„Das Jugendgericht" befasst sich ausschließlich mit Fällen jugendlicher Straftäter (Alter: 14 bis 21 Jahre). Laut eigener Aussage des Senders RTL sieht sich die Serie als Möglichkeit, „einen realistischen Einblick in die nicht öffentlichen Verhandlungen vor einem Jugendgericht“ zu gewinnen. Schon aber die Präsenz des Publikums im Saal macht dieses Ziel unmöglich, da die gerichtlichen Strafverhandlungen von Minderjährigen von der Öffentlichkeit ausgeschlossen sind. Vor dem Jugendgericht werden klassische Straftaten verhandelt: von Diebstahl über Drogendelikte bis zu Raub, Erpressung und Körperverletzung. Es geht selten um Bagatelldelikte, der Schwerpunkt der Show liegt eben in der Dramaturgie und in der Aufdeckung der Geschickte, die hinter der Tat steckt. Die Serie läuft montags bis freitags um 16 Uhr auf dem privaten Sender RTL. Um die Zuschauer zum Dranbleiben zu überreden, fängt die Serie direkt, ohne Werbeunterbrechung oder dem 30-Sekunden-bleiben-Sie-dran-Spot nach dem „Familiengericht", also schon um 5 vor, an. Die 5-vor-Taktik hatte sich auch bei anderen privaten Sendern, wie dem Hit-Radio FFH in Bad Vilbel, die die Nachrichten nicht bei voller Stunde, sondern um 5 vor senden, ausgezahlt. So wird die Werbezeit der anderen Sender durch die Einführung in ein neues Programm getoppt und dem Zielpublikum fällt es schwerer umzuschalten, wenn fünf Minuten voll Spannung schon abgelaufen sind.
In der 44-minütigen Sendung werden maximal zwei Fälle verhandelt, mittlerweile hat sich das Format mit einem Fall etabliert, der durch die Verzwickung der Hintergrundgeschichte mehr Spannung und mehr Drama erzeugen kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1 Die Serie „Das Jugendgericht“
- 1.2 Die Akteure
- 1.3 Die Unterschiede zu anderen Gerichtsshows
- 2. Hypothese
- 3. Hinweise auf das spätere Urteil
- 3.1 Die Anmoderation
- 3.2 Das Profil der Angeklagten
- 3.3 Das Profil der anderen Schuldigen
- 4. Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Gerichtsshow „Das Jugendgericht“ von RTL und analysiert, ob bereits vor dem eigentlichen Urteil Hinweise auf den Ausgang des Verfahrens erkennbar sind. Die Studie basiert auf der Auswertung von Sendungen aus dem April 2005. Dabei wird das Verhalten der Angeklagten, die Anmoderation und die soziodemografischen und psychologischen Merkmale der beteiligten Personen untersucht.
- Analyse der Inszenierungstechniken von „Das Jugendgericht“
- Untersuchung von Hinweisen auf Schuld oder Unschuld vor Verkündung des Urteils
- Vergleich des Verhaltens von Schuldigen und Unschuldigen
- Bewertung der Authentizität der Sendung
- Analyse der narrativen Strukturen der Sendung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die Gerichtsshow „Das Jugendgericht“. Es beschreibt das Format der Sendung, die behandelten Fälle (Straftaten Jugendlicher), die Akteure (echte Richter und Anwälte, Laienschauspieler) und hebt die Unterschiede zu anderen Gerichtsshows hervor, insbesondere den Fokus auf Jugendsachen und die Einbindung von Szenen aus dem Verfahren im Vorspann. Der realistische Einblick, den der Sender RTL verspricht, wird kritisch hinterfragt, da die Öffentlichkeit von Jugendgerichtsverhandlungen ausgeschlossen ist.
2. Hypothese: In diesem Kapitel wird die zentrale Forschungsfrage formuliert: Gibt es bereits vor dem "Verplappern" des Angeklagten oder dem Erscheinen eines "Tricksters" Anzeichen für den Ausgang des Verfahrens? Die Studie beabsichtigt, anhand der Anmoderation, soziodemografischer und psychologischer Merkmale der Angeklagten sowie deren Verhalten während des Prozesses, die Schuld oder Unschuld vorherzusagen. Die Untersuchung basiert auf aufgezeichneten Sendungen aus dem Zeitraum vom 4. bis 11. April 2005, wobei das Leitmotiv dieser Woche Beziehungen und die damit verbundenen negativen Aspekte (Eifersucht, Mord etc.) waren.
3. Hinweise auf das spätere Urteil: Kapitel 3 befasst sich mit der Analyse von Indizien, die auf den Ausgang des Verfahrens hindeuten. Es werden unterschiedliche Erzählformen in der Sendung untersucht, wobei der Fokus auf der Rolle des Off-Sprechers liegt, der ähnlich einem allwissenden Erzähler den Zuschauern Informationen bereitstellt, bevor der Fall im Gerichtssaal vollständig behandelt wird. Ein Beispiel einer solchen Anmoderation und der darauf folgenden Gerichtsverhandlung wird ausführlich dargestellt. Die Analyse beleuchtet, wie die Informationen des Moderators, die Aussagen der Zeugen und das Verhalten der Angeklagten zusammenwirken und mögliche Schlüsse auf die Schuldfrage zulassen. Die Analyse erstreckt sich sowohl auf das Verhalten der Angeklagten als auch auf das der anderen Schuldigen, um gemeinsame Muster zu identifizieren.
Schlüsselwörter
Das Jugendgericht, Gerichtsshow, RTL, Jugendstrafrecht, Inszenierung, Authentizität, narratologische Analyse, Vorhersage des Urteils, Verhalten der Angeklagten, soziodemografische Merkmale, psychologische Merkmale, Erzählperspektiven, Anmoderation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Das Jugendgericht": Eine Analyse von RTL-Sendungen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die RTL-Gerichtsshow "Das Jugendgericht" aus dem April 2005. Im Fokus steht die Frage, ob bereits vor der Urteilsverkündung Hinweise auf den Ausgang des Verfahrens erkennbar sind. Die Analyse untersucht verschiedene Aspekte der Sendung, um diese Frage zu beantworten.
Welche Aspekte der Sendung werden untersucht?
Die Untersuchung umfasst die Analyse der Anmoderation, des Verhaltens der Angeklagten und anderer Beteiligter, sowie deren soziodemografische und psychologische Merkmale. Es werden Inszenierungstechniken, narrative Strukturen und die Authentizität der Sendung kritisch beleuchtet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich des Verhaltens Schuldiger und Unschuldiger.
Welche Hypothese wird aufgestellt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Gibt es vor dem "Verplappern" des Angeklagten oder dem Erscheinen eines "Tricksters" bereits Anzeichen für den Ausgang des Verfahrens? Die Arbeit versucht, anhand der gesammelten Daten die Schuld oder Unschuld der Angeklagten vorherzusagen.
Welche Daten wurden verwendet?
Die Studie basiert auf aufgezeichneten Sendungen von "Das Jugendgericht" aus der Woche vom 4. bis 11. April 2005. Das Leitmotiv dieser Woche waren Beziehungen und deren negative Aspekte (Eifersucht, Mord etc.).
Wie wird die Anmoderation analysiert?
Die Analyse der Anmoderation konzentriert sich auf die Rolle des Off-Sprechers, der als allwissender Erzähler Informationen preisgibt, bevor der Fall im Gerichtssaal vollständig behandelt wird. Es wird untersucht, wie diese Informationen zusammen mit den Aussagen der Zeugen und dem Verhalten der Angeklagten auf die Schuldfrage hindeuten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Das Jugendgericht, Gerichtsshow, RTL, Jugendstrafrecht, Inszenierung, Authentizität, narratologische Analyse, Vorhersage des Urteils, Verhalten der Angeklagten, soziodemografische Merkmale, psychologische Merkmale, Erzählperspektiven, Anmoderation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einführung, die die Sendung und ihre Akteure beschreibt und von anderen Gerichtsshows abgrenzt; ein Kapitel mit der Hypothese; ein Kapitel mit der Analyse der Hinweise auf das Urteil; und abschließende Schlussfolgerungen.
Wie wird die Authentizität der Sendung bewertet?
Die Arbeit hinterfragt kritisch den von RTL versprochenen realistischen Einblick, da die Öffentlichkeit von Jugendgerichtsverhandlungen ausgeschlossen ist. Die Analyse untersucht, inwieweit die Sendung die Realität tatsächlich wiedergibt oder inszeniert ist.
- Quote paper
- Anca Klein (Author), 2005, Gerichtsshows. Unschuldige und Schuldige vor Gericht., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44980