Taufe in der Apostelgeschichte


Seminararbeit, 2004

42 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsübersicht

1 Vorwort

2 Vorkommen von bapti,zein und ba,ptisma in Act

3 Verschiedene Überlieferungen von Taufe in Act
3.1 Die Johannestaufe
3.2 Taufe auf den Namen
3.2.1 Sprachliche Untersuchung
3.2.1.1 Die Verbindung evpi. bzw. evn tw/| ovnomati, tinoj
3.2.1.2 Die Verbindung eivj to. o;noma, tinoj
3.2.2 Inhaltliche Untersuchung
3.3 Taufe und Geistempfang
3.3.1 Pfingsterzählung (Act 2, 38-40)
3.3.2 Handauflegung des Petrus und Johannes bei den Getauften in Samarien (Act 8,14-17)
3.3.3 Hananias bei Paulus und dessen Taufe (Act 9,17f)
3.3.4 Die Korneliusgeschichte (Act 10,1-11,18)
3.3.5 Paulus und die Johannesjünger in Ephesus (Act 19,1-6)
3.3.6 Zusammenfassung
3.4 Taufe einer Hausgemeinschaft und Kindertaufe
3.5 Taufunterricht in der Apostelgeschichte

4 Schlusswort

5 Literaturverzeichnis
5.1 Quellen und Übersetzungen
5.2 Lexika
5.3 Kommentare
5.4 Allgemeine Literatur

1 Vorwort

Taufe und Abendmahl – das sind die beiden Sakramente, die die protestantische Kirche kennt und um die es immer wieder Auseinandersetzungen und Streitigkeiten gibt – und gab. Angefangen in der Alten Kirche, das Mittelalter, über die Reformation bis hin in die Neuzeit gibt es die unterschiedlichsten Meinungen und Positionen, was diese Sakramente betrifft – und jede Position beruft sich darauf, biblisch fundiert zu argumentieren, was die Sache nicht leichter werden lässt.

Im Rahmen dieser Seminararbeit ist es schlichtweg nicht möglich, einen gesamtbiblischen Überblick über diese beiden Sakramente zu geben, weshalb ich mich für die Taufe entschieden habe, ist sie doch das Sakrament, das schon von der Sache her zu sehr unterschiedlichen Meinungen führen kann: Sollen Kinder getauft werden? Wie verhält es sich mit dem Heiligen Geist und der Taufe? Muss oder soll der Täufling im Vorfeld einen Taufunterricht, eine Unterweisung erhalten? Was hat das Anrufen oder Aussprechen des Gottesnamens für eine Bedeutung?

All diese Fragen werden immer wieder gestellt und haben, wie ich finde, auch eine gewisse Berechtigung. Zieht man nun noch die Frage nach der Taufe zur Sündenvergebung hinzu, so findet man auf all diese Fragen in der Apostelgeschichte Antworten oder zumindest Hinweise darauf, was in der jeweiligen Hinsicht wohl der biblischen Lehre entspricht. Dass die Apostelgeschichte darüber hinaus einer der ältesten Zeugen der frühen Christengemeinde und des frühchristlichen Gemeindelebens ist, lässt die Frage nach „Taufe in der Apostelgeschichte“ noch interessanter und relevanter werden, als sie ohnehin schon ist.

Aus diesem Grunde möchte ich mit der vorliegenden Arbeit einen Überblick darüber geben, welche Bedeutung die Taufe in der Apostelgeschichte hat.

Nach einer kurzen Darstellung der in Frage kommenden Stellen, werde ich die meines Erachtens fünf wichtigsten Aspekte von Taufe in der Apostelgeschichte analysieren: die Johannestaufe, die Taufe auf den Namen, Taufe und Geistempfang, die Taufe einer Hausgemeinschaft und Kindertaufe sowie letztlich Taufunterricht in der Apostelgeschichte.

Mit einem zusammenfassenden Schlusswort werde ich diese Arbeit beenden.

Da es sich um insgesamt 23 Verse handelt, die wiederum in 14 unterschiedlich langen und ausgeprägten Erzählungen vorkommen, werde ich mich im Folgenden nicht primär auf text- und literarkritische Fragen konzentrieren, sondern vielmehr Schwerpunkte auf redaktions-, traditions- und wirkungsgeschichtliche Aspekte der jeweiligen Texte legen.

2 Vorkommen von bapti,zein und ba,ptisma in Act

Scheint man anfangs der Meinung zu sein, die Apostelgeschichte müsse einen reichen Schatz an Berichten über die Taufe liefern, so ist das bei genauerem Betrachten nicht der Fall. Vielmehr liefert sie einen Reichtum an sehr differenten Taufberichten und Ereignissen rund um die Taufe. Im Folgenden möchte ich nun die Stellen in Act auflisten, in denen von ba,ptisma (Taufe) oder bapti,zein (taufen) die Rede ist. Der Verständlichkeit halber gebe ich eine knappe Analyse der jeweils vorliegenden Situation. Die Stellen werden ihrem chronologischen Auftreten in Act wiedergegeben:

Act 1,5: o[ti VIwa,nnhj me.n evba,ptisen u[dati( u`mei/j de. evn pneu,mati baptisqh,sesqe a`gi,w| ouv meta. polla.j tau,taj h`me,raj.

Jesus spricht vor seiner Himmelfahrt zu seinen Jüngern und weist sie darauf hin, dass Johannes mit Wasser taufte, sie aber mit dem Heiligen Geist getauft werden. Viele Ausleger sehen in dieser Stelle lediglich das „zum Jesuswort umgeprägte Täuferwort“.[1] Jesu Aussage erfüllt sich an Pfingsten in Act 2.

Act 1,22: avrxa,menoj avpo. tou/ bapti,smatoj VIwa,nnou e[wj th/j h`me,raj h-j avnelh,mfqh avfV h`mw/n( ma,rtura th/j avnasta,sewj auvtou/ su.n h`mi/n gene,sqai e[na tou,twn.

Bei der Nachwahl des zwölften Apostels ist entscheidend, dass dieser schon zu Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu dabei war. Und eben dies begann mit der Taufe des Johannes (tou/ bapti,smatoj VIwa,nnou).

Act 2,38: Pe,troj de. pro.j auvtou,j\ metanoh,sate( Îfhsi,n(Ð kai. baptisqh,tw e[kastoj u`mw/n evpi. tw/| ovno,mati VIhsou/ Cristou/ eivj a;fesin tw/n a`martiw/n u`mw/n kai. lh,myesqe th.n dwrea.n tou/ a`gi,ou pneu,matoj.

Bei seiner Pfingstpredigt fordert Petrus die Zuhörer auf, umzukehren und sich taufen zu lassen „auf den Namen Jesu Christi“. Eine Stelle, auf die ich unter 3.2 Taufe auf den Namen noch genauer eingehen werde, tritt hier doch die Taufe „auf den Namen Jesu Christi“ das erste Mal im Neuen Testament auf.[2]

Act 2,41: oi` me.n ou=n avpodexa,menoi to.n lo,gon auvtou/ evbapti,sqhsan kai. prosete,qhsan evn th/| h`me,ra| evkei,nh| yucai. w`sei. trisci,liai.

Ein Bericht darüber, dass auf die Predigt des Petrus hin 3000 Menschen das Wort annahmen und sich taufen ließen. Für Lukas ist es nicht weiter interessant, unter welchen Bedingungen solch eine Massentaufe vonstatten ging und inwiefern sie die Aufmerksamkeit der Behörden erregte.[3]

Act 8,12f: o[te de. evpi,steusan tw/| Fili,ppw| euvaggelizome,nw| peri. th/j basilei,aj tou/ qeou/ kai. tou/ ovno,matoj VIhsou/ Cristou/( evbapti,zonto a;ndrej te kai. gunai/kejÅ o` de. Si,mwn kai. auvto.j evpi,steusen kai. baptisqei.j h=n proskarterw/n tw/| Fili,ppw|( qewrw/n te shmei/a kai. duna,meij mega,laj ginome,naj evxi,stato.

Philippus beginnt die Mission in Samarien und predigt das Evangelium, woraufhin einige Menschen zum Glauben kommen und sich taufen lassen, darunter auch der Zauberer Simon Magus.

Act 8,16: ouvde,pw ga.r h=n evpV ouvdeni. auvtw/n evpipeptwko,j( mo,non de. bebaptisme,noi u`ph/rcon eivj to. o;noma tou/ kuri,ou VIhsou/.

Die Neubekehrten in Samarien besaßen noch nicht den Heiligen Geist, denn sie waren lediglich „auf den Namen des Herrn“ getauft worden. Im Folgenden legen Petrus und Johannes ihnen die Hände auf und der Heilige Geist fällt auf sie.

Act 8,36.38: w`j de. evporeu,onto kata. th.n o`do,n( h=lqon evpi, ti u[dwr( kai, fhsin o` euvnou/coj\ ivdou. u[dwr( ti, kwlu,ei me baptisqh/naiÈ kai. evke,leusen sth/nai to. a[rma kai. kate,bhsan avmfo,teroi eivj to. u[dwr( o[ te Fi,lippoj kai. o` euvnou/coj( kai. evba,ptisen auvto,n.

Der Kämmerer (so übersetzt es Luther; wörtlich ist es ein „Eunuch“[4] ) lässt sich taufen. Ob es sich dabei um einen Gottesfürchtigen oder einen Heiden handelt, bleibt unklar. Die christliche Mission geht mit dieser Geschichte einen Schritt weiter, „über die Juden- und Samaritanerbekehrung hinaus, ohne daß das Faktum einer ausgesprochenen Heidentaufe mit all seinen Problemen auftaucht.“[5] Auf diese Geschichte werde ich u.a. in 3.5 Taufunterricht in der Apostelgeschichte näher eingehen.

Act 9,18: kai. euvqe,wj avpe,pesan auvtou/ avpo. tw/n ovfqalmw/n w`j lepi,dej( avne,bleye,n te kai. avnasta.j evbapti,sqh.

Nach seiner Bekehrung wird Paulus von Hananias getauft. In der ersten Erzählung der Bekehrung wie auch später in Act 22,16 scheint die Erwähnung der Taufe lediglich eine Randnotiz zu sein. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch diese Stelle – auch wenn nicht explizit davon die Rede ist – in Zusammenhang mit dem Thema „Taufe und Geistempfang“ steht[6], das ich unter 3.3 näher betrachten möchte.

Act 10,37: u`mei/j oi;date to. geno,menon r`h/ma kaqV o[lhj th/j VIoudai,aj( avrxa,menoj avpo. th/j Galilai,aj meta. to. ba,ptisma o] evkh,ruxen VIwa,nnhj.

Eine kurze Notiz der Johannestaufe in der Predigt des Petrus vor dem Hauptmann Kornelius.

Act 10,47f: mh,ti to. u[dwr du,natai kwlu/sai, tij tou/ mh. baptisqh/nai tou,touj( oi[tinej to. pneu/ma to. a[gion e;labon w`j kai. h`mei/jÈ prose,taxen de. auvtou.j evn tw/| ovno,mati VIhsou/ Cristou/ baptisqh/naiÅ to,te hvrw,thsan auvto.n evpimei/nai h`me,raj tina,j.

Einige Menschen, die die Predigt des Petrus hörten, wurden gläubig und empfingen noch während der Predigt den Heiligen Geist. Dieses Ereignis wird oft als „ein neues Pfingsten“[7] oder das „Pfingsten der Heiden“[8] bezeichnet. Im Folgenden werde ich an verschiedenen Punkten auf diese Schlüsselstelle eingehen, die auch einen entscheidenden Schritt in der Heidenmission darstellt.

Act 11,16: evmnh,sqhn de. tou/ r`h,matoj tou/ kuri,ou w`j e;legen\ VIwa,nnhj me.n evba,ptisen u[dati( u`mei/j de. baptisqh,sesqe evn pneu,mati a`gi,w|.

Petrus spricht vor der Gemeinde in Jerusalem und muss sich verteidigen, dass auch Heiden zum Glauben gekommen sind und er mit ihnen Tischgemeinschaft hatte. Das Wort Jesu aus Act 1,5, das, wie schon erwähnt, von den meisten Forschern als ein redaktioneller Eingriff Lukas’ gewertet wird und ein auf Jesus umgedeutetes Täuferwort ist, dient Petrus als Legitimation, dass der Heilige Geist in Cäsarea auch auf Heiden gekommen ist.

Act 13,24: prokhru,xantoj VIwa,nnou pro. prosw,pou th/j eivso,dou auvtou/ ba,ptisma metanoi,aj panti. tw/| law/| VIsrah,l.

Paulus ist in Antiochia und in einer seiner bekannten Missionspredigten erwähnt er die Johannestaufe, die er als „Taufe der Buße“ kennzeichnet, allerdings auch schon deutlich macht, dass Jesus höher ist als Johannes.

Act 16,15: w`j de. evbapti,sqh kai. o` oi=koj auvth/j( pareka,lesen le,gousa\ eiv kekri,kate, me pisth.n tw/| kuri,w| ei=nai( eivselqo,ntej eivj to.n oi=ko,n mou me,nete\ kai. parebia,sato h`ma/j.

In Philippi begegnet Paulus der Lydia. Diese lässt sich, nachdem sie mit einem bereiten Herzen das Evangelium von Paulus gepredigt bekam, „mit ihrem ganzen Haus“ taufen. Auf diesen Aspekt der Taufe der Hausgemeinschaft werde ich in 3.4 Taufe einer Hausgemeinschaft und Kindertaufe näher eingehen.

Act 16,33: kai. paralabw.n auvtou.j evn evkei,nh| th/| w[ra| th/j nukto.j e;lousen avpo. tw/n plhgw/n( kai. evbapti,sqh auvto.j kai. oi` auvtou/ pa,ntej paracrh/ma.

Wie auch schon bei Lydia lässt sich der Kerkermeister mit „den Seinen“ taufen. In der Forschung erhielt diese Geschichte vor allem dahingehend große Beachtung, da die enge Verbindung von Rettungswunder und Befreiungswunder eine große und entscheidende Rolle spielt.[9]

Act 18,8: Kri,spoj de. o` avrcisuna,gwgoj evpi,steusen tw/| kuri,w| su.n o[lw| tw/| oi;kw| auvtou/( kai. polloi. tw/n Korinqi,wn avkou,ontej evpi,steuon kai. evbapti,zonto.

Interessant, dass ausgerechnet ein Synagogenvorsteher zum Glauben an Christus kommt. Nach 1Kor 1,14 ist Krispus auch einer von den wenigen, die Paulus persönlich taufte. Seine Bekehrung hat gewissermaßen einen Vorbildcharakter, sodass auch viele andere zum Glauben kommen und sich taufen lassen.

Act 18,25: ou-toj h=n kathchme,noj th.n o`do.n tou/ kuri,ou kai. ze,wn tw/| pneu,mati evla,lei kai. evdi,dasken avkribw/j ta. peri. tou/ VIhsou/( evpista,menoj mo,non to. ba,ptisma VIwa,nnou.

Eine kurze Charakterisierung des Apollos, die es jedoch in sich hat und mit den Versen Act 19,1-7 eine sehr wichtige Stellung innerhalb Act einnimmt, was die Johannestaufe und den Zusammenhang von Taufe und Geistempfang betrifft. Beide Punkte werde ich im Folgenden auch näher beleuchten.

Act 19, 3-5: ei=pe,n te\ eivj ti, ou=n evbapti,sqhteÈ oi` de. ei=pan\ eivj to. VIwa,nnou ba,ptismaÅ ei=pen de. Pau/loj\ VIwa,nnhj evba,ptisen ba,ptisma metanoi,aj tw/| law/| le,gwn eivj to.n evrco,menon metV auvto.n i[na pisteu,swsin( tou/tV e;stin eivj to.n VIhsou/nÅ avkou,santej de. evbapti,sqhsan eivj to. o;noma tou/ kuri,ou VIhsou/.

Paulus begegnet in Ephesus den sog. „Johannesjünger“, die von Apollos getauft wurden, aber nur „auf die Taufe des Johannes“ (V 3) und (noch) nichts von der Geisterfüllung (V 2) wissen. Erst durch eine Taufbelehrung (V 4) und die Taufe „auf den Namen des Herrn Jesus“ (V 5) und durch Handauflegung (V 6) empfangen sie den Heiligen Geist. Im Folgenden werde ich in verschiedenen Punkten auf diese Stelle genauer eingehen.

Act 22,16: kai. nu/n ti, me,lleijÈ avnasta.j ba,ptisai kai. avpo,lousai ta.j a`marti,aj sou evpikalesa,menoj to. o;noma auvtou/.

Auch beim zweiten Bericht seiner Bekehrung ist die Taufe für Paulus nicht das entscheidende Element, denn er erwähnt sie, ähnlich wie in Act 9, nur nebenbei; in Act 26 wird sie noch nicht einmal erwähnt.

3 Verschiedene Überlieferungen von Taufe in Act

Im folgenden Teil möchte ich auf die verschiedenen Taufverständnisse und das Auftreten von Taufhandlungen eingehen. Denn „Lukas verknüpft daher in Act deutlich sichtbar mehrere Arten von Taufen unter dem Leitbild des Apostolischen“.[10]

3.1 Die Johannestaufe

Johannes der Täufer taufte zu Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu die Menschen in Galiläa und rief mit seiner Taufe auf zu Umkehr und Buße.[11] Diese Form der Taufe oder zumindest die Erinnerung an diese Taufe scheint in der Urgemeinde noch lange weitergelebt und existiert zu haben. Auffallend ist, dass das Nomen ba,ptisma in Act ausschließlich in Verbindung mit dem Täufer Johannes bzw. seiner Predigt zur Umkehr durch die Taufe in Erscheinung tritt. In Act 1,22; 10,37 und 13,24 wird die Johannestaufe als ein festes Ereignis im Leben Jesu und zu Beginn seines Wirkens dargestellt – sozusagen ein Anhaltspunkt, der den Beginn des Auftretens Jesu ein für alle mal festschreibt; eben „damals“, als Johannes die Taufe zur Umkehr predigte. Zu beachten ist jedoch, wozu die Taufe des Johannes diente: nämlich zur Buße, zur Vergebung der Sünden. „Johannes versteht sich als Umkehrprophet“[12] und die Taufe selbst ist lediglich „äußeres Zeichen der Vergebung, die Gott auf die Umkehr hin schenkt“.[13] Wer also seine Sünden bekennt und willig ist, zu Gott umzukehren, wird von Johannes getauft. So ist nicht auszuschließen, dass auch ein laut gesprochenes Sündenbekenntnis an die Taufe gebunden war. Die Taufe selbst geschieht durch Untertauchen des Täuflings durch den Täufer. Das Entscheidende an der Johannestaufe jedoch ist, dass Johannes selbst betont hat, dass zum einen nach ihm einer kommen wird, der stärker ist und zum zweiten dieser mit dem Heiligen Geist taufen wird.[14] Gemeint ist Jesus, der dieses Wort dann erstmals in Act 1,5 für sich in Anspruch nimmt und den Vergleich herstellt, indem er den Jüngern prophezeit, dass sie in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden. Ganz gleich, ob dies ein Johanneswort ist, das Jesus untergeschoben wird, wie es, wie oben bereits erwähnt, die meisten Forscher annehmen, hatte es doch für Petrus und die jüdische Gemeinde eine weitreichende Bedeutung, da er es im Zuge seiner Verteidigung für die Taufe des Kornelius in Act 11,16 wiederum anführt und als Legitimation seines Handelns in Anspruch nimmt.

Der zweite Gesichtspunkt nun ist die Taufe „mit dem Heiligen Geist“. Dieses Element fehlt bei der Johannestaufe und wird erst durch Jesus erfüllt.[15] So finden sich auch die Charakteristika von Geisterfüllung - Zungenrede und Prophetie[16] - wie wir sie in Act an verschiedenen Stellen[17] entdecken, in keinem Bericht über Johannes den Täufer. Zudem hat Johannes bei seiner Umkehrtaufe lediglich auf den Heiligen Geist prophetisch hingewiesen und mit keinem Wort behauptet, diesen durch seine Taufe zu spenden.[18] So bleibt die Johannestaufe lediglich eine äußere Bestätigung dessen, dass der Täufling sich Gott neu hinwenden will. Dass der Täufling bei der Johannestaufe mit dem Heiligen Geist erfüllt wird, kann nach Aussagen der Evangelien und Act nicht behauptet werden, zumal in Act 19 klare Indizien dafür vorliegen, dass die Johannestaufe nicht mit dem Geistempfang korrelierte.[19]

Bis wann sich die Johannestaufe in christlichen Kreisen gehalten hat, ist nicht eindeutig zu belegen.[20] Die Begegnung des Paulus mit Anhängern Johannes des Täufers in Ephesus wird zwischen 51 und 54 n.Chr. gewesen sein.[21] Bis zu diesem Zeitpunkt blieb die Taufe des Johannes in den Augen der so Getauften als mögliche christliche Taufe bestehen.[22] Dass die Johannestaufe bis in die Mitte des ersten Jahrhunderts jedoch in richtig großem Stile noch verbreitet war, ist meines Erachtens eher unwahrscheinlich, tritt doch die Auseinandersetzung um Johannestaufe und christliche Taufe in Act 19 in dieser Form einmalig auf.

Festzuhalten ist jedoch, dass die Johannestaufe in Act nicht nur eine Nebenrolle spielt, sondern als die der christlichen Taufe vorausgehende Taufe sozusagen den Nährboden bildet, auf dem dann die Verheißung der Gabe des Heiligen Geistes in der Taufe sich erfüllt. Zudem hat die Johannestaufe den Charakter, Böses vom Täufling abzuhalten. Insofern ist sie apotropäisch zu verstehen[23], was durch die christliche Taufe – besonders „auf den Namen“ – keineswegs aufgehoben, jedoch erheblich erweitert wird. Die Johannestaufe jedoch als gleichberechtigte Taufe neben der christlichen Taufe zu sehen, ist aus oben genannten Aspekten nicht im Sinne von Act.

3.2 Taufe auf den Namen

Eine weitere große Linie in Act findet sich darin, dass der Name Jesu bei der Taufe angerufen wird. Dies geschieht in drei verschiedenen Wendungen. Zwei mal mit der Präposition eivj (Act 8,16; 19,5) und je einmal mit evpi. (Act 2,38) bzw. evn (Act 10,48) in Verbindung mit to. o;noma bzw. tw/| ovno,mati. Zur genaueren Untersuchung kann man die Wendungen mit evpi. und evn zusammen behandeln, da „auch in den synoptischen Evangelien die Präpositionen evn und evpi. gerade in der Verbindung mit o,vnoma ohne merkbaren Sinn-Unterschied abwechselnd gebraucht werden.“[24] Ebenso ist dieser Gebrauch in LXX in einem noch höheren Maße einheitlich und darüber hinaus inhaltlich synonym in Act.[25]

3.2.1 Sprachliche Untersuchung

Deswegen möchte ich im Folgenden zunächst die Wendung evpi. bzw. evn tw/| ovnomati, tinoj untersuchen und darauf folgend eivj to. o;noma, tinoj; jeweils im Bezug auf ihr Vorkommen und ihre Bedeutung im Neuen Testament. Untersucht werden dabei jedoch nicht die Stellen, an denen diese Wendung die Stellung eines Objektes einnehmen bzw. im Sinne von „jemandem etwas nennen, benennen; etwas benennen“ gebraucht werden.[26]

3.2.1.1 Die Verbindung evpi. bzw. evn tw/| ovnomati, tinoj

Diese Wendung kommt, die synoptischen Parallelen einfach gezählt, im Neuen Testament 47 mal vor.[27] Lediglich an zwei Stellen bezieht sich das o,vnoma nicht auf Jesus resp. Gott: in Joh 5,43 ist o,vnoma auf eine unbestimmte Person (tw/| ivdi,w|) bezogen und in Act 4,7 (evn poi,w| ovno,mati). Letztere Stelle weist allerdings auf Jesus hin bzw. lässt den Leser erahnen, wessen Name gemeint ist. Doch genannt wird er im Text nicht.

Sehr erhellend ist meines Erachtens ein Blick in die Septuaginta und die Untersuchung, in welcher Form dort die Wendung evpi. bzw. evn tw/| ovnomati, tinoj auftritt. An 62 Stellen im griechischen Alten Testament tritt diese Wendung auf. Dabei sind es lediglich sechs Stellen, an denen nicht die Rede vom Gott Israels ist, sondern von einem Menschen:

1Sam 25,5: (~Alv'l. ymiv.bi Al-~T,l.a,v.W)

1Sam 25,9: (dwID' ~veB.)

1Kön 21,8: (ba'x.a; ~veB.)

Ps 72,17: e;stw to. o;noma auvtou/ euvloghme,non (~l'A[l. Amv. yhiy>)

An allen anderen Stellen ist der Name Gottes gemeint, und davon lediglich an drei Stellen der Name von fremden Göttern. Das heißt, an 53 von 62 Stellen in LXX, an denen die Wendung evpi. bzw. evn tw/| ovnomati, tinoj erscheint, ist von Gott die Rede. Das bedeutet, „evn und evpi. tw/| ovno,mati in dem Gebrauch, der hier zur Frage steht, resp. ihr hebräisches Äquivalent ~vb, sind somit für das a.T. und die angrenzende Literatur im wesentlichen oder fast nur Gut der kultischen und religiösen Sprache.“[28] Eine Tatsache, die meines Erachtens eine wichtige Rolle für die „Taufe auf den Namen“ resp. „Taufe im Namen“ spielt. Dabei wird an allen bis auf fünf Stellen ~ve mit dem Tetragramm hwhy verknüpft. Folgt man der traditionellen Quellenscheidung, so entstammen vier dieser fünf Stellen, an denen ~ve nicht mit dem Tetragramm verknüpft wird der sog. „elohistischen Psalmensammlung“, in der das Tetragramm erst durch einen Redaktor zu ~yhla verändert wurde, doch würde das zu weit führen, diesem Geschehen noch auf den Grund gehen zu wollen.

Alles in allem bleibt es dabei, dass die Wendung evpi. bzw. evn tw/| ovnomati, tinoj im Alten Testament scheinbar dem Bezug auf den Gott Israels vorbehalten war und dadurch eine sehr wichtige Rolle spielte.

Fest steht, dass evpi. bzw. evn tw/| ovnomati, tinoj in der LXX stets für ~veB. stehen. Doch was bedeutet dieses ~veB. in der hebräischen Sprache?

~v ist zweifelsohne „der Name“. Wie oben gezeigt, ist in den meisten Verbindungen der Name des israelitischen Gottes hwhy gemeint. B. heißt in seiner Grundbedeutung „in, an, mit“.[29]

[...]


[1] Schneider, Die Apostelgeschichte I. Teil, S. 201. Ihm folgen jedoch u.a. auch Conzelmann (Die Apostelgeschichte, S.26), Pesch (Die Apostelgeschichte, 1.Teilband, S.67) und Stählin (NTD, Die Apostelgeschichte, S. 16).

[2] Vgl. Stählin, Die Apostelgeschichte, S.53.

[3] Vgl. Haenchen, Die Apostelgeschichte, S.147.

[4] Vgl. Schneider, Die Apostelgeschichte I.Teil, S.501f.

[5] Haenchen, Die Apostelgeschichte, S.264.

[6] Vgl. Stählin, Die Apostelgeschichte, S.137f.

[7] Vgl. Stählin, Die Apostelgeschichte, S.157.

[8] Vgl. Pesch, Die Apostelgeschichte 1. Teilband, S.345; oder auch Schneider, Die Apostelgeschichte II.Teil, S.80.

[9] Vgl. Kratz, Rettungswunder, S.484.

[10] Berger, Theologiegeschichte des Urchristentums, S.135.

[11] Vgl. Mk 1,4.

[12] So Berger, Theologiegeschichte des Urchristentums, S.120.

[13] Ebd.

[14] Vgl. Mk 1,7f.

[15] Vgl. Mk 1,8 par; Act 1,5; 11,16; 18,25; 19,1-6

[16] Vgl. Stählin, Die Apostelgeschichte, S.254.

[17] Vgl. 10,46; 19,6; vielleicht auch 8,18, denn Simon sah, dass der Heilige Geist durch Handauflegung gegeben wurde.

[18] Vgl. Mk 1,8 par.

[19] Vgl. Haenchen, Die Apostelgeschichte, S.492: „Das vor dem Gerichtsbrand rettende eschatologische Taufsakrament des Johannes...kann dem Getauften nicht die eigentliche Taufgabe schenken: den Geist.“.

[20] Vgl. Stählin, Die Apostelgeschichte, S.54.

[21] Vgl. hierzu Bornkamm, Paulus, S.94f und Schnelle, Paulus – Leben und Denken, S.37f.

[22] Vgl. Stählin, die Apostelgeschichte, S.253.

[23] Vgl. Berger, Theologiegeschichte des Urchristentums S.124.

[24] So Heitmüller, Im Namen Jesu, S.11.

[25] Vgl. ebd.

[26] Diese Klassifizierung unternahm auch Heitmüller in Im Namen Jesu, an die ich mich anlehne, da die auszuschließenden Stellen keinen nennenswerten Ertrag für das vorliegende Thema erbringen.

[27] Vgl. Heitmüller, Im Namen Jesu, S.15.

[28] A.a.O., S.24.

[29] Kautzsch, Hebräische Grammatik, S.309.

Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Taufe in der Apostelgeschichte
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Theologische Fakultät)
Veranstaltung
Taufe und Abendmahl (Seminar)
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
42
Katalognummer
V45305
ISBN (eBook)
9783638427289
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine Untersuchung der Taufpraxis der frühen Christenheit anhand der biblischen Aussagen in der Apostelgeschichte mit sprachlicher, theologischer und religionsgeschichtlicher Untersuchung.
Schlagworte
Taufe, Apostelgeschichte, Taufe, Abendmahl
Arbeit zitieren
David Brunner (Autor:in), 2004, Taufe in der Apostelgeschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45305

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