Den Hoffnungen des letzten Jahrzehnts, die Vereinten Nationen könnten nach Ende des Kalten Kriegs und vor allem nach und trotz der Ereignisse desnine/eleven wiedererstarken, hat der Irak-Krieg eine Absage erteilt. Vielmehr haben die Auseinandersetzungen um ein militärisches Eingreifen im Irak seit 2002 und die im Frühjahr 2003 erfolgte Intervention durch die US-geführten Koalitionstruppen der Weltorganisation schweren Schaden zugefügt. Besonders deutlich ist die Ohnmacht der Vereinten Nationen geworden, einen illegalen Krieg verhindern zu können, die UNO-Generalsekretär Kofi Annan in dem BBC-Interview indirekt mit der „Hoffnung“ eingesteht, dass sich eine Iraq-type operation nicht wiederhole.
Zu Recht betont Annan, nicht nur die Weltorganisation, sondern alle beteiligten Länder und vor allem die USA, hätten ihre Lektionen aus den Geschehnissen zu lernen. Ob sie dies tatsächlich getan haben und zukünftig nur noch innerhalb eines multilateralen Rahmens kooperieren werden, bleibt allerdings fraglich. Die erneute Präsidentschaft George W. Bushs lässt sehr daran zweifeln, ob die USA ihren stark unilateral geprägten Kurs wechseln werden. Seine Wiederwahl wird der US-amerikanische Präsident als Bestätigung seiner bisherigen Politik -mit Schwerpunkt auf Sicherheits- und Außenpolitik- auffassen, die zwar mittlerweile in den Vereinigten Staaten von Amerika zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt hat, aber
immer noch von der Mehrheit der Bevölkerung getragen wird. Die zur Zeit stattfindende Annäherung der Vereinigten Staaten an die transatlantischen Partner, die den Krieg nicht befürwortet hatten, zeigt zwar ein Ändern der Vorzeichen US amerikanischer Außenpolitik, bedeutet jedoch keine Aufgabe der Vormachtstellung.
Das Übergehen des UNO-Sicherheitsrats und das Ignorieren der Meinung der Mehrheit der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen durch die USA erweisen sich bei näherer Betrachtung als eigentliche Konfliktpunkte. Hierbei ging es nicht nur um unterschiedliche Positionen zu einer geeigneten Eindämmungsstrategie gegenüber Diktaturen, die im Besitz von Massenvernichtungswaffen sind, und auch nicht nur um die zukünftige Gestaltung der sicherheitspolitischen Krisenregion Nahost. Vielmehr zeigt der Irak-Konflikt zum einen die Problematik auf, die sich bei der Durchsetzung der vitalen Interessen des neuen Welthegemons und der einzig verbliebenen Supermacht, den Vereinigten Staaten von Amerika, ergeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung und Zielsetzung
- Vorgehen
- Zur Vorgeschichte des Irak-Kriegs
- Der zweite Golfkrieg
- Folgen des zweiten Golfkriegs
- Die Resolution 687: Sanktionen, Reparationen und Inspektionen
- Die Resolution 688: eine „humanitäre Intervention“
- Der Verlauf der Inspektionen
- Die Interessen der USA
- Zwischenfazit: Die UNO im und nach dem zweiten Golfkrieg
- US-amerikanische Irakpolitik ab 2001
- Zur Bedeutung des 11. September
- Die Bush-Doktrin
- Zwischenfazit: Das Verhältnis zwischen USA und UNO
- Die Eskalation des Irak-Konflikts
- Die Verhandlungen zur Resolution 1441
- Die Position Großbritanniens
- Die Rolle Frankreichs
- Russland
- China
- Einstimmige Verabschiedung
- Die Spaltung des Sicherheitsrats
- Ungenutzte Chance? - Das Uniting for Peace
- Das Scheitern der Diplomatie
- Zwischenfazit 1: Die Rolle der UNO im Irak-Krieg
- Zwischenfazit 2: Die Rolle des Irak-Kriegs für die UNO
- Die Folgen des Irak-Kriegs für die Vereinten Nationen - Weltorganisation und Völkerrecht in der Diskussion
- Das allgemeine Gewaltverbot der UNO-Charta und seine Ausnahmeregelungen
- Ausnahmen bei einzelstaatlicher Gewaltanwendung
- Das Recht auf Selbstverteidigung
- Die Rettung eigener Staatsangehöriger
- Die „humanitäre Intervention“
- Das Prinzip der souveränen Gleichheit aller Staaten
- Zwischenfazit: Das Völkerrecht ist ausreichend
- Zur Reformdebatte um die Vereinten Nationen
- Der UNO-Sicherheitsrat
- Das Peacekeeping
- Zwischenfazit: Die UNO muss sich reformieren
- Perspektiven und Empfehlungen für die UNO
- Die Rolle der Vereinten Nationen
- im Nachkriegsirak
- …und in der Region Mittlerer und Naher Osten
- Die Zukunft der UNO im Bereich Friedenssicherung
- Die Vereinten Nationen und die Vereinigten Staaten von Amerika
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Rolle der Vereinten Nationen im Irak-Krieg. Sie untersucht die Vorgeschichte des Konflikts, die Eskalation und die Folgen des Krieges für die Weltorganisation. Besonderes Augenmerk wird auf die Problematik der Durchsetzung des internationalen Rechts und der Reformbedürfnisse der Vereinten Nationen gelegt.
- Die Rolle der UNO im Irak-Krieg
- Die rechtlichen Grundlagen des Krieges
- Die Folgen des Krieges für die Vereinten Nationen
- Die Reformbedürfnisse der UNO
- Das Verhältnis zwischen USA und UNO
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Fragestellung sowie die Zielsetzung der Arbeit. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Vorgeschichte des Irak-Krieges, insbesondere mit dem zweiten Golfkrieg und den Folgen des Krieges, wie der Resolution 687 und der Resolution 688. Das Kapitel beleuchtet auch die Rolle der UNO im zweiten Golfkrieg und die Interessen der USA. Im zweiten Kapitel wird die US-amerikanische Irakpolitik ab 2001 im Kontext des 11. September und der Bush-Doktrin behandelt. Das Verhältnis zwischen den USA und der UNO wird ebenfalls untersucht. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Eskalation des Irak-Konflikts, insbesondere mit den Verhandlungen zur Resolution 1441 und der Spaltung des Sicherheitsrats. Das Scheitern der Diplomatie und die Rolle der UNO im Irak-Krieg sowie die Rolle des Krieges für die UNO werden ebenfalls erörtert. Das vierte Kapitel untersucht die Folgen des Irak-Krieges für die Vereinten Nationen, insbesondere im Kontext des Völkerrechts und der Reformdebatte. Der Einfluss des Krieges auf die UNO-Charta, die Prinzipien der souveränen Gleichheit und das Peacekeeping werden diskutiert. Das fünfte Kapitel beleuchtet die Perspektiven und Empfehlungen für die UNO im Kontext des Nachkriegsiraks und der Region Mittlerer und Naher Osten. Die Rolle der UNO im Bereich Friedenssicherung und das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten werden ebenfalls betrachtet. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Irak-Krieg, Vereinte Nationen, Völkerrecht, UNO-Charta, Sicherheitsrat, Friedenssicherung, humanitäre Intervention, US-amerikanische Irakpolitik, Bush-Doktrin, Reformdebatte, transatlantische Partnerschaft.
- Quote paper
- Sonja Krenmayr (Author), 2005, Die Rolle der UNO im Irak-Krieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45188