Leseprobe
Inhalt
1 Einleitung
2 Soziales Verhalten und social skills
3 Assessment von social skills
4 Social skills-Training
5 Social skills und Schule
6 Freundschaft
7 Peer-Interaktionen
8 Fazit
9 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Social skills sind Strategien, um alltägliche Aufgaben zu meistern und werden für die kompetente Performanz in akademischen, personellen, beruflichen und gemeinschaftlichen Kontexten benötigt. Je nach Setting sind andere social skills gefragt. Beispielsweise müssen sich Kinder beim Essen auswärts anders verhalten, als wenn sie zu Hause essen.
Nach Hupp, LeBlanc, Jewell, & Warnes (2009) hängen social skills mit akademischem Erfolg, psychologischer Anpassung, Coping-Fähigkeiten und Erwerbstätigkeit zusammen. Kinder, die keine ausreichenden social skills haben, geraten schon in der Schule in Gefahr sozial aufzufallen und hinter den anderen Kindern zurückzubleiben. Defizite in social skills und maladaptives soziales Verhalten sind diagnostische Kriterien für viele Störungen im DSM-IV (Hupp et al., 2009). Deshalb ist es wichtig social skills frühzeitig zu trainieren, damit dieser Entwicklung entgegengearbeitet werden kann.
2 Soziales Verhalten und social skills
Merrel und Gimpel (1998) (zitiert nach Hupp et al., 2009) beschreiben social skills als erlernte spezifische Verhaltensweisen, die Reaktionen auf soziale Stimuli darstellen. Sie maximieren soziale Verstärkung, sind interaktiv und situationsspezifisch.
Gresham, Van und Cook (2006) (zitiert nach Hupp et al., 2009) beschreiben soziales Verhalten als eine Mischung aus adaptiven social skills und behavioralen Exzessen. Externalisierende behaviorale Exzesse sind nach außen gerichtet (Aggression) und sollen soziale Verstärkung herbeiführen. Internalisierende behaviorale Exzesse (deprimierte Aussagen) werden für soziale Aufmerksamkeit genutzt.
McFall (1982) (zitiert nach Hupp et al., 2009) unterscheidet zwischen sozialer Kompetenz und social skills. Soziale Kompetenz ist dabei soziales Verhalten im Allgemeinen. Jemand ist sozial kompetent, wenn er eine bestimmte Tätigkeit kompetent ausführen kann. Diese Verhaltensweisen sind keine traits. Jemand kann eine Aufgabe in einem Setting kompetent meistern und in einem anderen Setting komplett versagen. Social skills beschreibt McFall als die spezifischen Tätigkeiten.
Cavell (1990) (zitiert nach Hupp et al., 2009) teilt soziales Verhalten in drei Kategorien ein. Soziale Kompetenz beschreibt die soziale Anpassung an neue Settings (z. B. an die Schule) und ist wichtig um Entwicklungsziele zu erreichen. Soziale Performanz bedeutet angemessene soziale Antworten zu zeigen (z. B. sich bedanken wenn man ein Geschenk bekommt). Social skills sind die spezifischen Fähigkeiten.
Gresham (1998) (zitiert nach Hupp et al., 2009) teilt social skills-Defizite in drei Faktoren ein:
1. Erwerbsdefizit: Social skills, die nicht erworben wurden und somit einfach nicht ausgeführt werden können, weil die Kinder nicht wissen wie
2. Performanz-Defizit: Social skills, die zwar erworben wurden, aber (z. B. aus Trotz) nicht gezeigt werden
3. Fluency-Defizit: Social skills wurden zwar erworben, werden aber in ungeschickter Weise ausgeführt
3 Assessment von social skills
Zum Assessment von social skills gibt es zwei Ansätze.
Der traditionelle Ansatz des Assessment von social skills fokussiert auf den Bewertungen von Anderen, also beispielsweise Eltern und Lehrer (Hupp et al., 2009). Diese Einschätzungen werden mit den Werten einer gleichaltrigen Norm-Gruppe verglichen (Hupp et al., 2009). Selbsteinschätzungen sind sehr subjektiv, können jedoch als Ergänzung verwendet werden oder um Fremd- und Selbsteinschätzung zu vergleichen. Eine weitere Möglichkeit ist die direkte Beobachtung des Verhaltens mit einem Kodierungssystem (Hupp et al., 2009). Dadurch können die Frequenz und der Bereich von sozialen Verhaltensweisen gut erfasst werden (Hupp et al., 2009). Kritisiert wird am traditionellen Ansatz, dass nur die Verhaltensweisen auffallen, die ein Kind in einem Setting zeigt (Hupp et al., 2009). Der Fokus ist sehr eng, da vorher festgelegt wird welche Verhaltensweisen beobachtet werden. Somit können gegebenenfalls wichtige social skills übersehen werden (Hupp et al., 2009).
Der kontextabhängige Ansatz zum Assessment von social skills beachtet die Ziele und Motivationen mit denen Verhaltensweisen ausgeführt werden (Hupp et al., 2009). Es wird also auch untersucht, warum ein Kind ein bestimmtes Verhalten zeigt (Hupp et al., 2009). Auch die Reaktionen von anderen Kindern werden beobachtet, weil diese Verhaltensweisen verstärken und abschwächen können (Hupp et al., 2009). Wenn ein Kind merkt, dass ein bestimmtes Verhalten nicht erwünscht ist, wird es dieses (im besten Fall) nicht mehr oder weniger zeigen.
4 Social skills-Training
Beim Training von social skills gibt es zwei Ansätze.
Beim molekularen (behavioralen) Ansatz wird angenommen, dass soziale Verhaltensweisen Reaktionen auf bestimmte Stimuli sind, die sich zu einer Kette von Verhaltensweisen verbinden (Hupp et al., 2009). Interventionen fokussieren hier auf der Erlernung bestimmter Verhaltensweisen, die in natürlichen Settings verstärkt werden (Hupp et al., 2009). Hier werden vor allem direkte Instruktionen verwendet, somit ist dieser Ansatz sehr vom Lehrer kontrolliert (Walker, Schwarz, Nippold, Irvin, & Noell, 1994). Kritisiert wird das Fehlen von Generalisation (Hupp et al., 2009). Die Kinder lernen zwar neue Verhaltensweisen, aber es ist fraglich ob diese in alle Settings übernommen werden (Hupp et al., 2009).
Der Prozess-Ansatz fokussiert auf den generellen kognitiven Strategien, die ein Kind anwenden kann, um Probleme zu lösen und in verschiedenen sozialen Settings zu bestehen (Hupp et al., 2009). Es wird untersucht wie die Kinder über verschiedene interpersonelle Probleme denken und sie werden ermuntert sich (z. B. mittels Rollenspielen) alternative Lösungsstrategien zu überlegen (Walker et al., 1994). Dieser Lernansatz ist somit weniger strukturiert und kontrolliert durch den Lehrer (Walker et al., 1994). Kritisieren könnte man hier, dass keine konkreten Verhaltensweisen eingeübt werden (Walker et al., 1994).
Ein Training von social skills sollte immer auf beiden Ansätzen aufbauen.
Allgemein besteht ein social skills-Training aus zwei Teilschritten. Im ersten Teil werden angemessene Formen von sozialen Verhaltensweisen eingeübt, beispielsweise durch Rollenspiele (Walker et al., 1994). Dadurch lernen die Kinder sich in andere Personen hineinzuversetzen und die Situationen auch aus anderen Blickwinkeln zu sehen (Perspektivenübernahme) (Walker et al., 1994). Es wird auch auf den situationalen Kontext eingegangen (Walker et al., 1994). Teil zwei fokussiert darauf die erworbenen Fähigkeiten in natürlichen Settings anzuwenden (Walker et al., 1994).
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