Kurzfristige Effekte zweier Periodisierungsmodelle im Fitnesskrafttraining

Führen sie zu signifikanten Leistungssteigerungen?


Bachelorarbeit, 2018

62 Seiten, Note: 1,1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG

2 ZIELSETZUNG

3 GEGENWARTIGER KENNTNISSTAND
3.1 Theoretischer Hintergrund der Periodisierung im Krafttraining
3.2 Darstellungen bzw. Beschreibungen zur Blockperiodisierung
3.3 Darstellungen bzw. Beschreibungen zur wellenformigen Periodisierung
3.4 Darstellung des aktuellen Forschungsstandes im Hinblick auf Vergleiche zwischen Blockperiodisierung und Wellenformiger Periodisierung
3.5 Darstellung des aktuellen Forschungsstandes im Hinblick auf die Unterschiede zwischen periodisierten und nicht-periodisierten Programmen
3.6 Exkurs: Kundenbindung im Fitnessstudio durch Trainingsperiodisierung

4 METHODIK
4.1 Detaillierte Beschreibung der Probandenstichprobe
4.2 Detaillierte Beschreibung der zum Einsatz kommenden Testverfahren
4.3 Detaillierte Beschreibung der Interventionsphase
4.3.1 Belastungsintensitat
4.3.2 Belastungshaufigkeit
4.3.3 Belastungsdauer
4.3.4 Belastungsumfang
4.3.5 Belastungsdichte
4.3.6 Ubungsauswahl
4.4 Statistische Datenauswertung

5 ERGEBNISSE
5.1 Auswertung Hypothesenkomplex 1
5.1.1 Auswertung der Kraftmessung an der Beinpresse
5.1.2 Auswertung der Kraftubung Bankdrucken
5.1.3 Auswertung der Kraftubung Rudem
5.2 Auswertung Hypothesenkomplex 2
5.2.1 Auswertung der Kraftubung Beinpresse
5.2.2 Auswertung der Kraftubung Bankdrucken
5.2.3 Auswertung der Kraftubung Rudem
5.3 Auswertung Hypothesenkomplex 3
5.4 Auswertung Hypothesenkomplex 4

6 DISKUSSION
6.1 Untersuchung zu den Veranderungen der Kraftleistungen
6.2 Untersuchung zu den Veranderungen der Korpermessungen
6.3 Untersuchung zu den Unterschieden der Gruppen

7 ZUSAMMENFASSUNG

8 LITERATURVERZEICHNIS

9 ABBILDUNGS-, TABELLEN-, ABKURZUNGSVERZEICHNIS
9.1 Abbildungsverzeichnis
9.2 Tabellenverzeichnis
9.3 Abkurzungsverzeichnis

ANHANG
Anhang 1:
Anhang 2:
Anhang 3:
Anhang 4:
Anhang 5:
Anhang 6:

1 Einleitung und Problemstellung

Der Markt kommerzieller Fitnessstudios hat besonders in den letzten Jahren eine starke Entwicklung hingelegt. Von einer Randerscheinung sind Sportanbieter zu einem wichti- gen Wirtschaftsfaktor geworden. Dadurch entsteht ein Wettbewerb innerhalb des Mark- tes und Studios sind dazu gezwungen, sich mit strategischen Mitteln von ihren Mitbe- werbern abzuheben (Daunmann, Heinze, & Rommelt, 2012). Dabei hat vor allem auch die Kundenbindung einen groBen Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg des Unter- nehmens. Besonders eine gute Kundenbetreuung und Beratung kann dazu fuhren die Fluktuationsrate zu senken (Bechler, 2015). Bei einer guten Betreuung wird erwartet, dass ein Trainingsplan konzipiert wird, der dem Trainierenden dabei hilft, schnellstmog- lich seine Ziele zu erreichen. In der Trainingsplanung gibt es viele Faktoren, welche die Effektivitat und Effizienz beeinflussen konnen. Um einen Trainingsplan langfristig ef- fektiv gestalten zu konnen, ist eine Trainingsperiodisierung unumganglich. Hierbei ge- winnt in den letzten Jahren die „wellenfdrmige Periodisierung“ immer mehr an Bedeu- tung. Es existieren zwar mittlerweile viele Studien, die dieses Periodisierungsmodell mit der klassischen Blockperiodisierung vergleichen, jedoch wurden die meisten Studien nicht im Setting „Fitnessstudio“ durchgefuhrt. Es stellt sich die Frage, welches der bei- den Periodisierungsmodelle bei der Trainingsplanung praferiert werden soll, da der Kenntnisstand bisher wenig eindeutige Aussagen daruber liefern kann (Harries, Lubans, & Callister, 2015).

2 Zielsetzung

Das Ziel der Arbeit besteht darin, den Unterschied der kurzfristigen Effekte eines sechswochigen standardisierten Krafttrainings der blockformigen Periodisierung und der wellenformigen Periodisierung zu uberprufen. Hierbei werden die Veranderungen der Kraftfahigkeit, der Korperumfange und des Korperfettanteils gemessen und mitei- nander verglichen. Es soll herausgefunden werden, ob mit beiden Trainingsmodellen signifikante Leistungssteigerungen erzielt werden konnen oder ob es eine Uberlegenheit gibt.

Daraus ergibt sich nun folgender Ansatz einer vorlaufigen Hypothese:

Eine wellenformige Periodisierung fuhrt zu groBeren kurzfristigen Steigerungen der Kraft und einer Reduktion des Korperfettanteils als eine blockformige Periodisierung.

Hieraus lasst sich folgende operationale Hypothese ableiten:

Eine wellenformige Periodisierung fuhrt bei fitnesssportlich orientierten Mannern, im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, innerhalb von 6 Wochen zu einer groBeren Steigerung der Kraftleistung im 1RM und des 8RM (in Kilogramm) bei den Kraftubungen Bank­drucken, Beinpresse und Rudern am Kabelzug und einer groBeren Reduktion des Kor­perfettanteils (in Prozent) als eine blockformige Periodisierung.

Hieraus lassen sich die genauen Hypothesen fur die einzelnen Uberprufungen ableiten:

Hypothesenkomplex 1: Kraftsteigerungen der Blockperiodisierungsgruppe

H1.1: Ein sechswochiges Training nach der blockformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 1RM bei der Kraftubung Beinpresse.

H1.2: Ein sechswochiges Training nach der blockformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 1RM bei der Kraftubung Bankdrucken.

H1.3: Ein sechswochiges Training nach der blockformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 1RM bei der Kraftubung Rudern am Kabel­zug.

H1.4: Ein sechswochiges Training nach der blockformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 8RM bei der Kraftubung Beinpresse.

H1.5: Ein sechswochiges Training nach der blockformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 8RM bei der Kraftubung Bankdrucken.

H1.6: Ein sechswochiges Training nach der blockformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 8RM bei der Kraftubung Rudern am Kabel­zug.

Hypothesenkomplex 2: Kraftsteigerungen der Wellenperiodisierungsgruppe

H2.1: Ein sechswochiges Training nach der wellenformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 1RM bei der Kraftubung Beinpresse.

H2.2: Ein sechswochiges Training nach der wellenformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 1RM bei der Kraftubung Bankdrucken.

H2.3: Ein sechswochiges Training nach der wellenformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 1RM bei der Kraftubung Rudern am Kabel- zug.

H2.4: Ein sechswochiges Training nach der wellenformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 8RM bei der Kraftubung Beinpresse.

H2.5: Ein sechswochiges Training nach der wellenformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 8RM bei der Kraftubung Bankdrucken.

H2.6: Ein sechswochiges Training nach der wellenformigen Periodisierung fuhrt zu Steigerungen der Kraftleistung im 8RM bei der Kraftubung Rudern am Kabel- zug.

Hypothesenkomplex 3: Veranderungen des Korperfettanteils

H3.1: Ein sechswochiges Training nach der wellenformigen Periodisierung fuhrt zu einer Reduktion des Korperfettanteils.

H3.2: Ein sechswochiges Training nach der wellenformigen Periodisierung fuhrt zu einer Reduktion des Korperfettanteils.

H3.3: Die Veranderungen des Korperfettanteils bei der Wellenperiodisierungs­gruppe unterscheiden sich von den Veranderungen der Blockperiodisierungsgrup- pe.

Wenn gegeben ist, dass die Gruppen ihre Kraftleistungen signifikant steigern konnten, muss uberpruft werden, ob es eindeutige Unterschiede bei den Veranderungen zwischen den Gruppen gibt.

Hypothesenkomplex 4: Veranderungen zwischen den Gruppen

H4.1: Die Veranderung des 1RM der Kraftubung Beinpresse bei der Wellenpe- riodisierungsgruppe unterscheidet sich von der Veranderung der Blockperiodi- sierungsgruppe.

H4.2: Die Veranderung des 1RM der Kraftubung Bankdrucken bei der Wellen- periodisierungsgruppe unterscheidet sich von der Veranderung der Blockperio- disierungsgruppe.

H4.3: Die Veranderung des 1RM der Kraftubung Rudern am Kabelzug bei der Wellenperiodisierungsgruppe unterscheidet sich von der Veranderung der Blockperiodisierungsgruppe.

H4.4: Die Veranderung des 8RM der Kraftubung Beinpresse bei der Wellenpe- riodisierungsgruppe unterscheidet sich von der Veranderung der Blockperiodi- sierungsgruppe.

H4.5: Die Veranderung des 8RM der Kraftubung Bankdrucken bei der Wellen- periodisierungsgruppe unterscheidet sich von der Veranderung der Blockperio- disierungsgruppe.

H4.6: Die Veranderung des 8RM der Kraftubung Rudern am Kabelzug bei der Wellenperiodisierungsgruppe unterscheidet sich von der Veranderung der Blockperiodisierungsgruppe.

3 Gegenwartiger Kenntnisstand

3.1 Theoretischer Hintergrund der Periodisierung im Krafttraining

Da sich ein Sportler im langfristigen Verlauf seines Krafttrainings nicht kontinuierlich am Maximum korperlicher Leistungsfahigkeit befinden kann, ist es sinnvoll die Trai- ningsplanung zu Periodisieren. Der Begriff wird als „die Festlegung einer Folge von Perioden, deren inhaltliche, belastungsmaBige und zyklische Gestaltung die Herausbil- dung der optimalen sportlichen Form fur einen bestimmten Zeitraum innerhalb des Pe- riodenzyklus ansteuert“ defmiert (Knodel, 2015). Die Periodisierung der Trainingspla- nung wird bereits seit langerem von Trainern und Athleten angewendet, um die Verbes- serung der sportlichen Leistungsfahigkeit effizienter zu gestalten und den Erfolg zu ma- ximieren. Eine periodisierte Trainingsplanung im Krafttraining beinhaltet den regelma- Bigen Wechsel verschiedener Variablen, die das Training beeinflussen. Dazu zahlen beispielsweise die Ubungsreihenfolge und Auswahl, Wiederholungs- und Satzzahlen, Trainingsvolumen und Intensitat. Hauptziel besteht darin, sowohl die kurzfristigen, als auch die langfristigen Adaptionen des Organismus an das Krafttraining zu optimieren (Fleck, 2011). Nach Eifler (2016) ist vor allem das Verhaltnis zwischen Trainingsinten- sitat und dem Trainingsvolumen eine primare Charakteristik, die periodisierte Trai- ningsmodelle auszeichnet (S1.). Um das neuromuskulare System maximal anzupassen, ist es wichtig, die genannten Parameter, Volumen und Intensitat, zu variieren. Auch wenn es bisher im Krafttraining noch keine Ubereinstimmung fur das „perfekte“ Trai- ningsprogramm gibt, sind sich die meisten Experten in dem Punkt einig, dass eine Art der Periodisierung Zentraler Teil der Trainingsplanung sein sollte (Reah, Ball, Phillips, & Burkett, 2002).

3.2 Darstellungen bzw. Beschreibungen zur Blockperiodisierung

Um mit der Limitierung umzugehen, dass es nicht moglich ist, sich immer auf dem kor- perlich hochsten Leistungsniveau zu befinden, wurde die sogenannte „Blockperiodisie- rung“ oder auch „lineare Periodisierung“ entwickelt. Die Grundidee dieser Periodisie- rungsmethode besteht darin, das Training in Trainingszyklen zu unterteilen, in denen sich auf eine minimale Anzahl an Trainingszielen bzw. Anpassungen, z.B. im Krafttrai­ning Hypertrophie, Kraftausdauer etc. fokussiert wird (Issurin, 2010). Hierzu wird der Krafttrainingsplan in einzelne Perioden eingeteilt. Makrozyklen (9-12 Monate), Meso- zyklen (3-4 Monate) und Mikrozyklen (1-4 Wochen) bei welchen fortlaufend die Trai- ningsintensitaten gesteigert werden, wahrend man das Trainingsvolumen reduziert. Dies kann entweder innerhalb oder zwischen den Zyklen erfolgen (Reah, Ball, Phillips, & Burkett, 2002). Das Blockperiodisierungsmodell stammt aus dem Hochleistungssport und ist darauf konzipiert, den Athleten bestmoglich auf die Wettkampfphase vorberei- ten. Die Blockperiodisierung kann fur unterschiedliche Wettkampfsportarten angewen­det werden. Grundprinzip ist, dass es drei Block-Zyklen gibt, welche aufeinanderfol- gend dann zum Wettkampf hinfuhren. Am Wettkampftag ist dann das Ziel, den Sportler in optimaler Verfassung und eine bestmogliche Kombination aus Resteffekten der vor- herigen Mesozyklen zu gewahrleisten (Issurin & Shkliar, 2002, S.43-45).

Als Nachteile dieser Periodisierungsform fuhrt Poliquin (1988) folgende auf:

- Durch die kontinuierlich steigenden Intensitaten und den dadurch steigenden Stress auf den Korper, kann die Zeit fur Regeneration zu kurz kommen.
- Die in den ersten Monaten erreichte Hypertrophie der Muskulatur kann nur schwierig in den spateren Perioden mit funf oder weniger Wiederholungen auf- recht erhalten werden, da das Volumen eine wichtige Voraussetzung fur das Muskelwachstum ist.

Tabelle 1 zeigt ein Beispiel einer moglichen Strukturierung der Blockperiodisierung. Zu erkennen ist, dass die Mesozyklen hier auf eine Dauer von 4 Wochen festgelegt wurden und nach jedem vollendeten Mesozyklus die ausgefuhrten Wiederholungszahlen redu- zieren, die Intensitaten nach oben angepasst werden und sich das gesamte Volumen uber den Verlauf des Makrozyklus verringert. Wahrend am Anfang insgesamt 50 Wie­derholungen mit einer Intensitat von 75% ausgefuhrt werden, sind es am Ende insge­samt nur noch 6 Wiederholungen, allerdings mit einer Intensitat von 95%.

Tab. 1.: Typische lineare Steigerung der Intensitat im Krafttraining (modifiziert nach Poliquin, 1988)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 stellt die Werte von Volumen und Intensitat aus der Tabelle von Poliquin grafisch dar. Hier ist nochmal deutlich zu erkennen, dass sich das Trainingsvolumen immer weiter reduziert, wahrend sich die Trainingsintensitat erhoht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Grafische Darstellung des Verhaltnisses aus Volumen und Intensitat bei einer Blockperiodisierung (eigene Darstellung)

3.3 Darstellungen bzw. Beschreibungen zur wellenformigen Periodisierung

Die „wellenformige Periodisierung“ oder auch „nicht-lineare Periodisierung“ ist eine weitaus weniger angewandte Periodisierungsmethode im Krafttraining. Typisch hierfur ist eine haufigere Veranderung von Volumen und Intensitat. Hierbei ist die tagliche wel- lenformige Periodisierung die am meisten angewandte Form. Die ausgefuhrten Wieder- holungszahlen und Satzzahlen verandern sich somit bei jeder aufeinanderfolgenden Trainingseinheit. Eine der einfachsten Strukturierungen hierbei ist es, drei verschiedene Belastungszonen, wie z. B. 4-6, 8-10 und 12-15, zu wahlen und diese dann bei drei wo- chentlichen Trainingseinheiten einer zuzuweisen. Ebenso gibt es Protokolle der Wellen- periodisierung bei denen nur alle ein bis zwei Wochen Anpassungen an Volumen und Intensitat vorgenommen werden (Fleck, 2011, S. 1-2). Laut Poliquin (1988) mussen die Trainingsintensitaten regelmaBig variiert bzw. progressiv erhoht werden, um eine Adap­tion des neuromuskularen Systems langfristig zu gewahrleisten, da sich der Korper sehr schnell an die Belastung des Trainings gewohnt.

Tabelle 2 beschreibt ein Beispiel der wellenformigen Periodisierung. Es lasst sich er- kennen, dass die Zyklen wesentlich kurzer sind, als bei der oben gezeigten Blockperio­disierung und somit die Frequenz der Belastungsanderung hoher ist. Zwar lasst sich erkennen, dass auch hier die Intensitat im Laufe der Trainingsplanung steigt, allerdings nicht kontinuierlich, sondern es folgt hier immer auf eine Phase mit hoher Intensitat und wenig Volumen eine Phase mit geringer Intensitat und hoherem Volumen und anders herum. Dadurch entsteht eine wellenformige Anordnung, die der Periodisierung ihren Namen gibt.

Tab. 2: Wechselnde Phasen im Krafttraining (modifiziert nach Poliquin, 1988)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 stellt das Verhaltnis aus Volumen und Intensitat nach der zweiten Tabelle von Poliquin dar. Hier wird deutlich, woher der Name der Wellenperiodisierung kommt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Grafische Darstellung des Verhaltnisses aus Volumen und Intensitat bei einer Wellenperiodisie- rung (eigene Darstellung)

3.4 Darstellung des aktuellen Forschungsstandes im Hinblick auf Vergleiche zwischen Blockperiodisierung und Wellenformiger Periodisierung

Eine wichtige Frage, die sich ergibt ist, bei welchem der beiden Periodisierungsmodelle sich groBere Effekte erzielen lassen, um die maximalen Erfolge aus der Trainingspla- nung zu ziehen. Es gibt bereits einige Studien, welche die Unterschiede zwischen linea- rer und wellenformiger Periodisierung vergleichen, doch wie Eifler (2016, S.1) be- schreibt, gibt es noch sehr wenig evidenzbasierte Daten daruber, welche Belastungs- schemata im Fitnesskraftsport die besten Ergebnisse bringen. Eine Studie von Rhea, Ball, Phillips und Burkett aus dem Jahre 2002 untersuchte insgesamt 20 junge Manner im Alter von 21±2,3 Jahren, indem er die Personen in eine Gruppe (n=10) mit linearer Periodisierung (LP) und eine andere Gruppe (n=10) mit wellenformiger Periodisierung mit taglich wechselnder Belastung (DUP) einteilte. Das Training umfasste je drei Satze Bankdrucken und Beinpresse, dreimal pro Woche, uber eine Gesamtdauer von 12 Wo- chen. Die LP Gruppe fuhrte in den ersten 4 Wochen Satze mit ihrem 8RM, in den Wo- chen 5-8 mit ihrem 6RM und in den Wochen 9-12 mit ihrem 4RM aus. Die DUP Grup­pe variierte ihre Trainingsintensitaten taglich. Sie fuhrten montags die Ubungen mit ihrem 8RM, mittwochs mit ihrem 6RM und freitags mit ihrem 4RM aus. Verglichen wurden die Kraftwerte zu drei Zeitpunkten, T1, T2 und T3, je am Anfang, in der Mitte und am Ende der 12 Wochen. Uber den Zeitraum von T1 zu T3 konnten beide Gruppen sowohl bei Beinpresse als auch beim Bankdrucken eine signifikante Kraftsteigerung der 1RM-Werte aufweisen. Die LP Gruppe steigerte ihre Kraft um 14,37% beim Bankdru­cken und um 25,61% bei der Beinpresse. Die DUP Gruppe steigerte im selben Zeitraum ihre Kraft beim Bankdrucken um 28,78% und bei der Beinpresse um 55,78%. Damit erreichte der Unterschied der Kraftzuwachse bei der Beinpresse sowohl fur den Zeit­raum von T1 zu T2, als auch in dem Zeitraum von T1 zu T3 statistische Signifikanz. Der Unterschied der Zuwachse beim Bankdrucken und die Unterschiede von Korper- komposition und Umfange erreichte allerdings keine statistische Signifikanz. Dies war die erste Studie, welche die Unterschiede zwischen der Blockperiodisierung und der Wellenperiodisierung in Bezug auf Kraftzuwachse untersucht hat (Reah, Ball, Phillips, & Burkett, 2002).

Tab. 3: Trainingsprogramm (3 Einheiten pro Woche).* (modifiziert nach Rhea, Ball, Phillips & Burkett, 2002, S.252)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 4: Kraftmessungen uber den Zeitraum und absolute Kraftzuwachse.f (modifiziert nach Rhea, Ball, Phillips & Burkett, 2002, S.253)

Eine weitere Studie, durchgeführt von Prestes et. al. aus dem Jahr 2009 untersuchte die Effekte der Blockperiodisierung und der Wellenperiodisierung in Hinblick auf die Ma-ximalkraft und die Körperkomposition. Hierbei wurden insgesamt 40 Männer im Alter von 21.5±8,3 Jahren und mindestens einem Jahr Trainingserfahrung getestet. Die Pro-banden wurden in eine LP (n = 20) und eine DUP (n = 20) Gruppe eingeteilt. Die Ma-ximalkraftwerte (RM) wurden zu Beginn (T1), nach 8 Wochen (T2) und nach 12 Wochen (T3) an einer 45°-Beinpresse, beim Bankdrucken und beim stehenden Bizepscurl gemessen. Die Korperkomposition wurde mittels einer Hautfaltenmessung mit einer Kaliperzange herausgefunden. In der Studie trainierten die Probanden beider Gruppen viermal pro Woche nach einem 2-er Split, der hauptsachlich aus Ubungen mit freien Gewichten und am Kabelzug bestand. Tabelle 5 stellt die Ubungsauswahl des Trai- ningsprogrammes fur beide Gruppen dar. Die Mikrozyklen beider Gruppen dauerten eine Woche, wobei die LP Gruppe in der ersten Woche die Wiederholungen mit ihrem 12 RM ausfuhrten. In den darauf folgenden Mikrozyklen wurde dann die Intensitat er- hoht, d.h. die Wiederholungszahl je um zwei reduziert, bis sie in der vierten Woche mit dem 6 RM trainierten. Danach wiederholte sich dieses Schema, bis die 12 Wochen vo- ruber waren. Die DUP Gruppe trainierte hingegen in Woche 1,3,5,7,9 und 11 an Tag 1 und 2 jeweils mit dem 12 RM und an Tag 3 und 4 mit dem 10 RM. In Woche 2,4,6,8,10 und 12 trainierten sie an Tag 1 und 2 mit dem 8 RM und an Tag 3 und 4 mit dem 6 RM. Somit hatte die DUP Gruppe in jeder Woche zwei unterschiedliche Intensitaten zu be- werkstelligen. Tabelle 6 stellt das Trainingsprogramm beider Gruppen dar. Zusatzlich fuhrten beide Gruppen an 2 der Trainingstage 3-4 Satze Crunches mit 20-30 Wiederho­lungen pro Satz aus. Das durchschnittliche Volumen und die durchschnittliche Intensitat waren bei beiden Gruppen gleich.

An der Korperkomposition konnte nach dem zwolfwochigen Trainingsprogramm keine statistisch signifikanten Unterschiede gemessen werden. Bei den drei gemessenen Kraftubungen, Bankdrucken, Beinpresse und dem Bizepscurl konnte bei beiden Grup­pen eine signifikante Steigerung von T1 nach T3 festgestellt werden. Bei Bankdrucken steigerte sich die LP Gruppe um 18,2% und die DUP Gruppe um 25,08%. Bei der Bein­presse konnte die LP Gruppe eine Maximalkraftsteigerung von 24,71% verzeichnen, wahren auch hier die DUP Gruppe mehr, namlich um 40,61%, zulegte. Die Steigerung beim Bizepscurl der LP Gruppe betrug 14,15%, die der DUP Gruppe 23,53%. Obwohl die Verbesserungen der DUP Gruppe bei allen Ubungen hoher waren, erreichten die Unterschiede der Gruppen von T1 nach T3 keine statistische Relevanz.

Tab. 5: Ubungsauswahl und Trainingsabfolge wahrend der 12 Wochen fur die LP und DUP Gruppe .*f (modifiziert nach Prestes et. al., 2009)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 6: Krafttrainingsprogramm fur die LP und DUP Gruppen (4 Einheiten pro Woche).* (modifiziert

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Frohlich (2010) folgert zusammenfassend zu den beiden Periodisierungsmodellen, dass sie zu ahnlichen Effekten fuhren und damit gleichwertige Alternativen fur ein effektives Krafttraining darstellen (S.48). Dies gilt sowohl fur trainierte als auch untrainierte Man­ner und Frauen verschiedener Altersgruppen (Frohlich, 2010, S.48). Im Sinne eine fit- nessorientierten Krafttraining scheint es damit zunachst nicht entscheidend zu sein, welches der beiden Periodisierungsmodelle angewendet wird, wenn das Ziel der Kraft- steigerung verfolgt werden soll. Wenn neben dem Fitnesskrafttraining allerding noch weitere Mannschaftssportarten oder Individualsportarten praktiziert werden, bei denen es nicht um Leistungssport geht, scheint die wellenformige Periodisierung, durch ihren weniger auf die Vorbereitung zu Wettkampftagen spezialisierte Charakteristik, hier in der Praxis mehr Vorteile mit sich zu bringen (Haff, 2004).

3.5 Darstellung des aktuellen Forschungsstandes im Hinblick auf die Unterschiede zwischen periodisierten und nicht-periodisierten Programmen

Frohlich (2010) beschreibt, dass bereits einige empirische Primarstudien, Ubersichtsbei- trage und Metaanalysen zum Thema der Krafttrainingsforschung nachweisen konnen, dass eine Periodisierung, also eine systematische Methodenvariation nicht nur den Er- holungsverlauf zwischen Belastungsreizen verbessern kann, sondern auch Leistungss- tagnationen in Form von Plateaus vermieden und langfristig groBere Kraftzuwachse erzielt werden konnen. AuBerdem kann durch die Periodisierung Ubertrainingszustan- den vorgebeugt werden und die Regeneration verschiedener am Krafttraining beteiligter Systeme wird gefordert (S.46). In einer Metaanalyse von Rhea und Alderman (2004) wird dargestellt, dass periodisiertes Krafttraining im Vergleich zu nicht-periodisiertem Krafttraining zu groBeren Kraftzuwachsen fuhrt. Diese begrunden sich damit, dass mit einem periodisierten Trainingsplan groBere Volumina und Intensitaten bewerkstelligt werden konnen, ohne ins Ubertraining zu kommen. Aber auch wenn Gesamtvolumen und Intensitat gleich gehalten werden, zeigt das periodisierte Programm Vorteile (S. 416).

3.6 Exkurs: Kundenbindung im Fitnessstudio durch Trainingsperiodisierung

Der Fitnessmarkt ist immer weiter am Wachsen. 2016 konnten insgesamt 10,1 Millio- nen Mitgliedschaften in 8684 Fitnessanlagen in Deutschland verzeichnet werden (Deloitte, 2017). Analysiert man den Schwerpunkt strategischer MaBnahmen vieler Fit- nessstudios, erkennt man, dass dieser auf der Neugewinnung von Mitgliedern liegt. Die Beschrankung auf den Abschluss des Vertrages und eine unzureichende Kundenbetreu- ung fuhrt zu starken Fluktuationsraten (Heinze, Rommelt & Daunmann, 2011, S.2). Finanziell kann ein Fitnessstudio davon profitieren, den Fokus starker auf die Bindung von Bestandskunden zu lenken, da die Neukundenakquise ein Vielfaches der Ressour- cen verbraucht, die fur die Kundenbindung benotigt werden (Bechler, 2015). Ein wich- tiger Faktor bei der Zufriedenheit der Mitglieder ist die Erstellung einer zielfuhrenden und individuellen Trainingsplanung. Auf die direkte Frage nach den Kundigungsgrun- den, gaben 60% der Aussteiger an, dass ihnen das Training keinen SpaB mehr mache und etwa jeder funfte nannte das Ausbleiben von Trainingserfolgen als ausschlaggeben- den Faktor (Brehm & Eberhardt, 1995, S. 181). Bei der Konzeption des Trainingsplanes fur den Kunden, darf auf keinen Fall der wirtschaftliche Druck, der auf dem Fitnessstu­dio lastet, die Qualitatsmerkmale beeinflussen. Besonders fur eine langfristige Trai- ningsbetreuung bietet sich eine Periodisierung des Trainingsprogrammes an (Heinze, Rommelt & Daunmann, S.52). Da sich die Trainingsplanung mittels Periodisierung als eindeutig wirksamer erwiesen hat, als nicht periodisierte Programme, kann dies als ef- fektives Mittel eingesetzt werden, unabhangig davon, welches der beiden in der vorlie- genden Studie dargestellten Periodisierungsmodelle dem Kunden zur Verfugung gestellt wird. Wenn durch eine Umgestaltung und eine langfristige Planung mehr Kunden ihre Trainingsziele erreichen kann das zum einen nicht nur die Fluktuationsquote senken, sondern auch daruber hinaus zu einer aktiven Empfehlung der Mitglieder fuhren. Daher sollten die Trainer eines Fitnessstudios auf jeden Fall die Periodisierung der Trainings­planung einbeziehen und zumindest es dem Kunden in gemeinsamer Absprache in Er- wagung ziehen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 62 Seiten

Details

Titel
Kurzfristige Effekte zweier Periodisierungsmodelle im Fitnesskrafttraining
Untertitel
Führen sie zu signifikanten Leistungssteigerungen?
Hochschule
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH
Note
1,1
Autor
Jahr
2018
Seiten
62
Katalognummer
V456032
ISBN (eBook)
9783668948273
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Krafttraining, Periodisierung, Blockperiodisierung, Wellenperiodisierung, Lineare Periodisierung, Nicht-Lineare Periodisierung, Fitnesskrafttraining, Muskelaufbau, Maximalkraft, Körperfett, ILB-Methode, Intensität, Volumen
Arbeit zitieren
Jan Kaczmarek (Autor:in), 2018, Kurzfristige Effekte zweier Periodisierungsmodelle im Fitnesskrafttraining, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456032

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