In dem Aufsatz „Zur Geschichtlichkeit des Liebesbriefs. Eine dissonante Dokumentation aus dem Jahre 1930“ beschäftigt sich Anke Bennholdt-Thomsen mit der Bedeutung des Briefes nach dem Aufkommen neuer Kommunikationsmedien (Telegramm, Telefon) zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Da zahlreiche Briefwechsel in dieser Zeit belegen, dass der Brief entgegen anderer Behauptungen nicht verdrängt wurde, „muß ihm“ - so Bennholdt-Thomsen - „im Rahmen der menschlichen Kommunikationsformen ein neuer Stellenwert zugekommen sein, der seinen Inhalt und seine Form betrifft.“ Ihre Untersuchung gründet auf einer Reihe von Liebesbriefen, die am 25. Dezember 1930 im „Berliner Tageblatt“ veröffentlicht wurden. Die Redaktion hatte einige deutsche Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu dem Beweis aufgefordert, dass die Fähigkeit zum Schreiben von Briefen, insbesondere von Liebesbriefen, noch vorhanden ist. Dass die Redaktion mit dem Ergebnis zwar zufrieden, aber davon überrascht gewesen ist, kommt laut Bennholdt-Thomsen durch ihre Einschätzung der Briefe als „zeitgenössisch“ zum Ausdruck. Aus dieser Reaktion schließt sie, dass die Redaktion die Briefe als Abweichung vom herkömmlichen Liebesbrief wahrgenommen hat, denn erwartet wurde offensichtlich der klassische Werbungsbrief, in dem die Liebesgefühle der Liebenden ausgedrückt werden. Der Frage nach dem Charakter des Kriteriums „zeitgenössisch“ sowie der Frage nach dem Wandel der Liebe und des Liebesbriefes geht Bennholdt-Thomsen in ihrer Analyse der eingeschickten Briefe von Joe Lederer, Robert Walser, Marieluise Fleißer, Robert Musil, Manfred Hausmann, Joachim Ringelnatz, Erich Kästner und Ilse Faber nach.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Phasen der Beziehung und des Briefwechsels
- Liebeskonzept
- Trennung und Distanzierung
- Endgültiger Bruch
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der Funktion des Briefwechsels für die Liebesbeziehung von Marieluise Fleißer und Hellmut Draws-Tychsen. Sie analysiert, wie die schriftliche Kommunikation in einer konfliktreichen Beziehung zum Ausdruck von Gefühlen, zur Bewältigung von Distanz und zum Umgang mit Differenzen genutzt wurde.
- Analyse der Phasen der Beziehung und des Briefwechsels
- Untersuchung von Fleißers Liebeskonzept
- Bedeutung der räumlichen Trennung für die Liebe
- Einfluss des Briefwechsels auf das Scheitern der Liebesbeziehung
- Vergleich mit Bennholdt-Thomsens Analyse von Liebesbriefen im „Berliner Tageblatt“
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Bezug zu Anke Bennholdt-Thomsens Aufsatz „Zur Geschichtlichkeit des Liebesbriefs“ her und erläutert die Bedeutung des Briefes als Kommunikationsmedium im frühen 20. Jahrhundert. Die Arbeit untersucht den Briefwechsel von Marieluise Fleißer und Hellmut Draws-Tychsen, um Bennholdt-Thomsens Thesen über die Funktion von Liebesbriefen zu überprüfen.
Phasen der Beziehung und des Briefwechsels
Dieses Kapitel beschreibt die unterschiedlichen Phasen der Beziehung zwischen Fleißer und Draws-Tychsen und untersucht die Entwicklung des Briefwechsels im Kontext dieser Phasen. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Beziehung als ein Prozess, der von Konflikten, Distanz und schlussendlich Trennung geprägt ist.
Liebeskonzept
Hier wird Fleißers Liebesauffassung in ihrem Briefwechsel mit Draws-Tychsen analysiert. Es werden die in den Briefen zum Ausdruck kommenden Werte, Haltungen und Erwartungen an die Liebe untersucht.
Trennung und Distanzierung
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Auswirkungen der räumlichen Trennung auf die Beziehung von Fleißer und Draws-Tychsen. Es analysiert, wie die Briefe als Mittel der Kommunikation und emotionalen Bewältigung der Distanz genutzt wurden.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit den Themen Liebesbeziehung, Briefwechsel, Konflikte, Distanz, Trennung, Liebeskonzept, Marieluise Fleißer, Hellmut Draws-Tychsen, Bennholdt-Thomsen, „Berliner Tageblatt“. Die Arbeit analysiert die Funktion des Briefes als Kommunikationsmedium in einer konfliktreichen Beziehung und setzt die Ergebnisse in Bezug zu aktuellen Forschungsergebnissen zum Liebesbrief.
- Quote paper
- Janine Dahlweid (Author), 2004, Konflikte in Briefen - Die Funktion des Briefwechsels für die Liebesbeziehung Marieluise Fleißers mit Hellmut Draws-Tychsen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45629