Der Einfluss der Modernisierung auf die Erziehung und den Schutz von Kindern in China


Essay, 2016

6 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

In den letzten Jahrzehnten vollzog sich in China insbesondere im wirtschaftlichen und politischen Bereich ein rasanter Wandel. Von einem Land, dass noch in den 1970er Jahren von Armut und Hungersnot geprägt war, entwickelte sich China zur weltweit führenden Exportnation mit einem immer größer werdenden Einfluss auf dem Weltmarkt. Doch wie sieht Chinas Entwicklung in anderen Sektoren fernab der wirtschaftlichen Erfolge aus? Insbesondere im Bereich der Erziehung und Bildung rücken vorherrschende chinesische Traditionen immer öfter in den Blickpunkt moderner Fragestellungen. Der folgende Essay soll sich daher mit der Frage beschäftigen, inwieweit die Modernisierung in China die Abkehr von traditionellen Mustern im Bereich der Erziehung und dem Schutz von Kindern hervorgerufen hat. Grundlage der nachfolgenden Ausführungen ist dabei der Beitrag „Erziehung von Kindern und die Prävention von Delinquenz in China“ von Ju Qing aus dem Jahr 2007. Dieser Beitrag aus dem Sammelband ״Early Prevention - Frühe Prävention. Erfahrungen & Strategien aus 12 Ländern“ der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention des Deutschen Jugendinstituts in München thematisiert u.a. die Einflüsse des Wandels von der traditionellen Großfamilie hin zu modernen Familienformen in China. Diese Entwicklung, ausgelöst durch die rasche Modernisierung und Urbanisierung der letzten Jahrzehnte, bringt auch große Veränderungen und Auswirkungen auf die Kindererziehung und den Schutz von Kinder aus gefährdeten Familien mit sich, die mit Hilfe der Textquelle nachfolgend näher betrachtet werden sollen. Der Text leitet zunächst allgemein in das Thema Erziehung und Kinderschutz ein, indem deren Bedeutung zugunsten einer positiven Entwicklung der Kinder angesprochen wird. Im Anschluss werden schon einige Aspekte der nachfolgenden Ausführungen der Autorin kurz vorgestellt, um einen Überblick über das Themengebiet zu erhalten. Diese werden dann in den darauffolgenden Gliederungspunkten näher beleuchtet. Dabei kann man eine Unterteilung der Autorin in familiäre Einflüsse auf der einen und in staatliche sowie nichtstaatliche Einflussmöglichkeiten auf der anderen Seite feststellen.

Beginnend mit dem ersten Gliederungspunkt, der sich mit den Eltern als Hauptverantwortlichen für die Erziehung und Förderung von Kindern beschäftigt, wird zunächst der Wandel von der traditionell ländlichen Gesellschaft hin zur heutigen Form der Kernfamilie vorgestellt. Dies dient vor allem dazu, einen kurzen Einblick in die veränderten Familienstrukturen und dem damit zusammenhängenden Wechsel der Verantwortung für die Erziehung der Kinder zu erhalten. In der traditionell chinesischen Großfamilie herrschte eine hohe Abhängigkeit des Einzelnen von der Verwandtschaft. Das Familienoberhaupt hatte die höchste Autorität und Eltern mussten sich in der Erziehung ihrer Kinder an dessen Ansichten orientieren. (vgl. Quing 2007, S. 48 f.)

Die Großfamilie diente als Schutzraum und zur Versorgung der Mitglieder, was auch Pflichten der Kinder gegenüber ihren Eltern und der restlichen Großfamilie mit sich brachte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollzog sich jedoch aufgrund der Modernisierung ein Wandel von der Großfamilie hin zur Kernfamilie, die heute aufgrund der Ein-Kind-Politik oft nur noch aus Eltern und Kind besteht. Damit hat die Gehorsamkeitspflicht der Kinder gegenüber ihren Eltern abgenommen und das Zusammenleben zeichnet sich seitdem durch eine weitgehende Gleichberechtigung zwischen Eltern und Kind aus. Durch die größere Unabhängigkeit von anderen Familienmitgliedern ist somit die Verantwortung der Eltern für die Erziehung, aber auch für den Schutz und die Versorgung ihrer Kinder deutlich gestiegen. Um dies zu bekräftigen führt die Autorin nun einige Gesetze auf, die als Beispiele für diese Aussage dienen sollen. Zum einen erlegt das Chinesische Kinderschutzgesetz den Eltern die Verantwortung für den Schutz ihrer Kinder auf sowie die Pflicht, ihren Kindern das Recht auf Erziehung und Bildung zu garantieren. Weitere dargestellte Gesetze bekräftigen die Aufsichtspflicht der Eltern für ihre Kinder sowie die Aufgabe, die Kinder mit einer „gesunden Ideologie“ zu fördern und sie von gesellschaftlich unerwünschtem Benehmen abzuhalten. (vgl. Quing 2007, S. 48 f.)

Der zweite Gliederungspunkt beschäftigt sich anschließend mit den Großeltern und stellt somit einen weiteren familiären Einfluss auf den Schutz und die Erziehung der Kinder dar. Auch wenn die Autorin im vorherigen Abschnitt die Loslösung von der Großfamilie und der damit gestiegen Verantwortung der Eltern in den Mittelpunkt gestellt hat, wird durch diesen Abschnitt nun deutlich, dass die traditionellen Vorstellungen trotz der Modernisierung nicht komplett verloren gegangen sind. Die Familie hat in China noch immer einen sehr hohen Stellenwert und auch wenn Eltern und Großeltern getrennt leben, übernehmen die Großeltern noch häufig die Verantwortung für ihre Enkelkinder. Sie helfen bei der Erziehung, geben den oft noch unerfahrenen Eltern Tipps und Ratschläge und sind somit eine willkommene und kostengünstige Unterstützung im oft stressigen Alltag der Eltern. (vgl. ebd., S. 50)

Mit diesen Ausführungen macht die Autorin deutlich, dass die Modernisierung Chinas zwar die grundlegenden Familienstrukturen maßgeblich beeinflusst hat, die traditionelle Lebensform und die Verbundenheit zur Familie aber immer noch prägend für die Erziehung sind. Mit Blick auf die Fragestellung lässt sich also feststellen, dass die Eltern zwar im Zuge der modernen Entwicklungen in den Mittelpunkt der Verantwortung gerückt sind, die Verwandtschaft aber trotzdem noch eine wichtige Stütze ist, die im Bereich der Erziehung nicht wegzudenken ist. Betrachtet man nun den Aspekt des Schutzes der Kinder, so findet man jedoch einige Konflikte zwischen den Generationen und damit zwischen modernen und traditionellen Vorstellungen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss der Modernisierung auf die Erziehung und den Schutz von Kindern in China
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
6
Katalognummer
V448689
ISBN (eBook)
9783668849938
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, modernisierung, erziehung, schutz, kindern, china
Arbeit zitieren
Liesa Graf (Autor:in), 2016, Der Einfluss der Modernisierung auf die Erziehung und den Schutz von Kindern in China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/448689

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Im eBook lesen
Titel: Der Einfluss der Modernisierung auf die Erziehung und den Schutz von Kindern in China



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden