Dass literarische Texte interkulturellen Charakters sich längst von ihrem anfänglichen marginalen Status und ihren begriffstheoretischen Ursprüngen als „Rand-“ oder „Ausländerliteratur“ emanzipiert haben, steht außer Frage. Die aktuellen Flüchtlingswellen, die Migrationsbewegungen der letzten Jahrzehnte und das sich wandelnde politische Selbstverständnis Deutschlands, als Einwanderungsgesellschaft von wachsender ethnischer und kultureller Heterogenität, haben eine zunehmende Sensibilisierung für eine Literatur generiert, die jene Entwicklungen zu ihrem Gegenstand macht. Sofern interkulturelle Literatur die althergebrachten Kulturtheorien unterläuft, kann sie einen signifikanten Beitrag für die Aufarbeitung konventioneller Kulturkonzepte leisten und folgerichtig auch als Medium zur Vermittlung interkultureller Kompetenzen eingesetzt werden, bietet sie doch eine Vielfalt an Möglichkeiten, den kulturellen Dialog anzuregen. Die gegenwärtige Forschungs- und Praxislage offenbart allerdings, dass die kulturvermittelnde Funktion literarischer Texte oftmals unterschätzt wird. Deshalb versteht sich diese Arbeit als Plädoyer für den Einsatz interkultureller Literatur zur Verfolgung sozialdidaktischer Lernziele. Hierfür werden die literarischen Werke von vier in Deutschland lebenden und schreibenden Autoren herangezogen: Sten Nadolnys Selim oder Die Gabe der Rede; Emine Sevgi Özdamars Die Brücke vom Goldenen Horn; Rafik Schamis Die Sehnsucht fährt schwarz und Wladimir Kaminers Russendisko.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Einführung in die Untersuchungsgegenstände
- 1.1 Was ist Kultur?
- 1.1.1 Dimensionen des anthropologischen Kulturbegriffs
- 1.1.2 Geschlossener vs. offener Kulturbegriff
- 1.1.3 Multi-, Inter- und Transkulturalität
- 1.2 Was ist interkulturelle Kompetenz?
- 1.3 Was ist transkulturelle Literatur?
- 1.1 Was ist Kultur?
- 2. Analyse ausgewählter Werke transkultureller Literatur
- 2.1 Auswahl des Textkorpus
- 2.2 Zu den Autoren
- 2.3 Inhaltsstrukturen, Handlungsverläufe und Figurenkonstellationen
- 2.4 Interkulturelle Interaktionen und Prozesse der Selbstreflexion in ausgewählten Textpassagen
- 2.4.1 Sten Nadolny: Selim oder Die Gabe der Rede
- 2.4.2 Emine Sevgi Özdamar: Die Brücke vom Goldenen Horn
- 2.4.3 Rafik Schami: Die Sehnsucht fährt schwarz
- 2.4.4 Wladimir Kaminer: Russendisko
- 2.5 Vergleichende Aspekte
- 2.6 Didaktische Analyse der vorliegenden Texte auf ihr Potenzial zur Vermittlung interkultureller Kompetenzen
- 3. Schlussbetrachtungen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht das didaktische Potenzial transkultureller Literatur für die Vermittlung interkultureller Kompetenzen. Der Fokus liegt auf den interkulturellen Interaktionen und den Prozessen der Selbstreflexion, die in ausgewählten Texten der deutschen Gegenwartsliteratur zum Ausdruck kommen.
- Anthropologischer Kulturbegriff und seine Dimensionen
- Interkulturelle Kompetenz und ihre verschiedenen Facetten
- Transkulturelle Literatur als literarische Gattung
- Didaktisches Potenzial von Literatur für die Vermittlung interkultureller Kompetenzen
- Analyse von ausgewählten Texten und deren Fähigkeit, interkulturelle Interaktionen und Selbstreflexionen darzustellen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Untersuchungsgegenstände. Zunächst wird der anthropologische Kulturbegriff, seine Dimensionen und die Unterscheidung zwischen einem geschlossenen und einem offenen Kulturbegriff erläutert. Anschließend werden die Begriffe Multi-, Inter- und Transkulturalität in ihren jeweiligen Bedeutungen definiert.
Im zweiten Teil der Arbeit wird das Konzept der interkulturellen Kompetenz beleuchtet und die wichtigsten Dimensionen dieses Konzepts dargelegt. Weiterhin werden die aktuellen Herausforderungen für das Konzept interkultureller Kompetenz in der heutigen Gesellschaft diskutiert.
Im dritten Abschnitt wird der Begriff „transkulturelle Literatur“ untersucht und es wird versucht, eine konkrete Gattungsbestimmung anhand zentraler Aspekte zu entwickeln. Des Weiteren wird der didaktische Mehrwert literarischer Texte im Allgemeinen und das interkulturelle Potenzial von Literatur im Speziellen erörtert.
Der praktische Teil der Arbeit stellt die vier ausgewählten Autoren und ihre Werke vor, bevor deren didaktisches Potenzial in detaillierten Textanalysen anhand ausgewählter Textpassagen untersucht wird. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse von interkulturellen Interaktionen und Prozessen der Selbstreflexion in den Texten.
Die Arbeit wird durch eine vergleichende Analyse der behandelten Werke abgerundet und es werden wiederkehrende kulturelle Dominanten auf Parallelen und Differenzen untersucht.
Abschließend wird das didaktische Potenzial der vorliegenden Texte im Hinblick auf die Vermittlung interkultureller Kompetenzen diskutiert und es werden methodisch-didaktische Reflexionen sowie Grenzen für deren Einsatz in Prozessen des interkulturellen Lernens aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit widmet sich den Themenbereichen Kultur, Interkulturelle Kompetenz, Transkulturelle Literatur, Didaktik, Interkulturelle Interaktion, Selbstreflexion, Gegenwartsliteratur und Analyse. Die zentralen Begriffe, die in der Arbeit behandelt werden, umfassen sowohl kulturtheoretische Konzepte wie den anthropologischen Kulturbegriff und die verschiedenen Dimensionen von Multi-, Inter- und Transkulturalität als auch die Erörterung der interkulturellen Kompetenz und deren Relevanz in der heutigen Gesellschaft. Weiterhin stehen die Analyse ausgewählter transkultureller Werke und die Analyse ihrer interkulturellen Interaktionen und Selbstreflexionen im Vordergrund.
- Arbeit zitieren
- Nathalie Wagner (Autor:in), 2017, Interkulturelle Interaktionen und Prozesse der Selbstreflexion in transkulturellen Texten der deutschen Gegenwartsliteratur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450634