Die Katholische Kirche im Nationalsozialismus


Hausarbeit (Hauptseminar), 2018

23 Seiten, Note: 2,3

Aleira Follie (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Verhältnis des Heiligen Stuhls zum Nationalsozialismus

2.1 Die kirchenpolitische Lage vor 1933

2.2 Die kirchenpolitische Lage 1933

2.3 Die römisch-katholische Kirche 1933

2.4 Die Enzyklika ״Mit brennender Sorge“ 1937

3. Haltung der Katholischen Kirche

3.1 Standpunkt des Episkopats

3.2 Standpunkt des Papstes

4. Von der Enzyklika ״Mit brennender Sorge“ bis zum Zweiten Weltkrieg

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Bis heute haben wir Deutschen mit den Folgen des Nationalsozialismus zu kämpfen. Man gewinnt den Eindruck, als dürfe man nicht stolz auf das Land sein, in dem wir leben oder auf die Sprache, die wir sprechen. Noch immer erwischt man sich selbst dabei, sich zu fragen ob der Fahrer, in wessen Auto man als Beifahrer sitzt, ein Nazi sei, nur weil er sich über den ausländischen Fahrer vor einem ärgert, weil dieser beispielsweise zu langsam fährt. Bei jedem internationalen sportlichen Wettkampf schwingt ein bisschen Unmut mit, wenn man voller Inbrunst die deutsche Nationalhymne singt. Selbst 80 Jahre nach dem Beginn der Ära ״Adolf Hitler“, eine Zeit, die die wenigsten der heutigen Bevölkerung hautnah miterlebten, hat man das Gefühl, sich noch immer für sein Land schämen zu müssen. Selbst Joseph Ratzinger hatte noch nach seiner Papstwahl 2005 damit zu kämpfen, dass die Vergangenheit Deutschlands noch in er Gegenwart nachwirkt. Ratzinger wuchs im nationalsozialistischen Deutschland auf, womit er zeitweise der Hitlerjugend angehörte. Dies nahm die Weltpresse zum Anlass, gleich Zweifel zu streuen, ob eine gute Wahl getroffen wurde.1

Als Beginn des Aufstieges des Nationalsozialismus, kann man das Ende des Ersten Weltkrieges festsetzen. Aus der Novemberrevolution2 heraus, wird im Deutschen Reich aus der Monarchie, die Weimarer Republik. Die Menschen hatten kein Geld, keine Kleidung und waren kriegsmüde. Die Übergangsregierung erklärte in einer Proklamation: ״Die Regierung der Novemberverbrecher in Berlin ist heute für abgesetzt erklärt worden. Eine provisorische deutsche Nationalregierung ist gebildet worden; diese besteht aus General Ludendorff, Adolf Hitler, General von Lossow, Oberst von Seisser“.3 Diese Regierung sollte die nationale Ehre wieder herstellen und die Not überwinden. 1920 gründete sich die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) aus der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) heraus. Um zu verstehen, weshalb sich die Partei umbenennt, muss man die Wörter Nationalismus und Sozialismus näher definieren. Nationalismus ״bezeichnet eine Ideologie, die die Merkmale der eigenen ethnischen Gemeinschaft (z. B. Sprache, Kultur, Geschichte) überhöht, als etwas Absolutes setzt und in dem übersteigerten (i. d. R. aggressiven) Verlangen nach Einheit von Volk und Raum mündet." Das bedeutet, dass man sich nur noch auf seinen eigenen Staat konzentriert, wodurch der Nationalcharakter gestärkt wird.4 Sozialismus ״ist eine politische Weltanschauung, die darauf abzielt, eine solidarische Gesellschaft zu schaffen, in der die Grundwerte Freiheit und Gleichheit verwirklicht werden." Sozialismus ist die Bewegung der Arbeiter, um die Herrschaft der Menschen über Menschen, abzuschaffen.5 Dadurch kann man sehen, dass die NSDAP sich als Mittler versteht, das ״Deutsche“ als höchstes Gut anzusehen, worüber nichts geht.

Der Begriff ״sozial" bedeutet in der heutigen Zeit, so viel wie gemeinsam oder gerecht. Dass die NSDAP in ihrer Vorgehensweise nicht sonderlich ״sozial“ ist, steht außer Frage. ״Freiheit“ und ״Gleichheit“ gelten für die NSDAP nur, in der deutschen Rasse selbst, andere Rassen sind ausgeschlossen.

Am gleichen Abend der Gründung, veröffentlichte die NSDAP das 25-Punkte Programm. Die NSDAP wollte nicht als Partei, sondern als Bewegung für alle Menschen verstanden werden, die durch die anderen Parteien nicht abgedeckt sind, also alle Menschen miteinander vereint. Was sich beim Fesen erstmal gut anhört, ist Teil eines taktischen Konzeptes. Während andere Parteien ihre Reden auf Plätzen oder in Sälen hielten, versammelte sich die NSDAP an lauten Plätzen wie Kneipen, um ihr Anliegen lautstark kund zu tun. Zum einen konnten die Menschen so nicht richtig zuhören, zum anderen konnten sie leichter dazu gebracht werden, die Parolen mitzu schrei en, wobei nicht abzustreiten ist, dass der Alkohol sicherlich ebenfalls Einfluss auf die Menschen nahm.

In diesem Zusammenhang ist die Bezeichnung ״totalitäre Ideologie“, passend. Diese Bezeichnung stammt von dem Philosophen Karl Raimund Popper. Für ihn ist bei der totalitäre Ideologie ״der Staat nicht das höchste Gut. Das höchste Gut ist vielmehr [... ] die Rasse [,die die] Macht zur Staatenbildung [besitzt]“. Die Macht des totalitären Staats ״muss das ganze Leben des Volkes, in all seinen Funktionen, durchdringen und beherrschen.“6

Der Kirche, welcher in Deutschland in den 30er Jahren mehr als die Hälfte der Bevölkerung angehörte, stand eine komplett gegensätzliche Weltanschauung, die des Dritten Reiches, gegenüber und ein Machtkampf war somit vorprogrammiert. Adolf Hitler, als Oberhaupt der NSDAP bemerkte schnell, dass die Kirche mit 62,7% der Bevölkerung eine große Institution war. Sollte es ihm gelingen, diese große Zahl der Anhänger für sich zu gewinnen, müsste er sich um seine Wahl als Reichskanzler keine Gedanken machen. Wie in einer totalitären Ideologie üblich duldet diese keine andere Weltanschauung neben sich und muss abgeschafft werden. Allen voran die christliche Weltanschauung stellte mit einer gegensätzlichen Weltanschauung, eine Bedrohung für die totalitäre dar. Die Abschaffung geschieht unter leugnen der Wahrheit und Diskriminierung, selbstverständlich subtil, also so, dass die Christen und andere Betroffene von dieser Vorgehensweise nichts merken. Hitler besetzte Posten mit Leuten aus eigenen Reihen und baute sie nach eigenen Wünschen um.

Seit den 30er Jahren wird von Wissenschaftlern, Politikern und der Kirche über die Rolle der katholische Kirche im ״Dritten Reich" diskutiert. Die Frage der ״Opfer-Täter- Rolle“, steht dabei im Vordergrund. Diese Hausarbeit soll vor allem das Episkopat dieser Zeit betrachten und dabei genauer betrachten, welchen Anteil dieses an der Misere der Kirche hatte 2. Das Verhältnis des Heiligen Stuhl zum Nationalsozialismus

2.1 Die kirchenpolitische Lage vor 1933

Die ״Deutsche Arbeiterpartei“ wurde am 05.01.1919 in München gegründet. Erst mit der Umbenennung in ״Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ am 24. Februar 19207 und einer Massenkundgebung vor mehreren tausend Menschen, wurde ihr Bedeutung beigemessen. An diesem Tag wurde das Parteiprogramm vorgestellt, dass aus 25 antisemitischen, antiliberalen und sozialistischen Punkten bestand.8 Besonders Punkt 24 sticht hier ins Auge, in dem es heißt: ״Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht dessen Bestand gefährden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen. Die Partei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden.“.9 Mit Blick auf den weiteren Verlauf in der Geschichte wird einmal mehr bewusst, dass die eigentliche Ideologie hinter der Religionsfreiheit versteckt wurde. Außerdem hält sie sich laut Punkt 24 ihre eigene Konfession offen. Nach einer fünfjährigen Haftstraße gründete Adolf Hitler die NSDAP 1925 neu und wollte fortan an Wahlen teilnehmen, was er zuvor noch kategorisch ablehnte.

Obwohl der Vatikan der NSDAP keine große Bedeutung zusprach, äußerte er sich aber in einem von Papst Pius XI. inspirierten Dekret eindeutig gegen den ״modernen Rassenantisemitismus“.10 Bis zu den Reichstagswahlen im September 1930, existierten die katholische Kirche und die NSDAP nebeneinander her. Mit 2,6% im Jahr 1928 sah man in der bis dahin kleinen Partei, keine große Gefahr. Dies änderte sich schlagartig, als sich die Stimmen mit 18,3% fast verneunfachten und die Zahl ihrer Mandate von 12 auf 107 anstiegen. Ab diesem Zeitpunkt, betrachtete auch die katholische Kirche die NSDAP und deren größeren Einfluss genauer. Erste Auseinandersetzungen gab es kurz nach den Wahlen in der Diözese Mainz, nachdem der Generalvikar Philipp Jakob Mayer Richtlinien für das kirchliche Verhalten gegenüber Nationalsozialisten erließ. Angelehnt an §24 des NSDAP-Programms zog der Generalvikar unter anderem die Folgerung, dass kein Katholik Mitglied der NSDAP sein dürfe.11 Noch konkreter wurde die Freisinger Bischofskonferenz in ihrer Pastoralen Anweisung im Februar 1931, in der sie den Nationalsozialismus als ״mit der katholischen Fehre nicht vereinbar“ betitelte.12

2.2 Die kirchenpolitische Fage 1933

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt.

Bereits vor diesem Reichskonkordat 1933 und vor der Machtübernahme Hitlers versuchte Friedrich Ebert, der damalige Reichspräsident, 1919 den Vatikan auf seine Seite zu ziehen. In Folge dessen wurde eine deutsche Botschaft im Vatikan eingerichtet und ein Reichskonkordat wurde wahrscheinlicher. Durch den Abschluss der Fänderkonkordate von Bayern, Preußen und Baden und dem Krisenjahr der Weimarer Republik 1930, verlor das Reichskonkordat an Wichtigkeit.

Nach Hitlers Machtübernahme 1933 wurde das Reichskonkordat wieder wichtiger.

Er bemühte sich um das Christentum, wie in keinem anderen Jahr danach und führte einen ״beispiellosen Vertrauensfeldzug“.13 Im ״Aufruf der Reichsregierung an das deutsche Volk“ am 01 Februar 1933 bezeichnete Hitler das Christentum als ״Basis der Moral“ und bat Gott um Gnade.14 Medienwirksam strömten seine Parteimitglieder uniformiert in Gotteshäuser und stellten klar, dass sie sich mit keiner Partei verbinden würden, die das Christentum zerstören wollen.15 Diese Aussagen sollten aber nicht der guten Beziehung zum Heiligen Stuhl dienen, sondern hatten taktische Gründe, um die Zentrumspartei und die BVP zu schwächen und die Katholiken an den Nationalsozialismus zu binden. Den Höhepunkt der Vertrauensoffensive war der ״Tag von Potsdam“ am 21. März 1933, die feierliche Eröffnung des Reichstages, in der Potsdamer Garnisonskirche. Es fand ein römisch-katholischer Gottesdienst statt, an dem Hitler selbst nicht teilnahm, da er die Gräber gefallener Kameraden besuchte. Dieses Fernbleiben wurde als ״keine persönliche Empfindlichkeit, sondern eine Kundgebung“ bezeichnet, eine geschickte Inszenierung vermeintlicher Bescheidenheit und Demut.16

Trotz Diskrepanzen gab Hitler am 23. März 1933 in seiner Regierungserklärung in der Kroll-Oper eine Bestandsgarantie für die Kirche ab und man ging davon aus, dass der Heilige Stuhl und die Diktatur nebeneinander existieren konnten. Es hieß darin: ״Die nationale Regierung sieht in den beiden christlichen Konfessionen wichtigste Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums. Sie wird die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlossenen Verträge respektieren; ihre Rechte sollen nicht angetastet werden. [...] Sie wird in allen anderen Konfessionen in objektiver Gerechtigkeit gegenübertreten. [...] Ihre Sorge gilt dem aufrichtigen Zusammenleben zwischen Kirche und Staat.“17 und sichert der Kirche Einfluss in Schule und Erziehung zu.18 Es benötigte die Zustimmung vor allem der Zentrumspartei und der Bayrischen Volkspartei. Durch die innere Zerrissenheit beider Parteien und dem Zutun Ludwig Kaas stimmten sie für das Ermächtigungsgesetz. Durch die Erklärung bestätigte sich später die Annahme, dass Hitler ״die Religion lediglich nach dem Wert ihrer Nützlichkeit für den Staat einschätzte.“19

[...]


1 The Sun: ״From Hiüer Youth to Papa Ratzi“, 20. April 2005.

2 Novemberrevolution: 1918 die Revolution der deutschen Soldaten und Arbeiter gegen die kaiserliche Obrigkeit, die letztendlich von der konstitutionellen Monarchie in eine parlamentarisch-demokratische Republik führte.

3 Von Münch, Ingo: Die deutsche Staatsangehörigkeit, Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, Berlin 2007, s. 45.

4 Schubert, Klaus/Martina Klein: Das Politiklexikon. 5., aktual. Auf! Bonn: Dietz 2011, in Bundezentrale für politische Bildung: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17889/nationahsmus [eingesehen am 28.08.2013]

5 Ebd. in: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/18235/sozialismus [eingesehen am 28.08.2013]

6 Popper, Karl: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band II, Falsche Propheten: Hegel, Marx und die Folgen, 8. Aufl., Tübingen 2008, S.76.

7 Die eigentliche Umbenennung fand bereits am 20 Februar 1920 statt, da sie an diesem Tag offiziell eingetragen wurde. Der 24. Februar ist hier angegeben, da die Umbenennung an diesem Tag öffentlich wurde

8 Hiirten, Heinz: Geschichtliche und ideologische Wurzeln, in: Lexikon für Theologie und Kirche. Band 7, Freiburg im Breisgau 1998 (3. AufL), S.654.

9 documentArchiv.de, der historischen Dokumenten- und Quellensammlung zur deutschen Geschichte ab 1800, NSDAP 25-Punkte Programm, in: http://www.documentarchiv.de/wr/1920/nsdap-programm.html. [eingesehen am 28.08.2013]

10 Hummel, Karl-Joseph: Die Katholiken und das Dritte Reich. Kontroversen und Debatten, Ferdinand Schöning, Paderborn 2009, S.27.

11 Morsey, Rudolf: Die katholische Volksminderheit und der Aufstieg des Nationalsozialismus 1930-1933, in: Bendel, Rainer (Hg.): Die katholische Schuld? Katholizismus im Dritten Reich - Zwischen Arrangement und Wiederstand, Munster 2004 (4. Aufl), S.47.

12 Vgl. ebd. s. 51.

13 Ring, Matthias: "Katholischund deutsch": Die alt-katholische Kirche Deutschlands und der Nationalsozialismus, Bonn 2008, s. 265.

14 Ebd.

15 Ebd.

16 Ebd.

17 Auszug aus dem Ermächtigungsgesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich Hitlers vom 23. März 1933, in: Zipfel, Friedrich: Kirchenkampf in Deutschland 1933-1945, Berlin 1965, s. 3.

18 Ring, s.265f.

19 Vlg. Ebd.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Die Katholische Kirche im Nationalsozialismus
Note
2,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
23
Katalognummer
V452511
ISBN (eBook)
9783668851443
ISBN (Buch)
9783668851450
Sprache
Deutsch
Schlagworte
katholische, kirche, nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Aleira Follie (Autor:in), 2018, Die Katholische Kirche im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452511

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Katholische Kirche im Nationalsozialismus



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden