Turbo-Index-Zertifikate als alternative Spekulationsinstrumente zu traditionellen Hebelprodukten für Privatanleger in Deutschland


Studienarbeit, 2004

26 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Turbo-Index-Zertifikate
2.1 Definition Turbo-Index-Zertifikate
2.2 Turbo-Index-Zertifikate vs. Index-Zertifikate
2.3 Funktionsweise von Turbo-Index-Zertifikaten
2.3.1 Knock-Out-Barriere und Stop-Loss-Schwelle
2.3.2 Der Leverage-Effekt
2.3.3 Das Auf- bzw. Abgeld
2.3.4 Preisberechnungsmethode
2.4 Open-End-Zertifikate vs. endfällige Zertifikate
2.4.1 Verrechnung der Finanzierungskosten
2.4.2 Der Finanzierungslevel
2.4.2.1 Veränderung des Finanzierungslevels bei Turbo-Long-Zertifikaten
2.4.2.2 Veränderung des Finanzierungslevels bei Turbo-Short-Zertifikaten
2.4.3 Die Stop-Loss-Schwelle
2.5 Spezielle Risiken der Turbo-Index-Zertifikate
2.6 Einstufung und Erwerb von Turbo-Index-Zertifikaten

3. Börsenhandel mit Turbo-Index-Zertifikaten
3.1 Aktuelle Situation
3.2 Limit bei Kauf und Verkauf

4. Mögliche Ausprägungsmerkmale
4.1 Gestaltungsmöglichkeiten
4.2 Kosten für den Anleger: Der Spread

5. Anlagestrategien mit Turbo-Index-Zertifikaten
5.1 Indextracking mit Hebeleffekt
5.2 Depothedging
5.3 Klassische Spekulation: Daytrading

6. Schlussbetrachtung

Anhang

Quellenverzeichnis

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Wie keine andere Finanzinnovation in den vergangenen 3 Jahren haben die erstmals im November 2001 von der französischen BNP Paribas emittierten Hebelzertifikate den Markt für gelistete Derivate beeinflusst.

Obgleich die Handelsvolumina bei Optionsscheinen im bis März 2003 andauernden Abwärtssog an den internationalen Aktienmärkten stark zusammenschrumpften, wird an der extremen Zunahme des Angebots an Hebel-Zertifikaten durch viele deutsche, aber auch internationale Emissionsbanken[1], die wachsende Bedeutung und der steigende Bedarf dieser Hebelprodukte dargelegt[2].

Historisch begründet werden kann diese zunehmende Bedeutung durch die Erkenntnis vieler Anleger, die in der andauernden Baisse oft schmerzlich feststellen mussten, dass ihre lange Zeit erfolgreiche „Taktik“ nicht mehr aufging. Diese „Taktik“ bestand darin sich beliebige Call-Optionsscheine ins Depot zu legen und nur Tage oder Wochen später mit horrenden Gewinnen zu verkaufen. Denn durch das schwieriger werdende Marktumfeld im Zuge der Terroranschläge des 11.September des Jahres 2001 stiegen die impliziten Volatilitäten der Optionsscheine in astronomische Höhen, wodurch Privatanleger mit Optionsscheinen nur noch schwerlich Geld verdienen konnten[3].

Da die Kursbewegungen der Hebelzertifikate für „Otto-Normalanleger“ leicht nachvollziehbar sind im Gegensatz zu den diversen Einflussfaktoren der Optionspreistheorie[4], gewannen die Hebelzertifikate als neues Spekulationsmedium rasch an Boden. Viele ehemalige Optionsschein-Anleger stiegen auf diese einfacher zu

verstehenden Produkte um, und optionsscheinscheue Anleger entdeckten diese neue Form des Hebelinvestments für sich. Damit wurde eine andauernde Umstrukturierung der Markts für gelistete Derivate eingeleitet[5].

Diese Arbeit hat die Darstellung der Hebelzertifikate mit deren Besonderheiten sowie Einsatzmöglichkeiten für den Privatanleger als Zielsetzung, und behandelt auf Grund des gegebenen Umfangs und der Vertiefung auf spezielle Anlagestrategien nur Index-Hebelzertifikate. Die dargestellten Inhalte lassen sich aber prinzipiell auch auf alle anderen Hebelzertifikate, wie z.B. Rohstoff- oder Einzelaktien-Zertifikate, übertragen.

2. Turbo-Index-Zertifikate

2.1 Definition Turbo-Index-Zertifikate

Turbo-Index-Zertifikate sind eine noch junge neue Produktgattung, die grundsätzlich die Vorteile von Termin-Kontrakten (Futures) und Optionsscheinen kombiniert. Sie bilden die Veränderungen eines zu Grunde liegenden Underlyings[6] wie ein Future nahezu vollständig ab. Dabei bewirkt der Leverage-Effekt[7] dass sich auf Grund des geringeren Kapitaleinsatzes der Wert des Zertifikats prozentual stärker verändert als das Underlying, was in Abschnitt 2.3.2 näher erläutert wird.

Dieser Leverage-Effekt kann natürlich nicht nur hohe Erträge einbringen, sondern auch in Gegenrichtung zu erheblichen Verlusten führen, wobei auch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden kann[8]. Somit eignen sich Hebel-Zertifikate, außer zum Depothedging, nicht für risikoaverse und / oder konservative Anleger.

Die Kursveränderungen von Turbo-Indexzertifikate sind leicht nachvollziehbar und werden auf Grund ihrer Struktur, im Gegensatz zu Optionsscheine, nicht von komplexen Zusammenhängen und Faktoren wie Volatilitäten[9] oder stark abnehmenden Zeitwerten mit zunehmender Laufzeit beeinflusst[10]. Die einfache Preisberechnungs-methode wird in Abschnitt 2.3.4 ausführlich dargestellt.

Da es sowohl Short- / Bear-, als auch Long- / Bull- Zertifikate auf alle bedeutsamen Indizes gibt, kann der geneigte Anleger analog zu Optionsscheinen sowohl von steigenden (Long- / Bull-Zertifikate) als auch von fallenden (Short- / Bear-Zertifikaten) Markttendenzen profitieren.

2.2 Turbo-Index-Zertifikate vs. Index-Zertifikate

Index-Zertifikate und Turbo-Index-Zertifikate haben zwei wesentliche Gemeinsam-keiten:

a) Beide Produktarten sind Schuldverschreibungen der jeweiligen Emittenten.
b) Die Wertentwicklung des jeweiligen Underlyings wird linear abgebildet ohne weitere Einflussfaktoren.

Der technische Hauptunterschied zwischen den beiden Anlageinstrumenten ist der geringere Eigenkapitalanteil bei den „Turbos“, der dem Anleger dank des Leverage-Effekts ein höheres Gewinn- oder Verlustpotential ermöglicht[11], wohingegen die Indexzertifikate das zu Grunde liegende Underlying 1:1 abbilden[12].

Viel wichtiger als nur dieser technische Unterschied ist die praktische Anwendung beider Anlageinstrumente. Die reinen Indexzertifikate werden in der Regel von den Emittenten als „Basisinvestment“ für den Privatanleger beworben[13].

Da sie eine für den Anleger günstigere Kostenstruktur als aktiv gemanagte Fonds aufweisen und nur ein geringer Prozentsatz der Fondsmanager von gemanagten Fonds ihren Vergleichsindex langfristig schlagen können[14], werden Indexzertifikate zum langfristigen Vermögensaufbau empfohlen und genutzt[15]. Meist werden sie daher als Open-End-Indexzertifikate, also ohne Laufzeitbegrenzung, angeboten.

Die „Turbos“ hingegen richten sich auf Grund des Leverage-Effekts eher an spekulative oder hochspekulative Anleger und sog. Daytrader[16], die kurz- oder mittelfristige Bewegungen an den internationalen Finanzmärkten nutzen wollen ohne die zuvor beschriebenen Nachteile von Optionsscheinen in Kauf nehmen zu müssen. Die „Turbos“ werden häufig mit begrenzter Laufzeit aufgelegt, wobei neuerdings auch hier ein Trend zu Open-End-Varianten zu beobachten ist[17], auf die in Abschnitt 2.4 noch näher eingegangen wird.

2.3 Funktionsweise von Turbo-Index-Zertifikaten

2.3.1 Knock-Out-Barriere und Stop-Loss-Schwelle

Alle Turbo-Zertifikate besitzen eine sog. Knock-Out-Barriere, die bei einigen Produkten in unmittelbarer Nähe des Basispreises liegt, bei anderen direkt dem Basispreis entspricht.

Turbo-Zertifikate die nur über eine Knock-Out-Barriere verfügen, verfallen wertlos vor Laufzeitende, sollte der Wert des Underlying diese gezogene Grenze verletzen. Bei Long- /Bull-Zertifikaten geschieht dies bei Erreichung oder Unterschreitung der Grenze, bei Short- / Bear-Zertifikaten ist dies bei Erreichen oder Überschreiten der Fall[18].

Je nach Produkt und Emittent kann in „Turbos“ zusätzlich zur Knock-Out-Barriere eine sog. Stop-Loss-Schwelle integriert werden, die bei Long- /Bull-Zertifikaten oberhalb, bei Short- /Bear-Zertifikaten unterhalb der Knock-Out-Grenze liegt.

Sollte die Stop-Loss-Schwelle vom Basiswert verletzt werden, wird das Zertifikat vorzeitig fällig und zum aktuellem Restwert inkl. der noch offenen Finanzierungskosten an den Anleger ausbezahlt. Umgehend nach Verletzung der Stop-Loss-Schwelle wird der börsliche Handel des betroffenen Zertifikats ausgesetzt.

Der Händler des jeweiligen Emittenten muss nun seine Hedging-Position liquidieren und den Rückzahlungspreis auf Basis des realisierten Kurses bei Auflösung seiner Position ermitteln, zu dem der Anleger das betroffene Produkt nun verkaufen kann[19]. Dadurch bleibt dem Anleger zumindest dieser Restwert erhalten, und er muss keinen Totalverlust seines Investments in Kauf nehmen.

An dieser Stelle bleibt festzuhalten, dass sich aktuell eine große Vielfalt an Ausprägungsmerkmalen bezüglich der Knock-Out-Barriere und der Stop-Loss-Schwelle am Markt befindet. Einige Emittenten nutzen einen sehr engen Korridor zwischen KOB und SLS, andere setzen auf einen höheren Restwert und statten daher ihre Produkte mit einem größeren Abstand zwischen KOB und SLS aus.

Manche Emittenten verzichten komplett auf eine SLS und geben dem Anleger so die Chance möglichst lange investiert zu bleiben. Teils gelten die Grenzen auf Tagesschlusskursbasis, teils führt bereits ein kurzzeitiges Über- bzw. Unterschreiten intraday[20] zum vorzeitigen Verfall. Ein einheitlicher Kurs existiert hier nicht, da jeder Emittent in den Bedingungen seines Produkts diese Modalitäten individuell regeln kann.

Somit sind die verschiedenen Produkte nicht direkt miteinander vergleichbar und mit diversen Vor- und Nachteilen ausgestattet, die der Anleger je nach Anlagemotiv gewichten und abwägen muss.

2.3.2 Der Leverage-Effekt

Die Hebelwirkung der „Turbos“ wird analog zum Hebel bei Optionsscheinen dadurch aufgebaut, dass zum Erwerb der Zertifikate ein geringerer Eigenkapitaleinsatz als bei einer Direktinvestition in das zu Grunde liegende Underlying erforderlich ist[21]. Ermöglicht wird dieser geringere Eigenkapitaleinsatz durch das jeweilige Emissionshaus des Zertifikats, welchem der Anleger lediglich die Finanzierungskosten für die Bereitstellung des Restkapital erstatten muss.[22]

Im Gegensatz zum Hebel von Optionsscheinen wird der Hebel der „Turbos“ nicht von komplexen Parametern wie (impliziter) Volatilität, innerer Wert der Option oder dem abnehmenden Zeitwert bei zunehmender Laufzeit beeinflusst[23]. Der jeweils aktuell wirkende Hebel eines Zertifikats kann ohne großen mathematischen Aufwand jederzeit ermittelt werden an Hand folgender Formel:[24]

[...]


[1] Vgl. Anhang Abb.1

[2] Vgl. BNP Paribas; Hebelzertifikate – Der Renditeturbo für den aktiven Anleger, Frankfurt, Oktober 2002, Seite 13

[3] Vgl. BNP Paribas; Hebelzertifikate – Der Renditeturbo für den aktiven Anleger, Frankfurt, Oktober 2002, Seite 17-19

[4] Vgl. BNP Paribas; Optionsscheine: Funktionsweise-Einsatz-Strategien, Paris, 3. Auflage 2003: Preisbildung S. 29-38

[5] Vgl. BNP Paribas; Hebelzertifikate – Der Renditeturbo für den aktiven Anleger, Frankfurt, Oktober 2002, Seite 14

[6] Basiswert, z.B. ein Index oder eine Aktie

[7] Hebel-Effekt

[8] Vgl. http://www2.boerse-stuttgart.de/hebelzertifikate/infobox_hebelzertifikate.htm

[9] Schwankungsbreite von Wertpapierkursen, Zinssätzen und Devisen, die über die Standardabweichung
relativer Kursdifferenzen errechnet wird

[10] Vgl. BNP Paribas; Optionsscheine: Funktionsweise-Einsatz-Strategien, Paris, 3. Auflage 2003: Preisbildung S. 29-38

[11] Vgl. Anhang: Abb. 2

[12] Vgl. Anhang: Abb. 3

[13] Vgl. ABN Amro; Open-End-Zertifikate - Schlägt Ihr Fonds den Index?; Frankfurt, Juli 2003, S.2-3

[14] Vgl. http://etf.onvista.de/magazin/preview.html?ID_ARTICLE=750&ID_SUBCATEGORY=22 sowie ABN Amro; Open-End-Zertifikate - Schlägt Ihr Fonds den Index?; Frankfurt, Juli 2003; S.4-5

[15] Vgl. http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/cn/cn_artikel/id/179/id/40893/bt/2/fl/0/
SH/0/depot/0/index.html

[16] Ein Anleger, der Handel mit Aktien und Derivaten innerhalb eines Tages zur Ausnutzung kurzfristiger Kursschwankungen betreibt

[17] Vgl. http://www.boerse-stuttgart.de/menu_oben/BoerseStuttgartkop.htm , Abfrage vom 31.12.2003: 225 von 416 Turbo-Zertifikaten auf den Dax30 waren mit Laufzeitbegrenzung, 191 waren Open-End

[18] ebenda

[19] Vgl. ABN Amro; Turbo Zertifikate, Frankfurt, Juli 2003, S. 5

[20] Im Handelsverlauf eines Börsentages

[21] Vgl. Société Générale; Turbo Zertifikate, Frankfurt, 2003, S. 4

[22] Vgl. BNP Paribas; Hebelzertifikate – Der Renditeturbo für den aktiven Anleger, Frankfurt, Oktober 2002, Seite 30

[23] Vgl. BNP Paribas; Optionsscheine: Funktionsweise-Einsatz-Strategien, Paris, 3. Auflage 2003: Preisbildung S. 29-38

[24] Vgl. Société Générale; Turbo Zertifikate, Frankfurt, 2003, S. 4

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Turbo-Index-Zertifikate als alternative Spekulationsinstrumente zu traditionellen Hebelprodukten für Privatanleger in Deutschland
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg Heidenheim, früher: Berufsakademie Heidenheim
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
26
Katalognummer
V45162
ISBN (eBook)
9783638426107
ISBN (Buch)
9783638657860
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Turbo-Index-Zertifikate, Spekulationsinstrumente, Hebelprodukten, Privatanleger, Deutschland
Arbeit zitieren
Alexander Schwaier (Autor:in), 2004, Turbo-Index-Zertifikate als alternative Spekulationsinstrumente zu traditionellen Hebelprodukten für Privatanleger in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45162

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