Danzig zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Stadtteil Langfuhr. Labesweg 13. Eine der neunzehn Parteien in dem dreistöckigen Wohnhaus bildet die vierköpfige Familie Grass, die eine Zweizimmerwohnung bewohnt. Die Toilette befindet sich auf der Zwischenebene und muss sich mit anderen Familien geteilt werden. Der bereits stark limitierte Wohnraum wird durch die Expansion des Kolonialwarenladens, den die Eltern führen, zusätzlich verengt. In diesen im wahrsten Sinne des Wortes bedrückenden Verhältnissen wuchs einer der bedeutendsten Schriftsteller der Nachkriegszeit auf; Günter Grass.
In seinem autobiographischen Werk "Beim Häuten der Zwiebel", dessen angemessene Rezension von dem Medienaufschrei rund um Grass' SS-Offenbarung überschattet wurde, wird erstmals spezifisch ersichtlich, inwieweit Grass unter den Verhältnissen seiner Kindheit litt, inwieweit sie ihm in seinen Entscheidungen an verschiedenen Abzweigungen, die der individuelle Lebensweg in sich birgt, beeinflussten und damit sein Leben prägten.
In der vorliegenden Untersuchung werden die spezifischen Leiden des jungen Grass an den kleinen Verhältnissen und v.a. an der Enge der Wohnung herausgearbeitet und davon ausgehend aufgezeigt, welche Konsequenzen und Lebenslinien diese nach sich zogen. Grass flüchtete nämlich auf verschiedenste Weisen aus diesen Verhältnissen. Diese Fluchten werden spezifisch untersucht und erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die kleinen Verhältnisse und die Scham darüber
- Die Vater-Sohn-Beziehung
- Fluchten aus den kleinen Verhältnissen
- Der junge Grass als Schuldeneintreiber
- Mutters Bücherschrank und der Dachboden
- Der Tagträumer
- Erste Schreibversuche
- Der junge Grass und der Nationalsozialismus
- Erste Annäherung an den Nationalsozialismus
- Grass' Militärdienst
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Untersuchung analysiert Günter Grass' autobiographisches Werk „Beim Häuten der Zwiebel“ und untersucht, wie die „kleinen Verhältnisse“ seiner Kindheit und Jugend den jungen Grass prägten und ihn zu verschiedenen Fluchtstrategien trieben.
- Die Enge der Wohnung und die finanzielle Situation der Familie
- Die Auswirkungen der kleinbürgerlichen Herkunft auf Grass' Selbstwahrnehmung
- Die Fluchtstrategien des jungen Grass, die sich aus den „kleinen Verhältnissen“ ergeben
- Die Rolle des Nationalsozialismus als Fluchtweg aus der kleinbürgerlichen Lebenswelt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Leben des jungen Günter Grass in Danzig während des Zweiten Weltkrieges ein. Es beschreibt die enge Wohnungssituation der Familie, die durch den Kolonialwarenladen der Eltern weiter belastet wird. Das zweite Kapitel fokussiert auf die „kleinen Verhältnisse“ und die Scham, die Grass aufgrund seiner kleinbürgerlichen Herkunft empfindet. Die Enge der Wohnung und die finanzielle Situation der Familie werden als prägende Faktoren für seine Entwicklung dargestellt. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Vater-Sohn-Beziehung, die durch Spannungen und Konflikte geprägt ist. Die folgenden Abschnitte beleuchten die verschiedenen Fluchtstrategien des jungen Grass aus den „kleinen Verhältnissen“: Schuldeneintreiben bei Kunden des elterlichen Ladens, die Flucht in Mutters Bücherschrank und auf den Dachboden, die Tagträumerei und erste Schreibversuche. Die Untersuchung endet mit der Analyse von Grass' Annäherung an den Nationalsozialismus als weitere Fluchtstrategie.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den „kleinen Verhältnissen“ der Kindheit und Jugend Günter Grass', insbesondere der Enge der Wohnung und der finanziellen Situation der Familie. Weitere wichtige Themen sind die Scham über die eigene Herkunft, die Fluchtstrategien des jungen Grass und die Rolle des Nationalsozialismus in seiner Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2015, Günter Grass' Fluchten aus den kleinen Verhältnissen in "Beim Häuten der Zwiebel". Von der Kindheit bis zur Einberufung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/449714