Lässt sich die stufenförmige moralische Entwicklungssequenz, welche die kognitive Entwicklungstheorie Kohlbergs postuliert, auch auf Organisationen übertragen? Oder einfacher formuliert, sind Unternehmen moralisch entwicklungsfähig?
Bevor diese zentrale Frage beantwortet werden kann, müssen jedoch zunächst zwei definitorische Fragen geklärt werden: (1.) Was umfasst die Moralstufe eines Unternehmens? Und (2.) in welchem Sinne können sich Unternehmen moralisch entwickeln? Um dies beantworten zu können werden im Folgenden zunächst zentrale Aspekte der Theorie Kohlbergs dargelegt, anschließend werden, ausgehend von der Theorie Kohlbergs, Prozesse moralischer Entscheidungsfindung und moralischen Verhaltens in organisationalen Kontexten diskutiert.
In Zeiten, in denen sich Wirtschaftsskandale häufen - Korruptionsaffären, Mitarbeiterbespitzelungen und Steuerhinterziehungen zunehmen - ist des Öfteren zu beobachten, wie in Medien und Tageszeitungen ein höheres Maß an Moral von Unternehmen eingefordert wird. Oftmals wird hierbei auch an strukturelle Maßnahmen im Unternehmen appelliert; Ethikschulungen werden sowohl für die Manager von morgen, in den Curricula der Business Schools, als auch für die Manager von heute, in unternehmensinternen Fortbildungen, gefordert.
Es stellt sich hierbei jedoch zwangsläufig die in der Philosophie viel diskutierte Frage, ob Moral überhaupt erlernt und damit auch gelehrt werden kann. So glaubte Aristoteles die Tugend sei eine Fähigkeit, die trainiert werden könne, wohingegen Gegner dieser Auffassung, wie bspw. Schopenhauer davon ausgingen, dass der moralische Charakter angeboren sei und unveränderlich das Handeln determiniere. Die Entwicklungspsychologie des 20. Jahrhunderts brachte mit den Arbeiten von Kohlberg erstmalig empirisch fundierte Aussagen zur Moralentwicklung des Menschen hervor – und gab Aristoteles recht: das Individuum ist im Laufe seines Lebens moralisch entwicklungsfähig. Ranglisten, wie beispielsweise das Good Company Ranking der Kirchhoff AG, suggerieren es gebe Unternehmen auf unterschiedlichen moralischen Niveaus, die man ordnen könne.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Theorie der kognitiven Moralentwicklung nach Kohlberg
- Stufen der Moralentwicklung
- Entwicklungsfaktoren der moralischen Urteilsfähigkeit
- Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Handeln
- Moralische Motivation
- Moralentwicklung in organisationalen Umgebungen
- Moralisches Urteilen im Unternehmen
- Urteilsfähigkeit von Wirtschaftsstudenten und Managern
- Das Konzept des ethischen Klimas
- Diskussion
- Moralisches Verhalten im Unternehmen
- Das interaktionistische Modell von Trevino
- Moralische Billigung
- Diskussion
- Moralische Entwicklungsfähigkeit von Unternehmen
- Ethik-Trainings
- Modell der organisationale Entwicklungsfähigkeit
- Diskussion
- Moralisches Urteilen im Unternehmen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob Unternehmen moralisch entwicklungsfähig sind. Dazu wird zunächst die Theorie der kognitiven Moralentwicklung nach Kohlberg vorgestellt und anschließend auf die Prozesse moralischer Entscheidungsfindung und des moralischen Verhaltens in organisationalen Kontexten eingegangen. Das Ziel ist es, ein Modell der organisationalen Moralentwicklung zu entwickeln und Faktoren zu identifizieren, die die moralische Entwicklung von Unternehmen fördern können.
- Die Theorie der kognitiven Moralentwicklung nach Kohlberg
- Moralisches Urteilen und Verhalten in Unternehmen
- Die Entwicklungsfähigkeit von Unternehmen im Hinblick auf Moral
- Faktoren, die die moralische Entwicklung von Unternehmen fördern
- Ein normatives Kriterium für den Entwicklungsbegriff in Bezug auf Unternehmen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage nach der moralischen Entwicklungsfähigkeit von Unternehmen. Kapitel 2 beleuchtet die Theorie der kognitiven Moralentwicklung nach Kohlberg, wobei insbesondere die Stufen der Moralentwicklung und ihre Entstehung behandelt werden. Kapitel 3 widmet sich der Frage, wie sich moralische Entscheidungsfindung und Verhalten in Unternehmen gestalten. Hier werden verschiedene Modelle und Ansätze diskutiert, darunter das Konzept des ethischen Klimas und das interaktionistische Modell von Trevino. Schließlich beschäftigt sich Kapitel 3 mit der Frage, ob Unternehmen moralisch entwicklungsfähig sind und welche Faktoren diese Entwicklung fördern können. Es wird ein Modell der organisationalen Moralentwicklung vorgestellt und ein normatives Kriterium für den Entwicklungsbegriff herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie kognitive Moralentwicklung, moralische Entscheidungsfindung, ethisches Klima, moralische Entwicklungsfähigkeit von Unternehmen, Ethik-Trainings, organisationale Moralentwicklung, Unternehmensethik und moralische Motivation.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2010, Sind Unternehmen moralisch entwicklungsfähig?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452717