In der „Education sentimentale“ hat Flaubert sein Jahrhundert, das der 48ger Revolution, der Industrialisierung und der beginnenden Konsum- und Warengesellschaft, dargestellt. Er wollte „[…]une sorte de fresque de son époque[…]“ malen und dieser Roman, bricht er auch mit der epischen Norm eines traditionellen historischen Romans , da die Revolutionsgeschehnisse dem Leser en passant mitgeteilt werden und das Hauptaugenmerk auf Frédéric, dem passiven ‘Helden’, gerichtet bleibt, stellt ein Stück Zeitgeschichte dar.
„[…]c’est par son caractère de document sur toute une époque et d’histoire d’une génération, que le livre était fait [...]. Si Flaubert a dit : Madame Bovary, c’est moi, il aurait pu dire: l’Education sentimentale, c’est mon temps.”
Dass die historische Wirklichkeit nicht realistisch abgebildet wurde, sondern dass es sich vielmehr um eine „[…]imaginative Reaktion[…]“ auf diese Wirklichkeit handelt, sei nur am Rande bemerkt. Besonders die „[…]ironische Uneigentlichkeit[…]“ Flauberts ist ein Indiz dafür.
Im neunzehnten Jahrhundert gibt es einen Begriff, der „[…]auf breiter Front in den Wissenschaften ausgebaut [wurde].“ Der Terminus des Fetischismus etablierte sich zeitgleich mit einem immer mehr anwachsenden Konsum, besonders in den Städten. Die Menge an artifiziellen Dingen nahm exponentiell zu, es kam zu einem Ungleichgewicht zwischen den Menschen und ihrer dinglichen Umwelt. Die Industrialisierung bewirkte diese Zunahme und auch die Zugänglichkeit der materiellen Güter nicht nur für die oberen Schichten. So schreibt H. Böhme:
„Der forcierte Kapitalismus begünstigte ein Besitzstreben,
das nicht selten dazu führte, daß zum Beispiel die bürgerlichen Wohnungen der Gründerzeit mit ostentativen Ensembles von Dingen überbordet wurden.“
Inhaltsverzeichnis
- Flauberts Jahrhundert
- Untersuchung zum Fetischismus in der „Education sentimentale“
- Definitionen des Begriffs Fetischismus
- Sexueller Fetischismus
- Fetischismus der Waren bei K.Marx
- Sexueller Fetischismus und Warenfetischismus in der „Education sentimentale“
- Definitionen des Begriffs Fetischismus
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Flauberts Roman „Education sentimentale“ unter dem Aspekt des Fetischismus. Sie analysiert die unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs im 19. Jahrhundert, sowohl im Kontext der sexuellen Theorie als auch in der Theorie des Warenfetischismus von Karl Marx. Im Zentrum steht die Frage, wie sich diese Konzepte in Flauberts Roman manifestieren.
- Die Darstellung des 19. Jahrhunderts als Epoche des Fetischismus
- Die Rolle des Fetischismus in der sexuellen Theorie und in der Warenanalyse
- Die literarische Umsetzung des Fetischismus in Flauberts „Education sentimentale“
- Die Analyse von Formen des sexuellen und des Warenfetischismus im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel skizziert Flauberts Darstellung des 19. Jahrhunderts in der „Education sentimentale“, geprägt von Revolution, Industrialisierung und dem Aufkommen der Konsumgesellschaft. Das zweite Kapitel widmet sich der Definition des Begriffs Fetischismus, ausgehend von seiner historischen Entwicklung und den unterschiedlichen Theorien von Binet, Freud und Karl Marx.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Begriffe der Arbeit sind: Fetischismus, "Education sentimentale", Gustave Flaubert, 19. Jahrhundert, Industrialisierung, Konsumgesellschaft, sexuelle Theorie, Warenfetischismus, Karl Marx.
- Arbeit zitieren
- Johanna Zeiß (Autor:in), 2005, Untersuchung zum Fetischismus in der Education sentimentale, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45110