Handelt es sich bei Der Schrecken im Bade um eine Idylle? Das ist eine Frage, die nicht zuletzt deshalb schwierig zu beantworten ist, weil der Begriff Idylle nicht endgültig und zweifelsfrei definiert ist. Es gibt eine Anzahl von Faktoren, die, wenn sie mehrheitlich vertreten sind, darauf hinweisen, dass ein Text eine Idylle darstellt – ohne dass diese Faktoren aber alle und immer in jeder Idylle vorhanden sind. Im Laufe dieser Arbeit wird neben den an späterer Stelle genannten Fragen auch dieser nachgegangen.
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Meine These für diese Arbeit wird sein, dass auch die Idylle einen solchen Versuch des Menschen darstellt, zumindest innerhalb der Literatur dem Tode zu entkommen, und zwar ein gescheiterter Versuch.
Anders als in Schauergeschichten oder in der Science Fiction wird in der Idylle aber nicht versucht, den Menschen in etwas anderes zu verwandeln oder wie beim Klonen immer wieder zu kopieren. Der Mensch soll so, wie er ist, unsterblich bleiben, ohne dass sein körperlicher Verfall fortschreitet, wie es bei Zombies der Fall ist, und ohne dass er seine Lebenskraft oder Individualität von anderen stehlen muss wie ein Vampir oder ein Klon. Es ist der Versuch, die Harmlosigkeit eines schönen Moments ins Unendliche zu verlängern.
Inhaltsverzeichnis
- Die Idylle
- Was ist eine Idylle?
- Idyllen, Körper und Sexualität
- Körperlichkeit und Sexualität in der Idylle Kleists
- Idyllenmerkmale in Der Schrecken im Bade
- Gattungszuordnung
- Idyllische Motive
- Ehe und Idylle
- Körperlichkeit und Sexualität
- Schein, Verhüllung und Entdeckung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Heinrich von Kleists "Der Schrecken im Bade" im Hinblick auf seine Einordnung in die Gattung der Idylle. Ziel ist es, die Merkmale der Idylle zu definieren und zu analysieren, inwieweit Kleists Text diese erfüllt. Dabei wird insbesondere der Umgang mit Körperlichkeit und Sexualität im Kontext der Idylle beleuchtet.
- Definition und Merkmale der Idylle
- Körperlichkeit und Sexualität in Idyllen
- Der Schrecken im Bade als Idylle: Gattungszuordnung und Motive
- Analyse der Darstellung von Schein, Verhüllung und Entdeckung
- Der Versuch der literarischen Überwindung des Todes in der Idylle
Zusammenfassung der Kapitel
Die Idylle: Dieser Abschnitt beginnt mit der Frage nach der Definition des Begriffs "Idylle", der sich historisch stark gewandelt hat. Es wird auf die Dominanz der Landschaftsbeschreibung im Gegensatz zur Handlung hingewiesen, sowie auf die Isolation vom Außenwelt. Der "locus amoenus" wird als ein Ort der Ruhe und des Genusses, aber gleichzeitig als eine Art "Käfig" beschrieben, der Handlung und Veränderung behindert. Die Liebe spielt oft eine Rolle, aber Glück ist nicht garantiert; die Idylle kann auch Leid und Tod enthalten. Die gattungstypische Unbestimmtheit zwischen Dramatik, Lyrik und Epik wird hervorgehoben. Die Frage, ob "Der Schrecken im Bade" eine Idylle ist, wird als Ausgangspunkt der weiteren Untersuchung formuliert.
Idyllen, Körper und Sexualität: Dieses Kapitel betrachtet die Verbindung von Sexualität und Tod in der Natur und deren Reflexion im menschlichen Kontext. Die Angst vor dem Tod und der Wunsch nach Unsterblichkeit werden als Triebkräfte für die literarische Gestaltung von Figuren wie Vampiren, Klonen und Zombies dargestellt, die alle einen unheimlichen Aspekt aufweisen. Die These wird aufgestellt, dass auch die Idylle einen – gescheiterten – Versuch darstellt, der Sterblichkeit zu entkommen, indem sie einen harmonischen Moment ins Unendliche verlängert. Die Starrheit der meisten Idyllen wird als Folge dieses Versuchs erklärt, genauso wie die Wahl des "locus amoenus" als unveränderlicher Ort.
Schlüsselwörter
Idylle, Heinrich von Kleist, Der Schrecken im Bade, Körperlichkeit, Sexualität, Tod, Unsterblichkeit, locus amoenus, Gattung, Literatur, Natur, Schein, Verhüllung, Entdeckung.
Häufig gestellte Fragen zu Heinrich von Kleists "Der Schrecken im Bade"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Heinrich von Kleists Novelle "Der Schrecken im Bade" im Hinblick auf ihre Einordnung in die Gattung der Idylle. Sie untersucht die Merkmale der Idylle und analysiert, inwieweit Kleists Text diese erfüllt, mit besonderem Fokus auf Körperlichkeit und Sexualität im Kontext der Idylle.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und Merkmale der Idylle; Körperlichkeit und Sexualität in Idyllen; "Der Schrecken im Bade" als Idylle: Gattungszuordnung und Motive; Analyse der Darstellung von Schein, Verhüllung und Entdeckung; und der Versuch der literarischen Überwindung des Todes in der Idylle.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Abschnitte: Ein Inhaltsverzeichnis bietet einen Überblick. Es folgt eine Einleitung mit Zielsetzung und Themenschwerpunkten. Kapitelzusammenfassungen fassen die zentralen Argumente der einzelnen Kapitel zusammen. Schließlich werden Schlüsselwörter genannt.
Was wird unter "Idylle" verstanden?
Der Begriff "Idylle" wird umfassend definiert. Es wird auf die historische Entwicklung des Begriffs eingegangen, die Dominanz der Landschaftsbeschreibung ("locus amoenus") hervorgehoben, und die typische Isolation von der Außenwelt beschrieben. Die Idylle wird als Ort der Ruhe und des Genusses, aber auch als "Käfig", der Handlung und Veränderung behindert, dargestellt. Die Rolle der Liebe und die Möglichkeit von Leid und Tod innerhalb der Idylle werden diskutiert. Die gattungstypische Unbestimmtheit zwischen Dramatik, Lyrik und Epik wird ebenfalls betont.
Welche Rolle spielen Körperlichkeit und Sexualität in der Idylle?
Das Kapitel zu Körperlichkeit und Sexualität in Idyllen untersucht die Verbindung von Sexualität und Tod in der Natur und deren Reflexion im menschlichen Kontext. Angst vor dem Tod und der Wunsch nach Unsterblichkeit werden als Triebkräfte für literarische Darstellungen von Figuren wie Vampiren, Klonen und Zombies betrachtet. Die Idylle wird als gescheiterter Versuch der Überwindung der Sterblichkeit interpretiert, der einen harmonischen Moment ins Unendliche verlängern möchte. Die Starrheit und die Wahl des "locus amoenus" als unveränderlicher Ort werden in diesem Zusammenhang erklärt.
Wie wird "Der Schrecken im Bade" in die Idyllengattung eingeordnet?
Die Arbeit untersucht, ob und inwieweit "Der Schrecken im Bade" die Merkmale einer Idylle erfüllt. Dies umfasst die Analyse idyllischer Motive, die Betrachtung der Darstellung von Körperlichkeit und Sexualität im Kontext der Idylle, und die Untersuchung von Schein, Verhüllung und Entdeckung in der Novelle.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Die Schlüsselwörter umfassen: Idylle, Heinrich von Kleist, Der Schrecken im Bade, Körperlichkeit, Sexualität, Tod, Unsterblichkeit, locus amoenus, Gattung, Literatur, Natur, Schein, Verhüllung, Entdeckung.
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- Johanna Mandelartz (Author), 2014, Körperlichkeit und Sexualität in Kleists Idylle "Der Schrecken im Bade", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455729