Die Frage, welches für ein Produkt der angemessene Preis ist, stellt sich bereits so lange, wie es den Tauschhandel - insbesondere den Tauschhandel gegen Geld - gibt. Die Frage nach der Angemessenheit eines Preises ist von großer Bedeutung, weil sie uns in zahlreichen Situationen des Alltags regelmäßig wieder begegnet: morgens beim Brötchenkauf beim Bäcker, beim Kauf eines Bustickets für die Fahrt zur Arbeit, bei der Wahl des Kantinenessens oder am Abend an der Kinokasse. Zugegeben, nicht alle Kauf- oder Nichtkaufentscheidungen werden von Konsumenten rational gefällt. In bestimmten Situationen (Notfall o. ä.) ist ein Konsument mitunter sogar gezwungen, zu Preisen zu kaufen, zu denen er unter normalen Umständen nie gekauft hätte. Doch stellt dieser Fall eher die Ausnahme dar. Im Normalfall wird der Konsument seine Kaufentscheidung vom Preis-Leistungsverhältnis einer Ware, d. h. der Angemessenheit des Preises, abhängig machen. Der Konsument fällt vor dem Hintergrund der (aus seiner Sicht) optimalen Verwendung des Budgets ein Urteil über die Angemessenheit eines Preises. Anhand dieses Kriteriums entschließt er sich dann für Kauf oder Nichtkauf. Das Urteil des Konsumenten über die Angemessenheit eines Preises und die daraus resultierende Kauf- bzw. Nichtkaufentscheidung entscheidet letztlich darüber, wie weit das dem Konsumenten zur Verfügung stehende Budget ausreichen wird, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Der Konsument wird daher einem Gut (bei gegebener Qualität und Menge) einen bestimmten Wert und damit einen bestimmten Preis beimessen, den er für den Erwerb des Guts für angemessen hält und, sofern er das Gut tatsächlich erwerben möchte, zu zahlen bereit ist. Aus Sicht eines Verkäufers ist es von besonderem Interesse, den genauen Preis zu kennen, der dem Nachfrager des jeweiligen Gutes als angemessen erscheint, bei dem er (der Nachfrager), wenn er das entsprechende Gut erwerben möchte, diesen Preis zu zahlen bereit ist. Die Angemessenheit eines Preises (aus Sicht des Nachfragers) und die Bereitschaft des Nachfragers, für den Erwerb eines Gutes einen bestimmten Preis zu entrichten, sind also eng miteinander korreliert.
Die Kenntnis eben dieser Zahlungsbereitschaft des Nachfragers kann der Verkäufer dazu nutzen, sein Angebot optimal auf den Nachfrager auszurichten und Absatz und/oder Gewinn zu erhöhen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Vorgehensweise und Definition zentraler Begriffe
- 2.1 Vorgehensweise
- 2.2 Definition zentraler Begriffe
- 2.2.1 Definition des Begriffs Zahlungsbereitschaft
- 2.2.2 Definition des Begriffs ökologischer Anbau
- 3 Methoden zur Ermittlung der Zahlungsbereitschaft
- 3.1 Auf der Erhebung von Kaufdaten basierende Methoden
- 3.2 Auf der Erhebung von Präferenzdaten basierende Methoden
- 3.2.1 Price Sensitivity Meter (PSM)
- 3.2.2 Conjoint-Analyse
- 3.3 Auf dem Offerieren von Kaufangeboten basierende Methoden
- 3.3.1 Vickrey-Auktion
- 3.3.2 Spezifische Lotterien
- 3.4 Auswahl zweier geeigneter Untersuchungsverfahren
- 4 Vorbereitung und Planung der empirischen Untersuchung
- 4.1 Grundlegende Annahmen der Untersuchung
- 4.1.1 Untergeordnete Bedeutung von Beschaffungs- und Handlungskosten
- 4.1.2 Substitutiver Charakter ökologischer und konventioneller Produkte
- 4.2 Charakterisierung der Zahlungsbereitschaft von Konsumenten für ökologische Produkte - Zusammenhang von Preishöhe und vermuteter Qualität eines Produkts
- 4.3 Anliegen und Zielsetzung der Untersuchung
- 4.4 Erhebung empirischer Daten
- 4.4.1 Das Instrument der Datenerhebung
- 4.4.2 Die Bestimmung von Grundgesamtheit und Stichprobe
- 4.5 Gütekriterien der Konsumentenbefragung
- 4.6 Gestaltung des Fragebogens
- 4.6.1 Generelle Anforderungen an die Fragebogengestaltung
- 4.6.2 Umsetzung in die Praxis – Die Fragen- und Produktauswahl
- 4.7 Pre-Test des Fragebogens
- 4.1 Grundlegende Annahmen der Untersuchung
- 5 Effektive Durchführung der Konsumentenbefragung
- 6 Auswertung des Datenmaterials und Analyse
- 6.1 Theoretische Betrachtung von Auswertungsverfahren
- 6.2 Prüfung der Stichprobe als Voraussetzung für die Datenauswertung
- 6.3 Der Untersuchungsgegenstand
- 6.3.1 Die zu prüfende Hypothese
- 6.3.2 Wissenschaftstheoretische Aspekte
- 6.4 Auswertung des nach der PSM-Methode erhobenen Datenmaterials
- 6.4.1 Anwendung der Price-Sensitivity-Methode bei Bio-Bananen
- 6.4.2 Anwendung der Price-Sensitivity-Methode bei Bio-Milch
- 6.4.3 Anwendung der Price-Sensitivity-Methode bei Bio-Brot
- 6.4.4 Analyse und Interpretation der Ergebnisse der PSM-Methode
- 6.4.4.1 Generelle Aussagen zur Interpretation der Kurvenschnittpunkte
- 6.4.4.2 Beurteilung des Preises von Bio-Bananen auf Basis der mittels PSM-Verfahren erhobenen Daten
- 6.4.4.3 Beurteilung des Preises von Bio-Milch auf Basis der mittels PSM-Verfahren erhobenen Daten
- 6.4.4.4 Beurteilung des Preises von Bio-Brot auf Basis der mittels PSM-Verfahren erhobenen Daten
- 6.4.5 Bewertung der PSM-Methode im Hinblick auf die Überprüfung der Hypothese
- 6.5 Auswertung des mittels diskreter Auswahl erhobenen Datenmaterials
- 6.5.1 Antwortmöglichkeiten der Befragten und deren Aussagegehalt
- 6.5.2 Vorgehensweise für die Auswertung der mittels diskreter Auswahl gewonnenen Daten
- 6.5.3 Auswertung der mittels diskreter Auswahl gewonnenen Daten für Bananen
- 6.5.4 Auswertung der mittels diskreter Auswahl gewonnenen Daten für Milch
- 6.5.5 Auswertung der mittels diskreter Auswahl gewonnenen Daten für Brot
- 6.5.6 Zusammenfassung der mittels diskreter Auswahl ermittelten Ergebnisse
- 6.5.7 Beurteilung des Verfahrens der diskreten Auswahl hinsichtlich seiner Eignung
- 6.6 Gegenüberstellung der Ergebisse von PSM-Methode und diskreter Auswahl
- 7 Zusammenfassung und Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Zahlungsbereitschaft von Konsumenten für Produkte aus ökologischem Anbau. Ziel ist es, die Preisbereitschaft der Konsumenten für Bio-Produkte zu ermitteln und die Ergebnisse mit den Preisen, die im Lebensmitteleinzelhandel für diese Produkte verlangt werden, zu vergleichen. Die Untersuchung soll Aufschluss darüber geben, ob die Preise für Bio-Produkte zu hoch angesetzt sind, um die Nachfrage zu befriedigen, oder ob andere Faktoren, wie z.B. die fehlende Preisbereitschaft der Konsumenten, den geringen Absatz von Bio-Produkten erklären.
- Ermittlung der Zahlungsbereitschaft für Bio-Produkte
- Analyse der Preisentwicklung im Lebensmitteleinzelhandel
- Identifizierung von Faktoren, die die Nachfrage nach Bio-Produkten beeinflussen
- Beurteilung des Preisgefüges für Bio-Produkte
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Preisgestaltung von Bio-Produkten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Diplomarbeit ein und erläutert die Bedeutung der Zahlungsbereitschaft für Unternehmen und Konsumenten. Anschließend werden die zentralen Begriffe der Arbeit, die Zahlungsbereitschaft und der ökologische Anbau, definiert. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen Methoden zur Ermittlung der Zahlungsbereitschaft. Es werden Methoden vorgestellt, die auf der Erhebung von Kaufdaten, Präferenzdaten und Kaufangeboten basieren. Das dritte Kapitel widmet sich der Vorbereitung und Planung der empirischen Untersuchung. Es werden die grundlegenden Annahmen der Untersuchung, die Zielsetzung und die Erhebungsmethode, d.h. eine Konsumentenbefragung, erläutert. Die Gestaltung des Fragebogens und die Durchführung der Konsumentenbefragung werden ebenfalls beschrieben. Das vierte Kapitel behandelt die Auswertung des Datenmaterials. Es werden die Ergebnisse der beiden verwendeten Methoden, der Price-Sensitivity-Methode und der diskreten Auswahl, dargestellt und analysiert. Die Ergebnisse werden anhand von Beispielen für Bio-Bananen, Bio-Milch und Bio-Brot erläutert.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Themen Zahlungsbereitschaft, ökologischer Anbau, Preisgestaltung, Konsumentenbefragung, Price-Sensitivity-Methode, diskrete Auswahl, Bio-Produkte, Lebensmitteleinzelhandel, Nachfrage und Marktforschung. Die Arbeit zeigt die Bedeutung der Preisgestaltung für den Erfolg von Bio-Produkten und die Notwendigkeit, die Preisbereitschaft der Konsumenten für diese Produkte zu ermitteln, um die Nachfrage zu steigern.
- Arbeit zitieren
- Cord Hantke (Autor:in), 2004, Verfahren zur Ermittlung von Zahlungsbereitschaften untersucht am Beispiel von Produkten aus ökologischem Anbau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44884