Die Darstellung der Frau in der Screwball-Komödie im Vergleich zum realen Bild der US-amerikanischen Frau der 1930er und 40er Jahre


Hausarbeit, 2015

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Faszination Screwball-Komödie

2. Das gesellschaftliche Bild der Frau im Amerika der 1930er und 40er Jahren

3. Die Darstellung der Frau in der Screwball-Komödie
3.1 The Awful Truth
3.2 The Lady Eve
3.2.1 Kameraführung in The Lady Eve

4. Rollentausch der Geschlechter

5. Einfluss der Filme auf die Gesellschaft

6. Kritik am weiblichen Geschlecht

7. Darstellung der Nebencharakterinnen

8. Die Protagonistinnen als Weiterentwicklung des Flappers

9. Literaturverzeichnis

10. Abbildungsverzeichnis

1. Faszination Screwball-Komödie

Vereinigte Staaten von Amerika, um 1940: In der Lounge eines Kreuzfahrtschiffes beobachtet eine junge Frau, mit einem ironischen Unterton kommentierend, das Verhalten des Millionärssohnes Pike, welcher aufgrund seiner Dschungel-Expedition am Amazonas eine durchaus anziehende Wirkung auf Frauen hat. Als dieser in seine Kabine zurückkehren will, stellt sie ihm ein Bein. Aber anstatt sich zu entschuldigen, beschuldigt sie Pike, durch seine Unaufmerksamkeit ihren Schuh beschädigt zu haben. Schuldbewusst lässt sich der Millionärssohn von ihr in ihre Kabine führen.

Diese Bilder erstrahlten in den 1940er Jahren auf tausenden Kinoleinwänden. Die freche und selbstbewusste Frau namens Jean Harrington, dargestellt von Barbara Stanwyck, und Charles Pike, gespielt von Henry Fonda, amüsierten in dem Film The Lady Eve (USA 1941) Millionen von amerikanischen Kinobesuchern. Aber wie realistisch ist diese Darstellung der selbstbewussten, frechen Frau, die einen reichen Mann an der Nase herumführen kann?

Das Ziel dieser Seminararbeit ist es, diese Frage tiefergehend anhand der Filme The Lady Eve und The Awful Truth (USA 1937) zu beantworten und das Bild der Frau zu Zeiten der Screwball-Komödie der 1930er und 40er Jahre hinsichtlich einer realitätstreuen Darstellung in den Wiederverheiratungskomödien sowie deren Einfluss auf die Gesellschaft zu untersuchen.

Die Besonderheit der Screwball-Komödie ist das phasenweise skurrile, exzentrische Verhalten der sich verstellenden beziehungsweise anonymisiert verkleideten Charaktere in romanischen Komödien, in denen sich ein Paar trennt, zum Ende des Filmes aber wieder zusammenkommt. Die meisten und bekanntesten Filme stammen aus der Zeit ab dem Jahr 1934 bis in die Anfänge der 1940er Jahre, wobei diese nicht mit dem Ende der Screwball-Komödie gleichzusetzen sind; viele Filme wurden lediglich zu anderen Subgenres der romantischen Komödie zugeordnet (Jeffers McDonald 2007, S. 18-24).

2. Das gesellschaftliche Bild der Frau im Amerika der 1930er und 40er Jahren

Das durch die Protagonisten der Screwball-Komödie dargestellte gesellschaftliche Bild der Frau beruht größtenteils auf Eigenschaften des sogenannten Flappers, einem Prototyp junger Frauen, der aus Filmen und Literatur der 1920er-Jahre hervorging. Zu den Merkmalen des Flappers gehört ein neues, provozierendes Kleidungsverhalten wie etwa das Tragen von kurzen Röcken und Seidenstrümpfen in der Öffentlichkeit. Auch das Aufragen von Schminke – allerdings in einem dezenten Maße – und Parfüm als private Person1 ist eine Innovation der Zigaretten-konsumierenden ‚New Woman‘ (Olson Lent 1995, S. 316-317). Die neu entstandene Kaufkraft steigerte nun den Absatz speziell weiblicher Kosmetik, sodass die Medien ihre Werbung immer mehr auf das weibliche Geschlecht ausrichteten, da dieses auch im Allgemeinen einen stetig größer werdenden Anteil am Kauf von Konsumgütern ausmachte (Dingwall 1962, S. 169).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In diesen Aspekten geht das Verhalten des Flappers mit dem des Feminismus konform. Ein Meilenstein der US-amerikanischen Frauenbewegung waren diverse gesellschaftlich anerkannte Frauenclubs, die sich politisch und sozial engagierten; sie konnten die weibliche Bevölkerung zur politischen Aktivität animieren, sodass beispielsweise die General Federation of Women’s Clubs im Jahre 1890 stolze zwei Millionen Mitglieder zählten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden durch die Urbanisierung und Industrialisierung tausende neue Arbeitsplätze geschaffen, größtenteils Bürojobs, die vielen Frauen eine bezahlte Beschäftigung einbrachte. Auch die stetig steigenden Frauenhochschulen unterstützen die feministische Bewegung. 1920 konnten die Feministen letztendlich die Verabschiedung des Anthony Amendments feiern, einem Entwurf aus dem Jahre 1878, der nach jahrzehntelang wiederholter Ablehnung im Kongress allen erwachsenen Frauen endlich das Wahlrecht ermöglichte, nachdem in den meisten Staaten nur Männer das Privileg der Stimmberechtigung besaßen (Karl 2011, S. 41-44).

Die Flapper hatten allerdings andere Ansichten bezüglich politischer und ökonomischer Gleichberechtigung, für die sie sich in keiner Weise einsetzten. Stattdessen verbargen sich hinter der neuen weiblichen Erscheinungsform die Akzeptanz der finanziellen Abhängigkeit sowie die Akzeptanz der Rolle als dem Mann untergeordneten Ehefrau und Mutter (Olson Lent 1995, S. 317). Zwar waren viele Flapper berufstätig, konnten aber aufgrund der schlechten Bezahlung keine finanzielle Unabhängigkeit erreichen; ohnehin war das Lebensziel des Flappers keine erfolgreiche Berufskarriere, sondern eine Hochzeit und die damit verbundene Rolle als Hausfrau und Mutter (Olson Lent 1995, S. 318).

Durch die Zeitungen wurde ein sehr vorurteilbelastetes Bild der Frau projiziert, das die Frauen dazu drängen sollte, ihre beruflichen Karrieren der des Mannes unterzuordnen. Allerdings waren die Beziehungen der Flapper zu ihren Ehemännern in nahezu allen anderen Aspekten auf Gleichheit beruhend (Olson Lent 1995, S. 319).

3. Die Darstellung der Frau in der Screwball-Komödie

3.1 The Awful Truth

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten In der US-amerikanischen Screwball-Komödie The Awful Truth von dem Regisseur Leo McCarey aus dem Jahre 1937 lassen sich die Protagonisten Jerry (gespielt von Cary Grant) und Lucy Warriner (Irene Dunne) scheiden, ohne dafür einen handfesten Grund zu haben. Während einer Frist von 90 Tagen, nach der die Scheidung erst vollstreckt ist, versuchen beide ihr Glück mit neuen Partnern. Sich unbewusst weiterhin liebend und von Eifersucht angetrieben, versuchen sie, die neue Beziehung des Noch-Ehepartners zu zerstören, was ihnen letztendlich auch gelingt, sodass sie kurz vor Ablauf der Frist wieder zueinander finden.

Lucy Warriner, eine Frau in den Mitdreißigern, hat kinnlange, gelockte blonde Haare. Sie benutzt nur sehr dezent Schminke und verzichtet auf aufwendige Kleidung. Lediglich bei besonderen Anlässen wie etwa einem Restaurantbesuch trägt sie ein wenig Schmuck und eine Kopfbedeckung. Ihre große Leidenschaft ist das Singen, in dem sie sehr talentiert ist und auch heimlich Gesangunterricht genommen hat, um ihren Ehemann zu überraschen – was indirekt die Ursache für die Scheidung darstellt. Auch tänzerisch ist Lucy sehr begabt.

Sie hält Treue für die wichtigste Stütze einer Ehe und sieht daher Jerrys Zweifel an ihrer Treue als Grund für eine Scheidung. Dabei leitet sie diese ohne richtiges Zweifeln und ohne jegliches Bedauern ein; sie versucht keine anderweitige Klärung herbeizuführen und ist sich ihrer Liebe zu Jerry nicht mehr bewusst. Sie besitzt viel Humor, ist aber sehr reizbar und schnell genervt von leichtgläubigen und umständlichen Menschen wie etwa der Mutter ihres zwischenzeitlichen neuen Verlobten Dan. Obgleich ihres unschuldigen Aussehens ist Lucy sehr trickreich und gerissen, wenn es darum geht, ihren Willen durchzusetzen, sei es, um das Sorgerecht für den Hund Mr. Smith zu bekommen, oder um Jerry und sich selber vor der Familie seiner neuen Verlobten Barbara Vance bloßzustellen. In einigen Szenen werden auch ihr selbstbewusstes sowie oft freches Verhalten deutlich; generell ist sie ein sehr fröhlicher und sogar etwas vorlauter Mensch.

Die Ehe ist für Lucy zwar einerseits die Grundlage für finanzielle Sicherheit, allerdings ist sie somit auch von ihrem Ehepartner abhängig, was ihr vor ihrer geplanten Ehe mit Dan bewusst wird. Zwar hält sie Geld nicht für das Wichtigste in einer stabilen Ehe, schämt sich aber dennoch wegen ihrer finanziellen Abhängigkeit, was nahelegt, dass sie selber keinem (gutbezahlten) Beruf nachgeht.

3.2 The Lady Eve

In der US-amerikanischen Screwball-Komödie The Lady Eve des Regisseurs Preston Sturges aus dem Jahre 1941 versucht die junge Jean Harrington gemeinsam mit ihrem Vater den etwas tollpatschigen und unbeholfenen Millionärssohn Charles Pike durch Betrug beim Kartenspielen seines Geldes zu berauben. Dabei verliebt Jane sich allerdings in ihn und sie wollen heiraten, jedoch verlässt Pike sie, nachdem er sie und ihren Vater enttarnt hat. Aus Rache schmiedet sie einen Plan, in dem sie ihn, sich selbst als britische ‚Lady Eve Sidwich‘ ausgebend, wiedertrifft und zum wiederholten Male verführt. Letztendlich kommt es dann nach einer erneuten Trennung, diesmal von ‚Eve‘ initiiert, doch noch zu einer Liaison.

[...]


1 Schminke und Parfum wurden zu dieser Zeit nur von Schauspielerinnen und Prostituierten in der Öffentlichkeit getragen.

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Details

Titel
Die Darstellung der Frau in der Screwball-Komödie im Vergleich zum realen Bild der US-amerikanischen Frau der 1930er und 40er Jahre
Hochschule
Universität Regensburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
16
Katalognummer
V451677
ISBN (eBook)
9783668860933
ISBN (Buch)
9783668860940
Sprache
Deutsch
Schlagworte
darstellung, frau, screwball-komödie, vergleich, bild, us-amerikanischen, jahre
Arbeit zitieren
Ulli Armbrust (Autor:in), 2015, Die Darstellung der Frau in der Screwball-Komödie im Vergleich zum realen Bild der US-amerikanischen Frau der 1930er und 40er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/451677

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