Ein entscheidender Aspekt einer Sozialstrukturanalyse sind die Wechselbeziehungen einer Gesellschaft mit ihrer Umwelt. Die EU als geschlossenes System zu betrachten, wäre im Hinblick auf ihre Außenhandelsbeziehungen, die Globalisierung und andere Relationen zu Nicht-Mitgliedländern, ein falscher Ansatz.
Die direkte Verknüpfung der EU mit nahezu jedem Teil der Erde durch Regionen wie z.B. Französisch Guyana in Süd-Amerika, oder die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla auf afrikanischem Boden, zeigen, wie eng die EU mit anderen Kontinenten in Verbindung steht. Diesbezüglich spielen die Mitgliedstaaten des Commonwealth eine besondere Rolle. Durch ihre engen Handelsbeziehungen mit Großbritannien stehen solchen Ländern auch die Tore zu den restlichen EU-Staaten offen.
Als ein Aspekt dieser wechselseitigen Beziehungen sollen vorliegenden Text insbesondere die Terms of Trade der EU-Länder im internationalen Vergleich betrachtet werden. Diese realen Austauschverhältnisse von Waren im internationalen Handel fallen für die EU besonders positiv aus und sichern die günstige Versorgung mit grundlegenden Rohstoffen. Sie bieten eine Grundlage für den Wohlstand der EU. Dieser manifestiert sich in hohen Löhnen und sozialer Sicherheit. Wie diese Privilegien verteidigt werden und wer wirklich die Kosten trägt, wird im vorliegenden Text erörtert.
Inhalt:
1. Einleitung
2. Terms of Trade
2.1. Verschiedene Konzepte der „Terms of Trade“
2.2. Terms of Trade im Vergleich
2.3. Gute Terms of Trade als Wohlstandsgrundlage
2.4. Schutz der Terms of Trade
2.4.1. Subventionen
2.4.2. Schutzzölle
3. Lohnniveau
3.1. Auslagerung von Produktion in Billiglohnländer
3.2. Hohe Lohnkosten als Grund für Arbeitslosigkeit
3.3. Tarifabschlüsse und Sozialleistungen
4. Migration
4.1. Kriminalisierung von Immigranten
4.2. Gefahren der Kriminalisierung
4.3. Notwendigkeit von Einwanderung
5. Fazit
Tabellen/Abbildungen:
Tab. 1: Commodity Terms of Trade (ctot) ausgewählter Ländergruppen 1985 und 1991 (Basis 1987)
Tab. 2: Commodity Terms of Trade (ctot) von OPEC und Nicht-OPEC Entwicklungsländern 1995-1997; (Veränderung zur Basis 1995)
Abb. 1: Entwicklung der Erdölpreise 1972-1996 (in US$ pro Fass) im Vergleich mit Wirtschaftswachstum der Industriestaaten 1978-87
Tab. 3: Zollsätze der EU auf Kaffeeprodukte; Stand 1998
Abb. 2: Außenschutz der EU für ausgewählte Produkte 199/2000
Abb. 3: Einkommenskluft zwischen reichsten und ärmsten 20% der Weltbevölkerung
Abb. 4: Arbeitslosigkeit und Lohnkosten innerhalb der EU, 1995
Abb. 5: Wanderungssaldo der Eurozone (rot) und der Europäischen Union (EU-15; blau) 1990-98
Abb. 6: Zu- und Fortzüge von Ausländern über Grenzen der BRD 1991-1998
Abb. 7: Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands am 31.12.1996
1. Einleitung
Ein entscheidender Aspekt für eine Sozialstrukturanalyse sind die Wechselbeziehungen einer Gesellschaft mit ihrer Umwelt. Die EU als geschlossenes System zu betrachten, wäre im Hinblick auf ihre Außenhandelsbeziehungen, die Globalisierung und andere Relationen zu Nicht-Mitgliedländern, ein falscher Ansatz.
Die direkte Verknüpfung der EU mit nahezu jedem Teil der Erde durch Regionen wie z.B. Französisch Guyana in Süd-Amerika, oder die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla auf afrikanischem Boden, zeigen, wie eng die EU mit anderen Kontinenten in Verbindung steht. Diesbezüglich spielen die Mitgliedstaaten des Commonwealth eine besondere Rolle. Durch ihre engen Handelsbeziehungen mit Großbritannien stehen solchen Ländern auch die Tore zu den restlichen EU-Staaten offen.
Als ein Aspekt dieser wechselseitigen Beziehungen sollen im folgenden insbesondere die Terms of Trade der EU-Länder im internationalen Vergleich betrachtet werden. Diese realen Austauschverhältnisse von Waren im internationalen Handel fallen für die EU besonders positiv aus und sichern die günstige Versorgung mit grundlegenden Rohstoffen. Sie bieten eine Grundlage für den Wohlstand der EU. Dieser manifestiert sich in hohen Löhnen und sozialer Sicherheit. Wie diese Privilegien verteidigt werden und wer wirklich die Kosten trägt, soll im folgenden erörtert werden.
2. Terms of Trade
Als „Terms of Trade“ bezeichnet man die realen Austauschverhältnisse von Dienstleistungen und Waren zwischen Volkswirtschaften. Sie werden auf verschiedene Weise definiert. Die vier „Terms of Trade–Konzepte“ sind die „ Commodity Terms of Trade “, die „ Income Terms of Trade “, die „ Single Factor Terms of Trade “ und die „ Double Factor Terms of Trade “.
2.1. Verschiedene Konzepte der „Terms of Trade“
- Commodity Terms of Trade
werden am häufigsten verwendet, sind aber nicht die aussagefähigste Berechnungsgröße. Sie bezeichnen das Verhältnis zwischen Exportpreisindex und Importpreisindex. Sie geben also an, in welchem Maß sich die Menge von Importgütern, die gegen eine bestimmte Menge von Exportgütern ausgetauscht wird, in einem bestimmten Zeitraum verändert hat. Der Kehrwert dieses Index` wird als Net Batern Terms of Trade bezeichnet.
- Income Terms of Trade
geben die Veränderung der Kaufkraft eines Landes an, also ob die Gütermenge, die ein Land mit seinem Exporterlös kaufen kann, zu- oder abgenommen hat. Hierzu werden die Commodity Terms of Trade mit dem Exportmengenindex multipliziert.
Es ist möglich, daß die Commoditiy Terms of Trade sinken, während die Income Terms of Trade steigen. Dies ist der Fall, wenn der Erlös aus Exporten durch Steigern der Mengen verkaufter Güter stärker ansteigt als der sinkende Weltmarktpreis sie vermindert.
- Single Factor Terms of Trade
geben an welche Menge von Importgütern mit einer im Exportsektor geleisteten Arbeitsstunde erworben werden kann. Sie berücksichtigen also die Produktivitätsveränderung im inländischen Exportsektor.
- Double Factor Terms of Trade
berücksichtigen zusätzlich zum Konzept der Single Factor Teams of Trade die Produktivitätsveränderng im ausländischen Exportsektor, aus dem die Importgüter stammen. Sie sind Indikator für die relative Einkommensposition eines Landes.
Single Factor- und Double Factor Terms of Trade sind allerdings sehr schwer zu berechnen und daher eher von theoretischem Interesse.[1]
2.2. Terms of Trade im Vergleich
Die Commodity Terms of Trade haben sich vor allem für die nicht erdölexportierenden Entwicklungsländer seit Anfang der 80er Jahre negativ entwickelt. Im Gegenzug dazu haben sich die der westlichen Industriestaaten stetig verbessert. In der folgenden Tabelle sind die Veränderungen der Commodity Terms of Trade (ctot) ausgewählter Ländergruppen von 1985 bis 1991 dargestellt (1987=100),
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1: Commodity Terms of Trade (ctot) ausgewählter Ländergruppen 1985 und 1991 (Basis 1987)[2]
Dieser Trend hält auch in den 90er Jahren an. In der folgenden Tabelle werden die Commodity Terms of Trade der Entwicklungsländer von 1995 und 1996 gezeigt. Zum Vergleich stehen die Commodity Terms of Trade der Vereinigung Erdölexportierender Staaten (OPEC; Mitglieder: Algerien, Lybien, Nigeria, Indonesien, Iran, Irak, Kuwait, Qatar, Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Venezuela), die durch Produktionsbeschränkungen und Preisabsprachen eine günstige Entwicklung ihrer Terms of Trade erreichen konnten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 2: Commodity Terms of Trade (ctot) von OPEC und Nicht-OPEC Entwicklungsländern 1995-1997; (Veränderung zur Basis 1995)[3]
Dennoch konnten einige Entwicklungsländer durch Verbesserung der Produktivität im Exportsektor ihre Income Terms of Trade verbessern. Dies bedeutet allerdings, daß der steigende Preis von importierten Industriegütern durch exzessiven Raubbau an Bodenschätzen ausgeglichen wird. Zahlen zu den Double Factor Terms of Trade stehen wegen ihrer schweren Ermittlung leider nicht zu Verfügung. Diese wären besonders interessant, da sie den Wert von Arbeitseinheiten im Vergleich aussagekräftiger zeigen.
2.3. Gute Terms of Trade als Wohlstandsgrundlage
Für hoch entwickelte Länder, die über wenige Bodenschätze verfügen, sind gute Terms of Trade von entscheidender Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg. Abgesehen vom Nordsee-Erdöl verfügt die EU über keine oder nur schwer zugängliche Bodenschätze, wie z.B. Eisen und Kohle. So ist sie auf den Import von diesen Grundstoffen angewiesen, da diese Güter für die industrielle Produktion unerläßlich sind. Aus billigen Rohstoffen werden in industriellen Fertigungsketten hochwerige Fertigwaren erstellt, auf die Entwicklungsländer teilweise angewiesen sind. Eine hohe Effizienz dieser Wertschöpfungskette ist nur dann realisierbar, wenn Rohstoffe zu möglichst günstigen Bedingungen bezogen werden können.
Wie abhängig die Großindustrie von Rohstoffpreisen ist, zeigen die Wirtschaftskrisen 1973 und 1979/80, die durch die Erhöhung der Erdölpreise ausgelöst wurden. Hier zeigt sich auch die besondere Stellung der OPEC. Sie ist das einzige Wirtschaftsbündnis von Entwicklungsländern, das weitgehend unabhängig von Ländern der ersten Welt agiert. Die günstigen Terms of Trade der OPEC-Staaten (vgl. Tab. 2) zeigt, wie wirksam Preisabsprachen von Rohstoffexporteuren sein können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Entwicklung der Erdölpreise 1972-1996 (in US$ pro Fass) im Vergleich mit Wirtschaftswachstum der Industriestaaten 1978-87[4]
Bei der Produktion von Fertigwaren durch Industrienationen fallen hohe Produktionskosten an. Den größten Teil davon machen die Lohn- und Lohnnebenkosten aus, die den Wohlstand dieser Länder begründen. Um diese stetig wachsenden Kosten zu decken, müssen die Produkte international möglichst vorteilhaft abgesetzt werden. Hier setzt ein Argument an, das auf die Arbeitswertlehre von Karl Marx zurückgeht. Es fordert, die Güter nach der Arbeitszeit zu bewerten, welche nötig ist um die Waren zu erstellen. Dies ist natürlich beim Vergleich von Produkten aus verschiedenen Sektoren höchst problematisch, da die Ausbildung von Fachkräften in der Industrie völlig außer Acht gelassen wird. Man kann, polemisch gesprochen, eine Arbeitsstunde eines malaiischen Reisbauern nicht mit der eines deutschen Elektroingenieurs gleichsetzen. Interessant wird dieser Aspekt allerdings, wenn man Produkte desselben Sektors miteinander vergleicht, denn hier wird die Ungleichheit der Bezahlung offensichtlich (vgl. 3. Lohnniveau).
2.4. Schutz der Terms of Trade
Um die Vorteile im internationalen Handel zu sichern, wird zu verschiedenen Maßnahmen gegriffen. Zwei der offensichtlichsten Methoden werden im folgenden erläutert.
2.4.1. Subventionen
Wegen guten klimatischen Bedingungen und niedrigen Lohnkosten haben einige Entwicklungsländer klare Vorteile im arbeitsintensiven Agrarsektor. Um die daraus entstehende Differenz der Preise von Landwirtschaftsprodukten anzugleichen, werden hohe Subventionen gezahlt. Die Subventionen der EU an die Landwirtschaft sind Resultate dieser Tatsache und dienen dazu, diesen Sektor international konkurrenzfähig zu halten. Die EU zahlt jährlich 80 Milliarden Euro an Subventionen für die Landwirtschaft, aufgegliedert in[5]:
- Exporterstattungen
- Interventionskosten der Lagerhaltung von Überschüssen
- Direktzahlungen für produktbezogene Beihilfen
- sowie eine Vielzahl von einzelbetrieblichen wie regionalen Produktionskosten
Ein Aussetzen dieser Subventionszahlungen würde den Preis dieser Güter auf dem Weltmarkt in die Höhe treiben und sich so zuungunsten der Terms of Trade der EU auswirken bzw. zum Massensterben landwirtschaftlicher Betriebe in der EU führen.
2.4.2. Schutzzölle
Zum Schutz der heimischen Produktion werden Importzölle erhoben, die den Preis ausländischer Waren künstlich erhöhen. Dies ist aus der Staffelung der Schutzzölle auf Kaffeeprodukte ersichtlich. Der Rohstoff an sich wird niedrig verzollt, aber je weiter er verarbeitet wird, desto stärker wächst die Zollast. Dies begünstigt den Import von Kaffee in Rohform, schützt aber gleichzeitig die inländischen Hersteller der Endprodukte vor internationalem Preisdruck.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 3: Zollsätze der EU auf Kaffeeprodukte; Stand 1998[6]
Kaffee ist hier nur ein Beispiel. Wie die Importpreise auch anderer Agrarprodukte künstlich über denen von EU-Produkten gehalten werden, zeigt folgende Tabelle:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Außenschutz der EU für ausgewählte Produkte 199/2000[7]
Auch die Beschlüsse der Agenda 2000, die diese Zölle bis 2001 senken sollten, haben noch keine entscheidende Veränderung der Situation bewirken können.
3. Lohnniveau
Das Lohnniveau ist mit den Terms of Trade eng verbunden. Lohnkosten werden auf den Preis der Güter umgelegt. Wenn diese also steigen, müssen die Güter auch im Export zu höheren Preisen abgesetzt werden. Für die Entwicklungsländer bedeutet dies, daß sie für gleiche Exportmenge bei gleichen Preisen weniger Fertigwaren importieren können, also daß sich ihre Terms of Trade verschlechtern. Auf das Einkommen berechnet bedeutet dies, daß die Löhne in Entwicklungsländern gleichbleiben, während die der Industriestaaten steigen.
[...]
[1] EXPO 2000 Lernort für Globales Lernen; Terms of Trade; http://www.eine-welt-expo.de/regenwald/smaterial18.htm; 31.05.00;
[2] Weltbank; Weltentwicklungsbericht 1993; Tab. 14
[3] Errechnet aus Zahlen des OPEC Annual Report 1997, http://www.OPEC.org/ar97.pdf; 01.06.00
[4] Erstellt mit Zahlen aus: Shell Homepage; Tab. Rohöl-Preisentwicklung; http://www.shell.ch/de/fakten/erdoel.html; 01.06.00 IMF; World Economic Outlook 1982, Table A1 World Output 1968-87, S.:179
[5] Dr. Günter Brack; Ziele und Wege zu einer marktwirtschaftlich - orientierten und doch umweltgerechten Landwirtschaft; Vortrag gehalten auf der Tagung "Landwirtschaft zwischen Ökonomie und Ökologie"; http://www.sffo.de/brack981101.html; 03.06.00
[6] Welthaus; Weltwirtschaft am Beispiel Kaffee; http://www.welthaus.de/kaffee.html; 01.06.00
[7] Bundesministerium für Landwirtschaft; Landwirtschaft und WTO - Agrarrelevante Aspekte der Welthandelsorganisation; http://www.bml.de///////aktuelles/wto/kap6.htm
- Arbeit zitieren
- Dr. Michael Krupp (Autor:in), 2000, Terms of Trade: Migration und Unterschiede in den Lohnniveaus - Positive Rückkopplungseffekte als Grundlage des Wohlstandes der EU, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4515
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.