Theodor Fontanes 'Frau Jenny Treibel'. Ein Roman in Gesprächen


Hausarbeit, 2005

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Der Inhalt des Romans

2. Die Entstehung des Romans

3. Ein Roman in Gesprächen
3.1 Die Bedeutung des Erzählers
3.2 Funktion der Gespräche

4. Die Figuren und ihre Sprache
4.1 Kommerzienrätin Jenny Treibel
4.2 Corinna Schmidt
4.3 Wilibald Schmidt
4.4 Rosalie Schmolke

5. „Reden ist Silber, Schweigen aber Gold“ – Auch bei Fontane?

6. Literatur

1. Der Inhalt des Romans

Die Professorentochter Corinna Schmidt hat sich in den Kopf gesetzt, Leopold Treibel, den Sohn der Kommerzienrätin Jenny Treibel, zu heiraten. Sie erhofft sich, durch die Heirat mit dem Sohn der Bourgeois-Familie gesellschaftlich aufzusteigen und zu Geld und Ansehen zu kommen.

Während eines Ausfluges zum Halensee, an dem die Familien Schmidt und Treibel, sowie weitere Bekannte teilnehmen, geschieht, was sich Corinna ersehnt und auf das sie hingearbeitet hat: Leopold Treibel hält um ihre Hand an.

Die Verlobung ist allerdings nicht von langer Dauer, denn Jenny Treibel ist gegen diese Hochzeit. Eine Professorentochter ist für sie nicht standesgemäß und unter ihrer Würde. Selbst, wenn es sich um die Tochter ihrer Jugendliebe, Wilibald Schmidt, handelt. Dass sie selbst, eine geborene Bürstenbinder, aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammt und nur durch die Hochzeit mit Treibel zu Ansehen und Geld gekommen ist, vergisst sie dabei. Die Verlobung Leopolds mit der Schwester ihrer Hamburger Schwiegertochter Helene wird von Jenny auf einmal nicht mehr abgelehnt, sondern ist geradezu willkommen.

Leopold verspricht zwar gegenüber seiner Mutter standhaft und wehrhaft zu bleiben, doch ist er zu schwach um gegen seine Mutter aufzubegehren. Corinna erkennt dies und weiß, dass er nicht handeln wird. Außerdem wird ihr klar, dass diese gesellschaftlichen Kreise nicht das Richtige für sie sind. Sie löst die Verlobung mit Leopold und heiratet stattdessen ihren Cousin Marcell Wedderkopp, einen Archäologen, der Corinna schon lange liebt.

2. Die Entstehung des Romans

Fontane beginnt seine Arbeit an Frau Jenny Treibel oder ‚Wo sich Herz zum Herzen find’t’ um 1887/88.[1] In einem Brief an seinen Sohn Theo schreibt er am 9. Mai 1888:

Nun ist er, im Brouillon fertig […] Titel: „Frau Kommerzienrätin oder Wo sich Herz zum Herzen find’t.“ Dies ist die Schlußzeile eines sentimentalen Lieblingsliedes, das die 50jährige Kommerzienrätin im engeren Zirkel beständig singt und durch das sie sich Anspruch auf das „Höhere“ erwirbt, während ihr in Wahrheit nur das Kommerzienrätliche, will sagen viel Geld, das ‚Höhere’ bedeutet. Zweck der Geschichte: das Hohle, Phrasenhafte, Lügnerische, Hochmütige, Hartherzige des Bourgeoisstandpunkts zu zeigen, der von Schiller spricht und Gerson meint.[2]

Während er den Titel von Frau Kommerzienrätin in Frau Jenny Treibel“ umgeändert hat, behielt er den Untertitel „Wo sich Herz zum Herzen find’t“ bei. Dieser Satz ist zugleich die letzte Zeile des Lieblingsliedes von Jenny Treibel, das sie am Ende des vierten Kapitels singt. Es ist wahrscheinlich, dass Fontane dieses Gedicht extra für den Roman geschrieben hat. Die Strophe Wo sich Herz zum Herzen find’t lehnt sich an Schillers Gedicht Das Lied von der Glocke an.[3] 1891 überarbeitet Fontane den Roman für die Veröffentlichung. Frau Jenny Treibel erschien von Januar bis April 1892 in der Deutschen Rundschau. Im Oktober des selben Jahres erschien der Roman als Buchausgabe im Verlag Friedrich Fontane, allerdings mit dem eingedruckten Erscheinungsjahr 1893.[4]

Es wird angenommen, dass Fontane den Stoff der Frau des Berliner Justizrates Karl Kette verdanke.[5] Ob das zutrifft, ist heute nicht nachzuweisen, da das Original-Manuskript im zweiten Weltkrieg zerstört wurde.[6] Eine kommerzienrätliche Familie, deren Bekanntschaft Fontane recht schnell wieder beendete, kommt ebenfalls als Quelle für den Roman in Frage. Seine Schwester, Jenny Sommerfeldt, war mit dieser Familie recht gut befreundet, weshalb Fontane viele Details über die Familie erfuhr. Es sind deutliche Parallelen zwischen den Treibels und dieser Familie zu erkennen. So versucht die Schwiegertochter der Kommerzienrätin, ihren Schwager mit ihrer Schwester zusammenzubringen, was ihr gelingt. Die Kommerzienrätin selbst stammt aus kleineren Verhältnissen. Fontane war die Geschichte einer Frau bekannt, die einen kleinen Gemüseladen besitzt und eine hübsche Enkelin großzieht. Diese wird von ihrer Großmutter immer herausgeputzt und heiratet schließlich einen reichen Fabrikantensohn.[7] Die Geschichten der Kommerzienrätin und der Enkelin scheinen den Grundstein für Jenny Treibel darzustellen. Charakterlich basiert Jenny Treibel auf Jenny Sommerfeld, der Schwester Fontanes. Seine Schwester war für Fontane die Verkörperung der Bourgeois. Sie heiratete einen Apotheker und wurde reich. Profit war für sie von großer Bedeutung.[8]

Aber auch die anderen Figuren des Romans basieren auf realen Personen. So sind die Felgentreus den Felgentreffs nicht unähnlich, die Bekannte der kommerzienrätlichen Familie waren, ebenso wie Woworski, der in Adolar Krolar wieder zu finden ist. Für Corinna nahm Fontane seine Tochter Martha, Mete genannt, als Vorbild. Er identifizierte sie so stark mit Corinna, dass er sie im vertrauten Kreise sogar Corinna nannte.[9]

[...]


[1] Vgl. Jolles. S. 74

[2] Zitiert nach Betz, da das Original nicht verfügbar war.

[3] Vgl. Betz

[4] Vgl. Jolles. S. 75

[5] Vgl. Fontane: Frau Jenny Treibel. Anhang. S. 207

[6] Vgl. Betz. S. 314

[7] Vgl. Anhang. S. 207

[8] Vgl. Anhang. S. 211

[9] Vgl. Anhang. S. 209f. und Gehse. S.63

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Theodor Fontanes 'Frau Jenny Treibel'. Ein Roman in Gesprächen
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Generationswechsel um 1900: Theodor Fontane/Thomas Mann
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V45420
ISBN (eBook)
9783638428286
ISBN (Buch)
9783638799409
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theodor, Fontanes, Frau, Jenny, Treibel, Roman, Gesprächen, Generationswechsel, Theodor, Fontane/Thomas, Mann
Arbeit zitieren
Birgit von Eicken (Autor:in), 2005, Theodor Fontanes 'Frau Jenny Treibel'. Ein Roman in Gesprächen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45420

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