanus: Faktoren des Scheiterns - über den Abbruch der Instrumentalausbildung an Musikschulen, Üben und Musizieren 04/1994, S. 5 und S. 7

19. siehe Fußnote 18

20 zitiert am 04.03.2005 aus: http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/FORSCHUNGSMETHODEN/ForschungsplanungDetail.shtml

Ende der Leseprobe aus 87 Seiten

Details

Titel
Bläserklassen. Eine empirische Studie
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Musikwissenschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
87
Katalognummer
V44850
ISBN (eBook)
9783638423670
ISBN (Buch)
9783638707374
Dateigröße
3613 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Bei einer Bläserklasse spielen alle Schüler ein (Blas-) Instrument und bilden von Beginn an ein Orchester. In einer empirischen Studie wurden sowohl Schulen besucht, an denen es Bläserklassen sowie solche, an denen es keine Bläserklassen, wohl aber klassenübergreifende Musik-AGs gibt. Die Hospitationsergebnisse sowie Ergebnisse von Fragebogenaktionen wurden ausgewertet und abschließend bewertet.
Schlagworte
Bläserklassen, Studie
Arbeit zitieren
Joachim Bahr (Autor:in), 2005, Bläserklassen. Eine empirische Studie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44850

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