Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hochbegabung
2.1. Definition
2.2. Intelligenzquotient
2.2.1 Intelligenzebenen
2.2.2 Merkmale hochbegabter Kinder
2.3. Möglichkeiten der Diagnostik
3. Der pädagogische Kita-Alltag mit hochbegabten Kindern
3.1. Resilienz
3.1.1. Definition
3.1.2. Stärkung der Resilienz
3.2. Bildungsauftrag
3.3. Inklusion
4. Handlungsableitung zur Unterstützung hochbegabter Kinder
4.1. Peerbeziehungen
4.2. Erziehungspartnerschaft
4.3. Rolle der pädagogischen Fachkraft
4.4. Didaktisches Handeln
4.5. Bildungsangebot
4.5.1 Durchführung
4.5.2 Didaktische Prinzipien
4.5.3. Auswertung
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Es gibt Kinder, die beeindruckende Fähigkeiten haben. Ihre Leistungen bewegen sich weit über dem Durchschnitt der Leistungen der Kinder in ihrer Altersgruppe. Sie sind hochbegabt. Pädagogen sind mitunter Fachkräfte, die Kinder in ihren frühen Entwicklungsprozessen begleiten.1
Das Thema der Hochbegabung für diese Facharbeit wurde gewählt, weil es ein allgegenwärtiges Thema im Bildungssystem, aber auch in unserer Gesellschaft darstellt. Etliche Menschen haben ein Bild von Hochbegabten im Kopf, das durchaus bedauerlicherweise mit einer Menge Stereotype besetzt ist.2 Das ist dementsprechend bedauerlich, da jedes Kind das Recht erfahren sollte, in seiner essentiellen Persönlichkeit bedingungslos wertgeschätzt und anerkannt zu werden. Demnach ist es an der Zeit, hochbegabte Kinder nicht in Schubladendenken einzuordnen. Die Hochbegabung ist eine Ressource, um die Anforderungen des Lebens fürsorglich zu bewältigen. Die Hochbegabung ist ein Schatz, den diese Kinder in sich tragen. Es gilt, ihnen dazu zu verhelfen, ihren eigenen Schatz in sich zu entdecken.
Kinder, die hochbegabt sind, haben ein unglaubliches Entwicklungspotential. Die Prozesse im Kitaalltag haben eine nennenswerte Tragweite für die gesamte spätere Laufbahn des Kindes.3 Wenn Kinder nicht als diese erkannt werden, können sie infolgedessen aufgrund ihrer Andersartigkeit schnell als verhaltensauffällig etikettiert werden. Hochbegabte Kinder sind absolut auf Förderung durch ihre Umwelt angewiesen.4 Sie können sich nicht ganz allein gegen widrige Umstände durchsetzen. Fähigkeiten, die diese besonders begabten Kinder nicht in Anspruch nehmen, entwickeln sich nur unvollkommen und können sogar verkümmern.5
Die intellektuelle Leistungsfähigkeit eines hochbegabten Kindes sollte durch Wissensvermittlung gefördert, durch verschiedene Aufgabenbereiche gefordert, durch wertvolles Feedback gestärkt und durch pädagogische Fachkräfte in fürsorgliche und effektive Bahnen gelenkt werden.6 Dauerhafte Unterforderung kann sich negativ auf die ganze Persönlichkeitsentwicklung des Kindes auswirken. Wenn hochbegabten Kindern echte Herausforderungen fehlen, wenn sie nur selten erleben, dass sie diese erfolgreich bewältigen können, so können die Kinder ihre eigenen Fähigkeiten nicht entdecken und einsetzen lernen.7
Aus den genannten Gründen zur Themenwahl wird in dieser Facharbeit erörtert, welche Fördermöglichkeiten bestehen, um besonders begabte Kinder nicht aus dem System fallen zu lassen und ihnen den Raum zu ermöglichen, sich zu entfalten. Dementsprechend wird ein solides Fachwissen zusammengetragen, um Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit einzuräumen, Hochbegabungspotentiale schneller erkennen zu können. Die zentrale Frage ist, wie ein pädagogischer Kitaalltag mit hochbegabten Kindern gelingen kann.8
Begabung benötigt immer eine motivierende und angemessene Umgebung.9 Eine frühe Förderung hochbegabter Kinder ist deshalb so wichtig, denn je jünger sie sind, desto höher ist das Entwicklungspotential. Das Entwicklungsspektrum sollte dementsprechend den Raum haben, dass hochbegabte Kinder sich nach oben und nicht nach unten entfalten. Diese Basis kann durchaus sehr effektiven Anklang in Kindertageseinrichtungen finden. Wie dies gelingen kann, werde ich im Laufe meines Hauptteils erörtern.10
Zunächst wird die Facharbeit mit vorangestelltem Wissen über das Themenfeld der Hochbegabung beginnen. Es soll um eine Möglichkeit der Definition gehen, die Intelligenzebenen, verschiedentliche Möglichkeiten zur Diagnostik einer Hochbegabung und um mögliche Merkmale, welche Kinder mit einer Hochbegabung aufweisen können. So entsteht eine tragfähige Basis, auf welcher die Arbeit mit Blick auf den pädagogischen Alltag aufgebaut werden kann. Diesbezüglich wird es um den Bildungsauftrag gehen, den pädagogische Fachkräfte erfüllen müssen. Es wird darum gehen, wie die Resilienz hochbegabter Kinder gefördert und personale Schutzfaktoren aufgebaut werden können. Dabei geht es unter anderem um das zentrale Thema der Inklusion und der Partizipation, die Rolle der Pädagoginnen und Pädagogen und die effektive Gestaltung einer Erziehungspartnerschaft.
Gegen Ende dieser Facharbeit werden bestehenden Herausforderungen im Kitaalltag anhand eines praktischen Bildungsangebots dargelegt und dementsprechend eine Handlungsableitung zur weiteren Unterstützung der Entwicklung hochbegabter Kinder entwickelt.
2. Hochbegabung
2.1. Definition
Eine Hochbegabung bei Kindern kann sich sehr unterschiedlich zeigen. So individuell, wie sich Kinder entwickeln, so individuell entwickeln sich auch ihre Hochbegabungen.
Hochbegabte Kinder sind in der Lage, überdurchschnittliche kognitive Leistungen verglichen mit Gleichaltrigen in einem oder mehreren Begabungsfeldern zu erbringen.11 Die Sprache, die Naturwissenschaft, die Technik, die Mathematik, die Musik sind jene Begabungsfelder, in denen überdurchschnittliche Leistungen beobachtet wurden. Wobei gesagt werden muss, dass auch der soziale und der alltagspraktische Bereich zu überdurchschnittlichen Leistungen führen können. Hochbegabung wird folglich mit hohen Leistungen, also entwickeltem Potential identifiziert.12
Um eine Hochbegabung bestätigen zu können, braucht es aber mehr als eine Definition. Im nächsten Kapitel wird der Intelligenzquotient - ein weiterer wichtiger Bestandteil für eine fundierte Feststellung erläutert.
2.2. Intelligenzquotient
Der Intelligenzquotient (IQ) ist ein Wert, mit welchem die Intelligenz von Kindern und Erwachsenen gemessen werden kann.13 Dementsprechend liegt der durchschnittliche IQ-Wert in unserer Gesellschaft zwischen 85 und 115 IQ-Punkten.14 Als hochbegabt werden Menschen bezeichnet, welche einen Intelligenzquotienten von 130 oder mehr erreichen.15 Hochbegabt ist nicht gleich hochbegabt, denn dieses Feld wird der Genauigkeit wegen weiter aufgeteilt. Als höchstbegabt gelten Menschen, die einen Intelligenzquotienten um 145 herum aufweisen. Die höchste messbare Kategorie bilden die Menschen, die einen Intelligenzquotienten von 150 bis 160 erreichen. Diese gelten somit als außerordentlich begabt.16
Dieser Intelligenzquotient ein Hauptbestandteil, wenn es um die Feststellung von Hochbegabungen geht. Im nächsten Kapitel wird ein weiterer wichtiger Bestandteil erläutert, der im pädagogischen Alltag durchaus differenziert werden sollte, um eine adäquate Förderung der individuellen Begabungen zu gewährleisten.
2.2.1 Intelligenzebenen
Howard Gardner hat eine Theorie entwickelt, nach welcher multiple Intelligenzen unabhängig voneinander bestehen. Somit hat er die menschliche Intelligenz nicht als Einheit definiert, sondern sieben Intelligenzen in seinem Modell beschrieben.17 Diese Erkenntnis ist daher so bedeutsam für den Kitaalltag, da hochbegabte Kinder demnach nicht zwingend in allen Bereichen überdurchschnittliche Begabungen zeigen müssen.
Die sprachliche Intelligenz umfasst jegliche verbale Kompetenzen.18
Die musikalische Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, feine Systeme und Strukturen von Klängen, Melodien und Rhythmen zu erkennen und dementsprechend zu musizieren.19
Als logisch-mathematische Intelligenz20 definiert Gardner die Fähigkeit, Probleme logisch zu analysieren, Zahlensysteme zu erkennen, sich mathematische Zusammenhänge ableiten und die Muster der Mathematik anwenden zu können.21
Die visuell-räumliche Dimension bezeichnet die Fähigkeit, sich räumliche Dimensionen mental vorstellen und verschiedentliche Gegenstände zielorientiert anordnen zu können.22
Das Körperbewusstsein beziehungsweise die Körperbeherrschung bezeichnen die körperlich-kinästhetische-Intelligenz.23 Sie geht davon aus, dass Bewegungen koordiniert und kontrolliert werden können.24
Die interpersonale Intelligenz definiert die Kompetenz der Kommunikation und der Beziehungen. Es besteht ein außerordentliches Vermögen, andere Menschen zu spüren, sie zu leiten und zu führen.25
Die intrapersonale Intelligenz beschreibt eine sehr ausgeprägte Bewusstheit für das eigene Selbst und im inneren einen Zustand der tiefen Selbsterkenntnis beziehungsweise Selbstreflexion zu erzeugen.26
In diesem Kapitel wurde eine Differenzierung von verschiedenen Begabungsfeldern erläutert. Im nächsten Kapitel wird es um die Merkmale hochbegabter Kinder gehen, die für pädagogische Fachkräfte im Kitaalltag eine große Rolle spielen.
2.2.2 Merkmale hochbegabter Kinder
Kinder mit besonderer Begabung können verschiedene Merkmale aufweisen. Das Kategorisieren dieser kann bedeutsam sein, um im pädagogischen Alltag aufmerksam agieren zu können.
Ein Merkmal einer Hochbegabung kann sein, dass die Kinder besondere Ausprägungen in Bezug auf ihr Lernverhalten und ihr Denken aufweisen.27 Hochbegabte Kinder können häufig sehr mühelos und rasch Informationen behalten und ein sehr hohes Niveau an Detailwissen zeigen.28 Es ist möglich, dass Kinder eine außergewöhnlich gute Beobachtungsgabe haben und eine besondere Fähigkeit, leicht gültige Verallgemeinerungen herzustellen.29 Hochbegabte Kinder organisieren schon in jungen Jahren Dinge und Personen in Systemen. Sie streben nach Komplexität.30 Sobald ihnen Dinge banal erscheinen, wenden sie ihre Aufmerksamkeit ab, sie reagieren mit Desinteresse und Langeweile. Folge kann sein, dass sie das Gruppengeschehen stören.31
Durchaus können Kinder mit einer Hochbegabung einen ungewöhnlichen Wortschatz anwenden und dementsprechend eventuell auch eine sehr ausdrucksstarke Sprache aufweisen. Sie zeigen besondere verbale Fähigkeiten.32 Sie verstehen oft schon frühzeitig kleine Unterschiede in der Bedeutung ähnlicher Worte und haben ein differenziertes Verständnis von abstrakten Konzepten wie Ähnlichkeiten und Unterschieden. Nicht selten lesen hochbegabte Kinder sehr viel und haben Freude daran, eigene Wortspiele zu erfinden und diese mit ihrer Umwelt zu teilen.33 Eine Herausforderung im pädagogischen Alltag kann dies durchaus darstellen, denn diese besondere Begabung findet häufig keinen Anklang in der Gruppe mit Gleichaltrigen.34 Hochbegabte Kinder finden keine Gesprächspartner für ihre verbalen Fähigkeiten. Es ist kaum möglich, dass andere Kinder sich mit diesem weit entwickelten sprachlichen Austausch befassen. Diese Tatsache kann dazu führen, dass hochbegabte Kinder frustriert sind, sich anders und einsam fühlen. Die Kindergruppe, in der sich die besonders Begabten aufhalten, empfindet sie eventuell als Außenseiter und anstrengend.35
Zum anderen können sich Merkmale einer Hochbegabung auch auf die Arbeitshaltung und die Interessensgebiete beziehen. Kinder können stets bemüht sein, Probleme und Aufgaben vollständig zu lösen und eine Langeweile bei Routineaufgaben zeigen.36 Hochbegabte Kinder können sich ausgeprägt selbstkritisch verhalten und hohe Leistungsziele an sich selbst stellen. Das Arbeitsniveau hochbegabter Kinder liegt deutlich über dem Durchschnitt Gleichaltriger – dementsprechend verfügen sie oft über ein breites Interessensspektrum.37 Schwierig und herausfordernd wird es im pädagogischen Alltag dann, wenn hochbegabte Kinder durch ihren Perfektionismus ihre Ich-Grenzen nicht erkennen, sich selbst überfordern und starke Selbstzweifel entwickeln.38
Einen Hinweis auf eine Hochbegabung können auch Merkmale des sozialen Verhaltens bilden.39 Hochbegabte Kinder empfinden ihre eigenen Emotionen und die Emotionen ihrer Umwelt häufig als sehr intensiv und haben äußerst feine Antennen für Stimmungen und atmosphärische Regungen.
Hochbegabte Kinder beschäftigen sich häufig in dem Zusammenhang mit sozialen und politischen Fragen.40 Herausfordernd für den pädagogischen Alltag ist es dann, wenn hochbegabte Kinder im Rahmen ihrer sozialen Kompetenzen Defizite aufweisen und sich in der Gruppendynamik mit den Werten, Normen, Regeln und Gedanken, die sie selbst haben, nicht zurechtfinden. Es kann sein, dass sie auf diese Diskrepanz mit Aggression, Wut, Frustration und destruktivem Verhalten reagieren.
Hochbegabte Kinder haben häufig eine große Neugier, sie stellen sehr viele präzise Fragen, zeigen sich außerordentlich wissbegierig und scheinen im Prozess ihrer Wissensuche äußerst enthusiastisch.41
Letztlich verfügen Kinder mit einer Hochbegabung auch häufig über eine ausgeprägte Kreativität und eine leidenschaftliche Vorstellungskraft.42 Imaginäre Spielkammeraden sind Ausdruck enormer Intelligenz, aktiver Vorstellungskraft und einer dementsprechend ausgeprägten Kreativität und Phantasie.43
Nicht selten tritt bei hochbegabten Kindern ein ungewöhnlicher Sinn für Humor auf.44 Sie erfinden eigene Wortspiele und Worträtsel, können über diese ausgiebig lachen und teilen ihre Wortgewandtheit durchaus anregend mit ihrem Umfeld.45 Die Schwierigkeit besteht darin, den Kindern ein Umfeld zu gestalten, in denen sie mit ihrem Humor Anklang finden, sich wertgeschätzt und gesehen fühlen.
Hochbegabte Kinder sind oft auf der Suche nach tiefem Verständnis und Antworten für ungeklärte Fragen. Sie stellen in Folge ihres ausgeprägten, intensiven Denkens Werte und Normen in Frage und betrachten die Welt sehr genau.46 Besonders herausfordernd kann dieses Merkmal dann sein, wenn die Kinder mit Wut, Unverständnis und großen Zweifeln an ihrem eigenen Weltbild reagieren, wenn sie auf Fragen keine Antworten finden.
Sie zeigen sich dementsprechend häufig auch ungeduldig im Umgang mit anderen Menschen oder aber mit sich selbst.47 Sie kennen ihre Fähigkeiten und wissen durchaus, was sie leisten können. Durch ihren ausgeprägten Perfektionismus werden sie ungeduldig mit sich selbst, wenn sie hinter ihren eigenen Erwartungen liegen oder aber ungeduldig mit anderen, wenn sie ihnen zu langsam arbeiten oder Dinge nicht in der Weise begreifen, wie sie selbst sie begreifen können.48
Hochbegabte Kinder können über eine sehr ausgedehnte Aufmerksamkeitsspanne verfügen.49 Schon in jungen Jahren beobachten Kinder mit einer Hochbegabung ihre Umwelt sehr detailliert und ausgiebig. Hochbegabte Kinder jeden Alters weisen hinsichtlich ihrer derzeitigen Interessen eine längere Aufmerksamkeitsspanne auf als Kinder ihrer Altersstufe. Sie widmen sich ihren Tätigkeiten sehr intensiv und fokussiert, sodass sie häufig alles um sich herum ausblenden.50
Hochbegabte Kinder haben häufig intensiv andauernde Tagträume. Sie verweilen in sich und ihren Gedanken. Das kann dementsprechend soweit gehen, dass sie teilweise das Bewusstsein für ihr Umfeld verlieren.51 Im gruppengeschehen des pädagogischen Alltags kann das schwierig werden, denn so isolieren sich hochbegabte Kinder selbst, verlieren den Anschluss. Die anderen Kinder verstehen die Situation eventuell nicht, sie empfinden das Verhalten als sonderbar und grenzen das hochbegabte Kind womöglich aus.
Zusammenfassend ist zu erwähnen, dass die Persönlichkeitsstruktur hochbegabter Kinder von einer stark ausgeprägten Intensität durchzogen ist. All diese beschriebenen Merkmale stehen in engem Zusammenhang mit dieser Intensität. Hochbegabte Kinder sind in allem, was sie empfinden, erleben, tun oder denken um einiges intensiver als andere Kinder.52
Hochbegabte Kinder weisen viele der beschriebenen Merkmale auf. Als Grundlage für eine inklusive Arbeit im pädagogischen Alltag gilt die Wahrnehmung der Fachkräfte. Die Herausforderung besteht darin, jedes einzelne Kind mit dem wahrzunehmen, was es mit sich bringt und die pädagogische Arbeit auf die einzelnen Bedürfnisse der Kinder anzupassen. Für pädagogische Fachkräfte ist es bedeutsam, dass sie diese Kinder nicht anweisen, diese Verhaltensweisen abzulegen oder sich anzupassen, denn sie sind als essentieller, integraler Bestandteil ihres Wesens anzuerkennen. Vielmehr geht es im pädagogischen Alltag darum, allen Kindern zu signalisieren, dass sie wertvoll mit all dem sind, was sie in sich tragen. Wünschenswert wäre, dass sie ihre Wesensmerkmale als Gabe anerkennen und respektieren lernen, dass sie einen Selbstwert entwickeln, mit welchem sie ihren eigenen Begabungen begegnen können. Pädagogische Fachkräfte unterstützen hochbegabte Kinder, ihre Entwicklungsziele effizient zu erreichen und ihre wunderbaren Begabungen zu entfalten.
Um eine Hochbegabung gesichert festzustellen, braucht es allerdings mehr, als eine Verhaltensbeobachtung im pädagogischen Kitaalltag. Letztlich muss eine Diagnostik gesichert werden, welche die Anamnese im Kitaalltag beinhaltet, darüber hinaus allerdings noch andere Faktoren einschließt.
In diesem Kapitel ging es um die Merkmale, die hochbegabte Kinder im pädagogischen Alltag aufweisen können. Sie bieten einen praktischen Leitfaden für pädagogische Fachkräfte, um in der Arbeit Rücksicht auf Besonderheiten nehmen zu können. Im nächsten Kapitel wird es um Methoden und Möglichkeiten zur Diagnostik einer Hochbegabung gehen.
2.3. Möglichkeiten der Diagnostik
Die Diagnostik für die Feststellung einer Hochbegabung führen keine pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen durch. Es sind Schulpsychologen, schulpsychologische Zentren und Beratungsstellen, niedergelassene Kinder- und Jugendpsychologen und Kinder- und Jugendpsychiater, die die Begabungstestung durchführen und die Hochbegabung feststellen.53 Um eine fundierte Diagnostik einer Hochbegabung stellen zu können, müssen drei Säulen beachtet und ausführlich bearbeitet werden.54
Die erste Säule bildet die Anamnese.55 Eltern, pädagogische Fachkräfte oder andere Institutionen werden mit einbezogen, aber auch das Kind selbst hat die Möglichkeit, sich zu äußern.56 Es ist bedeutsam, einige Daten zur Entwicklung des Kindes zu sammeln.57 Die zu beobachtenden Themengebiete bilden die sprachliche, die soziale, die geistige und die motorische Entwicklung. Es geht um Besonderheiten, Auffälligkeiten und das Interessensspektrum des Kindes. Die Anamnese umfasst folglich erste stichwortartige Hinweise für eine Hochbegabung.58
Die zweite diagnostische Säule bildet die Verhaltensbeobachtung.59 In Bezug auf dieses Feld wird während der Interaktion des Kindes darauf geachtet, wie es sich im Kontakt verhält, in welcher Form es sprachlichen Ausdruck gestaltet, in welchem Rahmen sich Motivation und Konzentration bewegen, wie es Frustration reguliert und welche Strategien des Arbeitens auffallen. Dementsprechend wird auch hier auf Hinweise für eine Hochbegabung geachtet.60
[...]
1 Vock, Hanna: KiTa aktuell - Hochbegabung im Kindergarten (2003), S. 200-205 Link: https://www.kindergartenpaedagogik.de/1603.html
2 Preckel, Franzis; Baudson, Tanja: Hochbegabung – Erkennen, Verstehen, Fördern (2013), C.H. Beck Verlag, S.53-54; Vgl. Preckel F; Baudson, T (2013) S.74
3 Preckel, F; Baudson, T (2013) S.17
4 Preckel, F; Baudson, T (2013) S.16-17
5 Webb, James: Hochbegabte Kinder – Das große Handbuch für Eltern (2017), 2. Auflage, Hogrefe Verlag, S.18
6 Vgl. Vock, H (2003) S. 200-205
7 Vgl. Vock, H (2003) S. 200-205
8 Vgl. Vock, H (2003) S. 200-205
9 Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 78-90
10 Vgl. Vock, H (2003) S. 200-205
11 Holling, Heinz: Bundesministerium für Bildung und Forschung - Begabte Kinder finden und fördern - Ein Wegweiser für Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer – (2015) S.13 Link: https://www.bmbf.de/pub/Begabte_Kinder_finden_und_foerdern_2017.pdf
12 Textor, Martin R: Das Kita-Handbuch – Hochbegabte Kinder entdecken und angemessen fördern (2015), S.7 Link: https://www.kindergartenpaedagogik.de/2156.pdf; Brackmann, Andrea: Jenseits der Norm – hochbegabt und hochsensibel (2017) 9. Auflage, Klett-Cotta Verlag, S.18; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S.9-12; Schlichte-Hiersemenzel, Barbara: Bundesministerium für Bildung und Forschung - Zu Entwicklungsschwierigkeiten hoch begabter Kinder und Jugendlicher in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt (2001), S. 7 Link: https://bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/foerderung.bildung-rp.de/hochbegabung/bmbfentschicklungschwierigkeiten.pdf
13 Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S.13; Preckel, F et al.: Fragen und Antworten zum Thema Hochbegabung (2014), Druckerei Imbescheidt, 4. Auflage S.22 Link: https://www.fachportal-hochbegabung.de/common/kfp/pdf/publikationen/FAQ_Hochbegabung-2014-11.pdf
14 Preckel, F. et al. (2014), S.22 Vgl. Textor, M. R. (2015) S.4-5
15 Preckel, F. et al. (2014), S.22; Vgl. Textor, M. R. (2015) S.5
16 Vgl. Brackmann, A (2017) S.19
17 Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 3-4; Vgl. Webb, J (2017) S. 36-37
18 Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 3-4; Vgl. Webb, J (2017) S. 37; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S.14-17
19 Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 3-4; Vgl. Webb, J (2017) S. 37
20 Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 3-4; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 14-17
21 Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 3-4; Vgl. Webb, J (2017) S. 37
22 Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 3-4; Vgl. Webb, J (2017) S. 37
23 Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 14-17
24 Vgl. Webb, J (2017) S. 37
25 Vgl. Webb, J (2017) S. 37
26 Vgl. Webb, J (2017) S. 37
27 Vgl. Holling, H (2015) S. 38; Preckel, F et al. (2014) S. 22; Franke, Ulrike: Bundesministerium für Bildung und Forschung - Begabte Kinder fördern und fordern (2000) Link: https://www.theraplay.de/uploads/pdf/hochbegabung.pdf
28 Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 56; Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 5; Vgl. Franke, U (2000)
29 Vgl. Prof. Dr. Dr. Holling, H (2015) S. 41; Vgl. Franke, U (2000)
30 Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 5; Preckel, F et al. (2014) S.22; Vgl. Webb, J (2017) S. 44 / S. 49
31 Vgl. Preckel, F et al. (2014), S. 22; Vgl. Franke, U (2000)
32 Vgl. Holling, H (2015) S. 41-43; Vgl. Holling, H (2015) S. 41; Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 5; Preckel, F et al. (2014), S. 22
33 Vgl. Webb, J (2017) S. 43; Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 5
34 Vgl. Franke, U (2000); Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 7
35 Schlichte-Hiersemenzel, B (2001) S. 7
36 Vgl. Franke, U (2000)
37 Vgl. Webb, J (2017) S. 45; Vgl. Textor, M. R. (2015) S. 5
38 Vgl. Franke, U (2000)
39 Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 56
40 Vgl. Franke, U (2000); Vgl. Webb, J (2017) S. 45; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 73
41 Vgl. Franke, U (2000); Vgl. Webb, J (2017) S. 45; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 59
42 Vgl. Franke, U (2000)
43 Vgl. Webb, J (2017) S. 46; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 63
44 Vgl. Preckel, F et al. (2014), S. 22
45 Vgl. Webb, J (2017) S. 46
46 Vgl. Franke, U (2000); Vgl. Webb, J (2017) S. 47; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 63
47 Vgl. Holling H. et al (2017) S. 41; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 56
48 Vgl. Franke, U (2000); Vgl. Webb, J (2017) S. 48; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 66
49 Vgl. Franke, U (2000); Vgl. Holling, H (2015) S. 41
50 Vgl. Franke, U (2000); Vgl. Webb, J (2017) S. 48
51 Vgl. Webb, J (2017) S. 51
52 Vgl. Webb, J (2017) S. 51; Vgl. Brackmann, A (2017) S. 46; Vgl. Preckel, F; Baudson, T (2013) S. 63
53 Vgl. Preckel, F et al. (2014), S. 39
54 Vgl. Brackmann, A (2017) S. 22
55 Vgl. Preckel, F et al. (2014), S. 41
56 Vgl. Preckel, F et al. (2014), S. 41
57 Vgl. Preckel, F et al. (2014) S. 41
58 Vgl. Brackmann, A (2017) S. 22
59 Vgl. Preckel, F et al. (2014), S. 37
60 Vgl. Brackmann, A (2017) S. 22