Die zahlreichen Schilderungen über Integrationsprobleme in der Öffentlichkeit lassen vermuten, dass bei den türkischstämmigen Migranten in Deutschland keine zufriedenstellende Assimilation neuer Gewohnheiten stattgefunden hat.
Die vorliegende Arbeit folgt der Frage, ob es bei Personen mit türkischem Migrationshintergrund einen Rückzug in ihre ethnische Community gibt und wenn ja, ob dieses eine Reaktion auf erfahrene Diskriminierung und Stigmatisierung durch die deutsche Gesellschaft ist. Die These, die es zu überprüfen gilt, ist, dass Türken in Deutschland sowohl einer latenten als auch einer manifesten Diskriminierung durch einen Großteil der Gesellschaft ausgesetzt sind. Ihre Integrationsbemühungen finden keinen fruchtbaren Boden, wodurch sich die Betroffenen unter ihresgleichen zurückziehen, um Bestätigung und Rückhalt zu erfahren. Dieser Rückzug wird von der Gesellschaft als Beleg für die gescheiterte Integration und zur Legitimierung weiterer Diskriminierungen begriffen, wodurch ein Teufelskreis aus Diskriminierung und Rückzug entsteht.
Hierzu soll zunächst einführend das Konzept der reaktiven Ethnizität vorgestellt werden, bevor anhand empirischer Beispiele geprüft wird, ob ein Rückzug der türkischstämmigen Bevölkerungsgruppe unter ihres gleichen vorliegt. Es folgt die Darstellung des Konzeptes Stigma von Goffman. Daran anschließend wird mittels eines Theorievergleiches erörtert, ob reaktive Ethnizität als eine allgemeinsoziologische Reaktion auf erfahrene Stigmatisierung betrachtet werden kann. Abschließend zeigt das Fazit eine zusammenfassende Darstellung der Erkenntnisse, gibt eine Antwort auf die leitenden Fragen der Arbeit und schließt mit dem Hinweis auf weiteren Forschungsbedarf und Ansatzmöglichkeiten ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Reaktive Ethnizität – eine theoretische Annäherung
- Re-Traditionalisierung
- Bedeutung der Religion
- Bedeutung der Familie
- Fazit
- Reaktive Ethnizität in der Empirie
- Von der kurzzeitigen Gastarbeit zur Niederlassung in Deutschland
- Bestandsaufnahme zum Integrationsprozess türkischstämmiger Migranten in Deutschland
- Diskriminierungserfahrungen und ihre Folgen
- Die Kopftuch-Debatte aus Sicht von türkischen Migrantinnen
- Stigma- eine theoretische Annäherung
- Erste Begriffsbestimmungen
- Formen der Identität
- Sozialisation und Umgangsstrategien der Betroffenen mit Stigmatisierung
- Folgen von Stigmatisierungen in sozialen Interaktionen
- Stigmatisierte unter ihresgleichen
- Theorievergleich
- Gegenstandsbereich
- Problemhinsicht
- Problemlösung
- Fazit
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob bei türkischstämmigen Migranten in Deutschland ein Rückzug in ihre ethnische Community stattfindet und ob dies als Reaktion auf Diskriminierung durch die deutsche Gesellschaft interpretiert werden kann. Die Arbeit analysiert das Konzept der reaktiven Ethnizität, beleuchtet empirische Belege für Diskriminierungserfahrungen von türkischstämmigen Migranten und setzt das Konzept der reaktiven Ethnizität in Beziehung zum allgemeinsoziologischen Konzept des Stigmas.
- Reaktive Ethnizität als Reaktion auf Diskriminierung
- Diskriminierungserfahrungen türkischstämmiger Migranten in Deutschland
- Das Konzept des Stigmas und dessen Relevanz für die Analyse von Integrationsprozessen
- Der Teufelskreis aus Diskriminierung und Rückzug
- Die Bedeutung von Wissen und Aufklärung für den Abbau von Vorurteilen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Hintergrund der Untersuchung. Sie beleuchtet die aktuelle Debatte um Integration und stellt die türkischstämmige Bevölkerungsgruppe als Vergleichsbeispiel für langfristige Integrationsverläufe vor.
Kapitel 2 widmet sich dem Konzept der reaktiven Ethnizität. Es untersucht, wie Migranten als Reaktion auf Diskriminierung und Segregation ethnische Identität mobilisieren und Selbstsegregation betreiben. Dabei werden die Kategorien Re-Traditionalisierung, Religion und Familie beleuchtet.
Kapitel 3 untersucht die empirischen Beweise für reaktive Ethnizität bei türkischstämmigen Migranten in Deutschland. Es werden quantitative Studien zu Diskriminierungserfahrungen sowie qualitative Studien mit Interviews von Betroffenen vorgestellt.
Kapitel 4 beleuchtet das Konzept des Stigmas von Erving Goffman. Es thematisiert die Identitätskonstruktion von stigmatisierten Personen in der Gesellschaft und stellt die vier Typen von Stigmatisierungen vor. Zusätzlich werden verschiedene Umgangsstrategien mit dem Stigma und die Folgen von Stigmatisierungen in sozialen Interaktionen erläutert.
Kapitel 5 vergleicht die beiden Konzepte der reaktiven Ethnizität und des Stigmas. Es wird untersucht, inwieweit sich Eigenschaften der reaktiven Ethnizität im Konzept der Stigmatisierung wiederfinden. Der Vergleich bezieht sich auf den Gegenstandsbereich, die Problemhinsicht und die Problemlösung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Reaktive Ethnizität, Stigma, Integration, Diskriminierung, türkischstämmige Migranten, Deutschland, Selbstsegregation, Re-Traditionalisierung, Religion, Familie, soziale Identität, Ich-Identität, Interaktion, Alltagsleben, gesellschaftliche Erwartungen, Mehrheitsgesellschaft, Minderheit, Vorurteile, Aufklärung, Wissen, Forschung.
- Quote paper
- Annika E. (Author), 2016, Reaktive Ethnizität als Folge von Stigmatisierung durch die Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/449811