Heinrich Bölls Grundprinzip bei seinem schriftstellerischen Tun bestand in der Zeitgenossenschaft. Christlich-katholisch erzogen sah er sich selbst nicht als Einzelnen, sondern als Teil einer Gemeinschaft. Er betrachtete sich ebenso als Intellektuellen wie als Schriftsteller, dessen gesellschaftspolitische Meinung nicht bloß auf literarischem Wege Gehör finden sollte. Trotz eines ambivalenten Verhältnisses zu den Massenmedien, wusste er sich anzupassen und diese für seine Zwecke zu gebrauchen; er gewann zunehmend an öffentlichem Interesse, wurde zu einer „Person der Öffentlichkeit“. Anders als andere Schriftsteller, wie etwa Günter Grass, welcher sich von Anfang an öffentlich inszenierte, zahlreiche Fernsehinterviews gab oder 33 Interviews gar selbst veröffentlichte, war Böll hier zunächst (und im Vergleich zu Grass bis zuletzt) zurückhaltender. Die Zahl seiner Interviews/Gespräche stieg jedoch in den 70er Jahren rapide an.
In der vorliegenden Arbeit soll nun diese Entwicklung Bölls zu einer „Person der Öffentlichkeit“ anhand von Interviews und Gesprächen der Jahre 1960 - 1975 veranschaulicht werden. Hierfür wird zunächst der Begriff der „Öffentlichkeit“ anhand von Jürgen Habermas Standardwerk „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ näher erläutert. Nach einem einleitenden Abschnitt über Böll und sein ambivalentes Verhältnis zu den Massenmedien, sollen in Bezug auf die Kölner Ausgabe der “Heinrich Böll Werke“ Interviews und Gespräche aus der genannten Zeitspanne analysiert werden. Hierbei soll u.a. herausgestellt werden, wie Böll die politische Meinungsäußerung des Schriftstellers allgemein bzw. auf sich selbst bezogen auffasst, zu welchen politischen und gesellschaftlichen Themen er sich äußert bzw. nicht äußern will, ob der Anstoß dabei von ihm selbst oder von seinem Gegenüber ausgeht als auch, wie sich sein Verhältnis zu den Massenmedien gestaltet und welche Konsequenzen sich hieraus ergeben. Die Ergebnisse werden anschließend in einem Fazit zusammenfassend dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Habermas: „,Strukturwandel der Öffentlichkeit“
- Bölls Entwicklung zu einer „Person der Öffentlichkeit“
- Interviews/Gespräche der Jahre 1960 - 1969
- Interviews/Gespräche der Jahre 1970 - 1975
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung Heinrich Bölls zu einer „Person der Öffentlichkeit“ anhand von Interviews und Gesprächen der Jahre 1960 bis 1975. Sie beleuchtet dabei, wie sich Bölls Verhältnis zu den Massenmedien und seine Rolle in der öffentlichen Debatte im Laufe der Zeit verändert haben.
- Der Begriff der „Öffentlichkeit“ im Wandel
- Bölls Verhältnis zu den Massenmedien
- Bölls politische und gesellschaftliche Meinungsäußerungen
- Die Entwicklung Bölls zu einer „Person der Öffentlichkeit“
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Heinrich Böll als einen bedeutenden deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit vor und beleuchtet seine Bedeutung für die gesellschaftliche und politische Debatte. Zudem wird Bölls ambivalentes Verhältnis zu den Massenmedien erläutert und die Entwicklung seiner Rolle als „Person der Öffentlichkeit“ skizziert.
Habermas: „,Strukturwandel der Öffentlichkeit“
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit dem Werk von Jürgen Habermas, „Strukturwandel der Öffentlichkeit“, und erläutert dessen Relevanz für die Untersuchung der „Öffentlichkeit“ im Kontext der Arbeit.
Bölls Entwicklung zu einer „Person der Öffentlichkeit“
Die Kapitel 2.1 und 2.2 analysieren Interviews und Gespräche von Heinrich Böll aus den Jahren 1960-1969 und 1970-1975. Dabei wird untersucht, wie sich Bölls politische und gesellschaftliche Meinungsäußerungen im Laufe der Zeit verändert haben und wie er sich als „Person der Öffentlichkeit“ positionierte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Heinrich Böll, „Person der Öffentlichkeit“, Interviews, Gespräche, Massenmedien, „Strukturwandel der Öffentlichkeit“, Jürgen Habermas, politische und gesellschaftliche Meinungsäußerung und die deutsche Nachkriegsliteratur.
- Quote paper
- B.A. Jana Katczynski (Author), 2016, Die Entwicklung Heinrich Bölls zu einer "Person der Öffentlichkeit", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452632