Das zentrale Thema der hier zusammengetragenen Vorlesungsstunde ist die Sexualität von Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren. Am Ende der Stunde soll den Studierenden deutlich werden, wie man mit pubertierenden Schülerinnen und Schülern über Sexualität sprechen kann.
Jungen haben mehr Verkehrsunfälle, gehen seltener zum Arzt und sind bei Suizidversuchen eher erfolgreich. Männliche Peers definieren sich über Feedback ob man cool ist. Die Männlichkeit wird hier herausgearbeitet. Mädchen hingegen haben ein höheres Körperbesorgnis, gehen häufiger zum Arzt und ihre Suizidversuche scheitern häufiger als bei Jungs. Ihr Verhalten ist intrinsisch motiviert (nach innen getragen). Ihre Peer ist selten hierarchisch, es wird sich mehr kommunikativ geeinigt, keine gibt den Ton an.
Es großen Problem beim Unterrichtsthema Sexualität ist, dass Lehrende und Schülerinnen und Schüler miteinander nicht über Sex sprechen. Es wird wohl kaum ein Lehrer seine Schülerin fragen, wie der Sex mit ihrem Freund gestern war und andersherum ebenfalls nicht. Das Thema ist tabu und mit einem großen Schamgefühl verbunden.
Der Gastvortrag ist die letzte Vorlesungsstunde zu dem Block „Wer sind die SchülerInnen der Sekundarstufe I? – Zum Verhältnis von Schule und Jugend.“ Das zentrale Thema der Vorlesungsstunde ist die Sexualität von Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren. Am Ende der Stunde soll den Studierenden deutlich werden, wie man mit pubertierenden SuS über Sexualität sprechen kann.
Jungen in der Pubertät
Jungen haben mehr Verkehrsunfälle, gehen seltener zum Arzt und sind bei Suizidversuchen eher erfolgreich. Männliche Peers definieren sich über Feedback ob man cool ist. Die Männlichkeit wird hier herausgearbeitet. Das Bild von einem „angemessenen Jungen“ differiert je nach sozialem Milieu. Besonders abweichend zum Verhalten von Mädchen ist, dass bei Jungs alles externalisiert (nach außen getragen) wird. Jungen sind viel mehr auf den Straßen unterwegs als bei den Eltern und orientieren sich an sichtbarer Körperlichkeit. Beispielsweise gehen Jungen anders in die Bahn hinein. Mit großen Schritten und beim Sitzen nehmen sie gerne zwei Plätze ein indem sie ihren Arm über das Rückenteil lehnen oder so breitbeinig sitzen, dass niemand neben ihnen Platz nehmen kann. Ein weiteres zu beobachtendes Phänomen, welches man als „typisch Jungs“ bezeichnen kann, ist das Spucken auf den Boden. Dies ist ein sozialisatorischer Effekt, der äußerst selten bei Mädchen beobachtet wird. Bei Konflikten kommunizieren Jungs nach außen geleitet. Sie schicken ihrem Gegenüber eher Du-Botschaften „Du kotzt mich an.“ Und sprechen nicht über die Gefühle, die das Verhalten bei ihnen auslöst. Bezogen auf sportliche Aktivitäten gelten durch Sport entstandene Narben oder Wunden als nicht so schlimm, da sie als Beweis dafür stehen, dass sie ihre Männlichkeit behaupten konnten. Die Farbe pink ist weiblich konnotiert und wird deswegen vollkommen abgelehent, genauso wie der Reitsport, der ebenfalls weiblich konnotiert ist. Geht ein Junge dieser Sportart nach, muss er dies vor seiner Peer sinnvoll begründen können, um mich seine Männlichkeit zu verlieren. Jungs hinterfragen das Story-Telling nicht, sie glauben ihren Kumpels die Geschichten, die sie ihnen erzählen. Dabei geht es im Speziellen um Geschichten bezüglich ihres Sexuallebens. Zentral ist bei Jungs die Quantität von Sex nicht die Qualität der Beziehung. Wer viel Sex mit verschiedenen Frauen hat wird als besonders reif und männlich angesehen. Jungengruppen sind hierarchisch organisiert (1-2 Führer), die dem Rest der Gruppe sagen, was sie an Unternehmungen durchführen möchten. Bezogen auf den Unterrichts ist störendes Verhalten von Jungs lauter und räumlicher und fällt deswegen häufiger auf. Interessant ist ein Vergleich der Zeitschrift Men´s Health mit der Freundin. Die Men´s Health ist auf Potenz ausgelegt (Welches Sex Toy gefällt ihr wirklich?) und rückt unter der Rubrik „Love“ das Ausleben der Sexualität des Mannes im optimalen Maße in den Vordergrund.
Mädchen in der Pubertät
Mädchen haben ein höheres Körperbesorgnis, gehen häufiger zum Arzt und ihre Suizidversuche scheitern häufiger als bei Jungs. Ihr Verhalten ist intrinsisch motiviert (nach innen getragen). Ihre Peer ist selten hierarchisch, es wird sich mehr kommunikativ geeinigt, keine gibt den Ton an. Die Mädchengruppe ist die wichtigste Sozialisationsgruppe und nimmt einen höheren Stellenwert ein, als die Peer bei Jungs. Wenn man Teil des Geheimnisses innerhalb der Peer ist, fühlt man sich wohl, bemerkt man dass dies nicht so ist, ist das für Mädchen sehr schlimm. Bemerkt ein Mädchen, dass ihre Peer vor ihr Geheimnisse hat, zweifelt sie an sich selbst und fühlt sich ausgeschlossen. In einer intakten Peer wird häufig miteinander gelacht, da Mädchen eine höhere Kommunikationskompetenz besitzen. Das Lachen ist Zeichen der Verbundenheit, kann aber auch als Form des dissens/auslachens dienen, was bei den Mädchen zu einer emotionalen Krise führen kann. Bezogen auf den Unterricht stören Mädchen eher subtil durch Zettelchen schreiben. Ihr Attraktivitätsgefühl hängt mit dem was ihre Freundinnen zu ihrem Look sagen zusammen. Mädchen lieben es mit der besten Freundin zu shoppen, Jungs weniger. Gänzlich konträr ist das Sexualbild im Vergleich Jungen-Mädchen: Mädchen werden viel in die Richtung einer monogamen Beziehung getrimmt. Das bedeutet sie haben wenige Partner, eine intime/nahe Beziehung und die Qualität der Beziehung steht im Zentrum. Wenn Mädchen sich wie Jungs verhalten (zB abstürzen, One Night Stands haben) wird das mit „die war betrunken“ abgetan und Entschuldigungen gesucht, um ihr vom Mädchenbild abweichendes Verhalten zu erklären. Der Vergleich zwischen der Men´s Health mit der Zeitung Freundin, zeigt das Frauenzeitschriften auf Gefühle ausgelegt sind (Betrügt er mich? Welches Sternzeichen sollte man dieses Jahr nicht daten?)
Mädchen ohne Migrationshintergrund zwischen 14 und 17 haben den meisten Sex. Dies entspricht nicht dem Stereotyp, da man glauben mag, dass eher Jungs früher und häufiger sexuell aktiv sind. Dies ist Teil ihres Story-Tellings. Jungs behaupten viele Sexualpartnerinnen zu haben und die Peer hinterfragt dies nicht. Dabei sieht die Wahrheit ganz anders aus. Die Mädchen ohne Migrationshintergrund haben meist ältere Freunde, wodurch sie schneller zu sexuellen Handlungen neigen., Mädchen mit Migrationshintergrund haben den wenigsten Sex.
Allgemeine Daten zur Sexualität
Seit 2000 - 2005 haben Jugendliche später Sex, als in den Vorjahren. Die Vergleichsjahre umfassen 1980-2014. Das Erstes Mal ist mittlerweile kein überraschendes Ereignis mehr. Zwischen 2000 und 2008 war der Sex kaum noch überraschend. Lediglich einer von fünf Jungs hatte ein ungeplantes Erstes Mal. Positiv zu bemerken ist, dass der Trend dazu, dass beide verhüten steigt. Ausgenommen sind hier lediglich Jungs mit Migrationshintergrund.
Sehr wichtige Werte in einer Beziehung sind für Mädchen und Jungs quantitativ identisch. Sie schätzen Vertrauen, gutes Verstehen miteinander und Respekt auf Platz 1-3. Dies bezieht sich auf Jugendlich im Alter von 13-17 Jahren.
Die Grafik zeigt auch, dass das Schamgefühl in den letzten Jahren wieder zurückkommt. Man redet weniger über Sex, Jungs ziehen 2 Sporthosen übereinander an, um zwei Beispiel zu nennen. Dies begründet sich durch die Pornoindustrie. Alle scheinen dadurch bereits alles Wichtige zu wissen. Die Jugendlichen kennen sich mit Stellungen aus, aber nicht mit Liebe geben und empfangen.
Sexualität in der Schule
Schulische Sexualerziehung aus Sicht der Jugendlichen wurde anhand eines Beispielausschnitts einer Simpsons-Folge vorgestellt. Dort sollen die SuS sich einen Film über Aufklärung ansehen, deren Akteure keine Menschen, sondern zwei Hasen waren. Ihre Reaktion war Langeweile und Ekel. Eine Befragung der SuS zeigt, dass sie die schulische Sexualaufklärung mangelhaft vorbereitet finden und sie sich nicht an der Lebensrealität der SuS orientiert. Kurzum: In der Schule werden keine Inhalte vermittelt, die die SuS interessieren. Die SuS bevorzugen eine Aufklärung durch die Mutter oder einen Arzt, die Lehrperson taucht erst als 5. Person auf. Warum? Biologische Themen stehen in der Schule im Vordergrund, emotionale Themen im Hintergrund. Genau Letzteres interessiert aber die SuS. Jugendliche wollen wissen, wie sie Geschlechtskrankheiten erkennen oder an wen sie sich bei einer Schwangerschaft wenden können. Das gemeinsame Fazit der Vorlesung lautet: Es existiert eine riesen Kluft zwischen dem, was LuL anbieten und dem, was SuS wissen wollen
Sexualität im Unterricht
Es großen Problem beim Unterrichtsthema Sexualität ist, dass LuL und SuS miteinander nicht über Sex sprechen. Es wird wohl kaum ein Lehrer seine Schülerin fragen, wie der Sex mit ihrem Freund gestern war und andersherum ebenfalls nicht. Das Thema ist tabu und mit einem großen Schamgefühl verbunden.
Seit 2007 gilt der Topos: Jugendliche wissen gar nicht mehr was Liebe ist. Dies ist nicht allgemeingültig, sondern ein Extrembeispiel. Welches durch Medien wie den „Stern“ verbreitet wurde. Es entspricht jedoch nicht der Realität. Negativ zu bewerten ist lediglich, dass Köln nur eine von 5 Hochschulen ist, die überhaupt Seminare zum Thema Sexualität anbieten. Deswegen findet die Thematik nur schwer Einzug in die deutschen Klassenzimmer.
Herausforderungen und Ausblick
Es gibt 4 Herausforderungen, der sich die Lehrkraft stellen muss:
1. Selbstwahrnehmung LuL (Bin ich Lehrer oder bester Freund?)
2. Anerkennung der Jugendlichen (Wissen die jugendlichen gar nichts über Sex?)
3. Möglichkeiten der Themenabsprache
4. Gezeigte Absicht der Unterrichtsreihe
Auf Wunsch des Kurses gehen wir im Weiteren kurz auf die Selbstwarnehmung und die Möglichkeiten der Themenabsprache ein. Die Selbstwahrnehmung in geschlechtshomogenen Unterricht wird am Beispiel der Lehrerin Vera kurz erklärt.
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- Quote paper
- Alina Willkomm (Author), 2019, Sexualität im Jugendalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456449