Pro und Contra Freihandel. Argumente seit D. Ricardo und F. List


Hausarbeit, 2004

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theorie des komparativen Kostenvorteils

3. Freihandel in der Theorie

4. Der reale Freihandel

5. Auswirkungen des Freihandels auf die Industrieländer Negative Auswirkungen Positive Auswirkungen

6. Auswirkungen des Freihandels auf die Entwicklungsländer
6.1 Negative Auswirkungen
6.1.1 Protektionismus
6.1.2 Spezialisierung
6.1.3 Allgemeine Aspekte
6.2 Welche Gründe sprechen für einen internationalen Handel der Entwicklungsländer?
6.3 Alternativen zum internationalen Handel und Auswege aus der Krise

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Seit vielen Jahren werden der Freihandel und die wirtschaftliche Verflechtung ständig vorangetrieben. Dabei behaupten viele Theoretiker, dass der Freihandel allen beteiligten Ländern nützt und dass er für alle Vorteile mit sich bringt. Einige Resultate aus aktivem Freihandel sollen dann steigender Wohlstand und bessere Entwicklung für alle Länder sein. Außerdem werden durch den Freihandel Chancen für eine produktivitätssteigernde Spezialisierung eröffnet. Am Welthandel beteiligte Länder können sich auf jene Produkte konzentrieren, welche sie mit vergleichsweise geringeren Kosten herstellen können als ihre Tauschpartner.

Ein Verfechter des Freihandels war damals schon David Ricardo, der diese Theorien unterstützte.

Diese Theorien sind aber nur die eine Seite, denn der reale Welthandel hat ein anderes Gesicht.

Auf der anderen Seite gibt es nämlich eine Vielzahl von Kritikern der Globalisierung, die hervorheben, dass Freihandel nicht unbedingt allen beteiligten Ländern in gleichem Maße nützt. Die Länder, die am wenigsten vom internationalen Freihandel profitieren, sind die Entwicklungsländer, da diese in vielen Aspekten Nachteile gegenüber den Industrieländern aufweisen. Dazu werde ich später in meiner Diskussion detaillierte Angaben machen.

Das Wort Globalisierung bedeutet also für eine Vielzahl von Ländern „Hoffnung“ und „Chance“, aber für eine ähnlich große Zahl von Ländern „Angst“ und „Risiko“. Vor allem die Entwicklungsländer spielen eine große Rolle bei dieser Diskussion, denn sie werden häufig als Globalisierungsverlierer bezeichnet.

Dabei stellt sich die Frage, welche Chancen und Probleme auf die Entwicklungsländer im Zuge der Globalisierung zukommen. Aber auch, welche Auswirkungen die Globalisierung auf die eigentlichen Gewinner, die Industrieländer, hat.

Dazu ist es zunächst notwendig, die ursprüngliche Theorie des Freihandels darzustellen, um dann im weiteren Verlauf die tatsächlichen Probleme, die in dieser Theorie außer Acht gelassen werden, zu untersuchen.

2. Theorie des komparativen Kostenvorteils (Bärtschi/Jacobsen 1976 : 21 ff)

Der schottische Nationalökonom David Ricardo gilt als der Schöpfer der klassischen Freihandelstheorie.

Bei seiner Lehre stützt er sich auf die von Adam Smith bereits entwickelte Theorie der komparativen Produktionskosten, welche besagt dass: „...wenn das Ausland eine Ware billiger liefern könne als das Inland, so sei es für das Inland von Vorteil, sie vom Ausland zu beziehen und seine Produktionskräfte (Kapital und Arbeit) zur Herstellung von Waren zu verwenden, die das Inland billiger produzieren könne als das Ausland“(Kellenberger 1966: 23). Daraus kann man ableiten, dass Handel zwischen verschiedenen Ländern immer dann sinnvoll ist, wenn ein Produkt in dem einen Land und ein anderes in einem anderen Land billiger hergestellt werden kann.

Diese Theorie empfand David Ricardo als zu einfach und zu selbstverständlich, deshalb modifizierte er sie weiter. Diese Theorie ist bis heute Basis für jede Wirtschaftstheorie, die sich mit internationalem Handel beschäftigt.

Ricardo stellte die Lehre auf, dass auch der Import von Waren vorteilhaft ist, welche in einem anderen Land teurer hergestellt werden, als im eigenen.

In seinem berühmten Beispiel bezieht er sich auf den Handelsvertrag zwischen einerseits England mit der Tuchproduktion und andererseits Portugal mit der Weinproduktion und nimmt an, dass dieses zwei gleiche Güter sind.

Folgende Übersicht gibt Aufschluss über die Arbeitszeiten pro Einheit, die er zugrunde legt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Betrachtet man nun das Zahlenbeispiel ist zu erkennen, dass England für eine Einheit Wein 120 Arbeitsstunden und für eine Einheit Tuch 100 Arbeitsstunden benötigt. In Portugal würde die Produktion von einer Einheit Wein allerdings nur 80 Arbeitsstunden und für eine Einheit Tuch nur 90 betragen. Man könnte daraus nun schlussfolgern, dass es besser wäre, beide Produkte, Wein und Tuch in Portugal zu produzieren und dann nach England zu exportieren. Dies würde allerdings erhebliche Konsequenzen für Portugal und England haben, denn in Portugal würde es zu einer Inflation plus höheren Löhnen führen und in England zu einer Deflation und Lohnsenkungen. Damit wäre England nicht mehr in der Lage, die Preise, für die in Portugal hergestellten Produkte zu bezahlen, denn unwillkürlich folgt eine Preissteigerung der Produkte.

Ein Handel ist also nur möglich, wenn sich die Preise für beide Güter in etwa ähneln.

Wie kann dies nun erreicht werden?

Wenn man wieder einen Blick auf das obige Zahlenbeispiel wirft, ist zu erkennen, dass es für Portugal besser wäre, sich auf die Weinproduktion zu spezialisieren, denn dafür benötigen sie 10 Arbeitsstunden weniger als für die Produktion von einer Einheit Tuch.

Für England ist es günstiger sich auf die Produktion von Tuch zu spezialisieren, da sie dafür im Vergleich zur Weinproduktion 20 Arbeitsstunden weniger benötigen.

Beide Länder exportieren ihr jeweiliges Produkt in das andere Land und haben somit relative Vorteile gegenüber dem anderen.

In diesem Fall profitieren beide Länder von der Arbeitsteilung, da sie sich auf das Produkt konzentrieren, für welches sie die höhere Produktivität besitzen, auch wenn es in Portugal kostentechnisch günstiger wäre, beide Produkte herzustellen.

Wie sich der Arbeitsaufwand nach Spezialisierung auswirkt, zeigt die folgende Abbildung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In seinem Beispiel zeigt Ricardo, dass Portugal den Wein nach England exportierte und sich diesen Export durch den Import von Tuch bezahlen ließ.

Beide haben sich auf das spezialisiert, was sie am besten können.

Allerdings beachtete David Ricardo nicht, dass England bereits zu diesem Zeitpunkt der dominierende Handelspartner war und Portugal eine eher untergeordnete Rolle spielte. Bereits damals war also ersichtlich, dass Handel nicht nur unter wirtschaftlich gleich entwickelten Ländern stattfindet.

Aus dieser Theorie von Ricardo lassen sich allerdings noch zusätzliche theoretische Annahmen für den Freihandel ableiten, die im Folgenden erläutert werden sollen.

3. Freihandel in der Theorie

Wie bereits erwähnt, ermöglicht der Freihandel eine Spezialisierung auf bestimmte Produkte in den einzelnen Ländern. Von diesen Gütern gilt es mehr zu produzieren als für den heimischen Bedarf erforderlich ist, um den damit verfügbaren Überschuss gegen andere Produkte zu tauschen, welche im eigenen Land gar nicht oder nur zu erheblich höheren Kosten hergestellt werden können.

Aus einer Steigerung des internationalen Handels folgt schließlich eine Steigerung der internationalen Arbeitsteilung und jedes Land kann seine relativen Vorteile besser nutzen. Je mehr Länder sich auf einzelne Produkte spezialisieren, um so mehr können davon dann auch andere Länder profitieren. Gesamtwirtschaftlich wird sich der Wohlstand aller Länder erhöhen. Außerdem kann ein Land, welches bei der Produktion von einem Produkt besonders gut ist, eine Art Monopolstellung erreichen. Schlussfolgernd kauft dann nicht nur England den Wein in Portugal, sondern auch andere Länder.

Eine weitere theoretische Annahme ist, dass sich der Handel für alle beteiligten Länder lohnt. So sollen Länder, welche auf allen Gebieten überlegen sind und absolute Kostenvorteile haben, genau so am Handel beteiligt sein, wie Länder, welche absolut unterlegen sind. An Ricardos Beispiel von Portugal und England ist diese Aussage sehr gut ersichtlich. Portugal ist bei der Tuch- und Weinproduktionen England überlegen und trotzdem beteiligen sich beide am Handel, indem sie sich auf jeweils ein Produkt spezialisieren und diese dann untereinander austauschen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass man von einem freien Handel ausgeht, der keine protektionistischen Maßnahmen wie Zölle kennt. Nicht nur das, sondern weiterhin wird angenommen, dass alle Handelspartner gleichberechtigt sind und freiwillig am Handel teilnehmen, um eben die Vorteile des eigenen Landes ausnutzen zu können. Wie sich später in den Ausführungen zeigen wird, sind dieses tatsächlich nur theoretische Annahmen, die in der Praxis in keinster Weise, nicht einmal ansatzweise, so praktiziert werden.

In der Theorie wird auch davon ausgegangen, dass es durch die optimale Arbeitsausnutzung keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit gibt. Dies ist ein weiterer Aspekt, der in der Theorie existieren mag, jedoch völlig wirklichkeitsfremd scheint.

Außerdem wird unterstellt, dass alle Länder, die sich am internationalen Handel beteiligen, gleiche Voraussetzungen für diesen mitsich bringen. Kann es also keine Unterschiede bezüglich der geographischen Lage und damit auch Klimaunterschiede geben, die sich fördernd auf die Produktion von beispielsweise landwirtschaftlichen Produkten auswirken, und somit Vorteile für ein Land schaffen? Und wird tatsächlich einheitliche Bildung angenommen, weltweit? In der Theorievorstellung des Freihandels werden diese Faktoren nicht berücksichtigt, oder besser: es gibt keine unterschiedlichen Voraussetzungen für den Freihandel.

Wie man erkennen kann, trifft man bereits beim Betrachten der Freihandelstheorie im Zusammenhang mit der Theorie des komparativen Kostenvorteils auf eine Vielzahl von fragwürdigen Aspekten. Aber wie es in vielen Fällen ist, unterscheiden sich Theorie und Praxis enorm. Deshalb ist es um so wichtiger, den Welthandel realistisch darzustellen.

Wenn nämlich der Freihandel der Theorie entspräche, würde es keine Arbeitslosigkeit, keine Hungersnot, keinen Krieg und keine unterschiedlich entwickelten Länder geben.

Außerdem wird in der Theorie davon ausgegangen, dass nur 2 Länder am Handel beteiligt sind. In der Realität sieht dies jedoch ganz anders aus, denn sobald sich mehr Länder am Handel beteiligen, kann es nicht für jedes Land vorteilhaft sein. Es entstehen automatisch auch negative Auswirkungen, die besonders die wirtschaftlich Schwachen betreffen.

Im Anschluss werde ich am Beispiel von Großbritannien erläutern, wie es ein Land durch(?) den Freihandel geschafft hat, eine derartige Machtstellung zu erreichen. Bereits dann kann man schon gravierende Unterschiede zur Theorie feststellen.

Der Freihandel in der realen Welt soll also dargestellt werden. Allerdings ist es sinnvoller, später die unterschiedlichen Auswirkungen des Freihandels auf Industrieländer und auf Entwicklungsländer separat zu betrachten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Pro und Contra Freihandel. Argumente seit D. Ricardo und F. List
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V45032
ISBN (eBook)
9783638425094
Dateigröße
614 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Contra, Freihandel, Argumente, Ricardo, List
Arbeit zitieren
Dörte Schenke (Autor:in), 2004, Pro und Contra Freihandel. Argumente seit D. Ricardo und F. List, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45032

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