Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und bürgerliches Engagement am Beispiel der Diakonie


Seminararbeit, 2005

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Selbstverständnis der Freien Wohlfahrtspflege

3. Wohlfahrtsverbände

4. Geschichte der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland

5. Die sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege
5.1 Arbeiterwohlfahrt (AWO)
5.2 Caritas – Deutscher Caritasverband (DCV)
5.3 Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband ( DPWV)
5.4 Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
5.5 Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST)
5.6 Diakonisches Werk der Evangelischen Kirchen in Deutschland (DW)
5.7 Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Spitzenverbände (Tabelle)

6. Das Ehrenamt bei der Diakonie
6.1 Zweck des Ehrenamtes
6.2 Tätigkeitsbereiche

7. Die Ausbildung zum ehrenamtlichen Suchtkrankenhelfer beim Diakonischen Werk in Kusel
7.1 Einrichtung
7.2 Ausbildung
7.3 Motivation
7.3.1 Altruistische Motivation
7.3.2 Egoistische Motivation

8. Fazit

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege spielen aufgrund ihres breiten Aufgabenspektrums eine bedeutende Rolle für unseren Sozialstaat. Steigende Arbeitslosenzahlen und dadurch bedingte finanzielle Engpässe, führen vermehrt zu gesellschaftlichen Problemen und machen die Tätigkeit der Wohlfahrtsverbände heute wichtiger denn je. Da auch in diesem Bereich Stellen abgebaut und finanzielle Mittel gekürzt werden, gewinnt das Engagement von Ehrenamtlichen zunehmend an Bedeutung. Die vorliegende Arbeit kann zwar nur einen Überblick über die Thematik bieten, dieser soll jedoch möglichst umfassend sein.

Zunächst sollen einige Begriffe erörtert werden, um eine bessere Grundlage für den Zusammenhang zu schaffen, dazu dient auch der geschichtliche Überblick und der zeitliche Verlauf.

Bevor auf bürgerliches Engagement, welches bei allen Wohlfahrtsverbänden von sehr großer Bedeutung ist, am Beispiel der Diakonie näher eingegangen wird, werden die sechs Spitzenverbände im einzelnen vorgestellt. Anschließend sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Diakonie, Caritas, dem Deutschen Roten Kreuz, der Arbeiterwohlfahrt, der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband verdeutlicht werden. Aus welchen Gründen sich Menschen ehrenamtlich betätigen, soll die Ausbildung zum ehrenamtlichen Suchtkrankenhelfer abschließend aufzeigen.

2. Das Selbstverständnis der Freien Wohlfahrtspflege (FW)

Unter dem Begriff der Freien Wohlfahrtspflege versteht man die Gesamtheit aller sozialen Hilfen und Selbsthilfeleistungen, die auf freigemeinnütziger Grundlage und in organisierter Form in der Bundesrepublik Deutschland geleistet werden

Sie unterscheidet sich einerseits von privater Wohltätigkeit bzw. in privater oder kommerzieller Trägerschaft befindlichen Hilfeinstitutionen und andererseits von der durch das Gesetz vorgeschriebenen Aufgabenerfüllung staatlicher und kommunaler Behörden in entsprechenden Diensten und Einrichtungen.

Der Staat muss eine gerechte Sozialordnung gewährleisten und ihm obliegt die Verpflichtung zu deren Weiterentwicklung. An ihrer Verwirklichung haben aber gleichermaßen die gesellschaftlichen Kräfte Anteil. Aus diesem Grund ist auch die Freie Wohlfahrtspflege mit ihren zahlreichen Diensten und Einrichtungen umfangreich an der Gestaltung des Soziallebens beteiligt.[1]

Tätig wird Freie Wohlfahrtspflege in den Handlungsfeldern Gesundheitshilfe, Jugendhilfe, Familienhilfe, Altenhilfe, Behindertenhilfe, Hilfe für Personen in besonderen sozialen Situationen wie im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung.

In ihrem Selbstverständnis proklamiert Freie Wohlfahrtspflege ihre Unabhängigkeit von staatlichen Weisungen. Sie ist souverän gegenüber dem eigenen Auftrag und Entschluss sowie den hier zu treffenden Ziel- und Zweckvorstellungen.[2]

3. Wohlfahrtsverbände

Bei den Wohlfahrtsverbänden handelt es sich um historisch gewachsene, konfessionell, humanitär oder weltanschaulich geprägte Institutionen, die föderalistisch strukturiert sind, d.h. die Gliederungen und Mitgliedsorganisationen sind rechtlich überwiegend selbstständig. Unter den Wohlfahrtsverbänden haben sich die sechs Spitzenverbände zusammengeschlossen. Dazu gehören die Arbeiterwohlfahrt, der Deutsche Caritasverband, der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rote Kreuz, das Diakonische Werk der Evangelischen Kirchen in Deutschland und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Die Verbände sind geprägt durch unterschiedliche weltanschauliche oder religiöse Motive und Zielvorstellungen. Gemeinsam ist allen, dass sie unmittelbar an die Hilfsbereitschaft und Solidarität der Bevölkerung anknüpfen.[3] Nach Hans Braun kann man diese Art der Solidarität als Mesosolidarität bezeichnen. Diese inszenierte Solidarität geht über Hilfe- und Unterstützungsleistungen im familiären Umfeld hinaus. Sie entsteht aus einer Mischung aus Spontaneität und strategischem Denken. Ausgelöst wird sie durch die Einsicht der Vorteilhaftigkeit gemeinsamen und abgestimmten Handelns oder durch die wahrgenommene Benachteiligung anderer und dem damit verbundenen Gefühl etwas dagegen tun zu müssen. Sie resultiert weder aus Selbstverständlichkeit des alltäglichen Zusammenlebens (Mikrosolidarität), noch kann sie zwangsweise, insbesondere vom Staat, eingefordert werden (Makrosolidarität). Mesosolidarität kann entweder reziprozitätsorientiert sein, d.h. sie findet in Gestalt von wirtschaftlicher, politischer und sozialer Selbsthilfe statt oder sie ist nicht reziprozitätsorientiert, in Form von sozialem Engagement zugunsten des Gemeinwesens oder bestimmter Gruppen, wie es bei den Wohlfahrtsverbänden der Fall ist.[4]

Die 94.000 Einrichtungen mit 3,27 Millionen Betreuungsplätzen machen die Wohlfahrtsverbände zum größten Träger von Einrichtungen der Gesundheits-, Jugend- und allgemeiner sozialer Hilfen. Mit 1,5 Millionen Beschäftigten sind sie die größten privaten Arbeitgeber Deutschlands. Dadurch und aufgrund ihrer Leistungen für das Gemeinwesen sind sie ein wichtiger Bestandteil des Sozialstaates.

4. Geschichte der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland

Die Freie Wohlfahrtspflege lässt sich geschichtlich weit zurückverfolgen. Dabei war es stets der Wandel gesellschaftlicher und staatlicher Verhältnisse, der die Form und die Inhalte ihrer Arbeit nachhaltig beeinflusste. Sehr stark wurzelt die Freie Wohlfahrtspflege im Gedanken jüdischer und christlicher Nächstenliebe. Schon in den ersten christlichen Jahrhunderten bildeten sich Hilfen und Organisationsformen für Arme, Kranke und andere Notleidende heraus. Im Mittelalter waren neben Klöstern vor allem religiöse Bruderschaften und Zünfte Träger einer organisierten Nächstenliebe. Mit dem Wachsen der Städte und dem erwachenden Bürgersinn, im wesentlichen als Folgeerscheinung der Reformation und Renaissance, gewannen zunehmend auch freie Initiativen an Bedeutung. Schließlich entwickelten Städte- und Gebietsherrschaften Reglungen des Armenwesens.[5]

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Gründung der Spitzenverbände, welche auch heute noch die Strukturen der Freien Wohlfahrtspflege bestimmen. So wurde im Jahr 1848 der Zentral-Ausschuss für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche als Vorläufer des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche Deutschlands gegründet, der seit 1957 auch unter diesem Namen zu finden ist. Die Vaterländischen Frauenvereine vom Roten Kreuz entstanden 1866 und wurden 1921 in Deutsches Rotes Kreuz umbenannt. Im Jahr 1897 folgte der Deutsche Caritasverband. 1917 wurde die Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden ins Leben gerufen. Die Arbeiterwohlfahrt nahm ihre Tätigkeit 1919 auf. Jüngster Wohlfahrtsverband ist der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband, der seit 1924 besteht. 1923 schlossen sich die bereits bestehenden Wohlfahrtsverbände zur Deutschen Liga der Freien Wohlfahrtsverbände zusammen, aus der nach dem zweiten Weltkrieg die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege hervorging, die auch heute noch tätig ist.[6] Der Zeitraum von 1933 bis 1945 war auch für die Spitzenverbände mit großen Einschränkungen und Verboten verbunden Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten führte dazu, dass die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt in der Liga der Freien Wohlfahrtspflege die führende Stellung übernahm. 1934 blieb den Mitgliedern der damaligen Mitgliederversammlung keine andere Wahl, als den Verband aufzulösen, da alle leitenden Persönlichkeiten ihre Ämter niederlegten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führten die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege ihre Arbeit fort oder gründeten sich neu. Jedoch war die Arbeit der ostdeutschen Wohlfahrtsverbände stark eingeschränkt. Im Jahr 1990 wurden die ost- und westdeutschen Wohlfahrtsverbände zusammengeführt und konnten nun wieder uneingeschränkt tätig sein.[7]

[...]


[1] vgl. F. Spiegelhalter: Der Dritte Sozialpartner. Die Freie Wohlfahrtspflege – ihr finanzieller und ideeller Beitrag zum Sozialstaat. Lambertus Verlag. Freiburg i. Br. 1990. S.7

[2] vgl. BAGFW (Hrsg.): Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege - Aufgaben und Finanzierungen. Lambertus Verlag. Freiburg i. Br. 1985. S.11 ff.

[3] vgl. http://www.bagfw.de/index.php?id=916 (Stand : 14.07.2005).

[4] vgl. H. Braun: „Und wer ist mein Nächster?“ Solidarität als Praxis und Programm. DGVT-Verlag. Tübingen 2003. S. 22,23,41,42

[5] vgl. http://www.bagfw.de/index.php?id=340 (Stand : 18.07.2005).

[6] vgl. S. Hering und R. Münchmeier: Geschichte der sozialen Arbeit- Eine Einführung. Juventa-Verlag. Weinheim und München 2003. S. 135

[7] vgl. http://www.bagfw.de/index.php?id=339 (Stand : 18.07.2005).

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und bürgerliches Engagement am Beispiel der Diakonie
Hochschule
Universität Trier
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V44895
ISBN (eBook)
9783638424028
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spitzenverbände, Freien, Wohlfahrtspflege, Engagement, Beispiel, Diakonie
Arbeit zitieren
Maike Becker (Autor:in), 2005, Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und bürgerliches Engagement am Beispiel der Diakonie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44895

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