In dieser Arbeit wird die Herangehensweise des Clinical Reasoning erörtert. Auf der Grundlage eines Fallbeispiels werden zunächst alle diagnostischen und konditionellen Schlüsselwörter mit einer Hypothese verknüpft. Es folgen der exemplarische Aufbau einer physiotherapeutischen Untersuchung und die damit verbundene Überprüfung der Haupthypothesen mithilfe von Assessments und Tests aus der Manuellen Therapie.
Zudem wird der Behandlungsaufbau einer Einheit der Manuellen Therapie umschrieben, deren Evidenzen abschließend mit zwei Studien belegt werden.
Hypothetische Diagnosen sind ein fester Bestandteil der physiotherapeutischen Arbeit. Obwohl der Arzt bereits eine Diagnose auf einem Rezept bestätigt hat, wird ein Physiotherapeut dazu angehalten, sich einem Prozess der eigenständigen Hypothesenbildung zu unterziehen, die dann im speziellen Fall auf den individuellen Patienten angewendet wird. Auch wenn der Ehrfahrungsschatz eines Therapeuten bereits groß ist und er ein großes Spektrum der Mustererkennung besitzt, werden in diesem Prozess ständig neue Erwartungen an die fachlichen und persönlichen Kompetenzen gestellt, die es folgend zu überwinden gilt.
Diesen Prozess der Evaluation und eigenen, sowie patientenorientierten Reflexion nennt man Clinical Reasoning. Im therapeutischen Bereich kann man nie von einer absoluten Sicherheit bei der Nennung einer bestimmten Diagnose ausgehen. Wenn der diagnostische Prozess allerdings im Einklang mit dem Clinical Reasoning steht, besteht die Chance, diese Unsicherheit zu reduzieren und eine zutreffende Behandlungsrichtung zu wählen.
Besonders hilfreich erscheint diese Herangehensweise vor allem bei Patienten, die an Schmerzen unterschiedlicher Lokalisationen leiden. Der Therapeut verfolgt zunächst einen Gedankengang, der ihm in dieser Situation als plausibel erscheint. Belegt wird diese Hypothese dann mit geeigneten, validierten und standardisierten Tests und Assessments. Wird die Hypothese durch ein bestimmtes diagnostisches Hilfsmittel bestätigt, kann eine Therapieform ausgewählt werden.
Widerlegt ein Test die angeführte Hypothese, ist der Therapeut dazu angehalten, einer anderen Hypothese nachzugehen. Dieser Ansatz des hypothetisch-deduktiven Denkens ermöglicht es dem Therapeuten nicht nur die Symptomatik des Patienten zu verbessern, sondern an die Ursache seiner Beschwerden zu gelangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Patientenbeispiel
- 1.1 Diagnostische Schlüsselwörter
- 1.2 Konditionelle Schlüsselwörter
- 1.3 Ergänzende Anamnese
- 1.4 Hypothesenbildung
- 2. Manualtherapeutische Untersuchung und Behandlung
- 2.1 Untersuchungsschritte und Begründung
- 2.2 Untersuchungsergebnisse
- 2.3 Anwendung standardisierter Assessments
- 2.4 Durchführung der Therapie
- 3. Studienlage zu manualtherapeutischen Behandlungsstrategien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit erläutert den Clinical Reasoning Prozess anhand eines Patientenbeispiels aus der Manuellen Therapie. Ziel ist es, die Herangehensweise an die Diagnose und Behandlung von Schmerzen im Bereich Hals-Schulter-Arm durch die Anwendung von diagnostischen und konditionellen Schlüsselwörtern, Hypothesenbildung und standardisierten Assessments zu demonstrieren. Die Arbeit beinhaltet zudem die Relevanz von wissenschaftlichen Studien zur Validierung der Behandlungsstrategie.
- Anwendung des Clinical Reasoning Prozesses in der Manuellen Therapie
- Diagnostische und konditionelle Schlüsselwörter zur Hypothesenbildung
- Standardisierte Assessments und Tests zur Überprüfung von Hypothesen
- Zusammenhang zwischen Schmerzen im Thorax, Schulter und Ellenbogen
- Evidenzbasierte Behandlungsstrategien in der Manuellen Therapie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Clinical Reasoning Prozess im Kontext der physiotherapeutischen Arbeit vor und erklärt seine Bedeutung bei der Diagnose und Behandlung von Schmerzen. Kapitel 1 präsentiert das Patientenbeispiel von Herrn S. und führt die diagnostischen und konditionellen Schlüsselwörter sowie die daraus resultierenden Hypothesen auf. Kapitel 2 beschreibt die manualtherapeutische Untersuchung und Behandlung, einschließlich der Untersuchungsschritte, der Anwendung standardisierter Assessments und der Durchführung der Therapie. In Kapitel 3 werden zwei Studien vorgestellt, die die Wirksamkeit manualtherapeutischer Behandlungsstrategien für die Symptome von Herrn S. belegen.
Schlüsselwörter
Clinical Reasoning, Manuelle Therapie, Hals-Schulter-Arm-Schmerzen, Diagnostische und konditionelle Schlüsselwörter, Hypothesenbildung, Standardisierte Assessments, Thoracic Outlet, Rippenblockade, Evidenzbasierte Medizin.
- Arbeit zitieren
- Anna-Lena Herter (Autor:in), 2018, Der Clinical Reasoning Prozess anhand einer manuellen Therapie im Bereich Hals-Schulter-Arm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452746