Das unschuldige Kind im Kriegsfilm in "Der Junge im gestreiften Pyjama"


Hausarbeit, 2015

19 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Methodik

3. Theoretischer Hintergrund
3.1 Kindheitsfilm
3.2 Kinder im Antikriegsfilm

4. Inhaltsangabe

5. Analyse
5.1 Das Anfangszitat
5.2 Die Parallelmontage
5.3 Die Beförderungsfeier
5.4 Das Kriegsspiel

6. Das unschuldige Kind im Film über den Nationalsozialismus

7. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen des Seminars ״Kindheit im Film“ geht es im Folgenden um eine diskursanalytisch orientierte Filmanalyse des Films ״Der Junge im gestreiften Pyjama“. Die Analyse setzt dabei den Fokus auf die Darstellung des unschuldigen Kindes in der Dichotomie zum schuldigen Erwachsenen in einem Film über die Zeit des Nationalsozialismus. Hier stellt sich die Frage, mit welchen filmästhetischen Mitteln diese differenzierte Vorstellung produziert wird und welche Wirkung mit der Inszenierung beim Rezipienten entsteht. Bei der Betrachtung des Films wird durch die implizierte Trennung der Kinder - und der Erwach senen weit eine eindrückliche Wirkung bezogen auf Schuld und Unschuld hervorgerufen, welche bezogen auf den historischen Hintergrund des Nationalsozialismus ein erwünschter Effekt ein könnte. Somit gilt es sich mithilfe dieser Filmanalyse mit besagter Inszenierung und der daraus resultierenden Wirkung genauer zu beschäftigen.

2. Methodik

Um sich der Analyse des Films zu nähern, galt es sich zu Beginn mit der theoretischen Begrifflichkeit auseinander zu setzen. Hier wurde einerseits der Konstruktionscharakter von Kindheit, und wie dieser im medialen Kontext erscheint und verwendet wird, fokussiert. Andererseits galt es sich damit zu beschäftigen wie Spielfilme die in der Zeit des Nationalsozialismus spielen zu bewerten sind. Mit dieser Grundlage soll die Wirkung des unschuldigen Kindes in dem Film ״Der Junge im gestreiften Pyjama“ analytisch erfasst werden. Hierfür ist es erforderlich die einzelnen Ausdrucksmittel wie Dramaturgie und Figuren, Bild und Mise-en-scène, Auralität und Ton sowie die Montage näher zu betrachten (vgl. Kurwinkel & Schmerheim 2013, s. 97). Hier soll die Frage im Mittelpunkt stehen, mit welchen formal - ästhetischen Gestaltungsmitteln dieses Bild von Kindheit hervorgerufen wird. Hierfür wurden das Anfangszitat und drei exemplarische, prägnante Filmabschnitte ausgewählt. Diese sollen jedoch nicht auf jedes einzelne Mittel untersucht werden, sondern lediglich auf diejenigen welche das untersuchte Motiv augenscheinlich unterstützen und eine Wirkung bei dem Rezipienten hinterlassen. Die filmästhetischen Mittel sollen direkt innerhalb jeder Subsequenzanalyse gedeutet werden. Abschließend sollen die Ergebnisse in den Bezug des historischen Kontextes gestellt werden, um zu untersuchen welche Wirkung durch das unschuldige Kind und die schuldigen Erwachsenen in diesem Zusammenhang entsteht.

Da sich diese Analyse auf den Konstruktionscharakter beziehen soll, ist unter den Wörtern Kind/ Kindheit sowie Erwachsene/Erwachsensein jeweils nicht zu verstehen, dass genau so Kindheit etc. ist, sondern dass diese im Sinne einer Konstruktion zu verstehen ist. Das Kind wird so inszeniert, dass diese Vorstellung beim Rezipienten entsteht. Auf eine zusätzliche Markierung wird diesbezüglich verzichtet.

3. Theoretischer Hintergrund

Der Film der Junge im gestreiften Pyjama lässt sich verschiedenen Genres zuordnen. In dieser Analyse sollen die Betrachtungen von Kindheits- und Kriegsfilmen miteinfließen, Im Hinblick auf Kriegsfilme soll besonders der Faktor des Nationalsozialismus im Kriegsfilm betrachtet werden.

3.1 Kindheitsfilm

Der zu analysierende Film soll nicht unter dem Aspekt eines Kinderfilms betrachtet werden. Im Hinblick auf das Thema des Seminars wird hier eine Einordnung zu dem Genre Kindheitsfilm getroffen. In Differenz zum Kinderfilm definiert sich dieser nicht über die Zuschauergmppe. Es handelt sich um einen Film der einerseits darstellt, wie Kindheit in der jeweiligen Zeitspanne tatsächlich stattgefunden hat und andererseits Vorstellungen von Kindern und Kindheit aus der heutigen Sicht produziert. Solche Bilder von Kindheit werden mithilfe verschiedener filmischer Mittel inszeniert. Diese Definition ergibt sich aus der Gmndlage, dass Kindheit von kulturellen, historischen und gesellschaftlichen Zuschreibungsprozessen geprägt wird (vgl. Stewen 2016). Diese Kindheitskonzepte können somit nicht als naturgegeben gesehen werden (vgl. Stewen 2011, s. 7).

Betrachtet man die derzeitige Kindheitsforschung, lässt sich Kindheit als ein ״Produkt der Moderne“ beschreiben, welches durch ökonomische, technologische und gesellschaftliche Veränderungen entstanden ist (vgl. Hengst 2008, s. 551). Kindheiten sind eingepasst in ökonomische Bedingungen, bereiten auf das erwünschte Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft vor, unterscheiden sich nach sozialer Position und (re-) produzieren diese. Außerdem werden sie normativ überhöht und stellen eine generationale Differenz her. Kindheit ist somit ein eigenständiges Phänomen, welches sich in Differenz zum Erwachsensein wechselseitig gestaltet (vgl. Bühler-Niederberger 2011, s. 173ff; Hengst 2008, s. 551). Außerdem ist sie an differenzierte Gesellschaftsbedingungen gebunden, aus denen sich wiederum Erwartungen an die Kinder aber auch Bilder von Kindheit ergeben, welche sich auch in den Elimen wiederspiegeln (vgl. Wegener 2011, s. 133). Kindheit ist somit nicht von den Medien zu trennen, welche sie darstellen (vgl. Schäfer & Wegener 2009, s. 12; Stewen 2016). Hier stellt sich die Frage, welche speziellen Umgebungsbedingungen welche Kindheitsbilder hervormfen. Bezogen auf das Medium Film lässt sich hier von einem ״Cinematic Child“ sprechen. Kindheit wird durch die verschiedenen Formen der Inszeniemng produziert. Anhand dieser Inszenierung lassen sich verschiedene gesellschaftliche Zuschreibungen erkennen. Hier wird eine filmisch generierte Vorstellung von Kindern produziert. Kindheit wird theoretisch beschreibbar als Produkt inszenatorischer Zuschreibungsprozesse, als medialer Effekt der formal-ästhetischen Gestaltung. Somit ist die Denkfigur des Kindes das Produkt einer gesellschaftlichen Projektion (vgl. Stewen 2011, s. 8). Die Medien greifen Kindheitsbilder auf, tragen jedoch auch dazu bei Vorstellungen von Kindheit zu entwerfen, die wiedemm in Prozesse der Erziehung mit einfließen (vgl. Schäfer & Wegener 2009, s. 9).

3.2 Kinder im Antikriegsfilm

Der Konstruktionscharakter um das filmische Ziel zu erreichen lässt sich ebenfalls bei Filmen über den Nationalsozialismus wiederfinden. Bei der Spielfilmanalyse können somit nicht nur Aussagen über die tatsächliche Wirklichkeit getroffen werden. Die zeitlichen Rahmenbedingungen in denen der Film entstanden ist, müssen mitbedacht werden. Zudem beeinflussen Spielfilmbilder das Denken und Fühlen der Zuschauer und tragen zur Meinungsbildung bei (vgl. Wende 2007, s. 7f.). Auschwitz wird seit den 90er Jahren als mediales Vollprogramm gesehen. Seitdem ist der Holocaust diskursfähig geworden, (vgl. Koppen 2007, s. 273). Wobei es anfänglich vermehrt um den Faktor des Erinnems und den erziehenden Charakter ging, kam es im Folgenden zu einer Verschärfung der Darstellungen um Langeweile zu vermeiden (vgl. Wende 2007, s. 17; Koppen 2007, s. 274f.). Der Reiz des Authentischen gepaart mit der Faszination des Grauens prägen die Zuschauer. Hierfür wird die Komplexität der Hintergründe reduziert um Zielgruppen zu erreichen (vgl. Koppen 2007, s. 279f.). Viele Filme verkörpern nicht die nationalsozialistische Vergangenheit, sondern stellen spannende Kinogeschichten dar. Der Holocaust dient hier als historischer Rahmen und wird melodramatisch inszeniert (vgl. Wende 2007, s. 15).

Kinder dienen in Kriegsfilmen oft der Emotionalisiemng und Dramatisierung. Kindheit wird als Symbol des Schutzbedürftigen und Unschuldigen in ein dichotomes Verhältnis zum Krieg als Inbegriff des Grauens und der Unsicherheit gesetzt (vgl. Vollbrecht 2008, s. 9). Der Aspekt wie Erwachsene Kinder und Krieg sehen und sich somit bestimmter Kindheitsbilder vergewissern, prägt den Film (vgl. Vollbrecht 2008, s. 10). Krieg stellt das Gegenteil zu Kindheit dar (vgl. Paul zit. n. Schäfer 2008, s. 16). Den meisten dieser Filme geht es nicht um die Kinderrollen, sondem um den Effekt. Spannung und Rühmng sollen mithilfe der Inszenierung auf den Höhepunkt getrieben werden (vgl. Schwarzer zit. n. Schäfer 2008, s. 16). Die Schildemng der Leiden, der Verstörung und der Angst, die Krieg für Kinder bedeuten, muss nicht spekulativ sein. Es gibt im Krieg keinen Schutz für Kinder. Er zerstört in ihnen die Zukunft. So wird Krieg im Kino erfahrbar gemacht. Es werden Geschichten gezeigt von Kindern, die hätten glücklich sein können, denen die Welt einiges schuldet (vgl. Schäfer 2008, s. 16f.).

4. Inhaltsangabe

Der Junge im gestreiften Pyjama (Originaltitel: The Boy in the Striped Pyjamas) ist ein 2008 von Miramax produzierter Film, der an den Roman des irischen Schriftstellers John Boyne aus dem Jahr 2006 angelehnt ist. Bruno (Asa Butterfield), ein neunjähriger Junge, lebt mit seiner Mutter Elsa (Vera Farminga), seinem Vater Ralf (David Thewlis) und seiner zwölfjährigen Schwester Gretel (Amber Beattie) 1942 in einer prunkvollen Villa in Berlin, ohne von den Geschehnissen außerhalb seines kindlich-familiären Umfelds viel mitzubekommen. Ralf, der bei der SS tätig ist, wird eines Tages befördert und wird der Kommandant des Konzentrationslagers in Auschwitz. Direkt zu Beginn des Films steht somit eine große Beförderungsfeier in Brunos Haus an, nachdem die Familie erfahren hat, dass sie nach Polen ziehen wird. Bruno ist sehr unglücklich seine Freunde verlassen zu müssen und fühlt sich im Folgenden in seiner neuen Behausung sehr unwohl und einsam. Zudem belastet ihn, dass es ihm nur erlaubt ist sich im Haus und im Garten vor dem Haus aufzuhalten. Als er durch sein Kinderzimmerfenster das Konzentrationslager sieht, interpretiert er es als Bauernhof, auf dem die Menschen gestreifte Pyjamas tragen. Es keimt die Hoffnung in ihm auf mit den Kindern spielen zu können um sich nicht mehr so einsam zu fühlen. Als er das Thema bei seinen Eltern anspricht, wird es ihm verboten, mit der Aussage ״das sind eigentlich keine richtigen Menschen“. Bruno ist vemnsichert, verlässt jedoch eines Tages trotz des Verbots heimlich den Garten des ungeliebten Hauses und lemt Schmuei am Zaun des Konzentrationslagers kennen. Hierbei handelt es sich um einen jüdischen, inhaftierten, gleichaltrigen Jungen. Schmuei erzählt Bmno von seiner Inhaftiemng und der Funktion der Soldaten. Dies löst in Bmno einen inneren Konflikt bzgl. seines Vaters aus. Bruno besucht Schmuei daraufhin regelmäßig am Zaun, bringt Spiele und Nahrung mit. Im elterlichen Haus erhalten Gretel und Bmno währenddessen von einem Hauslehrer für die damalige Zeit typischen Unterricht. Bruno ist verwundert über die Ansichten über Juden, da er diese als freundlich kennenlernt. Elsa erfährt in der Zwischenzeit von Feutnant Kotier, dass in dem Fager Juden vernichtet werden und ist schockiert, da sie dachte, dass es sich um ein Arbeitslager handele. Dadurch entwickelt sich ein Ehestreit. Als Schmuei eines Tages in Brunos Elternhaus zum Gläser polieren eingesetzt wird, bietet Bmno ihm etwas zu essen an. Als Feutnant Kotier sie ertappt, traut Bmno sich nicht zu ihrer Freundschaft zu Stehen und stellt Schmuei als Dieb dar.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Das unschuldige Kind im Kriegsfilm in "Der Junge im gestreiften Pyjama"
Hochschule
Universität Bremen
Note
1,3
Jahr
2015
Seiten
19
Katalognummer
V452455
ISBN (eBook)
9783668850149
ISBN (Buch)
9783668850156
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kind, kriegsfilm, junge, pyjama
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Das unschuldige Kind im Kriegsfilm in "Der Junge im gestreiften Pyjama", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452455

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das unschuldige Kind im Kriegsfilm in "Der Junge im gestreiften Pyjama"



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden