Die Geschichte der Frau ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Was im ersten Moment wie der geschmackfreie Werbetext eines Herstellers von weiblichen Hygieneartikeln klingt, ist tatsächlich eine zutreffende Beschreibung weiter Zeitphasen weiblicher Geschichte des Mittelalters.
Einerseits entsteht diese Kontinuität von Missverständnissen durch die bruchstückhafte und rare Überlieferung mittelalterlicher Quellen, sicherlich aber auch durch die Prägung vieler Quellen durch das patriarchalisch-normative Frauenbild , welches die meist männlichen Verfasser prägte. Auch nährte bis in das späte 20. Jahrhundert die Wahl des Blickwinkels oft sehr einseitige Interpretationen, sei es nun aus dem Winkel der primär rechtshistorisch motivierten Untersuchungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als auch aus der Richtung der sozialwissenschaftlich begründeten Arbeiten der jüngeren Jahre.
Darüber hinaus ist es so gut wie unmöglich, die Rolle der Frau in der Öffentlichkeit und damit auch dem Wirtschaftsleben aus Quellen verschiedener Regionen zusammenzusetzen – schließlich muss für Bremen nicht gelten, was für Stralsund gültig ist, für Hamburg nicht, was für Köln aus dortigen Quellen ermittelt wurde. Nur mit allergrößter Vorsicht dürfen für die Zeit des Mittelalters überregional verallgemeinernde Aussagen getroffen werden, so dass als einzige unspekulative Basis oft nur Quellen aus dem jeweilig untersuchten Lokalgebiet belastbar bleiben. Damit führt man sich jedoch wieder zum Problem der Bruchstückhaftigkeit zurück, gerade für Hamburgs archivarische Testamentbestände ist diesbezüglich der große Brand von 1842 ein katastrophaler Kahlschlag im Bestand weiter zurückliegender Quellen gewesen . Aus der oben erwähnten Rechtszersplitterung muss dennoch folgen, dass überregionale Darstellungen nur einen Einblick in das Spektrum des Möglichen, nicht jedoch in das für Hamburg konkret Zutreffende erlauben . Daher wird sich für diese Arbeit auf Literatur über Testamente gestützt, die Hamburg direkt betrifft, auch wenn zum Beispiel bezüglich Frömmigkeit und Religiosität den Menschen der Hansestädte eine ähnliche Geisteshaltung unterstellt wird, so dass zum Beispiel auch ein Aufsatz über Stralsund Eingang in die Betrachtungen finden darf.
Inhaltsverzeichnis
- Gliederung und Einleitung
- I. Frauentestamente im Mittelalter
- II. Das Testament der Magd Tybbeke
- (1) Das historische Umfeld
- (2) Die äußere Form des Testamentes
- (3) Personen und Vergabungen
- III. Die Rekonstrukion des Wirtschaftslebens einer Frau im Hamburg des 14. Jahrhunderts
- (1) Wer war Johann Rode (Rufus)?
- (2) Wie gelangte Tybbeke an ihr Vermögen?
- (3) Warum erstellte Tybbeke dieses Testament?
- IV. Die Aussagekraft des Testamentes zum Wirtschaftsleben
- V. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Testament der Magd Tybbeke aus dem 14. Jahrhundert als Quelle für die Rekonstruktion des Wirtschaftslebens in Hamburg. Sie beleuchtet die Rolle von Frauentestamenten im Mittelalter und analysiert das Testament der Tybbeke im Detail.
- Die Bedeutung von Frauentestamenten im Mittelalter
- Die Rekonstruktion des Wirtschaftslebens einer Frau im 14. Jahrhundert
- Die Aussagekraft des Testamentes für das Wirtschaftsleben in Hamburg
- Das historische Umfeld des Testaments der Magd Tybbeke
- Die Personen und Vergabungen im Testament
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Rolle von Frauentestamenten im Mittelalter und stellt heraus, dass diese Quellen aufgrund des häufig patriarchal geprägten Frauenbildes oft nur bruchstückhafte Einblicke in das Leben von Frauen ermöglichen. Das zweite Kapitel analysiert das Testament der Magd Tybbeke und betrachtet dabei das historische Umfeld, die äußere Form des Testamentes sowie die darin vorkommenden Personen und Vergabungen. Im dritten Kapitel wird versucht, das Wirtschaftsleben der Tybbeke anhand des Testamentes zu rekonstruieren. Es werden Fragen nach ihrem Vermögen, ihrem möglichen Beruf und den Gründen für die Testamentserrichtung beantwortet. Das vierte Kapitel beleuchtet die Aussagekraft des Testamentes für das Wirtschaftsleben in Hamburg.
Schlüsselwörter
Frauentestamente, Mittelalter, Hamburg, Wirtschaftsgeschichte, 14. Jahrhundert, Rekonstruktion, Quellen, Testament, Tybbeke, Vermögen, Erwerbstätigkeit, soziale Strukturen, patriarchalische Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Nico Nolden (Autor:in), 2004, Das Testament der Magd Tybekke - Ein Rekonstruktionsversuch Hamburger Wirtschaftslebens mit Hilfe von Quellen des 14. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45587