Professionelles "Clinical Reasoning" anhand der pflegerischen Versorgung von Jugendlichen mit suizidalen Absichten


Hausarbeit, 2018

20 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Theoretische Begriffs- und Gegenstandsbestimmung
1.1 Pädiatrie
1.2 Verhaltensauffälligkeit
1.3 Psychische Störungen
1.4 Suizid
1.5 Professionelles Clinical Reasoning

2 Besondere Bedürfnisse von Jugendlichen mit suizidalen Absichten

3 Professionelles Handeln
3.1 Bedürfnisorientierung
3.2 Biographisches Fallverstehen
3.3 Konfliktbewältigung

4 Methodisches Vorgehen
4.1 Vertrauensvolles Arbeitsbündnis
4.2 Aktives Zuhören
4.3 Förderung der sozialen Kompetenz

5 Fazit

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

Über die handlungsleitende Erkenntnis, dass sich mit dem Fehlverhalten schwer- wiegende Konsequenzen ergeben können, weil der Patient einem Leidensdruck unterliegt, der über die typische Verlaufskurve nachvollzogen werden kann, wird der gehobene Anspruch an die Pflegequalität direkt eingefordert. Indem das Vor- gehen auf fachwissenschaftlicher Grundlage zu rechtfertigen ist, lässt sich die Handlungssicherheit herstellen. Wenn es dann doch zur weiteren Entwicklung kommt und die Abkehr vom einmal eingeschlagenen Weg dementsprechend nicht erreicht wird, kann die persönliche Schuld über die Einhaltung der erwarte- ten Rolle abgewendet werden, sodass der Beruf trotz des erhöhten Risikos für die eigene geistige Gesundheit mit höchster Wahrscheinlichkeit langfristig aus- zuüben ist.1

Zum beidseitigen Schutz wird das Professionell Clinical Reasoning gerade in Be- zug auf die besonderen Bedürfnisse, die sich durch die Zielgruppe von Jugendli- chen mit suizidalen Absichten ergeben, daher unbedingt notwendig. Über den medizinischen Zugang der Pädiatrie ist der Gegenstand durch die Abweichung von einer als normal zu erachtenden und somit altersgerechten Entwicklung zu begründen, die deshalb auch der Störung zugeschrieben werden kann. Wie wird die konkrete Methode in diesem Zusammenhang erklärt? Letztendlich geht das Interesse der vorliegenden Hausarbeit dann vor allem vom Konflikt aus, der sich mit den eingeschränkten Möglichkeiten zur Intervention logisch nachvollziehen lässt.2

1 Theoretische Begriffs- und Gegenstandsbestimmung

1.1 Pädiatrie

Die Pädiatrie wird als fachwissenschaftliche Disziplin dem medizinischen Gegen- stand zugeordnet, deren Feldzugang über die besonderen Bedürfnisse begrün- det werden kann, die sich mit dem Lebensalter von Kindern und Jugendlichen ergeben. Indem die Defizitorientierung durch den zentralen Begriff der Krankheit, die Abgrenzung vom gewünschten Zustand deklariert, wird das handlungslei- tende Prinzip über eine Entwicklung definiert, die vom gegenwärtigen Standpunkt aus, als angemessenen zu erachten ist und damit anhand der allgemeinen Vor- stellung von der gesellschaftlichen Normalität für den Durchschnitt der Bevölke- rung zutrifft. Je nachdem in welchem Bereich die Abweichung nun zu erheben ist, wird auch ein anderes Vorgehen notwendig, sodass mit einer frühzeitigen In- tervention der Ausgleich oder auch die Kompensation stattfinden kann und schwerwiegenden Folgen dementsprechend im größtmöglichen Umfang doch wieder abgewendet werden können. Im Gegensatz zur Orthopädie, Rheumato- logie und Gastroenterologie, deren Funktionsbeeinträchtigung sich beispiels- weise mit dem Verdauungs- oder Bewegungsapparat bestimmt und durch kör- perliche Beschwerden eindeutig zu verorten ist, erklärt die Sozialpädiatrie aber den Sonderfall, weil die psychische Gesundheit darüber infrage gestellt wird. Ohne dass, durch eine konkrete Symptomatik die Intervention zu rechtfertigen ist, kann mit der Auffälligkeit des Verhaltens dann lediglich die zielgerichtete Be- obachtung als diagnostisches Verfahren herangezogen werden und die Ein- schätzung wird deshalb wenigstens bis zu einem gewissen Grad, immer auch von der persönlichen Erfahrung der zuständigen Fachkraft abhängig gemacht.3

1.2 Verhaltensauffälligkeit

Als entscheidendes Indiz dafür, dass die Intervention über den Gegenstand der Sozialpädiatrie fortführend unbedingt notwendig wird, kann die Auffälligkeit des Verhaltens in jedem Fall durch die Zuschreibung erklärt werden. Die Handlungs- orientierung geht immer von der Normalität aus und es wird eine allgemeingültige Vorstellung darüber definiert, wie sich in angemessener Weise auszurichten ist, damit sich dann auch die positive Konsequenz erwarten lässt. Obwohl dement- sprechend keine eindeutige Symptomatik erhoben wird, die in den anderen Teil- bereichen, der fachwissenschaftlichen Disziplin aber durchaus zugeordnet wer- den kann, ist der persönliche Leidensdruck, der sich mit der prekären Lage ergibt, garantiert nicht zu unterschätzen.4

Den betroffenen Kindern und Jugendlichen bleibt das Bedürfnis nach Anerken- nung verwehrt, weil die Fähigkeit, um sich in entsprechender Weise auszudrü- cken, nur ungenügend vorhanden ist. Meist wird die Frustration über den man- gelhaften Zustand dann durch aggressive Handlungen abgebaut. Die Bereit- schaft zur Gewalt tritt deshalb häufig in Erscheinung und wird wohl deshalb auch üblicherweise zur Bestätigung der diagnostischen Verfahren herangezogen. Ei- gentlich ergibt sich das Problem aber vor allem darüber, dass fortführend keine stabilen Bindungen aufgebaut werden können, die in Notsituationen den Halt an- bieten.5

1.3 Psychische Störungen

Psychische Störungen treten als Folge der mangelnden Wertschätzung auf und die Beziehung dazu, dass in der Kindheit und Jugend bereits Verhaltensauffällig- keiten zu erheben sind, lässt sich logisch ableiten. Mit einer möglichst frühzeiti- gen Intervention soll die eingeschlagene Verlaufskurve letztendlich doch wieder abgewendet werden, sodass die Gesundheit darüber nicht maßgeblich beeinträchtigt wird.6

Eine stabile Persönlichkeit ist in der Lage, das eigene Leben frei und selbstbestimmt zu meistern und kann die vorhandenen Fähigkeiten und Potenziale vollständig ausnutzen. Wurde das erforderliche Bewusstsein bisher jedoch nur ungenügend erlangt, weil keine positive Bestätigung durch die fundamentalen Sozialisationsinstanzen erfahren werden konnte, kommt es häufig zur Selbstschädigung, die entweder indirekt durch den Alkohol- oder Drogenkonsum oder aber direkt, in Form des Suizids und verletzenden Handlungen, die nicht vom Todeswunsch ausgehen, verstanden werden kann.7

Als Erkrankung, die eben nicht, wie für den medizinischen Gegenstand typisch, die körperliche Gesundheit betrifft, schlägt der ICD-10 unterschiedliche Klassifi- kationen vor, die hinsichtlich der Symptomatik voneinander abzugrenzen sind und darüber dann auch die Notwendigkeit auf eine andere Art und Weise erklä- ren.8

Während beispielsweise beim posttraumatischen Belastungssyndrom ein frühe- res Ereignis, das dann in biografische Hinsicht auch als Schlüsselerlebnis gewer- tet werden kann, die Psychische maßgeblich beeinträchtigt hat und die Erinne- rung in regelmäßigen Abständen, deshalb als realistische Wahrnehmung der da- maligen Empfindungen wiederkommt, sodass eine Lebensführung, die sich als normal bezeichnen lässt, fortführend nicht mehr möglich ist, steht bei der Fall- problematik von Jugendlichen mit suizidalen Absichten mit höchster Wahrschein- lichkeit dann aber eher die Persönlichkeitsstörung im Vordergrund, die mit der fehlenden Selbstwertschätzung unter anderem für die Symptomatik von Border- line zutreffend ist.9

„Spezifische Kriterien dieser Störung sind insbesondere die Instabilität in zwi- schenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deut- liche Impulsivität. Die Betroffenen sind durch folgende typische Erlebens- und Verhaltensmuster gekennzeichnet: Übertriebenes Bemühen, nicht verlassen zu werden, eine Neigung zu intensiven, instabilen und konflikthaften Beziehungen, wiederholte Drohungen oder Handlungen mit Selbstverletzung (z.B. Sich-Schnei- den, Suizidversuche), chronische Gefühle der inneren Leere.“10

1.4 Suizid

Der Suizid ist als logische Folge einer psychischen Störung zu begründen und erklärt damit auch das logische Ende der eingeschlagenen Verlaufskurve. Da sich aufgrund der negativen Lebenslage nach eigener Einschätzung kein anderer Ausweg mehr finden lässt, als das eigene Leben frühzeitig zu beenden, treten im Vorfeld höchstwahrscheinlich Warnsignale auf. Häufig hat der mehrmalige Ver- such, bis die entscheidende Konsequenz dann doch eintritt, das eigentliche Ziel noch gar nicht vor Augen, sondern es soll viel mehr die Aufmerksamkeit des Um- felds darüber erregt werden, um die Veränderung zur bisherigen Situation erwar- ten zu können.11

Damit die Zuschreibung zutrifft und dementsprechend mit der Abgrenzung, die nur selbstschädigende Verhaltensweise zuverlässig ausgeschlossen werden kann, die beispielsweise im Fall von Drogen- oder Alkoholabhängigkeit typisch ist, muss der Todeswunsch aber garantiert handlungsleitend sein. Unterschiedlich stark ausgeprägt lässt sich im Anschluss an Thomas Bronisch eine Einschätzung darüber geben, wie weit die Verlaufskurve bereits fortgeschritten ist, sodass sich mit der Notwendigkeit darüber auch die Art und Weise der erforderlichen Intervention gerechtfertigt werden kann.12

[...]


1 vgl. Klemme et al. 2007: 75f.

2 vgl. ebd.: 79f.

3 vgl. Cornelißen et al. 1999: 589

4 vgl. Mutzeck 1987: 19f.

5 vgl. ebd.: 19f.

6 vgl. Petermann et al. 2011: 177

7 vgl. ebd.: 177f

8 vgl. ebd.: 177f

9 vgl. ebd.: 235f.

10 Petermann et al. 2011: 235

11 vgl. Brönisch 2014: 15

12 vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Professionelles "Clinical Reasoning" anhand der pflegerischen Versorgung von Jugendlichen mit suizidalen Absichten
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Abt.Kaiserslautern
Note
2,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
20
Katalognummer
V455781
ISBN (eBook)
9783668865006
ISBN (Buch)
9783668865013
Sprache
Deutsch
Schlagworte
professionelles, clinical, reasoning, versorgung, jugendlichen, absichten, suizid, psychologie, pädagogik, pädiatrie
Arbeit zitieren
Jonas Lang (Autor:in), 2018, Professionelles "Clinical Reasoning" anhand der pflegerischen Versorgung von Jugendlichen mit suizidalen Absichten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455781

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