Der „Gregorius“ gehört heute zu den meistrezipierten mittelhochdeutschen Verslegenden und bildet innerhalb der Hartmannschen Werkchronologie sein zweites großes Hauptwerk. Neben „Erec“, „Iwein“ und dem „Armen Heinrich“ zählt er zu den bekanntesten Werken von Hartmann von Aue und hat, wie die ersten zwei genannten Erzählungen, seinen schriftlichen Ursprung im Altfranzösischen. Datiert um 1186 bis 1190, kombiniert Hartmann im Gregorius Weltlich-Ritterliches mit Geistlichem und Legendhaften und verleiht der Erzählung somit einen anderen besonderen Charakter, der sie von den anderen Hauptwerken abgrenzt. Ein besonderes Element des „Gregorius“ bildet die buoze. Sie wird neben der Schuldthematik breit diskutiert und führte in der Forschung zu sehr unterschiedlichen Ansichten. Belebt und gestaltet wird sie vom Hartmannschen Erzähler, der in den Bußszenen eine Art Vermittlerrolle zwischen dem Autor und dem Leser einerseits sowie dem Gegenstand und dem Leser andererseits einzunehmen versucht. Die folgende Arbeit legt den Schwerpunkt auf diesen Erzähler: Sie geht der Frage auf den Grund, wie die Erzählerfigur (und damit auch das Erzähler-Ich) im Kontext der Bußszenen dargestellt wird.
Zunächst erfolgt eine Einführung, die den Stellenwert der buoze im historischen Kontext der Verslegende anspricht. Im weiteren Verlauf wird die Bedeutungsdimension derselben zusammenfassend skizziert. Hartmann von Aue macht den Leser bereits im Prolog seines Werkes darauf aufmerksam, welchen Platz die buoze in seinem Werk einnimmt. Neben den bekannten Hauptfiguren lässt er auch einige Nebenfiguren Buße leisten, deren Intensität von der hierarchischen Ordnung der Figuren abzuhängen scheint. Diesem Zusammenhang widmet sich ein weiterer Abschnitt. Das anschließende vierte Kapitel richtet den Blick auf die Erzählerfigur: Es wird verdeutlicht, wie die buoze ihn formt, bevor die Beziehung zwischen dem Erzähler und dem Erzählten erhellt wird. Schließlich wird im Schlussteil der Fokus auf die Rezipientenwirkung gelegt.
Welchen Eindruck macht der Erzähler auf den Leser? Welche Rolle spielt dabei die buoze? Das sind Fragen, die in diesem Abschnitt beantwortet werden. Das letzte Kapitel erweitert den Rahmen und beleuchtet die Funktion der Erzählerfigur im Gesamtkontext des „Gregorius“.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung.
- 2. Bedeutung der buoze im historischen Kontext
- 3. Schult und bouze in „Gregorius“
- 3.1. Bedeutungsdimension
- 3.2. Hierarchisierung der Figuren
- 4. Die Erzählerfigur und die Bußszenen
- 4.1. Darstellung des fiktiven Erzählers
- 4.2. Verhältnis des Erzählers zum Erzählten (Erzählhaltung)
- 4.3. Rezipientenwirkung
- 5. Funktion der Erzählerfigur im Gesamtkontext des „Gregorius“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Erzählers im Kontext der Bußszenen in Hartmanns von Aues „Gregorius“. Der Fokus liegt darauf, wie die Erzählerfigur in der Darstellung der Buße gestaltet wird und welche Funktion sie im Gesamtzusammenhang des Werkes einnimmt. Dabei wird die Bedeutung der buoze im historischen Kontext beleuchtet und ihre Relevanz in der Welt des „Gregorius“ untersucht.
- Bedeutung der buoze im historischen und literarischen Kontext
- Darstellung der Buße und ihrer Bedeutungsdimension in „Gregorius“
- Die Rolle der Erzählerfigur in der Vermittlung der Bußszenen
- Das Verhältnis zwischen Erzähler und Erzähltem im Kontext der buoze
- Rezipientenwirkung der Erzählerfigur im Hinblick auf die Buße
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung des „Gregorius“ innerhalb der Hartmannschen Werkchronologie und den Stellenwert der Buße im Werk dar. Kapitel 2 beleuchtet den historischen Kontext der buoze, ihre Relevanz im 12. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die christliche Orthodoxie. Kapitel 3 untersucht die Darstellung der Buße in „Gregorius“ und betrachtet die Bedeutungsdimension sowie die Hierarchisierung der Figuren im Kontext der Buße. Kapitel 4 fokussiert auf die Erzählerfigur und ihre Darstellung in den Bußszenen, einschließlich ihrer Beziehung zum Erzählten. Kapitel 5 betrachtet die Funktion der Erzählerfigur im Gesamtzusammenhang des „Gregorius“.
Schlüsselwörter
Buße, „Gregorius“, Hartmann von Aue, Erzählerfigur, Vermittlerrolle, historischer Kontext, mittelalterliche Bußtheorie, Rezipientenwirkung, Erzählhaltung
- Arbeit zitieren
- Ahmad Abbas (Autor:in), 2017, Über die "buoze" in "Gregorius". Der Erzähler als Vermittler zwischen Autor, Gegenstand und Rezipient, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/451798