Ziel der Hausarbeit ist es, herauszufinden, wie die Bestrafung von Delinquenz mittels zeitgenössisch zur Verfügung stehender Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmuster erschlossen und diskursiv formiert wurde. Hierbei soll explizit dargelegt werden, welche Bedeutung eine öffentliche Exekution im alltäglichen Leben der Menschen in der Frühen Neuzeit besaß und welche theatralischen Elemente sie beinhaltete.
In der Kompilation "Theatrum Mortis Humanae Tripartitum" des Historikers und Ethnographen Johann Weichard von Valvasor aus dem Jahr 1682 kommt zum Ausdruck, dass die Vergeltung von delinquenten Handlungen in Form von spiegelnden Körperstrafen zu erfolgen hat. Ferner wird in Jacob Döplers "Theatri Poenarum" von 1697 ein weites Spektrum an Bestrafungen bei bestimmten Delikten dargelegt. Auf der theatralischen Strafbühne spielt jedes Mitglied der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft eine eigene soziale Rolle.
Der Theatrum-Topos fand vor allem seit Mitte des 17. Jahrhunderts Einzug in mannigfaltige Wissensdisziplinen, so auch in die Beschreibung des Strafrechts und der Strafpraxis im Alten Reich.
An diesem Punkt lassen sich die Fragen stellen, welche Methoden der körperlichen Bestrafung im Theatri Poenarum existierten und inwiefern sie einem historischen Wandel unterlagen? Wie sollten öffentliche Inszenierungen von Leibesstrafen zur Aufrechterhaltung der „guten Ordnung“ beitragen? Es bleibt zu fragen, welchen Stellenwert die Abwendung von Gefahrenpotential durch Hinrichtungen im zeitgenössischen Sicherheitsdiskurs einnahm.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Strafordnungen im Alten Reich
- Mediale Konfiguration des Theatri Poenarum
- Bedeutung der Theatrum-Metapher
- Verbreitung durch Flugblätter
- Vergleich von zwei exemplarischen Exekutionsfällen
- Vorfeld der Hinrichtung
- Delinquenten und ihre Straftaten
- Strafrechtliche Verfolgung, Verurteilung und Übergabe an den Henker
- Präparation der Hinrichtungsstelle
- Bestrafung der Delinquenten
- Hinführung zur Richtstätte
- Rechtsförmige Tötung
- Rädern
- Verbrennen
- Vierteilung
- Religiöses Erbauungsfest
- Spektrum an Teilnehmern
- Prozesse des historischen Wandels
- Vorfeld der Hinrichtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Inszenierung von Hinrichtungen im Strafsystem des Alten Reichs, insbesondere mit dem "Theatri Poenarum" als einer Bühne für die öffentliche Zurschaustellung von körperlichen Bestrafungen. Sie untersucht die Bedeutung des Theatrum-Topos in der frühneuzeitlichen Strafpraxis und analysiert anhand zweier exemplarischer Exekutionsfälle die eingesetzten Methoden, die sozialen Rollen der Akteure und die Funktion der Hinrichtungen als Instrument der Machtdemonstration, der gesellschaftlichen Ordnung und der religiösen Erbauung.
- Die Bedeutung des Theatrum-Topos im frühneuzeitlichen Strafrecht und die Rolle der öffentlichen Inszenierung von Hinrichtungen
- Die Methoden der körperlichen Bestrafung und die Rolle der Strafgerichte und des Vollzugspersonals
- Die soziale und religiöse Bedeutung von Hinrichtungen im Rahmen der frühneuzeitlichen Ordnung
- Die Rolle des Publikums und die Veränderungen im Strafvollzug im 18. Jahrhundert im Kontext aufklärerischer Ideen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Forschungsfrage nach der Bedeutung der öffentlichen Exekution im Theatri Poenarum und den historischen Wandelprozessen im Strafvollzug. Das zweite Kapitel skizziert die normativen Grundlagen des frühneuzeitlichen Strafsystems im Alten Reich. Das dritte Kapitel befasst sich mit der medialen Konfiguration des Theatri Poenarum und analysiert die Bedeutung der Theatrum-Metapher und der Verbreitung von Hinrichtungen durch Flugblätter. Das vierte Kapitel vergleicht zwei exemplarische Exekutionsfälle von Räuberhauptmännern aus den Jahren 1613 und 1771 und analysiert die einzelnen Handlungsschritte und die Rolle der Akteure.
Schlüsselwörter
Theatri Poenarum, Hinrichtung, Strafvollzug, Öffentlichkeit, Inszenierung, Körperstrafe, Theatrum-Metapher, Flugblätter, Frühneuzeit, Altes Reich, gesellschaftliche Ordnung, Machtdemonstration, Religiosität, Historischer Wandel, Aufklärung, Beccaria, Carolina.
- Arbeit zitieren
- Franziska Völkel (Autor:in), 2017, Theatrum Poenarum. Hinrichtungen im Strafsystem der Frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450013