Edward W. Said, der einer der bedeutendsten Vertreter der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der „Post-colonial Studies“ war, wurde 1935 in Jerusalem als Sohn einer palästinensischen Familie anglikanischer Konfession geboren. Nach der Gründung des Staates Israel floh die Familie Said aus Jerusalem, und Edward W. Said verbrachte seine Kindheit und Jugend in Ägypten, dem Libanon und den USA. Said, der die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, betonte stets den großen Einfluss der westlichen Kultur auf seine persönliche Entwicklung. Bis zu seinem Tod 2003 lebte Said in den USA, wo er unter anderem als Professor für Englische und Vergleichende Literaturwissenschaft in Harvard, Yale und an der Columbia University in New York unterrichtet hatte. Dennoch fühlte er sich lebenslang weder der arabischen, noch der westlichen Kultur ganz zugehörig, und diese „multiplicity of identity“ prägte sein persönliches wie berufliches Selbstverständnis in hohem Ausmaß. Als Außenseiter in sowohl der westlichen, wie auch der arabischen Welt nahm er stets eine besondere Position als aufmerksamer Kritiker dieser unterschiedlichen Kulturen ein. Im Zentrum seines Schaffens als Professor der Literaturwissenschaft, Literaturtheoretiker, Literaturkritiker und Schriftsteller standen politisches und soziales Engagement, und er widmete sich in vielen seiner Werke insbesondere der Untersuchung des Verhältnisses von Gesellschaft, Kultur und Macht, sowie der Erörterung der Frage nach der Funktion des Intellektuellen in der Gesellschaft. Darüber hinaus hinterfragte Said nicht nur den aktuellen Stand der Komparatistik, seines Fachgebiets, sondern widmete sich auch generell der Analyse der Rolle des Intellektuellen bezüglich der kritischen Bewertung von gesellschaftlichen, politischen und sozialen Strukturen, da dem Intellektuellen, seiner Meinung nach, als gebildetem Beobachter der Gesellschaft hier eine einflussreiche Position zukommt. Saids „literary criticism“ umfasst dabei sowohl die Literaturtheorie als auch die Literaturkritik. Über seiner Tätigkeit als Professor und Schriftsteller hinaus befasste sich Said unter anderem auch in einer Reihe von Radiosendungen mit dieser Thematik: “Under Said’s direction, the lectures [Reith Lectures, BBC Radio, 1993] centered on the representations of the intellectual, a topic meant to have dual meaning: what the intellectual represents to a culture as well how the intellectual is represented by a culture.”
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gesellschaft, Kultur und Autorität
- Eine Definition von Kultur
- Literatur als konstituives Element von Literatur
- Kulturhegemonie und Kulturimperialismus
- Kritische Methoden nach Edward W. Said
- Weltzugewandte Kritik
- Intellektuelles Exil als Methode der kritischen Distanz
- Oppositionelle Kritik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Werk von Edward W. Said, insbesondere seine Thesen zur Funktion des Intellektuellen in der Gesellschaft. Sie beleuchtet den Zusammenhang von Kultur und Macht, wobei die Rolle der Literatur und des westlichen literarischen Kanons im Kontext von Kulturhegemonie und Kulturimperialismus im Fokus stehen. Der Text untersucht, wie Said die Arbeit des Intellektuellen als kritischen Beobachter und Akteur in der Gesellschaft konzipiert, und erörtert dabei die Bedeutung von Methoden wie weltzugewandte Kritik, Intellektuelles Exil und oppositionelle Kritik.
- Die Bedeutung von Kultur für die Schaffung und den Erhalt sozialer Systeme
- Die Rolle der Literatur bei der Verbreitung kultureller Wertvorstellungen
- Die Kritik an Kulturhegemonie und Kulturimperialismus
- Die Funktion des Intellektuellen als kritischer Beobachter der Gesellschaft
- Die Bedeutung von Methoden wie weltzugewandte Kritik, Intellektuelles Exil und oppositionelle Kritik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt Edward W. Said als einen der bedeutendsten Vertreter der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der „Post-colonial Studies“ vor. Sie zeichnet seine Biographie und seine besondere Position als Kritiker sowohl der westlichen als auch der arabischen Welt nach. Außerdem wird das zentrale Thema der Arbeit, die Funktion des Intellektuellen in der Gesellschaft, eingeführt.
- Gesellschaft, Kultur und Autorität: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Kultur und Gesellschaft. Es werden zunächst verschiedene Aspekte von Kultur beleuchtet und die Bedeutung von Literatur für die Verbreitung kultureller Wertvorstellungen erörtert. Anschließend werden die Konzepte der Kulturhegemonie und des Kulturimperialismus erläutert.
- Kritische Methoden nach Edward W. Said: Dieses Kapitel analysiert die von Said entwickelten kritischen Methoden. Es wird die Methode der weltzugewandten Kritik erläutert, sowie die Rolle des „exilic intellectual“, die mit den Begriffen „Exil“ und „Heimatlosigkeit“ verbunden ist. Schließlich wird die Methode der oppositionellen Kritik vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Begriffe der Arbeit sind: Edward W. Said, Literaturtheorie, Kultur, Gesellschaft, Macht, Intellektueller, Kritik, Kulturhegemonie, Kulturimperialismus, weltzugewandte Kritik, Intellektuelles Exil, oppositionelle Kritik, Exil, Heimatlosigkeit, postkoloniale Studien.
- Arbeit zitieren
- Mieke Schüller (Autor:in), 2004, Kultur und Kritik - Die Funktion des Intellektuellen in der Gesellschaft nach Edward W. Said, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44932