Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
1. Einleitung
2. Burnout
2.1 Schwierigkeit der Definition und Erfassung
2.2 Symptomatik und Verlauf
2.3 Ursachenforschung
3. Prävention durch Maßnahmen im Arbeitskontext
3.1. Der Arbeitnehmer als Akteur
3.1.1 Die individuelle Ebene
3.1.2 Die zwischenmenschliche Ebene
3.2 Der Arbeitgeber als Akteur
3.2.1 Die zwischenmenschliche Ebene
3.2.2 Die institutionelle Ebene
4. Diskussion
Literaturverzeichnis
Zusammenfassung
Burnout ist nicht nur ein in der Öffentlichkeit häufig diskutiertes Thema, es tritt auch in der Arbeitswelt mit steigender Häufigkeit auf. Die Datenlage spiegelt ein ernstzunehmendes Problem wider, das nicht nur den Einzelnen, sondern auch Unternehmen und die gesamte Volkswirtschaft betrifft. Definition und Erfassung von Burnout sind unscharf, das Symptombild wird uneinheitlich in der Literatur beschrieben. Konsens besteht über die Abgrenzung zur Depression mit jeweils unterschiedlichen therapeutischen Konsequenzen. Trotz einer Vielzahl empirischer Studien gibt es kein allgemeingültiges Erklärungsmuster für zugrundeliegende Ursachen. Der dürftigen Befundlage steht die Dringlichkeit der Prävention von Burnout gegenüber. Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet deshalb: `Wie kann dem Auftreten von Burnout mit entsprechenden Maßnahmen im Arbeitskontext vorgebeugt werden?´ Die Initiative für die angeführten Maßnahmen geht zunächst vom Arbeitnehmer, dann vom Arbeitgeber aus. Zur Veranschaulichung dient Maslachs Einteilung von Burnout in drei Ebenen, der individuellen, zwischenmenschlichen und institutionellen Ebene. Abschließend wird ein kritischer Blick auf die separierende Herangehensweise an die aufgeführten Maßnahmen geworfen. Es folgt ein Integrationsversuch der beiden Komponenten Person und Umwelt sowie ein Ausblick auf den zukünftigen Forschungsbedarf.
1. Einleitung
War Burnout in den 1980er Jahren noch ein exotischer Begriff, der mit Beispielen erklärt werden musste, ist es heute in der Gesellschaft ein beliebtes Modethema geworden. Es existieren unzählige Ratgeber auf dem Büchermarkt, allein auf Amazon ergibt die Begriffseingabe über 10.000 Ergebnisse. Durch das `Outen´ vieler Prominenter wie beispielsweise Tim Mälzer oder Sven Hannawald ist Burnout in das gesellschaftliche Bewusstsein gerückt. 12 Millionen Suchanfragen bei Google unter dem Stichwort `Burnout´ (Stand 10.7.2014) zeigen, wie präsent Burnout inzwischen in der (digitalen) Öffentlichkeit geworden ist (Scherrmann, 2015). Die Diskussion über den Bedeutungsgrad ist hierbei durchaus kontrovers: „Die Spannweite [...] reicht von der völligen Negierung der Relevanz des Burnouts als psychische Erkrankung bis hin zur Warnung vor einer tickenden, bisher übersehenen Zeitbombe.“ (Berger, Linden, Schramm, Hillert, Voderholzer & Maier, 2012, S.1).
Es stellt sich die Frage, ob eine differenzierte Auseinandersetzung mit Burnout erforderlich ist oder ob es sich vielmehr nur um ein interessantes, vorübergehendes Phänomen handelt. Hierbei ist ein Blick auf Einschätzungen und Studien von Gesundheitsorganisationen aufschlussreich. Dass Burnout eine Folge von Stress ist, darüber sind sich alle einig (Burisch, 2015). „Die WHO erklärt Stress zu einer der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts, sie rechnet damit, dass im Jahr 2020 jede zweite Krankmeldung auf Stress zurückzuführen sein wird.“ (Poulsen, 2012, S.13) In einer repräsentativen Umfrage der Technikerkrankenkasse von 2013 geben 70% an, manchmal oder häufig gestresst zu sein (Oelsnitz, 2014). Die Bundespsychotherapeutenkammer (2012; zitiert nach Scherrmann, 2015) gibt an, die Zahl der Krankschreibungen aufgrund von Burnout habe sich in den Jahren 2004 bis 2010 um 700%, die Zahl der Fehltage sogar um 1400% erhöht. Die Erschöpfungsphänomene sind somit nicht nur ein sehr häufiges, zunehmendes Problem, das den Einzelnen betrifft, es entstehen auch enorme Schäden für Unternehmen und die Volkswirtschaft (Oelsnitz, 2014). Zusätzliche negative Effekte von Burnout-Trägern auf ihr unmittelbares Umfeld ergeben sich außerdem, wenn beispielsweise von Burnout betroffene Ärzte mehr Behandlungsfehler als ihre Kollegen begehen (Korczak, Kister & Huber, 2010).
Die Zahlen und Fakten sprechen für die offensichtliche Relevanz und die Dringlichkeit, den verursachenden Faktoren auf den Grund zu gehen, um Möglichkeiten zu finden, Burnout vorzubeugen.
Diese Arbeit gibt in Kapitel 2 zunächst einen Überblick über die derzeitige Befundlage von Burnout. Kapitel 2.1 stellt die Schwierigkeit der Definition und Erfassung dar, Kapitel 2.2 befasst sich mit der Symptomatik und dem Verlauf von Burnout, Kapitel 2.3 geht den unterschiedlichen Ansätzen der Ursachenforschung nach. Kapitel 2 ist die notwendige Voraussetzung der Forschungsfrage: `Wie kann dem Auftreten von Burnout mit entsprechenden Maßnahmen im Arbeitskontext vorgebeugt werden?´ , deren Behandlung in Kapitel 3 folgt. Die verschiedenen Maßnahmen werden aufgeteilt: In Kapitel 3.1 wird auf die Möglichkeiten des Individuums eingegangen, die helfen können, Burnout zu verhindern, und in Kapitel 3.2 werden Ansätze dargestellt, die die Führungskraft und die Organisation durch konkrete Gestaltung der Arbeitsbedingungen zur Prävention beitragen können. In Kapitel 4 folgt schließlich die Diskussion mit einem Integrationsversuch sowie einem Ausblick auf den zukünftigen Forschungsbedarf.
2. Burnout
2.1 Schwierigkeit der Definition und Erfassung
Bevor nach Ursachen eines Phänomens geforscht wird, sollte der Gegenstand der Forschung definiert sein. Genau hier beginnen die Schwierigkeiten beim Thema Burnout.
R. E. Kendall, ein britischer Taxonom, bemerkte einmal, Taxonomie (die systematische Einteilung von Lebewesen) sei die Kunst, die Natur an ihren Gelenken zu tranchieren (zitiert nach Burisch, 2015). Diese systematische Einteilung gestaltet sich laut Burisch (2015) äußerst schwierig, da das Burnout-Syndrom einer Qualle gleiche. Eine trennscharfe Definition gibt es nicht. Burnout taucht als eigentliche Krankheit im internationalen Klassifikationssystem von Diagnosen (ICD 10) nicht auf. Lediglich im Kapitel XXI unter dem Schlüssel Z73 wird Burnout erfasst, den Z-Kategorien von Diagnosen und Problemen, die nicht als Krankheit unter die Kategorien A00-Y89 klassifizierbar sind (Scherrmann, 2015).
Die Beschreibung von Burnout fängt bei den helfenden Berufen an. Burnout als Begriff für emotionale Erschöpfung und Motivationsverlust wurde 1974 von dem New Yorker Psychotherapeuten Herbert J. Freudenberger eingeführt (Angerer, 2003). Es folgte 1976 Christina Maslach, die zum ersten Mal empirische Studien zu Burnout durchführte. Sie versuchte, sich der Definition über Messskalen anzunähern (Burisch, 2014) und erfasste mit einer Selbstbeurteilungsskala das „subjektive Ausmaß der Beschwerden“ (Berger et al., 2012, S.3). Noch heute setzen mehr als 90% der veröffentlichen Studien den aus 25 Items bestehenden MBI (Maslach Burnout Inventory) in der Form des HSS (Human Services Survey) ein. Die Validität der Fragebögen ist allerdings nicht hinreichend gegeben, ihr Gebrauch für den wissenschaftlichen, nicht für den diagnostischen Gebrauch bestimmt (Korczak et al., 2010) sowie ihr Einsatz auf Berufstätige aus Dienstleistungs- und Sozialberufen beschränkt (Burisch, 2014). Inzwischen herrscht jedoch Konsens darüber, dass Burnout nicht nur bei Helfern vorkommt, sondern in den unterschiedlichsten Berufsfeldern auftreten kann, auch wenn Mitarbeiter aus Gesundheits- und Sozialwesen verstärkt gefährdet sind (Oelsnitz, 2014). Als eine praktisch brauchbare Definition sieht Burisch (2015) eine im Jahre 2011 in den Niederlanden veröffentlichte umfangreiche Richtlinie an, die in hiesigen Institutionen zumindest als Grundlage eigener Ausarbeitungen benutzt werden könnte.
All den in der Einleitung angeführten Daten, die für die Relevanz des Problems Burnout sprechen, steht also eine unscharfe Definition und Erfassung gegenüber.
2.2 Symptomatik und Verlauf
Das Symptombild ist in der Literatur ebenfalls nicht einheitlich beschrieben. Die erwähnte holländische Definition enthält acht Symptome, die sich leicht abfragen lassen und sogar von außen beobachtet werden können: „Müdigkeit, gestörter oder unruhiger Schlaf, Reizbarkeit, gesunkene Fähigkeit, Druck und Unsicherheit nicht gewachsen sein, emotionale Labilität, Grübeleien, Gefühl von Gehetztheit, Konzentrationsprobleme und/oder Vergesslichheit “ (Burisch, 2015, S.18). Zusätzlich stellt sich ein Gefühl von Kontrollverlust und/oder Hilflosigkeit ein, die sich auf nicht bewältigbare Stressoren zurückführen lässt (Burisch, 2015). Eine Übersicht von Burisch (2015) enthält sogar mehr als 130 Symptome.
Einigkeit in der Literatur herrscht darüber, dass Burnout-Beschwerden häufig in drei Dimensionen gegliedert werden, die sinngemäß so gekennzeichnet werden: Psychische und physische Erschöpfung, Zynismus gegenüber der Arbeit, Kollegen und Kunden sowie Ineffektivität des beruflichen Handelns und Verlust der beruflichen Kompetenz (Berger et al., 2012; Scherrmann, 2015). Maslach (1988; zitiert nach Angerer, 2003) beschreibt diese Dimensionen anschaulich als ein aufeinanderfolgendes Fortschreiten dreier Reaktionen, die hier sinngemäß wiedergegeben werden:
1. Gefühl der emotionalen und körperlichen Überbeanspruchung, das emotionaler Erschöpfung entspricht.
2. Einnehmen einer cold attitude (Zynismus) der Arbeit und den Mitarbeitern gegenüber, um sich selbst vor Erschöpfung und Enttäuschung zu schützen, das Depersonalisierung entspricht.
3. Ineffizienz als Gefühl der Unzulänglichkeit, das Leistungsunzufriedenheit entspricht.
Auch wenn die schrittweise Entwicklung plausibel erscheint und der Burnout-Prozess zweifelsfrei eine dynamische Komponente besitzt, haben sich laut dem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) dieses sowie eine Vielzahl anderer unterschiedlicher Phasen- und Stufenmodelle als wissenschaftlich nicht valide und generalisierbar erwiesen (Berger et al., 2012).
Die Symptome müssen nicht alle gleichzeitig auftreten, sondern können auch einzeln zu einem Zustand längerer Arbeitsüberforderung ohne Erholungsphasen führen. Burnout verläuft langwierig und schleichend, die Symptome sind nicht nur eine kurzfristige Belastung. Ein wichtiges Merkmal ist damit gegeben, wodurch sich Burnout von einer Depression abgrenzt. (Känel, 2008) bringt die Abgrenzung von Burnout zur Depression in sechs Thesen auf den Punkt, die hier sinngemäß verkürzt aufgeführt werden:
1. Burnout und Depression sollen voneinander abgegrenzt werden.
2. Patienten können komorbid ein Burnout und eine Depression haben.
3. Burnout kann, muss aber nicht in Depression münden.
4. Liegt eine Depression vor, soll Burnout nicht als ein beschönigendes Label („Depression der Starken“) für eine Depression verwendet werden.
5. Liegt Burnout vor, aber kein depressiver Affekt, soll der Patient nicht für depressiv erklärt werden.
6. Die Abgrenzung hat therapeutische Konsequenzen (z.B. kein Ansprechen von Burnout-Fatigue auf Antidepressiva).
Gerade die notwendig unterschiedliche Behandlung verdeutlicht, warum Burnout nicht einfach als `Erschöpfungsdepression´ etikettiert werden darf, auch wenn sich die Symptomatik oft in vielen Punkten überschneidet. Burisch bringt im Geleitwort des Buches „Die auszehrende Organisation“ (Oelsnitz, 2014) in seiner Einschätzung den sich unterscheidenden Umgang mit Depressiven und Burnout-Patienten folgendermaßen auf den Punkt: „Der Depressive kann wirklich nicht; er braucht nur noch Schonung und Stütze. Der Ausbrenner braucht einen Lichtblick, eine escape route. Einfach bloß Schonung würde ihm nicht helfen.“ (S.IX).
2.3 Ursachenforschung
Bei allgemeinmedizinischen Erkrankungen kann die Behandlung erfolgreich ablaufen, selbst wenn unbekannt ist, wie es dazu kam. Im Gegensatz dazu sind psychische Krankheiten eng mit ihrer Entstehung verknüpft und erfordern einen differenzierten Umgang. Auch bei Burnout sollten die Maßnahmen bei den potentiell verursachenden Faktoren ansetzen. Es führt deshalb kein Weg an der Ursachenforschung vorbei. Wenn die Analyse der Ursachen zu einseitig ist, kann keine passende Prävention oder Therapie entwickelt werden (Oelsnitz, 2014).
Auf der Suche nach den Auslösern von Burnout ist die Frage: `Wie konnte es soweit kommen? ´ hilfreicher als die Frage: `Wer oder was ist schuld? ´. Die Schuldfrage kann jedoch nicht eindeutig geklärt werden: Schon im Einzelfall ist sie schwer zu beantworten, allgemein ist sie es sicher nicht (Burisch, 2015). Im Vergleich zu der Vielzahl empirischer Studien ist der Erkenntnisstand über die zugrundeliegenden Mechanismen allerdings dürftig (Burisch, 2014).
Zwei allgemeine Perspektiv-Schwerpunkte stehen sich in der Geschichte des Burnout gegenüber: In der amerikanischen Sozialpsychologie wird die Ursache von Burnout in der Umwelt gesehen, wohingegen die meisten Burnout-Ratgeber individuelle Bewältigungsmöglichkeiten als Lösung präsentieren und damit indirekt die Person als alleinigen Urheber von Erschöpfungszuständen festlegen (Burisch, 2015; Scherrmann, 2015). Die Schwierigkeit der eindeutigen Schuldzuweisung ergibt sich aber zum einen aus der Komplexität jedes einzelnen Falles, zum anderen aus der interindividuellen Verschiedenheit aller Fälle. Der vorschnellen Einteilung von Burnout-Fällen in zwei Gruppen liegen zwei gegensätzliche Vermutungen zugrunde: „Trifft doch nur Weicheier“ (Burisch, 2015, S.170), was der Schuld des Individuums entspricht, oder „Unmenschliche Arbeit unter unzumutbaren Bedingungen“ (Burisch, 2015, S.170), wo allein die Lebensumstände verantwortlich gemacht wird.
Bei Burnout treffen aber in jedem Fall zwei Komponenten zusammen, die notwendige, aber nicht hinreichende Bedingungen sind. „Ein misfit
- von gefährdetem Individuum“ (Burisch, 2014, S.49) - betroffen ist der Ausbrenner - und
- „gefährdenden Umweltbedingungen“ (Burisch, 2014, S.49) - betroffen ist das Opfer der Umstände.
Die beiden Antipoden Persönlichkeit und Umwelt müssen sich dabei nicht gegenseitig ausschließen. Es ist vielmehr die Theorie des Interaktionismus zutreffend, die eine Wechselwirkung von Persönlichkeitsfaktoren und Situationsfaktoren annimmt. Menschliches Erleben und Verhalten lassen sich gemäß dieser Theorie nur aus der Kombination von Persönlichkeit und Situation vorhersagen. Der Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren auf das Verhalten und Erleben variiert systematisch über Situationen und umgekehrt (Schmitt & Altstötter-Gleich, 2010). Walter Mischel (1994; zitiert nach Burisch, 2015) spricht hier von Wenn-dann-Verknüpfungen: Folglich kommt es auf die Persönlichkeit an, wie auf bestimmte unterschiedliche Stressoren reagiert wird.
Es wird deutlich, dass sich, neben der fehlenden trennscharfen Definition und Erfassung sowie uneinheitlichen Symptombeschreibung, auch die Ursachen von Burnout nicht eindeutig benennen lassen. Die Zahlen der Häufigkeit des Auftretens von Burnout sprechen jedoch offensichtlich dafür, diese Stresskrankheit ernst zu nehmen und zu versuchen, sie schon in den Anfängen zu verhindern.
Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet daher: ´Wie kann dem Auftreten von Burnout mit entsprechenden Maßnahmen im Arbeitskontext vorgebeugt werden? ´
In Kapitel 3 sollen die Burnout-Faktoren Persönlichkeit und Umwelt jeweils gesondert betrachtet werden, um daran die jeweiligen Maßnahmen zur Prävention ansetzen zu lassen. Hierbei übernimmt zunächst in Kapitel 3.1 der Arbeitnehmer, in Kapitel 3.2 der Arbeitgeber die Initiative. Folgende Idee von Maslach (1982; zitiert nach Burisch, 2014) wird zur Veranschaulichung als Ansatzpunkte für die beiden Akteure übernommen: Burnout findet demnach auf drei Ebenen statt, nämlich auf individueller, zwischenmenschlicher und institutioneller. Die Maßnahmen des Arbeitnehmers spielen sich hierbei auf der individuellen und zwischenmenschlichen, die Maßnahmen des Arbeitgebers auf der zwischenmenschlichen und institutionellen Ebene ab.
3. Prävention durch Maßnahmen im Arbeitskontext
Diese Arbeit befasst sich ausschließlich mit Burnout-Prozessen, die sich zum einen auf die Arbeitswelt beziehen (es gibt von Ayala Pines ein Buch über „ Burnout in Partnerschaften“) und zum andern noch nicht so weit fortgeschritten sind, dass eine Psychotherapie notwendig ist.
Wie bereits erwähnt gibt die Befundlage über die Wirksamkeit der Präventionsmaßnahmen noch nicht genug her (Burisch, 2014). Die angeführten Maßnahmen können aber als Schutzmaßnahmen verstanden werden, die innere und äußere Faktoren betreffen. Innere Faktoren sind dem Typ des Ausbrenners zuzuordnen, der durch (unbewusstes) eigenes Zutun in die Burnout-Falle gerät. Äußere Faktoren stehen für gefährdenden Umstände, die dafür verantwortlich sind, dass Menschen ohne eigene Beteiligung Opfer der Umstände werden.
3.1. Der Arbeitnehmer als Akteur
„Was helfen Ihnen Erklärungen […], wenn Sie als Einzelner vom Erschöpfungssyndrom bedroht und betroffen sind? Nur Sie selbst können Veränderungen in Gang setzen“ (Waadt & Acker, 2013, S.12). Diese Ansicht der individuellen Bewältigungsmöglichkeit als alleinige Lösung des Problems Burnout ist sicherlich zu einseitig, da sie den Arbeitgeber als Akteur ausschließt. Für dieses Kapitel aber kann sie als Einstieg dienen, da hier der Fokus auf dem Arbeitnehmer als Initiator liegt.
3.1.1 Die individuelle Ebene
Wir befinden uns, nach der Aufteilung von Maslach (1982), auf der individuellen Ebene von Burnout. Bewusst, aber auch nicht-bewusst kann das Individuum zu Prozessen zunehmenden Ressourcenverbrauchs und Auszehrung beitragen (Oelsnitz, 2014). Es wird so selbst zur Belastungsgröße.
Die notwendige Voraussetzung jeder Maßnahme ist zunächst einmal, dass der Arbeitnehmer Burnout-Merkmale wie Erschöpfung, Gereiztheit oder Konzentrationsschwäche (siehe Kapitel 2.2 für die Symptomatik) an sich selbst wahr - und ernst nimmt. Denn erst beim eigenen Eingestehen der Gefährdung ist die Motivation gegeben, Burnout entgegenzuwirken. Er kann dabei - und das ist auch bereits die erste Maßnahme – eine Art `Früh-Warnsystem´ zur frühzeitigen Erkennung von Warnzeichen einsetzen. Schon Maslach (1982a; zitiert nach Burisch, 2015) empfahl das Führen eines Stress-Tagebuchs, das hierbei helfen kann.
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