'Fußball ist hier quasi Religion' - Nick Hornbys 'Fever Pitch'


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Inhaltsfragen und Hypothesen
2.1 Kurze Inhaltsangabe von „Fever Pitch“
2.2 Forschungshypothese

3 Literatur, Fußball und Leben

4 Diskussion

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In der Hausarbeit des Seminars Deutsche Popliteratur seit 1968, das Buch eines Briten, Nick Hornbys „Fever Pitch“, als Grundlage zu nutzen, scheint nicht ohne Widerspruch zu sein. Pop – Literatur ist keine rein deutsche Erscheinung und auch deren Anfänge, so zum Beispiel in Susan Sonntags „Anmerkungen zu Camp“ sind nicht im Land zwischen Flensburg und München entstanden. Die Bücher von Nick Hornby sind übersetzt worden und damit einem breiten Publikum in deutschsprachigen Gefilden zugänglich. Sie wären schon daher berechtigtes Objekt der deutschen Literaturwissenschaft.

Der Einfluss Hornbys auf die deutschen Popliteraten Stuckrad –Barre und Christian Kracht, vor allem in Hinsicht auf das Bilden von Listen in ihren Texten, könnte nachgewiesen werden. Viel wichtiger wäre aber die Verwendung von Themen zu analysieren, die von Hornby zusammengeführt wurden und einen beachtlichen Erfolg beim Lesevolk hatten. Pop – Musik, Männlichkeit und Fußball sind die bestimmenden Themenkreise von „High Fidility“, „Fever Pitch“ oder „31 Songs“. Es soll keine definitorische Arbeit im Sinne von „Was ist eigentlich Pop?“ geliefert werden, sondern eher den Fragen nachgegangen werden: Wie kann Fußball zum Stoff für Pop - geprägte Literatur werden? Welchen Stellenwert besitzen Fußball, Medien und Literatur in der europäischen Kulturgesellschaft? Männlichkeit, Popmusik, Fußball – das Dreigestirn thematischer Vorlagen für erfolgreiche, populäre Literatur der 90er Jahre? Diesen Fragen möchte die Arbeit nachgehen und dabei die sprachliche Analyse eher zurückstellen, aber nicht ausklammern, da es sich im vorliegenden Text nur um eine Übersetzung handelt.

2 Inhaltsfragen und Hypothesen

Die Eingliederung des Fußballs in das eigene Leben als fester Bestandteil, der alle anderen Elemente zu bestimmen scheint, ist zusammenfassend der Inhalt des Buches.

2.1 Kurze Inhaltsangabe von „Fever Pitch“

Obwohl auf dem Klappentext behauptet wird, dass der Fan, der die Geschichte von „Fever Pitch“ erzählt, Nick Hornby, mithin der Autor selbst sein soll, entscheidet sich die Arbeit, von einem Erzähler zu sprechen. Es ist zum einen nicht nachprüfbar, ob tatsächlich alle erzählten Aspekte der Realität entsprechen und zum anderen ist ein autobiographischer Bezug, u.a.: „nur für einen Augenblick, aber alle zur selben Zeit, Nick, nur das, und sich für mich freuen oder mich bedauern.“ (Hornby, 2003, S. 264) keine Begründung, Erzähler und Autor gleichzusetzen.

Der Ich – Erzähler des Buches teilt dem Leser seine Erfahrungen aus dem Blickwinkel des Fan – Daseins vom Londoner Fußballclub Arsenal mit. Es geht nicht um den Fußball an sich, sondern tatsächlich um das Leben als Fan eines Fußballclubs. Im Vorwort wird der Wunsch geäußert, mit diesem Buch „einen Blick auf meine Besessenheit zu werfen.“ (Hornby, 2003, S. 14). Diese beginnt am 14.9.68, als ihn sein Vater zum Spiel Arsenal gegen Stoke City ins Stadion „Highbury“ mitnimmt. Dabei entdeckt er für sich den Sinn zum Fußball zu gehen, den er erst am Ende des Buches relativiert: „Sich zu amüsieren, indem man leidet, war für mich ein völlig neuer Gedanke – auch wenn es den Eindruck macht, als hätte ich nur auf ihn gewartet.“ (Hornby, 2003, S. 27). Doch nicht nur Erlebnisse werden mitgeteilt, sondern auch Paradigmen aus dem großen Umfeld des Fußballs formuliert. Darin ähnelt der Text denen der deutschen Popliteraten, die jedoch die „intersubjektive Plausibilität“ (Baßler, 2002, S. 104) der Paradigmen anders gestalten. Die von Hornbys Erzähler geäußerten Zusammenhänge zwischen Leben und Fußball erscheinen dem Leser auf eine differenzierte Art und Weise näher an der Realität als bei den deutschen Popliteraten. Es kann zum Beispiel daran liegen, dass sogenannte „Fußballweisheiten“ oder Floskeln rund um den Fußball schon in das kulturelle Gedächtnis des Lesers eingeflossen sind und es ihm plausibel erscheint, Fußball als Metapher für die Vorgänge im Leben zu nutzen.

Das Buch ist in drei große Abschnitte (1968-1975, 1976-1986, 1986-1992) und jeweils kleinere Episoden unterteilt, die zum einen mit einem Titel und zum anderen mit einer Spielpaarung sowie dessen Datum überschrieben sind.

Im ersten Abschnitt beschreibt der Erzähler seine Kindheit und Jugend bis zum achtzehnten Lebensjahr und seine voranschreitende Verquickung mit Arsenal London. Die Höhen und Tiefen des Clubs verlaufen äquivalent zu seinem eigenen Leben. Die Mittelmäßigkeit mit gelegentlichen Höhepunkten Arsenals in diesen sieben Jahren lassen auch den Erzähler in gleicher Weise leben. Selbst das weitläufig destruktive Spiel der Mannschaft bestimmt in gleicher Art das Leben des Erzählers. Die traurigen Höhepunkte bilden drei verlorene Cupfinale im Wembleystadion. Er beschließt am Ende des ersten Abschnitts, dass „es für die Art von Besessenheit, mit der ich gelebt hatte, keinen Platz mehr“ (Hornby, 2003, S. 118) in seinem Leben gibt. Er schlussfolgert: „Das Leben war gerade dabei zu beginnen, also musste Arsenal gehen.“

Am Anfang der nächsten Saison stellt er jedoch fest, dass seine Unlust Arsenal gegenüber eher am schlechten Sturmduo lag, als am Erwachsenwerden. Neuer Trainer und neuer Stürmerstar brachten ihm die Begeisterung zurück, und der zweite Teil des Buches führt über das Studium des Erzählers in Cambridge, einige Frauengeschichten und eine „Liaison“ mit dem Fußballclub seiner Universität „Cambridge United“ gleichzeitig zum Niedergang von Arsenal, das nunmehr unterhalb des Mittelmaßes angelangt war. Die Katastrophe beim Spiel zwischen Liverpool und Juventus Turin im Jahre 1985 im Stadion von Heysel ist ebenso Thema, wie das Treffen mit einem Mann, der genauso besessen ist vom „Arsenalfieber“ wie der Erzähler und dessen Freund er wird. Arsenal gewinnt in Wembley gegen Manchester United und der Erzähler besteht seine Examina.

Fußball als Metapher für das Leben zu nutzen, klingt im letzten Satz des zweiten Teils an, in dem es heißt: „Die Dinge, die ich Leuten oft über Fußball zu erklären versucht habe – dass er keine Flucht ist oder eine Form der Unterhaltung, sondern eine andere Version der Welt – waren deutlich für sie zu sehen; irgendwie fühlte ich mich bestätigt.“ (Hornby, 2003, S. 223).

Wiederum mit einem neuen Trainer und einer jungen Mannschaft gelingt es Arsenal, den Ich – Erzähler, nunmehr gut dreißig Jahre alt, an sich zu binden. Zwei Meisterschaften innerhalb von drei Jahren tragen dazu bei, dass sich der besessene Erzähler in einen Fan verwandelt, der begonnen hat, „das Elend, das Fußball bietet, zu genießen“ (Hornby, 2003, S. 333). „Dafür sorgen zu wollen, dass der Rest deiner Tage gesichert ist“ (Hornby, 2003, S. 316) scheint eine Erkenntnis des Erzählers zu sein, genauso wie im Ergebnis der Katastrophe von Hillsborough seine Erkenntnis lautet: „Wenn es möglich ist, ein Fußballspiel, sechzehn Tage nachdem fast einhundert Menschen bei einem anderen gestorben sind, zu besuchen und zu genießen – [...] – dann ist es vielleicht ein wenig einfacher, die Kultur und die Umstände zu verstehen, die diese Tode haben geschehen lassen. Nichts ist jemals von Bedeutung – außer Fußball.“ (Hornby, 2003, S. 305f).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
'Fußball ist hier quasi Religion' - Nick Hornbys 'Fever Pitch'
Hochschule
Universität Rostock  (Germanistisches)
Veranstaltung
Popliteratur
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V44961
ISBN (eBook)
9783638424530
ISBN (Buch)
9783640667635
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fußball, Religion, Popliteratur, Hornby, Fever Pitch, Arsenal
Arbeit zitieren
Karsten Görsdorf (Autor:in), 2003, 'Fußball ist hier quasi Religion' - Nick Hornbys 'Fever Pitch', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44961

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