Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit stellt eine Überlegung zu der ästhetischen Betrachtung sowie dem allgemeinen Umgang mit der Kunst in der Moderne dar. Den rezipierten Gedanken von Paul Valéry aufgreifend, soll eine Annäherung an die Frage erfolgen, wie eine theoretische Analyse dieser Art, die eine derartige Wirkung auf den Betrachtenden auslöst, sich gestalten kann. Welche Aspekte der kunsttheoretischen Betrachtung sind von Bedeutung, um den ästhetischen Gehalt eines Werkes, die ästhetische Differenz zwischen dem Original eines Kunstwerks und seiner Falsifikation adäquat festhalten zu können? Welche äußeren Faktoren sind für eine ästhetisch-philosophische Auseinandersetzung von Belang? Der Ausgangspunkt dieser Arbeit ist hierbei in den analytischen Betrachtungen des Werks Die Sprache der Kunst begründet, in welchem Nelson Goodman eine allgemeine Symboltheorie der Künste aufstellt und sich im Zuge dessen mit der Authentizität eines Kunstwerkes auseinandersetzt. Die von Goodman angestellte Reflexion der bildenden Kunst gestaltet sich als eine Art der analytischen Definition, welche Aufschlüsse bezüglich des Umgangs mit dem Falsifikat eines Kunstwerkes sowie den daraus resultierenden Implikationen für den ästhetischen Unterschied zwischen diesem und seinem Original aufzeigt. Bei der Lektüre von Die Sprache der Kunst, vornehmlich bei der hier thematisierten Auseinandersetzung der Betrachtung der Echtheit eines Kunstwerkes, ist ein Spannungsverhältnis zu konstatieren: ein Spannungsverhältnis zwischen der aufgestellten analytischen Theorie sowie den in diesem Bezug aufkommenden ästhetischen Fragen, die anhand der aufgestellten Theorie nicht erklärbar scheinen. Die Anschauung bezüglich der Echtheit eines Kunstwerks erscheint in einem rein analytischen Licht. Hinsichtlich dieses Aspekts gestaltet sich auch das von Goodman angeführte Beispiel des Kunstfälschers Han Van Meegeren, welcher die eigenen Werke als Kunstwerke von Jan Vermeer ausgab, als eines, welches Fragen bezüglich des ästhetischen Gehalts aufwirft, die die dargelegte Analyse jedoch nicht hinreichend zu klären vermag.2 Lediglich der Ausblick auf die Klärung der Echtheit des Kunstwerks wird angeboten. Die Betrachtung der Echtheit eines Kunstwerkes erscheint jedoch weniger in der Gestalt einer ästhetischen Differenz zwischen dem Original und seinem Falsifikat als vielmehr in Form einer Analyse des allgemeinen Umgangs mit Kunstwerken in der Zeit ihrer technischen Reproduzierbarkeit.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Gesellschaftliche Sphäre der Kunst
- I. Gesellschaftliche Fundierung der Kunst
- II. Die Reproduktion und Echtheit eines Kunstwerkes
- C. Der Wert der Kunst
- I. Ausstellungswert und Kunstwert
- D. Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der ästhetischen Betrachtung und dem Umgang mit Kunst in der Moderne. Sie untersucht, wie eine theoretische Analyse die Wirkung von Kunst auf den Betrachtenden beeinflussen kann und welche Aspekte der kunsttheoretischen Betrachtung für die adäquate Erfassung des ästhetischen Gehalts und der Differenz zwischen Original und Falsifikation relevant sind. Die Arbeit untersucht außerdem den Einfluss externer Faktoren auf die ästhetisch-philosophische Auseinandersetzung mit Kunst.
- Die ästhetische Wirkung von Kunst und die Rolle der theoretischen Analyse
- Der Einfluss von technischen Reproduktionen auf die Kunst und den Umgang mit Kunstwerken
- Die Bedeutung des gesellschaftlichen Kontextes für die Entstehung und Rezeption von Kunst
- Die Frage der Echtheit und des Kunstwerts in Zeiten der technischen Reproduzierbarkeit
- Die Veränderung der Sinneswahrnehmung in der Moderne
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit vor. Sie greift den Gedanken von Paul Valéry auf und untersucht, wie eine theoretische Analyse den ästhetischen Gehalt eines Kunstwerks beeinflussen kann. Sie stellt den Zusammenhang mit Nelson Goodmans "Die Sprache der Kunst" her, welches sich mit der Authentizität und der Echtheit von Kunstwerken beschäftigt. Die Einleitung stellt das Problem der Diskrepanz zwischen analytischer Theorie und ästhetischer Betrachtung dar, das im weiteren Verlauf der Arbeit behandelt werden soll.
B. Gesellschaftliche Sphäre der Kunst
I. Gesellschaftliche Fundierung der Kunst
Dieser Abschnitt untersucht die gesellschaftliche Fundierung von Kunst und zeigt auf, wie sich die Sinneswahrnehmung und der Umgang mit Kunst im Laufe der Geschichte verändern. Die Arbeit greift dabei auf die Theorien von Michel Foucault und Walter Benjamin zurück. Sie argumentiert, dass Kunst nicht unabhängig von gesellschaftlichen Verhältnissen existiert, sondern aus diesen hervorgeht und mit ihnen interagiert. Die Veränderung der Gesellschaft und der technologischen Reproduktion beeinflussen den Umgang mit Kunst und die Wahrnehmung des Betrachters.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: ästhetische Betrachtung, Kunsttheorie, technische Reproduzierbarkeit, Gesellschaftliche Fundierung, Sinneswahrnehmung, Echtheit, Falsifikation, Original, Kunstwerk, moderne Kunst, Walter Benjamin, Nelson Goodman, Paul Valéry, Michel Foucault.
- Quote paper
- Kevin-Michael Neimeier (Author), 2017, Der Wert der Kunst. Überlegungen zur ästhetischen Betrachtung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452452