Crowdfunding. Das bedingungslose Grundeinkommen auf dem Prüfstand


Hausarbeit, 2018

42 Seiten, Note: 1,7

Lalka Panthera Uncia (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Hinweis

1. Einleitung
1.1. Die Problemstellung
1.2. Ziel der Fallstudie
1.3. Vorgehensweise

2. Das bedingungslose Grundeinkommen
2.1. Modelle
2.1.1. Emanzipatorisches Grundeinkommen
2.1.2. Götz W. Werner
2.2. Die öffentliche Diskussion
2.2.1. Pro
2.2.2. Contra
2.3. Pilotprojekte
2.3.1. Staatliche
2.3.2. Private

3. Crowdfunding als Finanzierungsinstrument nicht-kommerzieller Vereine

4. Die Finanzierung eines NGO-Start-Ups
4.1. Mein Grundeinkommen
4.1.1.Leitbild, Unternehmensstrategie & -ziel
4.1.2.Kapitalstruktur & -bedarf
4.1.3.Einblick in die Unternehmensorganisation & das Personalwesen
4.2.Finanzierungsinstrumente
4.2.1 Donation-Crowdfunding
4.2.2. konsumbasierte Finanzierung
4.2.3. Finanzierung durch B2B-Kooperationen
4.3. Non-Profit Marketingmix
4.3.1. Nutzer werben Nutzer
4.3.2. Social-Media Marketing

5. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Verwendung der Grundeinkommen durch die Probanden 2014-2017

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: BGE-Modelle im direkten Vergleich

Tabelle 2: Monatliche Ausgaben 2017

Tabelle 3: Monatliche Ausgaben 2016

Tabelle 4: Gliederung der über Startnext generierten Spenden für Mein Grundeinkommen

Hinweis

Zur besseren Lesbarkeit wurde im Folgenden auf den Gebrauch der gendersensiblen Sprache verzichtet. Männliche Endungen sind als geschlechtsneutral zu verstehen.

1. Einleitung

1.1. Die Problemstellung

Im Zuge der Digitalisierung hat der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen. Die technische Revolution, lässt viele Arbeitsplätze in Zukunft verschwinden, aber schafft gleichzeitig nicht genügend neue Arbeitsplätze. Im Gegenteil: Die menschliche Arbeitskraft wird vollständig und meistens sogar noch besser durch sie ersetzt.1

Unsere Gesellschaft sieht sich permanent konfrontiert, mit einem Mangel an Zeit, Ressourcen und Arbeitsplätzen zu leben und zu wirtschaften. Trotz knapper Produktionsmittel werden immer mehr Konsumgüter produziert, die keine Verwendung finden. Gleichzeitig leben viele Menschen in dieser Überflussgesellschaft in Existenzangst, da die Schere zwischen Arm und Reich stetig wächst. In Deutschland waren 2016 laut Statistischem Bundesamt 16 Millionen Menschen von Armut betroffen, das entspricht 19,7 Prozent der Gesamtbevölkerung.2

Der demografische Wandel führt zu einer Unterversorgung an Arbeitskräften im Bereich der Pflege.3 Zudem muss bedacht werden, nicht jeder Bürger hat die finanziellen Mittel oder sieht aus persönlichen Gründen von der Inanspruchnahme einer professionellen Pflegekraft ab. Die Sozialstrukturen stehen vor einem Härtetest. Die sozial-ökologischen Implikationen dieser Entwicklung sind noch zu wenig erforscht.

Aufgrund dieser Problematik beschäftigen sich immer mehr Personen aus den unterschiedlichsten Branchen mit der Frage, wie wir auch in Zukunft in einer Wohlstandsgesellschaft leben können und der Spaltung der Gesellschaft vorbeugen. Um Bismarcks Sozialstaat fit für die digitalisierte Zukunft zu machen, wird das bedingungslose Grundeinkommen als Lösung vorgeschlagen. Es wird als grundlegende Alternative zur Politik des Druckausübens auf Erwerbslose und Sozialhilfebezieher und zur zunehmenden Prekarisierung gesehen. In der ganzen Welt schließen sich mehr und mehr Menschen in Netzwerken zusammen, um das Grundeinkommen durchzusetzen.

Es gilt nun zu experimentieren, wie die Sozialsysteme möglicherweise reformiert werden können, um besser auf das offenere und wechselhaftere Arbeitsleben zugeschnitten zu sein.

1.2. Ziel der Fallstudie

Ziel der Fallstudie ist es zunächst Einblicke in das Konzept des Grundeinkommens zu schaffen, aus dem sich die Frage nach den Auswirkungen eines solchen Gesellschaftskonzeptes ergibt. Darauf aufbauend wird am Beispiel von Mein Grundeinkommen e.V. erforscht, welche modernen Fi- nanzierungsmodelle nutzbar sind um Pilotprojekte zu finanzieren, die dem Gewinn evidenzbasierter Argumente dienen.

Im Rahmen dessen werden folgende Fragestellungen untersucht:

Wie reagieren Probanden auf den bedingungslosen monetären Input? Wie wird das Projekt finanziert? Sind alle Finanzierungsmöglichkeiten ausgeschöpft oder gibt es sinnvolle Möglichkeiten die Kapazitä- ten zu erweitern? Welche Marketinginstrumente werden verwendet um den Bekanntheitsgrad zu er- höhen? Sind alle Mittel ausgeschöpft um gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit zu erhalten?

Es gilt zu ermitteln, wie durch moderne Finanzierungsmodelle die Möglichkeit geschaffen wird ohne staatliche Hilfe empirisch Gesellschaftssysteme zu testen.

1.3. Vorgehensweise

Im ersten Schritt wird über das Thema bedingungsloses Grundeinkommen aufgeklärt. Begonnen wird mit einem Einblick in die unterschiedlichen Modelle des Grundeinkommens, gefolgt von einem Einblick in den öffentlichen Diskurs und die Hauptkritikpunkte, um das breite Spektrum der Thematik aufzuzei- gen. Das Kapitel schließt mit einem Einblick in die bisherigen empirischen Resultate, indem auf ver- schiedene private und staatliche Modellprojekte eingegangen wird. Das Kapitel soll den Bedarf an ei- ner Case Study, anhand derer man verifizierte Argumente für die These entwickeln kann, aufzeigen.

Kapitel 3 stellt die Verbindung zwischen dem soziokulturellen Thema bedingungsloses Grundeinkommen und dem Finanzierungsinstrument Crowdfunding her.

In Kapitel 4 wird der Verein "Mein Grundeinkommen", genauer betrachtet. Im ersten Schritt werden die Intention, das Konzept und die Strategien des Vereins beschrieben, um verstehen zu können, wes- halb die im Anschluss erläuterten Finanzierungsformen für den Verein geeignet sind und wie ein non- profit- Unternehmen durch moderne Finanzierungsmodelle sozialwissenschaftliche Thesen empirisch untersuchen kann. Aufgrund des nicht-kommerziellen Status des Vereins spielt Finanzmarketing eine besondere Rolle. Die Erläuterung des verwendeten Social-Marketing-Mix bildet daher den Abschluss von Kapitel 4.

Ein Erfolgsresümee und die Aufzählung potentieller Handlungsmaßnahmen, die den Erfolg des Vereins positiv beeinflussen, bilden das Fazit und den Ausblick.

2. Das bedingungslose Grundeinkommen

Unter dem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE), wie es derzeit diskutiert wird, wird ein von der Erwerbstätigkeit entkoppeltes Einkommen definiert. Die Idee das Grundeinkommen jedem Bürger, anstatt bisher üblich an Haushalte, unabhängig von Alter, Einkommen, Familienstand oder Beschäftigungsstatus auszubezahlen, schafft die Bedingungslosigkeit.

Die Bedingungslosigkeit macht das BGE zu einer Form der Mindesteinkommenssicherung, die sich von den zurzeit existierenden Systemen der Grund- bzw. Mindestsicherung unterscheidet. Die aktuellen Sozialsysteme funktionieren nach dem Leistungsprinzip, welche eine Grundsicherung von der Arbeitsbereitschaft abhängig macht und im Zweifel auf strenge bürokratische Kontrollen setzt. Die Bedingungslosigkeit stellt daher zugleich den umstrittensten Faktor dieser Form der Grundsicherung dar. Bei der Auseinandersetzung mit der Thematik folgen Diskussionen um die Höhe des monatlichen Betrags, um die Wirkungen auf das einzelne Individuum, sowie auf die Gesamtwirtschaft, das politische Gemeinwesen und die Finanzierbarkeit. Alle verfügbaren Informationen zum BGE werden durch das Basic Income Earth Network (BIEN) zusammengetragen.

2.1. Modelle

Die große Bandbreite an Modellvorschlägen erweitert zugleich die Debatte hinsichtlich der Einkommenshöhe, der Finanzierungsquellen, der Art und der Größe der Einsparung anderer Transferzahlungen, der Regelung von Sozialleistungen wie der Kranken- und Rentenversicherung und arbeitsmarktpolitischen Regulierungen.

Die Modelle reichen von neoliberalen Ansätzen, die das bedingungslose Grundeinkommen mit einer weitreichenden Deregulierung des Arbeitsmarktes und einer radikalen Vereinfachung des Steuer- und Transfersystems verbinden, bis zu emanzipatorischen Konzepten, die mit dem Grundeinkommen die kapitalistische Logik moderner Gesellschaften durchbrechen wollen.

Hier werden zwei Modelle skizziert, welche aktuell als seriöseste Modelle gehandelt werden, bei denen die Höhe des Grundeinkommens über 1000€/Monat liegt und die sich hinsichtlich politischer Ausrichtungen konträr gegenüberstehen.

2.1.1. Emanzipatorisches Grundeinkommen

Das emanzipatorische Grundeinkommen wurde von der 2005 gegründeten Bundesarbeitsgemeinschaft Grundeinkommen, welche aus der Partei DIE LINKE hervorgeht, entwickelt.

Der Leitgedanke fordert eine Grundabsicherung in einer Höhe, die die Menschenwürde achtet und repressions- und voraussetzungsfrei gewährt wird. Die Höhe des Grundeinkommens soll entsprechend der Entwicklung der Lebenshaltungs- und Teilhabekosten dynamisiert werden und ist an das jährliche Volkseinkommen gekoppelt. Im Jahr 2013 hätte das monatlich ausgezahlte Grundeinkommen 1080 Euro für Personen ab 16 Jahren und 540 Euro für Kinder betragen.4

Vorgeschlagen wird eine Finanzierung die sich aus der Kombination einer Grundeinkommensabgabe, sowie weitreichende Steuererhöhungen bei hohen Einkommen und Vermögen, sowie dem Ersatz von Sozialleistungen und Bürokratieabbau zusammensetzt.

Konkret bedeutet das eine Grundeinkommensabgabe auf alle Primäreinkommen in Höhe von 35%, eine Sachkapitalsteuer in Höhe von 1,4 % respektive 0,7% auf Immobilien, eine Primärenergieabgabe in Höhe von ca. 100 Milliarden Euro, eine Luxusumsatzabgabe in Höhe von ca. 60 Milliarden Euro, eine Börsenumsatzabgabe in Höhe von 1 % auf Erstemissionen und 1,5 % auf den Sekundärhandel sowie eine Finanztransaktionsabgabe. Zusätzlich soll eine progressive Einkommenssteuer von bis zu 25 % eingeführt werden.5

Das BGE soll die Freiheit des Individuums fördern und die schrittweise Überwindung der Marktverwertungsabhängigkeit des Menschen ermöglichen, sowie eine soziale Umverteilung von Vermögenswerten bedingen. Konkret ist eine Befreiung von Armut und sozialer Not gewollt, sowie die Förderung selbstbestimmter Aktivitäten, zur Entwicklung solidarischer, am Bedarf der Menschen orientierter und ökologisch nachhaltiger Ökonomien.

Erwerbsarbeit wird als eine von vielen Tätigkeiten und Formen gesellschaftlicher Teilhabe gesehen, aber nicht als die zentrale. Durch ein Grundeinkommen soll die gesellschaftliche Verhandlungsmacht und Autonomie der von Lohnarbeit abhängigen Menschen und der Gewerkschaften gestärkt werden.6

Arbeitslosen-, Pflege-, Kranken- und Rentenversicherungen werden als solidarische Erwerbslosenversicherung und gesetzliche Bürgerversicherungen umgestaltet. Der Versicherungsgedanke des Sozialsystems wird beibehalten. In diesem Modell soll zudem präventive Sozialpolitik fortgesetzt werden. Sozialer Ausgleich und eine Förderung der emanzipatorischen Effekte stehen im Fokus.7

2.1.2. Götz W. Werner

Götz W. Werner ist Gründer und Aufsichtsratsmitglied des Unternehmens dm-drogerie markt GmbH + Co. KG. Zudem ist Werner Gründer der Initiative „Unternimm die Zukunft“, welche sich für ein BGE einsetzt und gehört zum Aufsichtsrat des Kundenbindungsprogramms Payback.8

Werners neoliberales Modell des BGEs erwächst aus zwei Leitgedanken. Das Menschenbild Götz Werners beschreibt das Individuum als permanent danach bemüht die Sehnsucht nach Sinnerfüllung zu befriedigen. Das Selbstverständnis und daraus resultierend der Lebenssinn lässt sich aus jeglicher Form der Arbeit gewinnen, weshalb seiner Ansicht nach ein instinktiver Drang nach sinnvoller Beschäf- tigung besteht. Ein weiterer Anstoß für diesen Ansatz des Grundeinkommens ist die These, dass Voll- beschäftigung unrealistisch ist und kein sinnvolles Ziel sein kann in einer hochgradig arbeitsteiligen, produktiven Gesellschaft. Werner sieht als Aufgabe der Wirtschaft, die Menschen von der Erwerbsar- beit zu befreien.9

Die Finanzierung aus einer Konsumsteuer in Höhe von 50% entsteht vor dem Leitgedanken die Arbeit von Kosten zu befreien, um das volle Potential der Produktivität zu entfalten. Steuern, Sozialabgaben und Gehälter sind aus betriebswirtschaftlicher Perspektive Kosten, die in die Preise eingehen und insofern bereits durch den Endkunden getragen werden. Weshalb es gerechter und transparenter sei das Steuersystem zu reformieren. Eine Variation der Finanzierung besteht in der unterschiedlichen Höhe der Besteuerung von überlebenswichtigen Gütern und Luxusgütern.

Um das Existenzminimum zu schützen und die Sozialversicherungen ersetzen zu können, wird der Freibetrag in der Einkommenssteuer durch das Grundeinkommen ersetzt. Sozialer Ausgleich und gezielte Umverteilung von Einkommen sind in den Überlegungen Werners nicht vorrangig.10

Werner hat keine konkrete Vorstellung über die Höhe des BGEs, beispielhaft werden 1000€ für Erwachsene und 500€ für Kinder genannt. Die Erwerbseinkommen sinken um die Höhe des bedingungslosen Grundeinkommens, niedrige Einkommen werden aufgefüllt.11 Das Modell wird von Fachleuten als das seriöseste Modell eingeschätzt, zudem erkennt es die DIW Berlin an.

Tabelle 1: BGE-Modelle im direkten Vergleich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung

2.2. Die öffentliche Diskussion

Global erfährt der Diskurs zum Grundeinkommen Zuwachs. Befunde einer Studie zum BGE zeigen, dass die Idee des BGE tendenziell positiv aufgenommen wird. 73% der Befragten geben an, die Idee des BGE prinzipiell zu befürworten und nur 21% lehnen die Idee ab. Der weiterhin bestehende Diskussionsbe- darf zeigt sich daran, dass 44% der Menschen in Deutschland noch offene Fragen zum Grundeinkom- men haben.12

Welche Folgen könnte die Umsetzung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland haben? Die Umsetzung einer solchen Idee beeinflusst alle gesellschaftlichen Felder und verändert das institutionelle, soziale, politische und ökonomische Gefüge einer Gesellschaft von Grund auf.

Zur besseren Orientierung erfolgt die Gegenüberstellung der Argumente anhand folgender Kriterien: Folgen für die Individuen in einer Gesellschaft, ökonomische Aspekte und sozialpolitische Argumente.

2.2.1. Pro

Befürworter versprechen sich für die Bürger primär eine größere Unabhängigkeit bei der Suche nach einem Erwerbseinkommen, mehr Autonomie für alle durch die Existenzsicherung und eine bedingungslose Integration und Teilnahme an dem gesellschaftlichen Leben als positive Effekte durch die Einführung des BGEs. Unattraktive Jobs könnten durch die bessere Entlohnung attrakti- ver werden.13 Der Druck mit nur einer Arbeit die vollständige Existenz sichern zu müssen, würde entfallen. Grundsätzlich wird angenommen, dass die Leistungsbereitschaft der Menschen nicht verringert, sondern differenziert wird und das Kreativitätspotenzial gefördert wird. 14 Insgesamt führt dies zu einer Verbesserung der mentalen und physischen Gesundheit und zu einer Ausdeh- nung der individuellen Freiheit.

Durch das BGE wird die Verteilungsgerechtigkeit auf eine größere und höhere Ebene gestellt. Die Flexibilität des Arbeitsmarktes wächst und eine größere Effizienz des Sozialstaates ist gegeben. Das BGE hat positive Effekte auf die Wirtschaft, wenn es existenzsichernd ist und als Anreiz zu größerer Wertschöpfung und zur Rationalisierung wahrgenommen wird. Durch den Wegfall der Sozialabgaben bei den neoliberalen Modellen sinken die Lohnnebenkosten, und damit auch die Stückkosten, was zu einer Zunahme der Investitionen und Exporte führt.15 Zusätzlich stellt die Befreiung von der Verantwortung als Arbeitgeber für die Unternehmer einen Autonomiegewinn dar. Bei existenzsichernden Betragshöhen wird durch die erhöhte Kaufkraft eine Stabilisation der wirt- schaftlichen Lage vermutet.16

Ein zentraler Punkt der als Argument pro Grundeinkommen angeführt wird, ist die Entwicklung einer Kultur aus gegenseitigem Vertrauen und mit einem starken Gemeinschaftsgefühl. Soziale Aspekte wer- den gefördert, z.B. das Erreichen einer deutlichen Reduzierung der Armutsquote, die Förderung von Kreativität und Gesundheit und die Stärkung der Familie, wird erwartet. Die Freiheit des Einzelnen wird gestärkt und eine neue Kultur der Anerkennung aller gesellschaftlich notwendigen Bereiche geschaffen. Damit werden wichtige Tätigkeiten außerhalb des Arbeitsmarktes aufgewertet, wie die Sorge für Familien oder für das Gemeinwesen, demokratische Teilhabe wird ebenfalls gefördert. 17 Bei emanzipatorischen Modellen sind eine größere Effizienz des Sozialstaates und eine größere Verteilungsgerechtigkeit zu erwarten, welches die Wahrung der Würde aller Menschen und die Beseitigung der Stigmatisierung Erwerbsloser verspricht.

2.2.2. Contra

Gegner des BGEs führen diverse Argumente an, die gegen die Einführung eines Grundeinkommens sprechen. Dabei ist zu differenzieren, welches der Modelle als Grundlage des jeweiligen Diskurses dient.

Zweifler argumentieren, dass die Empfänger das Geld verschwenden oder aufhören zu arbeiten. Durch den Aspekt der Bedingungslosigkeit werden Konsequenzen wie Untätigkeit und Müßiggang in weiten Teilen der Bevölkerung befürchtet, was in weiterer Konsequenz den Anstieg der Arbeitslosen- zahlen mit sich bringt. Die Befürchtungen sind, dass Menschen ihren Ansporn zu arbeiten verlieren, Arbeitslose sich nicht weiter auf Jobsuche begeben und unattraktive Stellen unbesetzt bleiben.

Die These vom Ende der Erwerbsarbeit ist historisch nicht begründbar. Indikatoren wie die Arbeitslo- senquote zeigen für 2017 und die absehbare Zukunft keinen Verlust an Arbeitsplätzen im Zuge der Digitalisierung.18

Die Finanzierung nimmt je nach Modell die verschiedensten Formen an. Daher entsteht zudem Unklarheit über die Herkunft der finanziellen Mittel.19 Die Finanzierung aus der Besteuerung von Leistung wird als ungerechte Umverteilung der erwirtschafteten Mittel empfunden. Unter dem Gerechtigkeitsaspekt tauchen viele Fragen auf.

Der Abbau der Sozialsysteme stellt bei den meisten nicht-emanzipatorischen Modellen eine Folge dar, die kritisch hinterfragt wird.20 Wenn ein erhöhter finanzieller Bedarf, etwa bei einer chronischen Krank- heit, nicht durch eine Sozialversicherung abgedeckt wird, sondern individuell getragen werden muss,

[...]


1 Vgl. Frey, C. & Osborne (2013): The Future of Employment, unter https://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/downloads/aca- demic/The_Future_of_Employment.pdf, aufgerufen am 03.10.2017.

2 Vgl. Statistische Bundesamt (Destatis) (2017): Pressemitteilung Nr. 392 vom 08.11.2017:19,7 % der Bevölkerung Deutsch- lands von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, unter https://www.destatis.de/DE/ PresseService/Presse/ Pressemit- teilungen/2017/11/PD17_392_634.html;jsessionid=065A3192EF30755FA74CFF595941D6A4.InternetLive1, aufgerufen am 12.11.2017

3 Vgl. Bundesministerium für Gesundheit (2017): Beschäftigte in der Pflege, Pflegekräfte nach SGB XI - Soziale Pflegeversi- cherung, unter https://www.bundesgesundheitsministerium.de/index.php?id=646, aufgerufen am 09.10.2017

4 Vgl. BAG Grundeinkommen (2016): Unser Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens, S. 30

5 Vgl. ebd., S. 30-35

6 Vgl. ebd., S. 25-28

7 Vgl. BAG Grundeinkommen (2016): Unser Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens, S. 38-42

8 Vgl. Schmidt, Enno (o.J., Hrsg.) Initiative Unternimm die Zukunft, Götz W. Werner, unter http://www.unternimm-die-zu- kunft.de/de /goetz-werner/, aufgerufen am 23.12.2017

9 Vgl. Fischer, Ute (2016): Das bedingungslose Grundeinkommen- drei Modelle, unter http://www.bpb.de/dialog /netzde- batte/223286/das-bedingungslose-grundeinkommen-drei-modelle, aufgerufen am 10.10.2017

10 Vgl. Initiative Unternimm die Zukunft (o.J.), Prinzip, unter http://www.unternimm-die-zukunft.de/de/zum-grundeinkom- men/kurz-gefasst/prinzip/, aufgerufen am 25.12.2017

11 Vgl. Werner, Götz W. u. Goehler, Arianne (2010)

12 Vgl. Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsforschung (2010), S. 5

13 Vgl. Werner 2007, S. 102

14 Vgl. Kumpmann 2010, S. 373

15 Vgl. Werner 2007, S. 104

16 Vgl. Kumpmann 2010, S. 375f.

17 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2016): Das Bedingungslose Grundeinkommen - Drei Modelle, unter https://www.bpb.de/dialog/netzdebatte/223286/das-bedingungslose-grundeinkommen-drei-modelle am 02.10.2017

18 Vgl. unter https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/bedingungsloses-grundeinkommen-pro-contra-100.html, auf- gerufen am 24.11.2017

19 Ebd.

20 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2016): Netzdebatte-Talk: Brauchen wir das Bedingungslose Grundeinkom- men?, unter: http://www.bpb.de/dialog/netzdebatte/222281/netzdebatte-talk-brauchen-wir-das-bedingungslose-grund- einkommen, aufgerufen am 29.12.2017

Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Crowdfunding. Das bedingungslose Grundeinkommen auf dem Prüfstand
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Veranstaltung
Unternehmensfinanzierung
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
42
Katalognummer
V450873
ISBN (eBook)
9783668840133
ISBN (Buch)
9783668840140
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unternehmensfinanzierung, Crowdfunding, bedingungsloses Grundeinkommen, Start-Up, Fallstudie, Sozialdividende, negative Einkommenssteuer, Kapitalstruktur, Finanzierungsinstrumente, NGO, Donating, Spenden, konsumbasierte Finanzierung, B2B-Kooperation, Social-Media-Marketing, Marketingmix, Pilotprojekte, Finanzierung
Arbeit zitieren
Lalka Panthera Uncia (Autor:in), 2018, Crowdfunding. Das bedingungslose Grundeinkommen auf dem Prüfstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450873

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